Deutschland: Es fehlt ein Top-Mittelstürmer!
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat WM-Gastgeber Russland mit 3:0 (3:0) im Freundschaftsspiel am Donnerstag in Leipzig keine Chance gelassen. Die gute erste Halbzeit des entthronten Weltmeisters lässt hoffen. Das Grundproblem konnte sie jedoch nicht überdecken: Deutschland fehlt ein Top-Stürmer in der zentralen Position. Das berichtet die Zeitschrift SPORT BILD.
„45 Minuten der jungen Wilden reichen“, titelte Kicker.de am Freitag. Das erste Länderspieltor von Leroy Sané (8.) stellt am Donnerstag gegen eine harmlose „Sbornaja“ früh die Weichen auf Sieg. Mit Serge Gnabry (40.) trifft auch der 2., von Bundestrainer Joachim Löw aufgebotene Flügelstürmer.
Der aufgerückte Innenverteidiger Niklas Süle (15.) vom FC Bayern München steuert das wichtige 2:0 bei. So weit, so gut.
Die Stimmung in Leipzig bleibt weitgehend verhalten. „Fast wie ein Operettenpublikum“, mutmaßt RTL-Reporter Marco Hagemann. Vor dem so wichtigen Gruppenspiel in der Nations League gegen die Niederlande am Montag, wo es gilt, den Abstieg in die B-Gruppe Europas zu verhindern, kann die insgesamt solide Leistung gegen Russland eines nicht verbergen.Deutschland hat ein Problem auf der Mittelstürmerposition. Der aufgebotene Timo Werner (22) von RB Leipzig, einziger Spieler der Roten Bullen im DFB-Kader, müht sich gegen Russland zwar, bleibt aber ohne Torerfolg. Die Bilanz der deutschen Stürmer ist so schlecht wie seit 55 Jahren nicht mehr.„Es wäre wünschenswert, wenn wir diesen Topstürmer hätten, der in der Mitte alles vereint“, sinniert Bundestrainer Joachim Löw (58) bei der Pressekonferenz am Mittwoch in Leipzig.
„Cavani, Suarez, Lewandowski. Es gibt diese Stürmer, die nicht nur vorn auf die Bälle warten, die sämtliche Qualitäten mitbringen. Diesen Mittelstürmer von Weltklasse-Format haben wir gerade nicht. Deshalb müssen wir andere Lösungen finden“, sagte Löw.
Das hat der Weltmeistertrainer von 2014 gegen Russland mit variablem Flügelspiel getan. Die Grundproblematik bleibt. Bei der WM in Russland erzielt Deutschland in 3 Vorrunden-Partien nur 2 Treffer. Das historische Aus in der Gruppenphase ist schon allein deshalb beinahe logisch.Seit der Weltmeisterschaft stehen 6 Treffer in 5 Länderspielen zu Buche, davon allein 3 im Freundschaftsspiel vom Donnerstag gegen Russland. In der neu geschaffenen UEFA Nations League hat Deutschland nur einmal getroffen – und zwar in Person von Toni Kroos vom Elfmeterpunkt beim 1:2 gegen Frankreich in Paris.
In 11 Länderspielen im gesamten Kalenderjahr erzielt „Die Mannschaft“ nur 12 Tore. Alarmierend ist jedoch, dass in diesen Spielen nur ein einziges Tor von einem Mittelstürmer erzielt wird – Timo Werner trifft im enttäuschenden letzten WM-Test am 8. Juni 2018 gegen Saudi-Arabien (2:1). „Eine katastrophale Bilanz“, heißt es dazu am Mittwoch bei SPORT BILD.
Die schlechteste Tor-Ausbeute liefert die deutsche Fußball-Nationalmannschaft 1963. Im Jahr nach der enttäuschenden WM in Chile (Aus im Viertelfinale) gelingen Uwe Seeler und Co. nur 9 Tore – bei allerdings nur 4 absolvierten Länderspielen.
„Die Mannschaft“ kann die Bilanz nun im letzten Spiel gegen die Niederlande am Montag in Gelsenkirchen noch aufpolieren. Das Grundproblem wird aber auch 2019 ein Thema bleiben. Es fehlt ein klassischer Stoßstürmer. Timo Werner ist in der Nationalmannschaft nicht effektiv genug. Mario Gomez trat nach der verkorksten WM zurück. Die Sturm-Misere spiegelt sich auch in der Bundesliga wider. Unter den 20 besten Torschützen befinden sich nur 4 deutsche Spieler, darunter der gegen Russland nicht eingesetzte Dortmunder Marco Reus.