Jürgen Klinsmann bei Hertha BSC: ,,Aus” auch im Aufsichtsrat

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Jürgen Klinsmann bei Hertha BSC: ,,Aus” auch im Aufsichtsrat

Klare Ansage von Hertha-Investor Lars Windhorst (43) nach dem überraschenden Rückzug von Trainer Jürgen Klinsmann. Der 55-Jährige hat auch als Aufsichtsratsmitglied fertig und wird nicht mehr in das Gremium des Bundesligisten zurückkehren. Trotz Klinsmanns Kurzschlusshandlung: Hertha hat nicht verstanden, worum es ihm wirklich ging…

Verliebt in Berlin – das ist wohl vorbei! Jürgen Klinsmann (55) wird nach seinem überraschenden Rückzug als Trainer von Hertha BSC auch nicht mehr dem Aufsichtstrat des Berliner Fußball-Bundesligisten angehören.

Das ist schon am Mittwochabend durchgesickert und am Donnerstag Mittag auf einer Pressekonferenz der Hertha-Verantwortlichen durch Investor Lars Windhorst (43, Tennor Holding) bestätigt worden.

,,Ich bedaure sehr, dass uns Jürgen Klinsmann so abrupt verlassen hat”, erklärt der Unternehmer, der 2019 mit 224 Millionen Euro bei Hertha BSC eingestiegen ist, ,,ich habe mit Herrn Klinsmann anschließend telefoniert, ich denke, er bereut die Entscheidung. Es war sehr emotional für ihn. Ich glaube nach wie vor, dass es ein Gewinn war, Jürgen Klinsmann für Hertha BSC zu engagieren. Im Winter wollte er sich längerfristig einbringen, ich bedauere, dass wir ihn nicht halten konnten.”

Windhorst stellt klar: ,,Aufgrund der Art und Weise, wie er sich verabschiedet hat, ist eine weitere Zusammenarbeit im Aufsichtsrat nicht mehr vorstellbar. Die Art und Weise des Abgangs ist unakzeptabel, sodass wir im Verein eine Zusammenarbeit nicht fortführen können. Ob wir in anderer Form auf seinen Rat noch einmal zurückgreifen können, das muss man sehen. Ich schlage keine Türen zu, ich schlage auch niemanden K. o., wie in einer Zeitung zu lesen war.”Im Berliner Blätterwald ist derzeit eine Menge Bewegung. Nun hat das Hertha-Imperium die unklare Lage genutzt, um zurückzuschlagen.

Der Verein sieht sich komplett in der Opferrolle und vom Welt- und Europameister am Beginn eines, wie Windhorst erklärt ,,über 20 oder 30 Jahre möglichen Investments” im Stich gelassen.

,,Jürgen Klinsmann hat an Glaubwürdigkeit verloren, aber damit müssen wir leben“, sagt Windhorst am Donnerstag in Berlin, ,,er hat eine Kurzschluss-Handlung vollzogen, die nicht akzeptabel ist, das kann man als Jugendlicher machen, aber im Geschäftsleben sollte das nicht passieren.” Der Investor betont aber in seinem Statement auch: ,,Als Mensch und als Kapazität im Fußball habe ich mich in ihm nicht getäuscht – im Gegenteil! Er hat sich mit Leidenschaft und Energie eingebracht. Wir waren kurz davor, aufgrund seines Namens neue Sponsoren an Land zu ziehen.“

Auch ohne Klinsmann will Hertha an dem mit dem ehemaligen Reisebegleiter von Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl eingeschlagenen Kurs, sich kurzfristig in die Bundesliga-Spitze zu bringen und den Verein mittelfristig in den europäischen Wettbewerben zu etablieren, konsequent verfolgen. Windhorst dazu: ,,Ich habe überhaupt keinen Grund, zu bezweifeln, dass der Verein, der Präsident oder der Manager, diese Ziele nicht verfolgt. Im Winter haben wir das größte Transfer-Investment weltweit durchgeführt – das ist ein gutes Zeichen, dass der Klub diese Ziele ernst nimmt.” Eine Cash-Burning-Rate als positives Merkmal? Die getätigten Transfers müssen den Beweis, Hertha sportlich weiter zu bringen, erst noch erbringen. Der Klub aus der Bundes-Hauptstadt dümpelt immer noch auf Rang 14.
.Windhorst berichtet auch über den turbulenten Dienstag mit Klinsmanns überstürztem Rückzug nach nur 76 Tagen im Amt.

„Ich habe die Nachricht eine Viertelstunde zu spät gesehen und als ich ihn am Telefon hatte, war es zu spät, um das Ganze noch umzudrehen”, so der Hertha-Investor, ,,von daher war mir klar: Tragischer Weise war das nicht mehr zu retten, weil die Meldung schon raus war.“ Auch der von Klinsmann in einer Facebook-Live-Schalte am Mittwoch (LigaLIVE berichtete) direkt angegriffene Hertha Sportvorstand Michael Preetz (52) sieht sich vom Ex-Bundestrainer und früheren US-Nationalcoach überrumpelt: „Die Entscheidung, die Jürgen Klinsmann am letzten Dienstag getroffen hat, hat uns völlig überrascht, sie kam aus heiterem Himmel, es gab keine Anzeichen dafür und schon gar nicht aus der Verbindung zwischen ihm und mir. Unser Austausch in den letzten Jahren wurde immer konstruktiv geführt. Ich habe seit 1986 im Profifußball vieles erlebt, aber das was am Dienstag passiert ist, war für mich völlig neu.”

Völlig neu ist für Preetz wohl auch die Rolle, die Klinsmann bei Hertha BSC einnehmen wollte: Den Verein im Stile eine Premier-League-Manangers zu führen, mit den vollen Kompetenzen in Sachen Transfers und Kaderplanung für den Coach – nicht für den Sportvorstand. Eine Rolle, wie sie nun eben die Trainer innehaben, die den ,,Sommermärchen-Macher” von 2006 inzwischen als Top-Motivator in der Fußball-Szene abgelöst haben: Jürgen Klopp (52) vom FC Liverpool und Pep Guardiola (49) bei Manchester City. Das hat man bei Hertha, das kann man bei Hertha BSC nicht verstanden haben! Ob sich der Klub, der so hohe Ziele verfolgt, damit nicht selbst geschadet hat, werden die nächsten Monate zeigen. Mit dem als Innovator bekannten Klinsmann hätten sich auch die Strukturen in Berlin ändern müssen. Nur zur Erinnerung: In der Zeit, in der Preetz nach seinen eigenen Worten am Donnerstag ,,seiner Verantwortung für Hertha BSC nachgekommen” ist, hat der Verein in 10 Jahren 9 Cheftrainer verschlissen, Klinsmann mit eingerechnet. Zum Vergleich: Der bei Manchester United als Trainer und Chef-Einkäufer von den US-amerikanischen Klubbesitzern Glazer mit allen Kompetenzen ausgestattete, in Ehren ergraute Sir Alex Ferguson (78) oder der Elsässer Arsene Wenger (70) vom FC Arsenal haben in dieser Funktion 26 bzw. 22 Jahre lang gewirkt. Klopp geht nun in Liverpool in sein 6. Jahr und hat einen Kontrakt bis 2024. Das ist echte Nachhaltigkeit – und die Erfolge sprechen für sich. Hertha hat es seit dem Wiederaufstieg in die Bundesliga 1997 nur ein Mal geschafft, sich mit Platz 3 und der Champions-League-Teilnahme 1998/99 in die Sphären zu bringen, in denen man sich in Berlin am liebsten sieht.

,,Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, wie die Rolle des Cheftrainers zu definieren ist”, sagt Preetz am Donnerstag in seiner Verteidigungsrede, ,,die Dinge, die ich da gestern gehört habe, das sind keine Dinge, die wir jemals miteinander besprochen haben! Wenn Problemfelder auftreten, soll man diese besprechen. Das geht aber nicht, wenn man sich einfach umdreht und davon läuft.“ Der Bundesliga-Torschützenkönig von 1999 stellt klar: „Es hat nie ein Gespräch darüber gegeben, ob ich nicht mehr auf der Bank sitzen soll, ich sollte mal klar machen: Es ging nicht um offensichtliche Dinge, natürlich hatte er die völlige Freiheit bei der Ausrichtung der Mannschaft, aber es ist schon so, dass wir eine Struktur haben, in der 2 Geschäftsführer für Hertha BSC arbeiten. Es gab schon in den Jahren dazu einen intensiven Austausch mit ihm. Sein Ansatz war: Wenn ich was mache, muss ich alles entscheiden können! Ich war immer ein Teamplayer, aber in jedem Unternehmen muss es einen geben, der das letzte Wort hat! Das sind in diesem Fall Ingo Schiller und ich, das ist nicht verhandelbar und nicht verrückbar.“


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