Die Saarbrücker jubeln in Völklingen – und das im Schein einer mobilen Flutlichtanlage.
Zeitgemäß ist im äußersten Südwesten nämlich nur noch der Jubel: Das an die isländischen EM-Himmelsstürmer von 2016 erinnernde, gemeinsame Klatschen nach dem Spiel vor der Fankurve. Kölle hört ein ,,Huh”!
Das Ludwigsparkstadion reiht sich nämlich in die Reihe ,,Peinliche Bauprojekte in Deutschland” ein und ist damit in prominenter Gesellschaft mit ,,Stuttgart21 oder BER, dem sicher bald fertig gestellten Berliner Flughafen… Wie der Saarländische Rundfunk am Dienstag berichtet, gibt es eine weitere Kostensteigerung auf mittlerweile 41 Millionen Euro – 3 Millionen Euro mehr als bislang geplant. Zudem ist die Stadt nicht mehr sicher, ob der Zeitplan noch eingehalten werden kann. ,,Wir befinden uns derzeit in einer kritischen Phase”, sage der neue Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt. Auch der anvisierte Termin der Fertigstellung (Sommer 2020) wackelt: ,Der aktuelle Zeitplan gilt nicht mehr als gesichert, er wird derzeit auf Basis des Baufortschrittes überarbeitet und fortgeschrieben.” Klingt nach einem saarländischen Bierfass ohne Boden. Die neuerliche Preissteigerung ist eine von vielen im Verlauf des Umbaus. Bei der Vorstellung der ersten Pläne 2013 ist man noch bei Gesamtkosten von etwa 16 Millionen Euro.
Die Saarbrücker müssen also vorerst weiter in Völklingen ihre Pokal-Parties feiern, denn als Viertligist genießen sie auch im Achtelfinale Heimrecht. Die Torschützen beim 3:2 (0:0) gegen Köln heißen Christopher Schorch, Gillian Jurcher und Tobias Jänicke. Warum wir das eigens erwähnen? Das Trio steht seit Dienstag in der Galerie der ganz Großen beim FCS. Für den Klub aus der saarländischen Landeshauptstadt spielen auch Andreas Brehme, Werner Lorant, Felix Magath, Michael Preetz, Eric Wynalda, Wolfram Wuttke und Anthony Yeboah. Auf der Bank sitzen Granden wie Otto Rehhagel, Hans Tilkowski, Klaus ,,Schlappi” Schlappner oder Klaus ,,Toppi” Toppmöller. Der aktuelle FCS-Trainer Dirk Lottner ist seit 2016 im Amt und damit länger als jeder andere Coach der ,,Molschder” (Hochdeutsch: Malstatter), wie der Verein im Saarbrücker Slang genannt wird. Einer aber schlägt sie alle: Uwe ,,Klima” Klimaschewski (80). Der Exzentriker führt den FCS 1983 nach 2 Jahren in der Amateur-Oberliga Südwest in den bezahlten Fußball zurück. ,,Klima” gilt dank seiner Sprüche und seiner bizarren Methoden – in Homburg lässt er einmal den Platzwart am Pfosten festbinden – als Legende. ,,Michael Blättel hat sich im Bett verletzt, wie er das gemacht hat, weiß ich nicht”, rätselt der Lockenkopf einmal. 1984/85 ist Klimaschefski Macher von Saarbrückens größter Pokal-Sensation: 3:0 im Viertelfinale im Elfmeterschießen (2:2 n. V. / Erstes Spiel: 0:0 n. V.) gegen den amtierenden Deutschen Meister VfB Stuttgart. Klimaschefski nach dem Spiel: ,,Wir haben den Stuttgartern mal gezeigt, dass wir nicht in Gummistiefeln spielen.”