Kann sich der FC Bayern Kai Havertz überhaupt leisten?
„Ich kann ihn nicht kaufen, aber Kai ist ein Spieler, der gut zu uns passen würde“, sagte er. „Er hat das überragend gemacht, er war für mich der beste Mann auf dem Platz.“
Das sagte Joshua Kimmich, seines Zeichens Bayer München Star über Kai Havertz vom Ligakonkurrenten Bayer Leverkusen nach dem Länderspiel Deutschland gegen Russland.
Und Kimmich hatte Recht. Der 19-Jährige Havertz war in seinem ersten Länderspiel von Beginn an einer der besten Deutschen. Er bereitete ein Tor vor und war an vielen gefährlichen Szenen als Initiator vor dem Tor der Russen beteiligt. 50 Ballaktionen, eine Passquote von deutlich über 80 Prozent – insgesamt sehr gute statistische Werte.
Vom „Erben Mesut Özils“ ist bereits die Rede. Und Havertz hatte ja früher bereits bemerkt, dass Özil ein Vorbild für ihn gewesen sei, weil er dessen Spielart möge.Da kann man nur hoffen, dass Havertz sich Özils Wegducken in wichtigen Spielen nicht auch zu Herzen genommen hat. Und nicht zu viel Vizekusen-Mentalität am Rhein mitbekommt. „Es hat sehr viel Spaß gemacht auf dem Platz. Ich habe mich ziemlich wohlgefühlt“, sagte der Vielgepriesene am Donnerstag nach dem 3:0 (3:0) der Nationalelf im Test gegen Russland. Nach dem Rücktritt des Arsenal-Stars aus der DFB-Elf können Kai Havertz und Marco Reus die neuen offensiven Taktgeber des Teams werden.
Joachim Löw begeistern vor allem die Zuspiele von Havertz in die Tiefe und seine Bewegungen in den freien Räumen. „Er ist sehr ballsicher, hat eine wahnsinnig gute Übersicht, erkennt Situationen sehr schnell und will den Ball immer mit nach vorn nehmen“, bemerkte er und fuhr fort. „Er nutzt immer die erste Möglichkeit.“
Joshua Kimmich brachte den Leverkusener bereits beim FC Bayern ins Gespräch. Und in der Tat dürfte dieser ins Beuteschema der Bayern passen. Unter anderem, weil er schon erfahrener ist als die meisten Talente in seinem Alter. Er hat bereits mehr als 60 Bundesligaspiele absolviert, zehn Tore geschossen und 17 vorbereitet (Stand: 17.11.2018) – eine ausgezeichnete Bilanz für sein junges Alter.
Doch ob die Bayern Havertz überhaupt verpflichten könnten, ist höchst ungewiss.
Der FC Arsenal London und der FC Barcelona sollen stark an Havertz interessiert sein, dessen Vertrag bei Bayer Leverkusen bis 2022 läuft. Und die Engländer dürften deutlich mehr geld zur Verfügung haben. Und Barca ist eben Barca.
Doch der FC Bayern muss handeln. Bei den Münchenern endet im Sommer die Ära der Mannschaft um die alten Stürmer-Oldies Franck Ribéry und Arjen Robben. Havertz könnte zusammen mit Niklas Süle und Joshua Kimmich den Umbruch einleiten.Doch ein Transfer würde viel Bimbes kosten.
Laut transfermarkt.de hat der Leverkusener einen Marktwert von 55 Millionen Euro. Wegen seiner langen Vertragslaufzeit dürfte diese Summe viel zu niedrig sein. In der Nähe von 100 Millionen Euro dürfte Havertz wohl richtiger taxiert sein. Am Sonntag fliegt Havertz mit der Nationalelf nach Dortmund und bereitet sich auf das unbedeutende Spiel in der Nations League am Montag (20.45 Uhr, ARD) in Gelsenkirchen gegen die Niederlande vor.
Da kann Jogi Löw also weiter experimentieren. Gegen Russland lag das Durchschnittsalter der Startelf bei knapp 24 Jahren. Der einzige Weltmeister, der auch in 2014 gespielt hat, war Manuel Neuer. Matthias Ginter war kein spielender Teildes WM-Teams. Havertz, Leroy Sané, Serge Gnabry und Timo Werner könnten also erneut starten. Oder setzt Löw auf die Oldies um Thomas Müller? Für den wäre es das hundertste Länderspiel. Müller oder Havertz? Klubtrainer Heiko Herrlich sieht in Havertz das vielversprechendste Talent seit Toni Kroos. Und Kumpel Julian Brandt bemerkte vor kurzem: „Was er spielerisch und technisch leistet, ist teilweise grandios. Kai hat das Talent und Potenzial, ein Weltstar zu werden.