2. Liga: 1. FC Nürnberg – Ein ,,neuer Fall Escobar”?
Beim 1. FC Nürnberg eskalieren die Dinge schon vor dem Heimspiel in der 2. Liga gegen Hannover 96 (0:3). Auf Aufklebern lesen sich rund um das Max-Morlock-Stadion Mord-Drohungen gegen die beiden ,,Club”-Spieler Lukas Mühl und Hanno Behrens.
Der 1. FC Nürnberg hängt tief drin. Der 9-malige deutsche Fußballmeister liegt in der 2. Liga mit 29 Zählern nur 4 Punkte vor dem Absteigs-Relegationsplatz.
Das 0:3 am Freitagabend gegen den Mit-Absteiger Hannover 96, der mit 19 Punkten als Auswärtsmacht fungiert, und ein weiteres, ungeheuerliches Vorkommnis vor dem Spiel im Max-Morlock-Stadion versetzen den ,,Club” in Schockstarre.
Was ist passiert? Rund um das nach dem Weltmeister von 1954 benannte Nürnberger Stadion haben Unbekannte rund 50 Aufkleber verteilt.
Ihre Aufschrift ist nicht brisant, sondern ungeheuerlich. Doch der Reihe nach.Vor dem Anpfiff sieht am Freitagabend in Nürnberg alles nach einem ,,normalen” Zweitliga-Spiel zweier früherer Bundesligisten aus.
Der ,,Club” gegen den ,,HSV für Arme”, man hat in Nürnberg sicher schon mehr Spaß beim Fußball gehabt.
An Freude ist an diesem Freitag nicht zu denken. Die Mannschaft von Trainer Jens Keller (49) verliert die Partie gegen die Hannoveraner sang- und klanglos mit 0:3 (0:2) durch Tore von Timo Hübers (18.), Linton Maina (27.) und Henrik Weydant (90.).
Zuvor gibt es bereits den unfassbaren Vorfall. Unbekannte verteilen vor dem Stadion Aufkleber mit konkreten Mord-Drohungen gegen 2 ,,Club”-Spieler. Es sind Kapitän Hanno Behrens (29) und der gegen Hannover nicht im Kader stehende Lukas Mühl (23). Kapitän Behrens ist seit 2015 beim FCN und hat seitdem 168 Pflichspiele absolviert. Lukas Mühl spielt seit seiner Jugend für den fränkischen Traditionsklub.Auf dem Plakat, das auch BILD vorliegt und in der Samstagausgabe des Boulevardblattes thematisiert wird, schlägt beiden Spielern der blanke Hass entgegen.
,,Wann trennt man sich endlich von solchen Anti-Fußballern, welche auch noch ihren eigenen Verein an andere Ex-Vereine verkaufen, wenn die genug bezahlen (…) Muss es erst ein 2. Fall Escobar geben?”
Eine ziemlich üble Anspielung auf den 1994 während der Weltmeisterschaft in den USA nach einem Eigentor gegen die Gastgeber (1:2) erschossenen Kolumbianer Andrés Escobar. Er wird vor einer Bar regelrecht hingerichtet.
Der 1. FC Nürnberg hat Strafanzeige erstattet. Die Aufkleber sind rund um das Stadion und das Trainingsgelände befestigt worden. ,,Wir verurteilen diese widerliche und geschmacklose Aktion auf Schärfste und werden alles dafür tun, die Verursacher zur Rechenschaft zu ziehen”, sagt FCN-Sportvorstand Robert Palikuca (41) am Freitag. ,,Das war keine Aktion aus dem Bauch heraus, sondern von langer Hand geplant”, vermutet indes FCN-Coach Jens Keller, ,,das finde ich bedenklich und sehr, sehr traurig.”