FC Barcelona: Jordi Cruyff – Im Namen des Vaters
In dieser Woche hat der große FC Barcelona das Stadion seines B-Teams nach einem seiner legendärsten Spieler benannt: Johan Cruyff (1947 – 2016). Zudem enthüllt ,,Barca” am Dienstag ein Denkmal zu Ehren des niederländischen Fußball-Königs vor dem Estadio Camp Nou.
Anlässlich dieser großen Ehrungen für seinen Vater erzählt Cruyffs Sohn Jordi (45) bei BBC Sport über das alles andere als gewöhnliche Fußballer-Leben mit dem großen Namen.
Für den einstigen Ziehsohn von Johan Cruyff beim FC Barcelona, Pep Guardiola (48), hat Jordi Cruyff nur lobende Worte.
Der legendäre Holländer Johan Cruyff gilt als Entdecker und Mentor des Pep und stellt, wie der spanische Sportjournalist Guillem Balagué (50) 2013 in seinem SPIEGEL-Bestseller Pep Guardiola – Die Biografie schreibt, nach Guardiolas Abschied von ,,Barca” (2001, zu Brescia Calcio) über Monate die Konversation mit dem Spanier ein…Pep Guardiola trainiert bei ,,Barca” insgesamt 6 Jahre unter der Regie von Johan Cruyff und holt bis 1996 u. a. den Europacup der Meister (1992). Seit 2016 managt der Katalane Manchester City.
Guardiola hat zuvor die Fußball-Philosophie des Johan Cruyff beim FC Barcelona und von 2013 bis 2016 beim FC Bayern München in Perfektion auf den Rasen gebracht.
,,In der Welt des Fußballs”, sagt Guardiola gegenüber Guillem Ballagué, ,,gibt es nur ein Geheimnis: Ich habe den Ball oder ich habe ihn nicht. Barcelona hat sich dafür entschieden, den Ball zu haben – wenn andere ihn nicht haben wollen, ist das allerdings legitim. Und wenn wir den Ball nicht haben, müssen wir ihn uns zurückholen, weil wir ihn brauchen.” Oder, wie es Cruyff selbst einmal vor einem legendären Europacup-Spiel in Kaiserslautern 1991 ausdrückt: ,,Wir haben die Ball – und die andere sollen aufpassen.”
Jordi Cruyff begegnet Pep Guardiola, der von seinem Vater Johan fußballerisch und taktisch wahrscheinlich mehr gelernt hat, als jeder andere ,,Barca”-Trainer, bis heute mit sehr großem Respekt. ,,Wenn du in der Lage bist, 3 verschiedenen Klubs in 3 großen Ligen deinen Stempel aufzudrücken, dann hast du es einfach”, sagt Jordi Cruyff über den Spanier, ,,Pep hat es! Er hat diesen Drive, er ist wahrscheinlich ein verrückter Workoholic, aber der Fußball steht nie still und du musst dich immer weiter entwickeln. Es braucht sehr viele Trainingsstunden, um etwas zu schaffen, was er kreiert hat.”
Anlässlich der Umbenennung Barcelonas Stadion für das B-Team hat Guillem Balagué für BBC Radio 5 Live in dieser Woche mit Jordi Cruyff auch über seinen Vater Johan gesprochen.
Der 45-Jährige, inzwischen Sportdirektor beim chinesischen Super-League-Klub Chongqing Lifan, und als Profi u. a. beim FC Barcelona, Manchester United, Celta de Vigo und Deportivo Alavés (CL-Finalist 2001 gegen Liverpool), hat auch unter Johan Cruyff in Barcelona trainiert.
,,Wenn du siehst, mit wie viel Emotion die Menschen über meinen Vater reden, dann siehst du, dass er ein besonderer Mann war”, sagt Cruyff junior über Cruyff senior. ,,Er kam in einer Zeit nach Barcelona, in der es politisch ziemlich schwierig war, er kam hier mit Goldkette und langen Haaren an, war ein Freigeist, er hat sich nicht über die Vergangenheit hier in Katalanien geschert”, beschreibt Cruyff in dem Radio-Interview mit Ballagué, ,,viele erinnern sich an seinen Mut und als Trainer wollte er jungen Spielern eine Chance geben.”
Eines der ersten Bilder von Jordi, benannt nach dem Nationalheiligen Katalaniens, und Johan Cruyff sieht man nach dem Triumph im Europapokal der Cupsieger 1989 in Bern. Mit 2:0 bezwingen die von Johan Cruyff trainierten ,,Barca”-Stars um Gary Lineker und Julio Salinas Sampdoria Genua. Der 15-jährige Jordi darf in der Kabine des legendären Wankdorf-Stadions (,,Keiner wankt”) den Pokal hochhalten. ,,Ich habe oft gelitten, wenn ich gegen meinen Vater im Garten Fußball gespielt habe”, hat Cruyff II selten eine Chance gegen Cruyff I, ,,mein Vater hat zwar die Schule geschmissen und er hatte außer Fußball nie einen Plan B, aber er hatte eine unglaubliche Stärke, die 99,9 Prozent aller Menschen nicht haben. Wenn er zu Hause war, konnte er komplett vom Fußball abschalten. Er hat nie negative Stimmen von dem, was er beim Fußballe erlebt hat, mit nach Hause gebracht. Aber er konnte in Gegenwart von Anderen auch sehr fordernd, autoritär und laut sein.”