Nostalgie als Stimmungsaufheller: Die Erfolgsjahre der Nationalelf im EM-Turnier

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Nostalgie als Stimmungsaufheller: Die Erfolgsjahre der Nationalelf im EM-Turnier

Die Erfolgsjahre der Nationalelf im EM-Turnier. Drei Mal wurde Deutschland Europameister – bei den Europameisterschaften 1972, 1980 und 1996.

Deutschland ist endgültig aus dem EM-Traum aufgewacht. Nach der Auftaktniederlage gegen Frankreich absolvierte die deutsche Nationalelf ein mitreißendes Turnierspiel gegen Portugal und rettete sich schließlich nach einem Unentschieden gegen Ungarn in die K.o-Phase der EM 2021.

Nach drei völlig verschiedenen Spielen beendete die Nationalelf das diesjährige EM-Turnier in einem frustrierendem Achtelfinale gegen England.

Nun schwirren Kritik und Enttäuschung in der Luft. Ein kurzer Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die deutsche EM-Geschichte reich an Turniererfolgen ist.Das frühe Ausscheiden zählt zu den Ausnahmefällen und sollte jeder Nation hier und da verziehen werden.

Als Stimmungsaufheller sind hier die drei erfolgreichsten Europameisterschaften der Nationalmannschaft im Überblick.Nach dem überraschenden Pokalsieg in der Weltmeisterschaft von 1954 überzeugte die deutsche Nationalmannschaft lange Jahre mit regelmäßigen Spitzenleistungen und ergatterte sich einen wohlverdienten Platz neben den erfolgreichsten Fußballmannschaften der Welt. Doch bis zu der EM 1972 in Belgien war das Team in Schwarz-Rot-Gold nicht in der Lage in großen Turnieren den Titel an sich zu reißen.

Der Durchbruch kam unter der Leitung des Bundestrainers Helmuth Schön, der seit 1964 langsam aber mit sicheren Schritten eine Mannschaft aufgebaut hatte, die Zuschauern – ob Sieg, Unentschieden oder Niederlage – hohe Spielkunst auf dem Rasen garantierte. 1972 wurde seine Arbeit schließlich mit einem reibungslosem Turnierverlauf belohnt. Top-Mannschaften wie England und Belgien wurden auf dem Weg zum Pokal spielerisch besiegt. Das Finale wurde zwischen Deutschland und der Sowjetunion ausgetragen.

Auch die russische Mannschaft hatte dem deutschen Kader kaum etwas entgegenzusetzen: Gerd Müllers erstes Tor kam bereits in der 27. Minute. Ihm folgte Herbert Wimmers unhaltbarer Flachschuss. Und schließlich sorgte Gerd Müller für den 3:0 -Endstand. Damit erspielte sich das deutsche Team zum ersten Mal den Europameisterschafstitel und unterstrich mit einer brillanten Leistung, dass es zu den Favoriten der WM 1974 zählte.

Das Turnier 1980: Horst Hrubesch trifft im Finale

Den nächsten EM-Pokal gewann Deutschland 1980 in Italien. Vor dem Turnierstart war der öffentliche Druck auf die Nationalelf immens. Die erfolgsverwöhnten Fans waren in der WM 1978 mit schlechtem Fußball überrascht worden und hofften auf eine Wiedergutmachung.

Gleichzeitig war der Bundestrainer Jupp Derwall zu teaminternen Umstrukturierungen gezwungen. Denn nur noch sieben Spieler des ehemaligen Kaders standen dem Coach zur Verfügung. Letztendlich entschied sich Derwall für eine Mischung aus erfahrenen und jungen Fußballern, welche im Verlauf des Turniers als Team zusammenwuchsen und die Qualifikationsrunde als Tabellenerster beendeten.

Das Finalspiel fand gegen Belgien statt und wurde zu einer wahren Zerreißprobe für die Nerven. Das erste Tor für Deutschland fiel bereits in der 10. Minute. Der Schütze war der Mittelstürmer Horst Hrubesch, der für das Turnier nach Klaus Fischers Verletzung lediglich nachnominiert worden war.

Danach entschied sich die deutsche Elf für ein dominantes und nervenaufreibendes Defensivspiel, welches in der zweiten Hälfte mit einem umstrittenen Elfmeter für die Belgier bestraft wurde. Retter des Titels wurde der unverhoffte EM-Held Hrubesch. Nach einer Ecke erzielte er per Kopf den Siegtreffer und verhalf Deutschland zum zweiten EM-Pokal.

Der Triumph von Wembley 1996

Den dritten EM-Titel holte sich Deutschland unter der Führung von Berti Vogts in England. Die Nationalelf beeindruckte während des ganzen Turniers mit hervorragender Teamarbeit und erzielte einen Sieg nach dem anderen. Highlight der EM war das Halbfinale zwischen den ewigen Fußballrivalen England und Deutschland. Die leidgeprüften englischen Fans, die ihrem Team ungeachtet der Ergebnisse zu jedem großem Turnier folgten, setzten große Hoffnungen in ihre Spieler. Zunächst fing alles gut an. Der Gastgeber köpfte sich bereits in der 3. Minute in Führung. Nach einer Viertelstunde kam jedoch der Ausgleich durch Stefan Kuntzs Tor, woraufhin die Zuschauer ein spektakuläres Hin- und Her ohne weitere Tore zu sehen bekamen. Erst durch das Elfmeterschießen konnte der Sieger ermittelt werden: Als Gareth Southgate, der jetzige Trainer Englands, verschoss, nominierte sich Deutschland für das Finale.

Das Endspiel fand im legendären Wembley-Stadion gegen Tschechien statt. Vor dem Spielstart galt Deutschland als eindeutiger Favorit, musste jedoch mit Verletzungen und Gelbsperren fertigwerden. Die Sorgen waren angebracht. In der ersten Hälfte wurden die Fans mit einer kargen Partie konfrontiert. In der zweiten Hälfte folgte dann der Führungstreffer für Tschechien. Mann des Spiels wurde schließlich Oliver Bierhoff, der 20. Minuten vor Schluss eingewechselt wurde. Er sollte als Joker nach dem frustrierenden 0:1 für die Tschechen Leben ins Spiel bringen. Vogts Plan ging auf. Wenige Minuten später köpfte Bierhoff das 1:1 und trug das Spiel in die Verlängerung. Sein zweites Tor brachte dann den endgültigen Sieg und den dritten EM-Pokal für Deutschland.

Die kurze Reise in der deutschen Fußballgeschichte zeigt, dass die Mannschaft in Rot-Schwarz-Gold zu den erfolgreichsten Teams der EM gehört. Drei EM-Titel in den Jahren 1972, 1980 und 1996 unterstreichen diese Tatsache. Auch wenn das diesjährige Turnier enttäuschend für die Fans verlaufen ist, können die zukünftigen Europameisterschaften deshalb mit Optimismus herbeigesehnt werden. Denn ein Comeback für Deutschland ist jedes Mal mit drin. Hansi Flick, FC Bayerns ehemaliger Erfolgstrainer und Joachim Löws endgültiger Nachfolger, wird mit Sicherheit die notwendigen Umstrukturierungen diesbezüglich so früh wie möglich einleiten.


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