Nur dritte Wahl, aber dann passte alles
Der RasenBallsport Leipzig e. V., kurz RB Leipzig, spielt erst seit der Saison 2016/2017 in der Fußball-Bundesliga. Neben Union Berlin und dem SC Paderborn ist RB Leipzig damit aktuell (Stand Saison 2019/20) der Verein mit der kürzesten Zugehörigkeit zur deutschen Fußball-Eliteklasse.
Die ,,Roten Bullen” tragen ihre Heimspiele in der Red Bull Arena aus. Das WM-Stadion von 2006 bietet 42.959 Zuschauern Platz. Aufgrund der immer noch bestehenden RBL-Boykotte bei einigen Bundesliga-Vereinen, ist es vergleichsweise einfach, Tickets für RB Leipzig in der Red Bull Arena zu erwerben.
Der Verein wurde 2009 auf Initiative der Red Bull GmbH gegründet und übernahm zur Saison 2009/10 das Startrecht des SSV Markranstädt in der fünftklassigen Oberliga Nordost. Die Lizenzspielerabteilung und die Nachwuchsteams bis zur U15 sind seit dem Aufstieg der ersten Mannschaft in die 2. Bundesliga 2014 in die RasenBallsport Leipzig GmbH ausgegliedert, deren Gesellschafter zu 99 Prozent die Red Bull GmbH und zu einem Prozent der Verein sind. Da auch die Vereinsmitglieder in enger Beziehung zu Red Bull stehen, wird der Klub faktisch von der Red Bull GmbH kontrolliert. Damit wird die ,,50 + 1″-Regelung im deutschen Fußball de facto unterhöhlt. Das machte den Klub vor allem in der Anfangszeit seines Bestehens, insbesondere in der Oberliga Nordost, in der 3. Liga, aber auch noch in der 1. und 2. Bundesliga zur Zielscheibe der gegnerischen Fans.
RB Leipzig gehört aufgrund seiner Vereinsstruktur und des Vorwurfs, ein ,,Klub ohne Tradition” zu sein, neben dem FC Bayern München deutschlandweit zu den unbeliebtesten Fußballvereinen. Eine Liste der ,,Least wanted Clubs” der deutschen Fußball-Eliteliga gibt es hier.
RB Leipzig hat auf dem Weg in die Fußball-Bundesliga geschickt die Lücken im Regelwerk von DFB und DFL umschifft.
Zwischen dem letzten Heimspiel des damaligen Aufsteigers in der 3. Liga gegen den Ex-Bundesligisten 1. FC Saarbrücken (5:1) und der endgültigen Erteilung der Lizenz für die 2. Bundesliga lagen Anfang Mai 2014 insgesamt 12 Tage des Wartens. Am 15. Mai 2014 erteilte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) dem ,,Dosenclub”, wie das Red Bull Fußball-Franchise auch abfällige genannt wird, die Lizenz. ,,Durch die verbindliche Erklärung, seine Gremien künftig mit mehrheitlich unabhängigen Persönlichkeiten”, so hieß es in der aus Frankfurt nach Leipzig übermittelten Nachricht, ,,sowie das bisherige Logo mit Blick auf die Anforderungen der UEFA zu verändern, hat der Klub die wesentlichen Voraussetzungen des Lizenzierungsausschusses erfüllt. Einer Lizienzierung steht daher nichts mehr im Wege.”
Wenige Tage vor Erteilung der Lizenz für die zweithöchste deutsche Fußball-Liga hatte RB-Eigentümer Dietrich ,,Didi” Mateschitz einen Mitglieder geführten Verein strikt abgelehnt. Der Getränke-Milliardär drohte sogar, die frisch ausgehobene Baugrube für das Trainingszentrum am Cottaweg wieder zuzuschütten und ,,RB zu begraben.” Mit Hilfe des Staranwalts Christoph Schickhardt gelang es RBL jedoch, die ,,Eintrittskarte ins Fußball-Establishment” zu lösen, so schreibt Autor Ulrich Kroemer in seinem viel beachteten Buch RB Leipzig – Aufstieg ohne Grenzen (Verlag DIE WERKSTATT, 2016). Wie? RB Leipzig, verpflichtete sich, 2 der ursprünglichen Forderungen zu erfüllen. Es waren dies die Änderung des Wappens zur weiteren Abgrenzung vom Red-Bull-Logo sowie die Besetzung der Führungspositionen mit vom Hauptsponsor unabhängigen Personen. Und schon war man ,,drinne”, wie man in Leipzig sagt.
Sportrechtler sehen die RBL-Lizenzierung bis heute als Coup. ,,Was RB Leipzig macht, ist zwar trickreich, aber zulässig”, sagte der Jurist Dr. Michael Lehmer unmittelbar nach der Lizenzierung. ,,Leipzig hat einfach immer wieder die Lücken des Regelwerks gut ausgenutzt”, bescheinigt auch der Düsseldorfer Jurist Dr. Paul Lambertz dem ,,Bullenclub” eine gewisse Chuzpe. Seine Meinung bis heute: ,,Angangs war es wohl den DFL-Verantwortlichen gar nicht bewusst, dass es diese Schwächen gibt.”
Für die RBL-Hater
Obwohl RB Leipzig erst seit 2009 besteht, hat der Klub in der 1. und 2. Bundesliga einige erstaunliche Negativ-Rekorde aufgestellt.
Schlechteste Platzierung der Klub-Historie: 2017/2018 reichen 53 Punkte in der Bundesliga nur zu Rang 6. Der Vizemeister des Vorjahres muss damit in die Europa-League-Qualifikation – und kommt in letzter Sekunde gegen Zorya Luhansk aus der Ukraine (3:2 / Hinspiel: 0:0) weiter…
Meiste Niederlagen: 2017/2018 müssen die ,,Roten Bullen”in der Bundesliga 11-mal geschlagen von dannen ziehen – Vereins-Negativrekord!
Meiste Gegentore: Nein, die Saison 2017/2018 ist nicht die Spielzeit von RB Leipzig! 53 Gegentore sind bis heute die schlechteste Bilanz für den Newcomer.
Schlechteste Tordifferenz: Mit einer Tordifferenz von plus 4 noch in den Europapokal – Leipzig kommt 2017/2018 glimpflich davon…
Der erste Trainerwechsel in der Bundesliga: Mit dem letzten Spiel 2017/2018, einem 6:2 in Berlin, verabschiedet sich auch Erfolgscoach Ralph Hasenhüttl aus Leipzig. Der Österreicher hatte die ,,Roten Bullen” im ersten Bundesliga-Jahr zur Vizemeisterschaft und in die Champions League geführt. Da man sich aber nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen konnte, warf Hasenhüttl hin – und wechselte in die englische Premier League zum FC Southampton.
Für die Leipzig-Lover
Der größte Erfolg gelang RB Leipzig als Bundesliga-Aufsteiger in der Saison 2016/2017.
Unter Trainer Ralph Hasenhüttl stürmte die Mannschaft als Vizemeister in die Champions League und erreichte trotz ,,Abstieg” in die Europa League im europäischen Fußball-Unterhaus das Viertelfinale. Der spätere Finalist Olympique Marseille war beim 2:5 (1:0 im Leipziger Hinspiel) eine Nummer zu groß für den Europapokal-Debütanten.
Im DFB-Pokal bedeutete der Einzug ins Finale 2019 das beste Abschneiden des noch jungen Vereins in diesem Wettbewerb. Über die Stationen Viktoria Köln (3:1), 1899 Hoffenheim (2:0), VfL Wolfsburg (1:0), FC Augsburg (2:1 n. V.) und Hamburger SV (3:1) erreicht das Team von RBL-Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick erstmals ein nationales Finale. Zuvor stand man 2011 und 2013 – jeweils als Regionalligist – im Sachsenpokalfinale (1:0 und 0:2 gegen Chemnitzer FC). Im DFB-Pokalfinale 2019 in Berlin war Rekord-Cupgewinner FC Bayern München zu stark – 0:3. Es zeigte sich an diesem 25. Mai 2019, dass den FC Bayern und RBL doch mehr trennt als 3 Tore…
Die größten fußballerischen Peinlichkeiten waren das 1:5 bei Holstein Kiel in der ersten Regionalliga-Saison 2010/2011. In der Bundesliga war Leipzig nie chancenloser als beim ersten Auftritt in der Münchner Allianz Arena am 21. Dezember 2016. Der FC Bayern stellte gegen den Verfolger aus Leipzig mit 3:0 eindrucksvoll die alten Machtverhältnisse wieder her. Fast genauso peinlich war das 1:1 gegen die bereits ausgeschiedenen Norweger von Rosenborg Trondheim im 6. und letzten Europa-League-Gruppenspiel 2018/2019, das Rangnick anschließend schön redete. ,,Ich wüsste nicht, was ich der Mannschaft heute vorwerfen müsste”, sagte der Schwabe anschließend… Leipzig wäre bei Sieg im Sechzehntelfinale gewesen…
Dass den ,,Roten Bullen” vor allem bei Auswärtsspielen nicht nur Ablehnung, sondern blanker Hass entgegen schlägt, gehört zu den unwürdigsten Begleiterscheinungen im deutschen Fußball. Vor allem für einen ,,Traditionalisten” unter den deutschen Großklubs war die erste Begegnung vor heimischer Kulisse gegen RB Leipzig alles andere als ein Ruhmesblatt..
Dass RasenBallsport Leipzig eigentlich RedBull Leipzig heißen müsste, weiß jeder. Nicht alles ist über den ,,Dosenclub” so publik wie diese Fakten.
Ein Elektriker gibt den Impuls für Red Bull – Roland Gall hieß der Mann. ,,Ich will mich nicht mit falschen Lorbeeren schmücken, aber die Tür aufgemacht hab ich”, sagt der ehemalige Elektrikermeister, der im November 2015 verstarb, im Sommer in einem seiner letzten Interviews. Gall, ein Fan der BSG Chemie Leipzig, suchte 2006 händeringend nach Sponsoren für seinen Herzensklub – und landete bei Red Bull in Österreich. Als er abblitzte, wandte er sich an Dr. Michael Kölmel, den Besitzer der Red Bull Arena. Dessen Assistent Dr. Otto Schlörb sorgte schließlich im Oktober 2006 dafür, dass Red Bull anbiss….
Der ewige Poulsen: Kein Spieler hat RB Leipzig so geprägt wie Yussuf Poulsen. Der lockere Däne machte ab 2013 die komplette RBL-Erfolgsstory mit – von der 3. Liga bis in die Champions League und ins Europa-League-Viertelfinale. Heute ist Poulsen mit mehr als 180 Bundesliga-Spielen Rekord-Profi der Sachsen – und sein Vertrag läuft noch bis 30. Juni 2022.
Daniel Frahn – Der Sturmbulle: Kein anderer Spieler hat mehr Saisontore für die ,,Roten Bullen” erzielt als Daniel Frahn. In der Regionalliga-Saison 2011/2012 traf der Halbstürmer in 34 Spielen 26-mal – bis heute Vereinsrekord! Mit 0,57 Treffern hat Frahn auch den besten Tor-Schnitt aller RB-Profis.
Zuschauer-Rekord am Tag der Schande: Beim von Fan-Protesten und Ausschreitungen überschatteten 0:1 von RBL bei Borussia Dortmund am 4. Februar 2017 gab es auch die größte Anzahl an Zuschauern bei einem Spiel des 2009 gegründeten Vereins. 81.360 Fans verfolgten das hoch brisante Duell im Hexenkessel des Signal Iduna Park.
Nach Diego kam lange nichts: Am 26. Oktober 1988 gastierte der SSC Neapel mit Superstar Diego Armando Maradona im Leipziger Zentralstadion, der heutigen Red Bull Arena. Im UEFA-Cup-Spiel gab es für Napoli ein 1:1 beim 1. FC Lokomotivie Leipzig (,,Loksche”). Bis wieder Europacup-Stimmung in Leipzig herrschte, sollten 29 Jahre ins Land gehen. RB Leipzig brachte am 13. September 2017 den Europapokal-Flair zurück in die Bachstadt – 1:1 beim Champions-League-Debüt gegen die AS Monaco.
Salzburger Filiale – Die Transferströme von RB Leipzig sind leicht zu verfolgen. 16 Spieler holte der junge Klub von RB Salzburg. Dabei wurde ein Transfervolumen von 84 Mio. Euro bewegt. Der teuerste Spieler, den man von der Mozart- in die Bachstadt lotsen konnte, war 2016 der Nationalspieler Guineas, Naby Keita. Der Mittelfeldspieler kostete 24 Mio. Euro.
Infos umfassen: Alter der Spieler, Einsätze, Gespielte Minuten, Gegentore, Zu Null gespielt, Einwechselungen, Auswechselungen, Gelbe Karten, Rote Karten, Ampelkarten.
https://www.dierotenbullen.com/
https://de.wikipedia.org/wiki/RB_Leipzig
News über RB Leipzig: