FC Bayern gegen SC Paderborn: Vor 5 Jahren stieg das schrägste Spitzenspiel der Bundesliga!
Rückblick: Vor 5 Jahren stieg mit der Partie FC Bayern München gegen SC Paderborn das schrägste Spitzenspiel der Bundesliga.
,,Definition: Fahrstuhlmannschaft”, so sieht das Bundesliga-Spezial von bpa Media im Sommer 2019 den SC Paderborn, ,3. So in etwa lassen sich die vergangenen 5 Jahre im nordrhein-westfälischen Paderborn zusammenfassen.”
Dazwischen steht man noch kurz auf Platz 1 in der Fußball-Bundesliga. Am 23. September 2014 steigt in der Münchner Allianz Arena zur besten Oktoberfest- und zu noch besserer Sendezeit das vielleicht schrägste Spitzenspiel in der Liga-Historie.
Der FC Bayern München empfängt Aufsteiger und Spitzenreiter SC Paderborn. Die Münchner und der Neuling aus Ostwestfalen gehen am 5. Spieltag mit jeweils 8 Zählern Kopf an Kopf in diese Partie – Kein Fußball-Science-fiction, keine Fantasy-Disco, sondern Realität im WM-Jahr 2014.
,,Die Weltmeister-Liga spielt auch in Paderborn”, heißt es zum Saisonstart im Kicker-Sonderheft über einem Foto der nur 15.000 Zuschauern Platz bietenden Benteler Arena, wo Paderborn seine Heimspiele austrägt. Natürlich nicht freitags, wegen der hohen Lärmbelästigung.Aber: Eigentlich beginnt diese wundersame Geschichte schon 3 Tage zuvor.
Mit dem aus 82,3 Metern Torentfernung erzielten Treffer zum 2:0-Endstand gegen Hannover 96 und Weltmeister Ron-Robert Zieler macht sich Paderborns Moritz Stoppelkamp unsterblich. Kein anderer Spieler hat in mehr als 55 Jahren Bundesliga aus größerer Entfernung ins Ziel getroffen als der zu diesem Zeitpunkt 27-Jährige. ,,Es sollte der Höhepunkt einer sehr guten Paderborner Hinrunde sein”, bilanziert das Kicker-Sportmagazin (Donnerstag-Ausgabe), ,,mit einer Erfolgsspur, die der SCP allerdings nicht halten konnte.”
Vor diesem Spitzenspiel in München scheint also ,,Sky's the Limit” das Motto in Ostwestfalen zu sein. Doch es kommt alles ganz anders. Mit 4:0 (2:0) nehmen die Bayern beinahe alttestamentarisch Revanche und kehren an die Tabellenspitze zurück. Bis zum Saisonende wird sie auch niemand mehr von dort verdrängen.
Für Moritz Stoppelkamp ist das Paderborner Waterloo in München kein Wunder: ,,Dass man als Überraschungsaufsteiger mit einer Niederlage gegen den FC Bayern rechnen muss, ist uns vorher klar gewesen.”Die direkte Folge nach Stoppelkamps Jahrhundert-Tor: Paderborn geht als Tabellenführer in den 5. Spieltag – und fordert die großen Bayern.
,,Tabellenführer! Boah!”, platzt es aus Stoppelkamp nach der Partie gegen Hannover heraus. ,,Es ist für uns wirklich ein Traum, vier Spiele in Folge nicht verloren und den ersten Bundesliga-Heimsieg der Vereinsgeschichte eingefahren zu haben. Ja, wir haben eine breite Brust”, sagt Andre Breitenreiter, der damalige Coach des Aufsteigers.
Der laut Breitenreiter ,,krasseste Außenseiter der Bundesliga-Geschichte” holt zuvor aus den ersten 4 BL-Spielen 8 Punkte. Diese Bilanz kann sein Nachfolger Steffen Baumgart beileibe nicht vorweisen: Ein Punkt steht aus den ersten 5 Partien seit der Bundesliga-Rückkehr zu Buche.
,,Alles kann passieren. Sie sind da, sind sehr aggressiv. Man hat gemerkt, warum sie auf dieser Position sind”, warnt Pep Guardiola seine Bayern vor dem Tabellenführer. Wer den Spanier kennt, weiß, dass er schon als Coach von Barcelonas B-Mannschaft nichts dem Zufall überlassen hat. Er wäre wirklich schlecht beraten gewesen, Paderborn zu unterschätzen. Das gilt natürlich auch für das Rückspiel. In Paderborn, wo die Bayern am Samstag wieder zu Gast sind, wird es dann richtig kurios. Mit 6:0 gewinnen die Gäste aus München und als neutraler Beobachter hat man fast das Gefühl, als wäre man bei irgendeinem DFB-Pokal-Erstrundenspiel auf dem Dorf oder irgendwo in der Provinz, wo man sich beim großen Favoriten anschließend bedankt. Jedenfalls tut Breitenreiter das. ,,Es war ein großartiges Erlebnis”, bedankt er sich für 6 Gegentore. Anderswo sieht man in solchen Aussagen fehlende Professionalität und Ernsthaftigkeit.