Mario Götze: Der brutale Fall des Weltmeisters

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Mario Götze: Der brutale Fall des Weltmeisters

Mario Götze: Der brutale Fall des Weltmeisters. Wie ein falscher Wechsel eine Karriere ruinieren kann

Mario Götze. Jahrhundert-Talent von Borussia Dortmund, gefördert von Jürgen Klopp, ist beim BVB zum Nationalspieler aufgestiegen.

Sein Verräter-Wechsel sorgt bis heute für jede Menge Gesprächsstoff. Vielleicht ist es sogar der Transfer, der das Gebaren in der Bundesliga in den 2010er-Jahren am treffendsten charakterisiert. Götze wechselt 2013 von Borussia Dortmund zum größten Rivalen in der Liga, zum FC Bayern München.

Der Wechsel – purer Zündstoff! Unmittelbar in die Vorbereitungen des BVB zum Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid (4:1) in der Champions League platzt die Meldung, dass Götze zu den Bayern geht. Für 37 Mio. Euro.

Pep Guardiola, der designierte Bayern-Trainer, der im Juli 2013 in München anfängt, so heißt es, will ihn unbedingt haben. Davon kann allenfalls bedingt die Rede sein. Insider vermuten eher, dass Matthias Sammer und die anderen Bayern-Bosse ihm Götze aufgeschwatzt haben.

 

Götze kam in München nie wirklich an

In Dortmund ist Götze jedenfalls untendurch. Fans, die seinen Namenszug auf den Trikots tragen, schreiben eiligst „Judas“ darüber oder streichen den Namen gar durch. Eine besonders pikante Note erhält der Wechsel, als Götze im Champions-League-Finale am 25. Mai 2013 mit Dortmund gegen den FC Bayern im Londoner Wembley-Stadion nur auf der Tribüne sitzt.

Er kommt verletzt in München an. Muskel-Bündelriss, Pause bis September 2013. Der Stotter-Start beim Rekordmeister ist komplett, als Götze bei seiner Vorstellung beim Adidas-Klub ein Nike-Shirt trägt. Künstlerpech – oder doch die falschen Ratgeber?

Bei den Bayern steht Götze nur 59-mal bei 83 Bundesliga-Auftritten in der Startelf, 10-mal wird er vor einem Spiel aus dem Kader gestrichen. Zu viel für einen 37 Millionen Euro teuren Spieler. WM-Siegtor hin oder her. Im Sommer 2016 geht Götze zurück nach Dortmund, doch zur alten Form wie vor dem Verräter-Transfer nach München, mit dem der BVB nachweislich geschwächt wird, findet er nie mehr.

Eine Stoffwechselerkrankung sorgt dafür, dass er sein Wettkampfgewicht verliert und sich 2016 durch die EM-Endrunde schleppt. Weder bei Thomas Tuchel, noch bei Peter Bosz, Peter Stöger oder Lucien Favre kann sich Götze seine Stammposition zurückerobern. Es kann also niemand sagen, dass es „am Trainer gelegen“ hat. Er verlässt Borussia Dortmund im Sommer 2020. Ablösefrei – und mit Karriere-Knick.

Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, Arbeitsgebiet Datentechnik – das ist die Welt von Professor Dr. Ing. Jürgen Götze an der Universität Dortmund.

Der Mann beschäftigt sich unter anderem mit numerisch-linearer Algebra und mobiler Kommunikation. Und er hat 3 Söhne, die mit ihm in den USA gelebt haben und die sich zu Hause in Deutschland dem Fußballsport verschrieben haben.

Nicht als hippes Professoren-Sohn-Hobby, sondern als Beruf. Fabian Götze spielt bei Borussia Dortmund II, Mainz 05 II und Unterhaching, ist U17-Nationalspieler. Felix Götze kickt beim FC Bayern München und beim FC Augsburg. Zu Weltruhm bringt es aber nur ihr 1992 geborener Bruder Mario, der bei Borussia Dortmund als größtes deutsches Fußballtalent seiner Zeit gilt.

Professor Götze fördert die Fußballkarriere seines Sohnes Mario aktiv und besorgt ihm ein kaufmännisches Praktikum auf der BVB-Geschäftsstelle. Derartige Hiwi-Jobs benötigt Mario Götze spätestens seit dem 1. Juli 2013 nicht mehr, als er für die damalige Rekordsumme von 37 Millionen Euro vom Double-Gewinner 2012, Borussia Dortmund, zum Dauer-Rivalen FC Bayern München wechselt. Sein Jahresgehalt wird 2016 auf 7 Mio. Euro geschätzt.

 

Mario Götze – Schwächen und Stärken

Mario Götze hat schon 2009, als er mit Deutschland U17-Europameister wurde, den Ruf eines Fußball-Juwels. Doch der personifizierte Hoffnungsträger der Generation Samba-Märchen stolpert schließlich über seine größte Schwäche.

 

Schwächen/Schwachstellen

Das Kopfballspiel gehörte nie zu den Stärken des 1,76 m großen Mittelfeldspielers. Noch gravierender erwies sich jedoch Götzes Verletzungsanfälligkeit. Bei Bayern München verpasste er nach diversen Blessuren 30 Pflichtspiele. Nach der Rückkehr zu Borussia Dortmund füllte sich seine Krankenakte ab Sommer 2016 weiter.

51-mal stand er den BVB-Trainern Thomas Tuchel, Peter Bosz, Peter Stöger und Lucien Favre nach Verletzung oder Krankheit nicht zur Verfügung. Zum Schluss landete er während der Corona-Zeit in Quarantäne.

Stärken

Der frühere DFB-Sportdirektor Matthias Sammer sah in Götze 2010 und kurz vor dessen Durchbruch bei Borussia Dortmund einen „außergewöhnlichen Spieler mit guter Schnelligkeit, enormer Kreativität und herausragenden technischen Fähigkeiten.“ Zudem sei Götze „eines der größten Talente, die der Deutsche Fußball-Bund je hatte“.

Götzes größtes Plus war seine Vielseitigkeit in der Offensive. Er konnte sowohl als „falsche 9“ im Sturmzentrum agieren als auch als klassischer Regisseur auf der Zehnerposition. Aber auch auf den rechten und linken Mittelfeldseiten konnte er wirken. Seine Bälle in die Tiefe waren eine Waffe.

Erfolge

Weltmeister 2014, U17-Europameister 2009 mit Deutschland

Deutscher Meister 2011, 2012 (mit Borussia Dortmund), 2014, 2015, 2016 (mit dem FC Bayern München)

DFB-Pokal-Sieger 2012, 2017 (mit dem BVB) sowie 2014 und 2016 (mit dem FC Bayern)

DFL-Supercup-Sieger 2019 (Borussia Dortmund)

Klub-Weltmeister und UEFA-Super-Cup-Sieger 2013 (FC Bayern München)

Misserfolge

Die größten Misserfolge musste Mario Götze mit Borussia Dortmund, Bayern München und der deutschen Fußball-Nationalmannschaft erleben. Insbesondere sind dies:

Das verlorene Champions-League Endspiel in Wembley mit Borussia Dortmund gegen den FC Bayern (1:2)

  • Das Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft bei der EURO 2016 im Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich
  • Diverse Niederlagen gegen spanische Klubs im Viertel- oder Halbfinale der Champions League mit dem FC Bayern, u. a. im Halbfinal 2014 gegen Real Madrid (0:5 in der Addition)
  • „Aus“ mit Borussia Dortmund im CL-Viertelfinale 2017 gegen die AS Monaco sowie 2019 und 2020 jeweils im Achtelfinale gegen Tottenham Hotspur und Paris St.-Germain
  • Die verspielte Meisterschaft mit dem BVB in der Saison 2018/2019

 

Mario Götze – Auweia

Der deutsche Messi, der zum Moppel-Ich wurde. Mario Götze verließ Bayern München im Sommer 2016. Bei der Europameisterschaft im gleichen Jahr in Frankreich konnte alle Welt sehen, dass er eben nicht besser war als Messi – so wie 2 Jahre zuvor im magischen WM-Finale in Rio de Janeiro gegen Argentinien mit seinem Siegtor.

Joachim Löw setzte 2016 wieder auf Mario Götze. Oder besser: Er schleppte ihn durchs Turnier. Der Entscheider des WM-Finales blieb bei der EURO ohne Tor-Beteiligung und sah die Spiele gegen die Slowakei (Achtelfinale, 3:0) und gegen Italien (Viertelfinale, 7:6 n. E.) von der Bank aus. Gegen Gastgeber Frankreich brachte Löw dann den nicht austrainierten Götze. Wieder als Joker, aber dieses Mal ohne Fortune. Mit Götze verlor „Die Mannschaft“ mit 0:2 – und war raus.

Wenig später wurde Götze von Bayern München an Borussia Dortmund abgegeben. Nach Stotter-Start unter Thomas Tuchel wurde bekannt, dass Götze an einer Stoffwechsel-Störung leidet, die die Ursache für seine Gewichtsprobleme war. Nach dieser Diagnose zog sich der WM-Held a. D. aus der Öffentlichkeit zurück. Bis zu seiner vollständigen Genesung dauerte es bis zum 1. Spieltag der Folgesaison 2017/2018 (!).

Unwürdig verlief Götzes Abschied vom BVB. 2018/2019 mit 14 Tor-Beteiligungen (7 Treffer) als Comebacker des Jahres unter Neu-Coach Lucien Favre gefeiert, spielte der Weltmeister ab Sommer 2019 keine Rolle mehr beim Schweizer. Favre brachte ihn nur noch in 15 Spielen der Saison 2019/2020. Nach der Corona-Zwangspause sahen ihn die BVB-Fans nur noch 13 Minuten lang in 2 Spielen – gegen Schalke 04 und den FC Bayern – auf dem Rasen. Letztmals stand Mario Götze am 31. Mai 2020 beim SC Paderborn (6:1) im Kader. Er blieb 90 Minuten auf der Bank. Ein unschöner Abgang.

 

„Zeig der Welt, dass du besser bist als Messi“ (Joachim Löw im WM-Finale 2014 zu Mario Götze, bei dessen Einwechslung)Videoinhalte – Der Video-Player oben zeigt zunächst das Video über Mario Götze, danach automatisch folgend alle weiteren Videos unseres Dossiers: “Die 30 größten “Verräter-Transfers” der Bundesliga-Geschichte”.

Alternativ kann jedes Video auch direkt aufgerufen werden durch Klicken auf das Bild, die Überschrift oder den Hinweis der weiter unten folgenden Vorschaubilder, Überschriften und Hinweise unter der Überschrift “Es ist so schwer, ein FC Bayern Star zu sein – Einzelvideos”.

Wer die Story mit vielen zusätzlichen Texten, Bildern und allen Videos lesen und schauen will, dem empfehlen wir unser Dossier “Die 30 größten “Verräter-Transfers” der Bundesliga-Geschichte. Auf zum Erzfeind – diese Spieler kannten keine No Go‘s”. Bitte hier entlang.

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