FC Bayern: Kovac weg – Jetzt dreht sich das Nachfolger-Karussell
Alles auf Anfang beim FC Bayern München. Wie im Frühjahr 2018 wird die Diskussion um den neuen Coach der Münchner traditionell öffentlich geführt. Und das mit einigen sehr exotischen Kandidaten…
Niko Kovac (48) ist seit Sonntagabend nicht mehr Trainer des FC Bayern München. Weltmeister und Ex-Bayernprofi Hansi Flick übernimmt vorerst interimsmäßig.
Es ist das erste Mal in der Geschichte der Fußball-Bundesliga, dass der FC Bayern München als erster Klub in einer Saison den Trainer entlässt. Selbst die gefährdeten Kandidaten Achim Beierlorzer beim 1. FC Köln oder Sandro Schwarz beim FSV Mainz 05 können sich länger im Sattel halten als der ,,Double”-Trainer von 2019. Dass Schwarz nach der 0:8-Rekordpleite der Mainzer in Leipzig im Amt bleibt, und Kovac gehen muss, darf man eigentlich keinem erzählen…
,,Es hatte sich natürlich angedeutet, dass die Situation immer schwieriger wird“, sagt Oliver Bierhoff am Rande eines DFB-Medienworkshops in Berlin gegenüber der Tageszeitung DIE WELT. Überrascht ist der DFB-Direktor dennoch: ,,Ich habe nicht direkt in dem Moment mit der Entscheidung gerechnet. Aber wahrscheinlich haben sich alle Beteiligten dann doch ehrlich in die Augen geschaut und keinen Weg mehr gesehen. Das muss man so akzeptieren.“
Am Sonntag spekulieren verschiedene Medien, dass Kovac erst im Falle einer Niederlage im Topspiel gegen Borussia Dortmund am kommenden Wochenende zur Disposition gestanden hätte. Nun sitzt am Mittwoch gegen Olympiakos Piräus in der Champions League Hansi Flick auf der Bayern-Bank.„Jetzt drücke ich dem Hansi erst mal die Daumen und wünsche ihm die Kraft“, sagt Bierhoff und sieht die Bayern mit Flick in guter Position.
„Ich weiß, er ist ein loyaler und guter Mann. Das ist gut für Bayern München, dass sie ihn jetzt haben”, so Oliver Bierhoff am Sonntag, ,,und dann haben sie auch nicht ganz den Druck, morgen direkt einen neuen präsentieren zu müssen.“
Morgen vielleicht nicht, aber eines ist nach dem Kovac-Intermezzo klar: Der nächste Schuss muss sitzen! Die Bayern-Verantwortlichen haben sich mit dem Umgang mit Niko Kovac nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Weder haben sie seine Anforderungen an neues Personal erfüllt noch haben sie zu irgendeinem Zeitpunkt ein klares Bekenntnis zur Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Profi gegeben, der für Hertha BSC, Hamburg, Bayer Leverkusen, die Bayern und RB Salzburg gespielt hat.
Die Frage, die seit Sonntagabend, möglicherweise aber schon hinter verschlossenen Türen seit Wochen in München diskutiert wird: Wer wird Nachfolger?Eine mögliche Variante bei der Kovac-Nachfolge beim FC Bayern München wäre eine ,,interne” Lösung.
Diese sähe so aus, dass man mit Hans-Dieter Flick (54) interimsweise und mindestens bis zum Saisonende weiter arbeiten würde oder gar eine Doppelspitze mit Flick, 2000 bis 2005 Cheftrainer beim späteren Bundesligisten 1899 Hoffenheim, und Ex-Bayernstürmer Miroslav Klose. Der Weltmeister von 2014 trainiert die U17 der Münchner. Ebenfalls eine Lösung mit Charme wäre die Verpflichtung von Erik ten Hag von Ajax Amsterdam. Der 49-Jährige hat von 2013 bis 2015 die U23-Mannschaft des FC Bayern München trainiert und im letzten Jahr Ajax bis ins Halbfinale der Champions League geführt. In beiden Gruppenspielen gegen die Bayern blieb ten Hag mit den Niederländern ungeschlagen. Aber: ten Hag hat in Amsterdam noch einen Vertrag bis 2022 ,,Wir wollen ten Hag bei einem konkreten Interesse nicht um jeden Preis halten”, lässt Ajax-Sportdirektor Marc Overmars bei FOX Sports allerdings die Tür für einen Wechsel zum deutschen Rekordmeister offen. Ten Hag in einem Kicker-Interview: ,,Wenn der FC Bayern anrufen sollte, schließe ich nichts aus“.
Ohne Job, aber mit einer üppigen Abfindung von Manchester United und viel Freizeit gesegnet ist José Mourinho. Der 56-jährige Portugiese ist zuletzt auch bei Borussia Dortmund eine Art Schattenmann für den nicht minder in der Kritik stehenden Lucien Favre (62). Im Sommer hat ,,The Special One” der italienischen Zeitung Gazzetta dello Sport verraten, dass er fleißig Deutsch lernt: ,,Es ist die einzige Sprache, die mir noch fehlt.” Nach wenig glücklichen Auftritten bei Manchester United und zuvor beim FC Chelsea gilt Mourinho alles andere als leicht vermittelbar – und leicht zu handeln war der Exzentriker ohnehin noch nie! Bliebe noch Massimiliano Allegri. Der Ex-Trainer von Juventus Turin wäre verfügbar, würde beim FC Bayern die Tradition italienischer Trainer mit Weltruf fortsetzen – nach Giovanni Trapattoni (1994/95 und 1996 bis 1998) und Carlo Ancelotti (2016/2017) wäre er der 3. Coach aus Italien auf der Bayern-Bank.
Deutsche Kandidaten? Außer Flick und Klose Fehlanzeige, oder? Jürgen Klopp und Thomas Tuchel sitzen beim FC Liverpool und Paris St.-Germain fest im Sattel, ebenso Julian Nagelsmann bei RB Leipzig. Einzig Ex-Leipzig-Coach Ralf Rangnick, inzwischen Head of Football bei Red Bull, wäre in der Verlosung. Ob er schwäbische ,,Fußball-Professor” mit seiner nicht immer umgänglichen Art allerdings in die Medienstadt München und zum FC Bayern als Klub passt, ist ungewiss. Rangnick hat – von Schalke 04 abgesehen – seine größten Erfolge mit Klubs, die ohne großen Medien-Rummel auskommen: RB Leipzig und 1899 Hoffenheim. Wer auch immer das Rennen macht, beim Sportwettenanbieter bwin gilt ten Hag als Favorit auf den Posten. Wer auf die Verpflichtung des Niederländers 10 Euro wettet, bekommt im Erfolgsfall 24 Euro zurück. Es folgen Allegri (35:10) und Mourinho (47,5:10). Rangnick ist mit 81,5:10 notiert, die gleiche Quote gibt es für ein abermaliges Comeback von Jupp Heynckes. Selbst Bundestrainer Joachim Löw werden mit einer Quote von 130:10 kleine Chancen eingeräumt.