Bundesliga-Profi fordert Helmpflicht für alle
,,Keine Experimente” – Dieser legendäre Slogan von Alt-Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer mag in der Fußball-Bundesliga für viele Klubs gelten, nicht jedoch für den SC Paderborn.
Die Ostwestfalen, nach einem denkwürdigen Durchmarsch von der 3. Liga wieder zurück in der deutschen Fußball-Eliteliga, haben in der Bundesliga schon so manches probiert. Verzicht auf Freitagsspiele um des Anwohner-Friedens willen, ungewollte Aufmerksamkeit beim Bundesliga-Bestechungsskandal 2004/2005, Stefan Effenberg als Trainer, langweilig wird es beim SCP nicht.
Nun kommt Paderborn-Profi Klaus Gjasula (29) mit der nächsten Innovation um die Ecke.
Der Mittelfeldspieler mit dem markanten Kopfschutz fordert in einem Interview mit dem Portal T-Online.de eine generelle Helmpflicht im Profifußball.Gjasula selbst trägt nach einer 2013 erlittenen Gesichtsverletzung einen Spezialschutz.
Dass es in der Vergangenheit vermehrt zu Zusammenstößen kam, bei denen Spieler am Kopf verletzt wurden, ist für den Paderborn-Profi das Haupt-Argument für seinen Vorschlag zu einer generellen Helmpflicht im Fußball.
,,Ich fände es sinnvoll, wenn alle Spieler einen Helm tragen würden. Das würde vielleicht auf dem Platz komisch aussehen, aber es wäre definitiv für die Gesundheit aller das Beste“, sagt der 2018 vom Halleschen FC nach Paderborn gewechselte Mittelfeldspieler bei t-online.de.
Folgen DFB und DFL diesem Vorschlag, wäre das eine weitere Innovation made in Paderborn. Die American-Footballisierung des Spiels, Bundesliga-Teams, die eher an eine römische Legion als an Sportler erinnern, Helm ab zur Gelben Karte oder eben auch nicht, kurzum: 11 Petr Cechs müsst Ihr sein! Von den zu erwartenden Erfolgen im Merchandising, etwa mit Helm und Trikot im Vorteils-Paket, mal ganz abgesehen…Spaß beiseite, ein Spieler hat den Helm im Weltfußball nach einer gefährlichen Verletzung populär gemacht.
Der legendäre tschechische Torhüter Petr Cech (inzwischen 37) vom FC Chelsea wird im Premier-League-Spiel gegen den FC Reading am 14. Oktober 2006 bereits nach 16 gespielten Sekunden bei einem Zusammenstoß mit seinem Gegenspieler Stephen Hunt schwer am Kopf verletzt. Der Keeper erleidet einen Schädelbasisbruch zu, wird noch am selben Tag operiert. Die Zuschauer an der Stamford Bridge halten in den dramatischen Minuten mit Cechs Verletzung den Atem an. 3 Monate später, im Januar 2007, steigt Cech wieder ins Mannschaftstraining ein und spielt seitdem mit einem 80 Gramm schweren Helm aus Kunststoff, ähnlich einem Rugby-Helm. Dieser wird bis zu seinem Karriere-Ende 2019 in Diensten des FC Arsenal sein Markenzeichen bleiben. Dass er zu Recht auf diesen Schutz setzt, zeigt sich 2008, als Cech bei Chelsea nach einer Gehirnerschütterung noch einmal 6 Wochen ausfällt.
„Der Helm gibt mir einfach das Gefühl, dass nichts passieren kann“, sagt Gjasula. Der Paderborner glaubt, dass die Kollegen in der Fußball-Bundesliga nur schwer vom Kopfschutz zu überzeugen sind, sofern sie noch keine Kopfverletzung hatten. „Wenn jemand nichts hat, denkt er: ‚Ist der bekloppt, dass der mir das empfiehlt? Ich bin doch gesund.‘”, erklärt der 29-Jährige, ,,der Mensch handelt erst dann, wenn es schon passiert ist, nicht davor. Jeder denkt ja: ‚Ach, mir passiert das nicht.‘ Und dann passiert es…”
Ästhetische Gesichtspunkte spielen für Gjasula keine Rolle. „Ich sehe lieber beim Fußball spielen ein bisschen komisch aus und bin dafür auch nach dem Fußball gesund. Das ist das Wichtigste für mich. Die Ästhetik ist vielleicht für viele ein Grund, warum sie keinen Helm tragen“, sagt der Paderborner. Studien aus der nordamerikanischen NFL stützten den Vorschlag von Gjasula. Die Universität Boston hat im Jahr 2015 eine Studie in der US-Profiliga NFL durchgeführt, welche die Gefahren für Profis durch wiederholte Gehirnerschütterungen bestätigt. Bei 96 Prozent der untersuchten Gehirne verstorbener NFL-Spieler wird damals schon eine chronisch traumatische Enzephalopathie (CTE) nachgewiesen.