Ziemlich beste Feinde – Lothar Matthäus sieht Klinsmann als ,,Trainer ohne Perspektive”
Willkommen bei den nicht mehr Vermittelbaren! Lothar Matthäus ätzt nach dem Rückzug von Jürgen Klinsmann (55) als Coach bei Hertha BSC und sieht seinen Erzrivalen als ,,Trainer ohne Perspektive”. Sagt einer, der selbst in der Bundesliga als schwer vermittelbar gilt. Ein anderer Ex-Coach trauert Klinsmann nach…
Am 31. Mai 1997 drischt Bayern-Stürmer Jürgen Klinsmann (32) den Ball in der 42. Minute am Mönchengladbacher Bökelberg mit einer derartigen Wucht ins Tor, als sei es das Ziel dieses Spiels, die Netze zu zerreißen.
Der Schwabe rüttelt anschließend am Tornetz, als wäre er GS-Sicherheitsprüfer für das Torgestänge. Ein Tor in einem sportlich bedeutungslosen Spiel – der FC Bayern steht seit dem 33. Spieltag als Deutscher Meister fest – und dann so ein überschwänglicher Jubel?
Was die 34.500 Zuschauer in Mönchengladbach und Millionen an den TV-Bildschirmen nicht wissen: Mit seinem 15. Saisontreffer hat Jürgen Klinsmann seinem teaminternen Erzrivalen die Tour vermasselt.
Lothar Matthäus, Intimfeind von Jürgen Klinsmann beim FC Bayern München und in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, hat 10.000 Mark, umgerechnet 5.000 Euro, gegen Bayern-Macher Uli Hoeneß gesetzt. Matthäus wettet, dass Klinsmann keine 15 Tore in dieser für die Bayern mit Happy End ausgestatteten Bundesliga-Saison erzielt – und liegt falsch.Die Rivalität der beiden Platzhirsche, die 1990 in Rom zusammen Weltmeister werden und 1991 mit Inter Mailand den UEFA-Cup holen, gilt als legendär.
Am Dienstag lebt sie neu auf. Jürgen Klinsmann hat via Facebook und ohne Rücksprache mit den Hertha-Verantwortlichen seinen Job als Trainer des Berliner Bundesligisten hingeworfen (LigaLIVE berichtete).
Und das nach gerade mal 76 Tagen. Von allen Hertha-Trainern, die 5-mal oder mehr in einem Pflichtspiel auf dem Schleudersitz im Olympiastadion Platz nehmen durften, ist nur Michael Skibbe (47 Tage, November 2011 bis Februar 2012) kürzer im Amt als der Welt- und Europameister Jürgen Klinsmann.
Nach dem grandios verwachsten Engagement als Trainer des FC Bayern München 2008/2009 endet auch die 2. Anstellung von Klinsmann in der Bundesliga mit einer Enttäuschung. Gut, Lothar Matthäus ist jetzt als Bundesliga auch nicht so leicht zu vermitteln, doch wie es scheint, ist er sehr um die Trainer-Zukunft seines ziemlich besten Feindes in der Bundesliga besorgt…Aus Lothars Sicht ist ,,der Name Klinsmann” bei deutschen Klubs wahrscheinlich eine Schublade tiefer gerutscht.”
Der Rekord-Nationalspieler sieht klar: ,,Jürgen ist konsequent, das war er schon immer, und das hat er jetzt wieder mal gezeigt. Er ist ein Machtmensch, der immer um alles oder nichts spielt, das hat er mal wieder gezeigt.”
Dass Investor Lars Windhorst, als dessen Abgesandter Klinsmann nun wieder im Aufsichtsgremium sitzt, der “BILD-Zeitung steckt, dass er ,,am Montag von dem Entschluss erfahren” habe, macht die Sache so richtig pikant. Damit hatte der Investor einen deutlichen Informationsvorsprung vor den anderen Hertha-Verantwortlichen, die von Klinsmanns Rücktritt überrumpelt werden und am Dienstag wie die Deppen da stehen (was bei Hertha BSC per se eigentlich nicht schwer ist…)
Klinsmann und vor allem Hertha-Manager Michael Preetz haben anscheinend unterschiedliche Ansichten zur Zukunft der ,,alten Dame”. Immer wieder wird offenbar, dass es zwei Denkrichtungen im Klub gibt. Zwar schließt sich Preetz den visionären Hoffnungen einer baldigen Zukunft in Europapokal und später Champions League an, betont aber stets, dass es auch seine Aufgabe sei, mal ,,auf der Bremse” zu stehen. Das fand Jürgen Klinsmann offenbar nicht gut. Wie Klinsmann nach seinem Rückzug vom Spielfeldrand nun seine Funktion als Aufpasser von Preetz & Co. im Dienste von Geldgeber Windhorst ausüben wird, bleibt ebenso spannend wie die Frage, wer sein Nachfolger wird. Der ehemalige Frankfurt- und Bayern-Trainer Niko Kovac (48), Ex-Profi von Hertha BSC, hat den Berlinern am Dienstag bereits abgesagt. Das Modell ,,Schwäbisch-kalifornischer Optimismus” hat Klinsmann auf die deutsche und auf die US-amerikanische Fußball-Nationalmannschaft übertragen können. Das war aber vor 13 bzw. vor 9 Jahren – und inzwischen ist es die Zeit von Motivations- und Mentalitätsgurus wie Jürgen Klopp, Thomas Tuchel oder Julian Nagelsmann. Dass es nicht funktioniert hat, bedauert auch der Coach, der Hertha 1998/99 zum größten Erfolg seiner jüngeren Bundesliga-Historie geführt hat (Platz 3 und Champions-League-Teilnahme). Jürgen Röber am Dienstag: ,,Ich dachte, er ist von den USA rübergekommen nach Berlin, weil er weiß, dass da was bei der Hertha dahintersteckt. Ich finde das total schade. Hertha und Klinsmann, das passte irgendwie. Das, was er sagte, löste in Berlin einen kleinen Hype aus. Da geht jetzt die Post ab, dachte ich.” Dachten Sie…