FC Bayern: So verrückt war es mit Louis van Gaal
Die Stimmung beim FC Bayern München könnte nach dem 2:3 bei Borussia Dortmund und bei 7 Zählern Rückstand auf die Tabellenspitze kaum schlechter sein. Wie der ehemalige Bayern-Profi Martin Demichelis berichtet, geht es aber auch bei den Münchnern immer noch schlimmer. Unter Louis van Gaal näherte sich die Atmosphäre 2010/2011 dem Gefrierpunkt. Das erzählte der Argentinier der Zeitung La Nacion.Louis van Gaal ist der 2. Bayern-Trainer, der nach dem großen Otto Rehhagel (1996) über eine an Borussia Dortmund verlorene Meisterschaft stürzt. Die Münchner trennen sich von dem oft unnahbar wirkenden Holländer noch während der Saison 2010/2011, als sie alle Saisonziele in Gefahr sehen.
Geht es rein nach der Stimmungslage, müssten in München die Diskussionen um den glücklos wirkenden Trainer Niko Kovac (47), den Sky-Chefkommentator Wolff Fuß am Sonntag als „bereits verbrannt“ angezählt hat, weiter hochkochen. Dass man am Donnerstag über den erneuten Ausraster von Franck Ribéry beriet, macht die Lage in München nicht ruhiger…
Es gibt aber wohl eine Steigerung zur derzeitigen Mini-Krise bei den Münchnern, wie der frühere Bayernprofi Martin Demichelis (37) in dieser Woche der argentinischen Zeitung La Nacion erzählt.
„Micho“, wie der beinharte Innenverteidiger genannt wird, enthüllt unglaubliche Details über die letzte Saison mit dem „Feierbiest“ Louis van Gaal.Seine aktive Laufbahn hat Martin Demichelis 2017 beim spanischen Erstligisten FC Malaga beendet.
In seiner Zeit beim FC Bayern München hat er zwischen 2003 und 2010 insgesamt 4-mal die deutsche Meisterschaft und 4-mal den DFB-Pokal gewonnen. Die Champions League bleibt ihm und den Bayern im Finale 2010 gegen Inter verwehrt. Das „Triple“ holen die Münchner nicht mit Louis van Gaal, sondern erst später mit Trainer-Veteran Jupp Heynckes.
Louis van Gaal ist 2010 der erste niederländische Trainer, der in der Bundesliga die Meisterschale holt. Das war zuvor selbst Granden wie Huub Stevens (2001 mit dem FC Schalke 04) oder Arie Haan Ende der 1980er-Jahre mit dem VfB Stuttgart nicht gelungen.
Dass der als unnahbar geltende „Tulpen-General“ auch anders kann, beweist er bei der Münchner Meistereier 2010 am Marienplatz. Das selbst ernannte „Feierbiest“ klettert auf die Balkonbrüstung, zeigt die strammen Waden, klopft große Sprüche, die bei den beseelten Bayern-Fans natürlich gut ankommen.Seine Mannschaft erlebt „LvG“ selten so gelassen. Der stellvertretende Kapitän Martin Demichelis hat jetzt in Argentinien Details aus der für die Bayern nur auf den ersten Blick erfolgreichen Zeit mit van Gaal enthüllt.
„Einmal lagen wir zur Halbzeit mit 3:0 in Führung. Van Gaal kam in die Kabine, knallte die Tür zu und hörte nicht auf, uns anzuschreien: ‚Ihr seid ein Desaster!‘“, erzählt Demichelis der Zeitung La Nación. Demichelis fällt seinem Trainer ins Wort und bleibt die Antwort nicht schuldig: „Hör auf, uns zu beleidigen, ein bisschen Respekt bitte!“
Van Gaal geht im nächsten Training in die Offensive. Er schnappt sich Demichelis in einem Vier-Augen-Gespräch und zischt ihn an: „Misch dich nie wieder so ein.“ Den in dem ominösen Spiel tatsächlich erfolgten Leistungsabfall seiner Mannschaft, den van Gaal offensichtlich vorausgesehen hat, begründet er hinterher mit „emotionaler Unausgeglichenheit.“ Ah ja…
„Ich habe in 20 Jahren viele Trainer erlebt“, sagt Demichelis, „aber keinen wie Louis van Gaal. Er war komplett verrückt.“