Marko Marin: Der Mini-Messi bekommt die Karrierekurve
Neun Klubs in acht Ländern und neun Vereine in neun Jahren! Marko Marin – das einstige Super-Talent, von vielen zum Karriereanfang als Mini-Messi tituliert, mutierte seit seinem Wechsel aus der Bundesliga im Jahr 2012 zum Wandervogel.
Und zu einem Pechvogel. Denn von Chelsea London ging es in der Qualität der Vereine beständig bergab. FC Sevilla, AC Florenz, RSC Anderlecht, Trabzonspor, Olympiakos Piräus.
Da schien der Wechsel in die serbische Heimat zu Roter Stern Belgrad nur noch eine weitere Devolutions-Stufe auf dem Weg zum endgültig gescheiterten Super-Talent zu sein.
Doch falsch. Marin überzeugt in der Champions-League und hat maßgeblichen Anteil am 2:0 Sieg gegen den FC Liverpool.“Jeder Wechsel hatte seinen Grund. Im Endeffekt waren es viele Wechsel, das ist unbestritten. Aber, abgesehen von Florenz und Anderlecht waren es trotzdem erfolgreiche Jahre für mich. Egal wo ich gespielt habe, war ich immer ein wichtiger Spieler in der Mannschaft”, sagte der 29-Jährige dem SID.
In der serbischen Liga führt Roter Stern die Tabelle ungefähr so klar an wie Paris St. Germain in Frankreich. Ein Titel mit Roter Stern ist “natürlich ein Muss”, eine Rückkehr in die Bundesliga hält Marin für durchaus möglich:
“Es gibt jetzt natürlich schon wieder Anfragen. Sollte sich etwas Interessantes ergeben und ich glaube, dass es passt, dann natürlich, warum nicht”.
Marins Vertrag bei “seinem Heimatverein” in Belgrad läuft im Sommer 2020 aus.Marin, von Kulttrainer Hans Meyer regelmäßig mit Marcus Marin verwechselt, brauchte dereinst am Niederrhein nicht lange, um in der Bundesliga Eindruck zu hinterlassen. Am 31. März 2007 betrat der Wusel-Zwerg im Trikot von Borussia Mönchengladbach gegen Eintracht Frankfurt erstmals den Rasen, wenige Tage nach seinem 18. Geburtstag. Nur wenige Minuten später markierte er den Assist zum Ausgleichstreffer.
In seinen Anfangsjahren schien der Weg nur nach oben zu gehen. Aufgrund seiner überragenden Technik, seiner Stärke im Dribbling und im offensiven Flügelspiel wurde Marin während seiner Zeit beim FC Chelsea als “German Messi” bezeichnet. Doch während der Argentinier zum Weltstar reifte, ging es für Marin irgendwann nur noch bergab. 2012 verließ er die Bundesliga und wechselte von Werder Bremen zum FC Chelsea. An der Stamford Bridge schaffte er nie den Sprung zum Stammspieler. Viermal wurde er bis 2016 verliehen, nach Sevilla, Florenz, Anderlecht und in die Türkei zu Trabzonspor. Während dieser Zeit sammelte er zwei Titel in der Europa League, 2013 mit Chelsea, 2014 mit Sevilla. Aber eher in der Rolle des Ergänzungsspielers.
War der Schritt ins Ausland also ein Fehler? Marin widerspricht vehement: “Das, was ich jetzt mit 29 Jahren erlebt habe, das können glaube ich nicht viele von sich behaupten. Ich habe in vielen Ligen gespielt, meistens bei Topmannschaften, auch erfolgreich. Deswegen sehe ich es nicht als Fehler.”
Und vieleleicht bekommt der Deutsche mit den serbischen Wurzeln ja doch noch die Kurve. Denn inzwischen ist Marin nach zwei recht erfolgreichen Jahren und zwei Meistertiteln mit Olympiakos Piräus beim ehemaligen Europapokalsieger der Landesmeister, Roter Stern Belgrad, gelandet. Marins Eltern stammen aus Serbien, er selbst hätte für das Land international spielen können, entschied sich aber für Deutschland.
Bei Roter Stern blüht Marin derzeit auf. In der Königsklasse legte er beim sensationellen 2:0-Sieg gegen den FC Liverpool Anfang November beide Tore auf – vor den Augen seiner Eltern. Besonders sein Vater, ein treuer Anhänger von Roter Stern, verspürt Stolz. “Für ihn ist das natürlich ein Highlight, vor allem weil dies die allererste Champions-League-Teilnahme von Roter Stern ist. Und jetzt noch zusätzlich, da ich für den Verein spiele”, betonte Marin.