Hoeneß-Rückzug, Beckenbauer-Drama: Ära der 74er-Weltmeister ist zu Ende!

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Hoeneß-Rückzug, Beckenbauer-Drama: Ära der 74er-Weltmeister ist zu Ende!

Es ist keine leichte Woche für die Fans des FC Bayern München und für Nostalgiker im deutschen Fußballs gewesen. 

Bayern-Macher Uli Hoeneß (67) hat überraschend seinen Rückzug von allen Ämtern beim Deutschen Rekordmeister angekündigt. Zuvor hat Hoeneß 40 Jahre lang als Manager und Präsident des FC Bayern die Schlagzeilen bestimmt. Nun macht der Erfinder der ,,Abteilung Attacke” Schluss.

Zum Gesundheitszustand von Fußball-Legende Franz Beckenbauer (73) gibt es seit Donnerstag Meldungen, die Anlass zur Sorge geben. Jede Aufregung, so berichtet DER SPIEGEL – an den Entwicklungen rund um Beckenbauer in den letzten 4 Jahren nicht ganz schuldlos – soll für den ,,Kaiser” ,,lebensbedrohlich” sein. Der Weltmeister von 1974 und 1990 (als Teamchef) hat mehrere Eingriffe am Herzen und einen Augeninfarkt hinter sich. Zudem sei sein ,,Gedächtnis und sein Urteilsvermögen stark eingetrübt”, so die Ärzte Beckenbauers.

Auf der großen Fußballbühne hat sich Franz Beckenbauer nach Bekanntwerden der Korruptions-Vorwürfe bei der WM-Vergabe 2006, die sich gegen ihn und andere DFB-Funktionäre wie Wolfgang Niersbach richten, seit Ende 2016 zurückgezogen. Ein privater Schicksalsschlag ist am 31. Juli 2015 der Tod seines Sohnes Stephan Beckenbauer († 46). Nach Beckenbauer geht nun auch Hoeneß und damit ist klar: Die 74er-Weltmeister-Generation ist endgültig reif für die Fußball-Rente. Fans, die vor 1990 geboren sind, müssen sich final damit abfinden, dass die Helden ihrer Jugend nach 45 Jahren in Spitzenpositionen des deutschen Fußballs ausgedient haben. Leider. Denn ihr Wort hat Gewicht und ihre entspannte Sichtweise auf die Dinge im Fußball ist wohltuend. Nie ist der ,,Ja gut, sicherlich”-Faktor im deutschen Fußball höher als bei Beckenbauer und Co.Deutschlands Weltmeister von 1974 – am 7. Juli hat sich ihr Triumph von München zum 45. Mal gejährt.

Keine andere der 4 Weltmeister-Mannschaften des DFB hat die Geschicke des deutschen Fußballs so lange und so nachhaltig gelenkt wie die ,,Helden von München”.

Die braven ,,Helden von Bern” 1954 haben sich – wie Fritz Walter beim pfälzischen Fast-Bundesligisten SV Alsenborn – auch als Trainer versucht. Aber sie sind keine ,,Macher” wie Beckenbauer, Hoeneß oder Netzer. Jobs als Zeitungskolumnisten, Co-Kommentatoren oder Manager gibt es in ihrer Ära, lange vor Einführung der Bundesliga, noch nicht oder kaum. Die Weltmeister von 1990, die ,,Recken von Rom”, agieren außerhalb des Platzes und nach der aktiven Karriere- mit den wenigen Ausnahmen Jürgen Klinsmann, Stefan Reuter und Rudi Völler – sagen wir mal… unglücklich. Die Weltmeister von Rio 2014 sind fast alle noch mittendrin statt nur dabei.

Nicht so die 74er. Sie haben auch außerhalb des Rasens Riesen-Erfolge des deutschen Fußballs möglich gemacht. Günter Netzer (wird im September 75) hat als Manager den Hamburger SV zwischen 1978 und 1986 zur Nummer 1 in Europa gemacht. Danach ist er von 1998 bis 2010 als ARD-Experte der Klartexter des deutschen Fußballs.Netzer, neben Franz Beckenbauer der erste Popstar des deutschen Fußballs, spielt den Doppelpass mit den Medien ebenso gekonnt wie der ,,Kaiser” selbst.

Kaum eine namhafte Zeitung, seit 1984 heißt es u. a. ,,Franz schreibt in BILD”, kein großer TV-Sender, der sich nach Beckenbauers Karriere-Ende 1983 in Hamburg nicht der kaiserlichen Expertisen bedient hätte. Beckenbauer ist omnipräsent, beim neuen Pay-TV-Kanal premiere, im öffentlich-biederen ZDF, beim Champions-League-Sender RTL etc. Sein Münchner Team-Kollege Paul Breitner gibt als Kolumnist und Experte bei SAT 1 den Chefkritiker des deutschen Fußballs. 2018 hat es zwischen dem FC Bayern und Breitner ein Zerwürfnis gegeben.

Die erste Amtshandlung des neuen Bundestrainers Jürgen Klinsmann ist es 2004, ,,Bundes-Torwarttrainer” Sepp Maier gegen Andreas Köpke auszutauschen. Der Neue hat Kungelei zwischen der ,,Katze von Anzing” und Bayern-Keeper Oliver Kahn, den Klinsmann ebenfalls entmachtet, gewittert. Maier, im Februar 75 geworden, lebt inzwischen zurückgezogen.

Direkt vom Fußball-Rummel hat sich nach Karriere-Ende 1981 Hans-Georg Schwarzenbeck verabschiedet. Der beinharte Ex-Verteidiger betreibt bis zur 2008 ein Schreibwarengeschäft in München. Gerd Müller, der ,,Bomber der Nation”, ist nicht für ein Trainer-oder Funktionärsamt geschaffen. Der ruhige Jürgen Grabowski, der an seinem 30. Geburtstag am 7. Juli 1974 Weltmeister wird, mag auch nach der Karriere die 2. Reihe, tritt als Zeitungskolumnist und Markenbotschafter der Frankfurter Eintracht auf – aber nie als Trainer oder Meinungsmacher. Sein Frankfurter Teamkollege Bernd Hölzenbein (,,Holz”) macht sich ab 1994 als Vizepräsident und später als Manager der Eintracht nicht nur Freunde – und lebt heute als Privatier in Gravenbruch, einem Stadtteil von Neu-Isenburg. Wolfgang Overath hat von 2004 bis 2011 als Präsident die Geschicke seines Herzensklubs 1. FC Köln gelenkt. Der Gladbacher Berti Vogts (72), als Bundestrainer 1996 Europameister ist nach mehreren Jobs als Coach, u. a. in Schottland, Nigeria und Aserbaidschan, inzwischen als Berater für den US-Fußballverband tätig. Sein damaliger Teamkollege Rainer Bonhof gehört als Vize-Präsident noch der Führungsriege von Borussia Mönchengladbach an. Der Vorlagengeber zu Gerd Müllers 2:1-Siegtor ist ja immerhin auch der jüngste der 11 Helden von 1974…


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