Champions-League-Finals: Von diesen Zahlen träumt die Bundesliga!
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Tottenham Hotspur verliert englisches Champions-League-Finale gegen den FC Liverpool mit 0:2 (0:1)
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10-Jahres-Bilanz: Schlechtes Zeugnis für die Bundesliga in der Champions League
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England setzt sich weiter ab
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Der deutsche Fußball ist nur Achtelfinale
,,Unser Fußball-König von Europa”, so schreibt BILD am Montag über den Champions-League-Siegercoach Jürgen Klopp (51) vom FC Liverpool.
Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer (73) wünscht sich Klopp ,,sehnlichst” beim FC Bayern als Coach und drückt dabei neben dem typischen deutschen Neid-Komplex vor allem eins aus: Die Bundesliga hat keine großen Trainer mehr!
Klopp jubelt jetzt mit Liverpool, vor 2 Wochen flog Pep Guardiola (48) als Doppel-Meister mit Manchester City auf den Armen seiner Spieler, Thomas Tuchel (45) hat mit Paris St.-Germain die französische Meisterschaft gewonnen und seinen Vertrag verlängert. ,,Klopp ist zu groß für die Bundesliga”, schreibt t-online-Sportchef Robert Hiersemann am Montag in einem Kommentar, ,,viele verschiedene Faktoren werden Liverpools Startrainer Kloppo davon abhalten, zurück in die deutsche Eliteklasse zu wechseln. Der 51-Jährige mauserte sich in den letzten Jahren zu einem Trainer von Weltformat. Starcoaches wie Pep Guardiola gratulierten Klopp am Samstag wie selbstverständlich direkt nach der Partie zum Champions-League-Erfolg. Auch deshalb kommen für einen Mann seines Formats in der Bundesliga längst nur noch 2 Vereine infrage: Der FC Bayern und mit einigen Abstrichen Borussia Dortmund. Doch den BVB trainierte er bereits und die Bayern passen nicht zu Klopp.”
Die Trainerfrage ist jedoch nicht nur die einzige Misere des deutschen Fußballs auf der internationalen Bühne. Klar, dass alle 3 deutschen Klubs – der FC Bayern gegen Liverpool, Dortmund gegen Final-Gegner Tottenham und Schalke 04 gegen Pep und Man.City – im Achtelfinale raus gingen, mag eine Momentaufnahme sein. Allerdings: Selbst ein Final-Erfolg hätte die miserable 10-Jahres-Bilanz der Bundesliga in der ,,Königsklasse” nicht wirklich aufpoliert.,,Die Bundesliga ist abgehängt”, schreibt Jörg Hobusch in SPORT BILD (aktuelle Ausgabe). Der Blick auf die Zahlen bestätigt diese Aussage.
Seit 2010 kommen die Bundesliga-Vereine gerade mal auf 4 Final-Teilnahmen, davon gehen allein 3 auf das Konto des Branchenriesen FC Bayern München (2010, 2012, 2013). Das ,,deutsche Finale” vor 6 Jahren mit den Münchnern und Borussia Dortmund in Wembley steht für die kurze Hochphase des deutschen Fußballs, die ein Jahr später in Rio mit dem 4. WM-Titel gekrönt wird. Das scheint inzwischen eine gefühlte Ewigkeit her zu sein.
Seit 2013 hat kein deutsches Team mehr das CL-Finale erreicht. Die Bayern, aber auch die Dortmunder (2014) scheitern in schöner Regelmäßigkeit an Europas Fußball-Macht Nummer 1, Spanien. Die Klubs aus ,,La Liga” machen 2014 und 2016 sogar im Madrider Stadt-Duell das Ding unter sich aus, seit 2009/2010 – die übrigen Spielzeiten seit Novellierung des Wettbewerbs 1992 nicht mitgerechnet – gewinnen die Spanier 6-mal die Champions League. Dazu kommen 6 weitere Triumphe in der Europa League im gleichen Zeitraum. Die englische Premier League, aufgepimpt mit 8 Milliarden Euro an TV-Geldern, hechelt trotz des Doppel-Erfolgs mit Liverpool und dem FC Chelsea arg hinterher: 5-mal stemmen englische Teams seit 2010 einen Europapokal, dabei 3-mal den UEFA-Cup.
Deutschland kommt zwar auf 4 Final-Teilnahmen, liegt aber mit dem einzigen Champions-League-Sieg – Bayern 2013 – gleichauf mit Portugal und Italien. Für die portugiesische Liga NOS holt der FC Porto 2011 im rein portugiesischen Duell mit dem SC Braga in Dublin die Europa League. Die italienische Serie A steht mit Inter Mailand 2010 in der Champions League noch einmal ganz oben.Die deutschen Klubs begründen das mitunter frühe ,,Aus” im Europapokal stets mit den ,,besseren finanziellen Möglichkeiten” der Konkurrenz oder mit der Mehrfach-Belastung.
Ein schönes Alibi. Die spanischen oder die italienischen Klubs haben schon immer bessere finanzielle Rahmenbedingungen als die grundanständige Bundesliga. Dennoch haben Borussia Dortmund 1997 oder vor langer Zeit auch der Hamburger SV (1983) im Meister-Finale den italienischen Primus Juventus Turin bezwungen.
Und wie steht es mit der so gern genommenen ,,Mehrfach-Belastung”? Können wir vergessen! Liverpool hat nicht nur das CL-Finale erreicht, sondern auch bis zum letzten Spieltag (38 Partien) um den Premier-League-Titel gespielt! Final-Gegner Tottenham hat sich in der Liga mit Rang 4 die direkte Champions-League-Teilnahme gesichert. Der FC Chelsea und der FC Arsenal, die den englischen Final-Erfolg im europäischen ,,Unterhaus” komplett machen, erspielen sich in der Premier League die Plätze 3 und 5.
,,Sie erreichen also Ziele, die so mancher Klubverantwortlicher in der Bundesliga für unerreichbar erklärt hat”, schreibt Hobusch, ,wenn man parallel in der Liga und im Europacup Vollgas gibt. An den größeren finanziellen Möglichkeiten liegt es sicher nur begrenzt, eher an der Einstellung zu den Wettbewerben.” Wie das geht, hat in diesem Jahr der einzige deutsche Halbfinalist gezeigt: Eintracht Frankfurt. Die ,,Adler” haben auf ihrem Rundflug durch Europa ganz Fußball-Deutschland mitgenommen und wie kein anderer BL-Klub zuvor diesen Wettbewerb mit Leben gefüllt. Die deutsche Final-Misere – seit der Umbenennung des UEFA-Cups 2009 in Europa League hat noch nie ein Bundesliga-Team im Endspiel gestanden – können auch die tapferen Hessen nicht beheben. Es sollte jedoch für Andere zumindest ein Ansporn sein…