Bundesliga: Was macht eigentlich René Adler?
Der frühere Nationaltorhüter René Adler ist beim 1. FSV Mainz 05 nach einer Knieverletzung zum Zuschauen verdammt. Im Vorlauf der Partie der Mainzer gegen Bayer 04 Leverkusen (1:5) brilliert er am Freitagabend als Analyst – wortgewaltig und fast so stark wie sonst nur Matthias Sammer.
Zu den großen Stärken im Format der Bundesliga-Übertragungen bei Eurosport am Freitagabend gehört die taktische Analyse von Matthias Sammer (51).
Der Europameister von 1996 nimmt kein Blatt vor den Mund, geht in die Details, ohne langweilig zu werden, spricht Fehler klar an. Aussagen wie „Der HSV sollte den Antrag stellen, künftig ohne Ball zu spielen“ oder „Ich kenne Thomas Doll seit vielen Jahren aus der Nationalmannschaft und habe mich heute während des Spiels gefragt: Warum tust du dir das an?“ am vergangenen Freitag bei der Partie Hannover 96 gegen RB Leipzig (0:3) haben Nachrichtenwert.
Dass der Münchner Sportsender vor den Spielen auch immer mit Studiogästen in der jeweiligen Arena aufwarten kann, ist ein zusätzliches Plus. Gestern Abend schaute der seit Monaten verletzte Mainzer Torhüter René Adler (34) im TV-Studio in der Opel Arena vorbei.Seine Mainzer haben am letzten Sonntag beim FC Augsburg (0:3) eine miserable Vorstellung abgeliefert.
Ein in allen Belangen schwacher, selbstzufriedener Auftritt der Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz (40), der den bereits eingefahrenen 27 Punkten und 12 Zählern Vorsprung auf den Relegationsplatz und den VfB Stuttgart geschuldet war.
Adler liefert dazu im Eurosport-Studio eine Erklärung ab, wie sie der ebenfalls anwesende Matthias Sammer wohl nicht besser hinkriegen würde. Ein Klartexter mit Adler-Auge!
„Man hat gesehen, dass wir nicht so gespielt haben, wie in der letzten Saison, als wir das Messer an der Kehle hatten“, erklärt der 12-malige deutsche Nationaltorhüter, „Augsburg hatte vor dem Spiel gegen uns das Messer an der Kehle – und genau so sind sie aufgetreten.“ So ähnlich spielen am Freitagabend auch die Leverkusener, die bei besserer Chancenverwertung durchaus noch näher an das 9:1 beim Spatzen-Schießen gegen den SSV Ulm aus dem Jahr 2000 herankommen konnten…René Adler hat sich am Rande des Bundesliga-Freitagsspiels aber auch zu seiner persönlichen Situation geäußert.
Seit Mai 2018 (!) hat der Keeper nach einer Knieverletzung kein Spiel mehr absolviert. Zuletzt haben ihn die Mainzer Fans am 28. April 2018, beim sensationell hohen 3:0-Heimerfolg gegen RB Leipzig gesehen. Ob und wann er wieder zwischen den Pfosten des einzigen rheinland-pfälzischen Bundesligaklubs steht, ist derzeit völlig offen.
„Es ist ein Leistungsprinzip. Wenn ich nicht mehr gut genug bin, dann sollen die anderen spielen – aber mit fairen Mitteln”, sagt Adler im Stadion-Talk bei Eurosport mit Jan Henkel und Matthias Sammer, „ich stamme noch aus einer anderen Generation und ich habe erlebt, dass mich die älteren Keeper wirklich am langen Arm haben verhungern lassen, wenn ich Fragen hatte.“
Das will Adler nicht. „Ich habe mir gesagt: Das will ich anders machen. Wenn die Jungen mal Fragen haben, dann will ich als Älterer auch mit Rat und Tat zur Seite stehen.“ Das ist wohl auch dringend nötig. Selbst, wenn Adler nicht mehr für die „Null-Fünfer“ auflaufen kann: Sein Rat wird gebraucht, seine Erfahrung im Abstiegskampf mit Mainz, aber auch zuvor mit dem HSV, ist unglaublich wertvoll für das Team. Denn: Mit dem 21-jährigen Schlussmann Florian Müller kassiert Mainz gegen hoch überlegene Leverkusener 5 Gegentore.