RB Leipzig und die Nationalmannschaft: Keine Erfolgsstory!
Das Freundschafts-Länderspiel am Donnerstag zwischen Deutschland und WM-Gastgeber Russland könnte zum Langweiler werden. Wie die Mitteldeutsche Zeitung (MZ) am Mittwoch berichtet, „droht ein Zuschauerfiasko“. Nur 28.000 Tickets sind für die Partie in Leipzig bislang verkauft worden. Dumm nur, dass die Red Bull Arena mehr als 43.000 Zuschauern Platz bietet. Mit Timo Werner stellt RB Leipzig nur einen deutschen Nationalspieler ab. Ein Dilemma.
Selbst ein Sinneswandel der Leipziger Fußballfans kann aus Sicht vieler Medien dieses Länderspiel-Jahr nicht mehr retten. Miserable Test-Länderspiele gegen Brasilien (0:1) in Berlin und Österreich (1:2) in Klagenfurt, das historische WM-Aus in der Vorrunde, das 0:3-Debakel gegen die zuletzt für 2 große Turniere nicht qualifizierten Holländer – man hat schon bessere Jahre für „Die Mannschaft“ erlebt. Die Vorverkaufszahlen für das möglicherweise entscheidende Duell gegen den Abstieg in der Nations League gegen die „Elftal“ sind ebenfalls alarmierend. 36.000 Tickets waren am Montag für die Partie in Gelsenkirchen weg. Die Veltins Arena auf Schalke hat jedoch 62.000 Plätze. „Am Ende“, mutmaßt Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff (50), „liegt es auch ein bisschen an uns.“
Könnte man so sehen. „2 Partien noch, dann wird ein Strich unter dieses ohnehin missratene Jahr des DFB-Teams gezogen“, kommentiert die Zeitung Hamburger Morgenpost am Mittwoch die Lage der Fußball-Nationalmannschaft, „die Fans haben das schwarze Jahr 2018 mit dem WM-Gerumpel und möglichen Abstieg aus der Nations League noch längst nicht verdaut.“
Wie auch? Wenn es den von Bundestrainer Joachim Löw (58) bei seiner wenig erkenntnisreichen „Aufarbeitungs-Pressekonferenz“ zum WM-Debakel beschworenen „Neuaufbau“ beim Nationalteam gibt, dann findet dieser ohne die Spieler der aktuellen Spitzenklubs statt.Der Tabellendritte RB Leipzig stellt für das Spiel in der heimischen Red Bull Arena gegen Russland mit Timo Werner (22) nur einen einzigen Spieler ab. Borussia Dortmund, aktuell Tabellenführer mit 7 Zählern vor der Konkurrenz, wird immerhin durch seinen Kapitän Marco Reus (29) vertreten. Dass der Tabellenvierte Eintracht Frankfurt vom dritten nominierten Keeper Kevin Trapp (28) repräsentiert wird, dürften viele Fans der Hessen als einen Badesalz-Witz werten. Immerhin über Außenverteidiger Danny da Costa hätte Löw nachdenken können…Nein! Die Probleme der deutschen Nationalmannschaft manifestieren sich auch in der Kader-Zusammenstellung.
Dass Timo Werner aus Leipziger Sicht den Einzelkämpfer im DFB-Team gibt, stößt RBL-Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick (60) sauer auf. „Es gäbe sicher viele Kandidaten aus Leipzig für eine Nominierung“, erklärte Rangnick nach dem Bundesliga-Sonntagsspiel gegen Bayer 04 Leverkusen (3:0).
Dass der Gegner vom Rhein mit Julian Brandt, Kai Havertz und Jonathan Tah hingegen 3 DFB-Spieler stellt, löst bei Rangnick nur Kopfschütteln aus: „Dazu braucht man nicht mehr viel zu sagen.“
Gut, Rangnick gilt nicht unbedingt als Lieblingsfreund von Jögi Löw. Aber in einem Punkt hat er Recht. Alternativen für den mit 7, zuletzt doch arg müde wirkenden Bayern-Profis besetzten DFB-Kader, könnten aus Leipzig kommen.Neben Werner, kämen mit Diego Demme (26), Marcel Halstenberg (27) und Lukas Klostermann (22) 3 Rote Bullen in Frage.
Diego Demme beantwortete die Frage nach der Nationalmannschaft vielsagend. „Ich habe Karten, aber ob ich ins Stadion gehe oder mit meiner Freundin essen gehe, das weiß ich noch nicht, mal schauen“, erklärt der defensive Mittelfeldspieler nach dem 3:0 gegen die Bayer-Elf. Sein einziges Länderspiel für Deutschland macht Demme, der auch einen italienischen Pass besitzt, am 10. Juni 2017 beim 7:0 gegen San Marino in Nürnberg.
Ebenfalls nur einmal auf dem Rasen zu sehen: Marcel Halstenberg. Der RBL-Linksverteidiger, der eine lohnende Alternative zum Hoffenheimer Nico Schulz darstellen könnte, erhält am 10. November 2017 in London gegen England seine bisher einzige Chance. Nach einem Kreuzbandriss hat sich Halstenberg wieder ins Blickfeld gespielt.
Lukas Klostermann ist einer der deutschen Silbermedaillen-Gewinner von Rio de Janeiro 2016. Er kommt bislang jedoch nur auf Einsätze in den deutschen Junioren-Nationalmannschaften. Länderspiele in Leipzig und mit RBL-Profis – das ist (noch) keine Erfolgsstory im deutschen Fußball. Die seit dem Umbau des Zentralstadions zur WM 2006 ausgerichteten Partien mit DFB-Beteiligung sind selten Länderspiel-Hits. Nimmt man das 4:3 gegen Mexiko nach Verlängerung im Spiel um Platz 3 beim Confed-Cup 2005 weg, haben die Spiele gegen Liechtenstein (4:0, 2009), Israel (2:0, 2012) oder zuletzt gegen Georgien 2015 (2:1) einen überschaubaren Erinnerungswert.