Das Patenkind von Fritz Walter
Der Sport-Club Freiburg e. V. (kurz: SC Freiburg, Sport-Club oder SCF) ist ein Fußballverein aus Freiburg im Breisgau. Er wurde am 30. Mai 1904 gegründet und spielt seit der Saison 2016/2017 wieder in der Fußball-Bundesliga.
In der Ewigen Bundesliga-Tabelle belegt der Verein den 22. Platz. Das Wappen des Sport-Club enthält auf der linken Seite einen Greifenkopf und auf der rechten Hälfte das Kürzel SCF. Im Juli 2019 zählt der Verein 20.000 Mitglieder und ist damit der größte Verein in Baden.
Der SC Freiburg geht in seiner heutigen Form aus Fusionen hervor. Die ältesten Vorgängervereine des SC waren der im März 1904 gegründete Freiburger FV 04 sowie der 2 Monate jüngere FC Schwalbe Freiburg. Am 3. März 1912 fusionierten der mittlerweile zu SV 04 umbenannte FV 04 und der erst zu FC Mars, dann zu FC Union umbenannte FC Schwalbe erstmals zum SC Freiburg. Am 13. Dezember 1919 schloss sich der Verein der Freiburger Turnerschaft von 1844 (früher: Freiburger TV 1844) an. Im Zuge des Streits zwischen Turn- und Sportverbänden traten die Fußballer 1924 wieder aus, um wieder den SC Freiburg zu bilden. In der reichsweiten Neuordnung des organisierten Sports wurden die beiden Vereine erneut zusammengeschlossen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entsteht als erster Nachfolgeverein der Turnerschaft der VfL Freiburg, der 1949 den alten Namen zurück erhält. 1952 treten die Fußballer erneut aus dem Gesamtverein aus und bilden den heute bestehenden SC Freiburg. Der Verein trägt seine Heimspiele seit 1954 im Schwarzwaldstadion (24.000 Plätze) aus. Es ist seit 1970 insgesamt 5-mal (zuletzt 2004) umgebaut und mehrfach umbenannt worden. Die Tage der schmucken Arena an der Dreisam sind jedoch gezählt. Am 1. Februar 2015 stimmen die Bürger von Freiburg in einem Entscheid mit 58,2 Prozent für den Stadionneubau im Wolfswinkel im Stadtteil Brühl. Im November 2018 beginnen die Bauarbeiten für die neue Heimstatt mit dem Arbeitstitel ,,SC-Stadion”. Es soll 34.700 Plätze umfassen und 2020 – entweder zur Rückrunde der Saison 2019/20 oder mit dem Beginn der Saison 2020/21 – die neue Heimat des SC Freiburg werden. Die Kosten sollen 76 Millionen Euro betragen.
,,Studenten-Truppe”, ,,Breisgau-Brasilianer”, ,,Finkes bunte Vögel” – das sind nur einige Spitznamen des SC Freiburg.
Die Breisgauer, bei denen u. a. Uwe Spies und Andreas Zeyer an der Universität eingeschrieben sind, werden schon vor dem Anpfiff ihres allerersten Bundesliga-Spiels am 7. August 1993 beim FC Bayern München (1:3) als ,,der etwas andere Verein” wahrgenommen.
Das Publikum in der Universitätsstadt im äußersten Südwesten Deutschlands ist anders als in den ,,etablierten” Standorten. Es sind Studenten, Grüne, Intellektuelle, Winzer, Arbeiter und – auch das ist Anfang der 1990er-Jahre noch neu, viele Frauen, die zu den Spielen im idyllisch gelegenen Schwarzwaldstadion direkt an der Dreisam pilgern. Das ,,schöne Spiel” ist ihnen mitunter wichtiger als 3 Punkte. Die Verbissenheit, die in anderen Stadien zu spüren ist, gibt es hier nicht. ,,In Freiburg”, sagt der 1991 von Berlin in die Breisgau-Metropole zurückgekehrte Kabarettist Matthias Deutschmann 2014 in einer Dokumentation des SWR, ,,ist Fußball keine Ersatzreligion wie auf Schalke, sondern allenfalls eine Weltanschauung zum Wochenende, wir haben nicht diese Härten, wie sie in Berlin, in Gelsenkirchen oder in Dortmund auftreten.“
Ein anderer, ein ,,linker Fußball” also für die Bundesliga? Innovativ spielen die ,,Breisgau-Brasilianer” in jedem Fall. Mit ihrem unter Trainer Volker Finke gepflegten Kurzpass-Spiel sind sie ihrer Zeit voraus. ,,Wir waren die ersten, die das so in Deutschland praktiziert haben”, räumt Volker Finke Jahre später ein, ,,und ich erinnere mich an ein Interview eines Spielers von Bayern München, der nach dem Spiel gegen uns sagte: Ich hatte immer das Gefühl, als hätten die einen Mann mehr auf dem Feld.” Dass die Spieler mit dem Fahrrad zum Training kommen oder dass man, statt zu fliegen, mit dem ICE zu Auswärtsspielen fährt, kommt bei den Medien, den Intellektuellen und dem ,,linken Spektrum” gut an. ,,Freiburg“, so sinniert der legendäre Rhetorik-Professor Walter Jens (1923 – 2013), ,,ist die einzige Mannschaft für mich, die Witz und Esprit hat und nicht den dumpfen Ernst muskelbepackter Kicker verfügt.“ Freiburg ist Kult. Der Pfälzer Fußball-Autor Günter Rohrbacher-List dazu zu Ligalive.net: ,,Von außen gesehen ist aus meiner Sicht der SC Freiburg sehr viel mehr Kultklub als beispielsweise Mainz 05. Das liegt auch an den Freiburger Verhältnissen, wo jahrzehntelang der FFC die erste Geige spielte.”
Für die Freiburg-Hater
Die aus Sicht aller Freiburg-Gegner und Hater bemerkenswerteste und erfreulichste Spielzeit in der Bundesliga ist das Jahr 2004/2005. Nie wirkt das ,,Modell Freiburg” abgenutzter und uninspirierter als in dieser Saison.
Schlechteste Platzierung in der Abschluss-Tabelle:
2004/2005 belegt der SC Freiburg Platz 18 in der Bundesliga-Tabelle. Es ist das einzige Mal, dass man als Tabellenletzter absteigen muss.
Wenigste Punkte:
18 Zähler sammeln ,,Finkes bunte Vögel” in der Saison 2004/2005. Ein Negativ-Rekord der Drei-Punkte-Ära, der bis heute besteht, auch wenn sich der 1. FC Nürnberg 2018/2019 mit 19 Punkten nach Kräften bemüht hat, diese Zahl zu unterbieten…
Meiste Gegentore:
Die Freiburger müssen 2004/2005 mit insgesamt 75 Gegentoren den Titel ,,Schießbude der Liga” akzeptieren, den Titel ,,Ärmster Hund der Liga” teilen sich die beiden SCF-Keeper Richard Golz und Timo Reus.
Schlechteste Tordifferenz:
2004/2005 bedeutet ein Torverhältnis von Minus 45 das mieseste Ergebnis für den SC Freiburg in der Bundesliga.
Wenigste erzielten Siege:
3 mickrige Siege können die ,,Breisgau-Brasilianer”, die 2004/2005 gar nicht mehr brasilianisch daherkommen, einfahren. In gegnerischen Stadien gelingt nur ein einziger ,,Dreier”: 1:0 am 2. Spieltag beim VfL Wolfsburg!
Meisten Niederlagen:
2004/2005 – Das Zahlenwerk gewordene Grauen für den SC Freiburg. Die Mannschaft kassiert die klubinterne Rekord-Anzahl von 22 Pleiten.
Schlechteste Heimbilanz:
,,Zeigt Charakter”, so fordern die frustrierten Fans im Schwarzwaldstadion einmal auf einem Spruchband – doch trotz dieses Appells reicht es nur zu 2 Heim-Erfolgen, gegen den VfL Wolfsburg (1:0) und gegen den VfB Stuttgart (2:0).
Schlechteste Auswärtsbilanz:
6 Punkte in gegnerischen Stadien sind für den SC Freiburg 2004/2005 die schlechteste Ausbeute seiner Bundesliga-Historie.
Für die Freiburg-Lover
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Der größte Erfolg gelingt dem SC Freiburg in der Saison 2012/2013 unter Trainer Christian Streich. Auf Rang 5 in der Bundesliga erreichen die Breisgauer bei ihrer 3. Europacup-Teilnahme nach 1995 und 2001 erstmals eine Gruppenphase in einem europäischen Wettbewerb.
Mit 6 Punkten und nur einem Sieg gegen Slovan Bratislava (2:1) muss sich Freiburg am Ende des Kalenderjahres 2013 allerdings mit Platz 3 und dem ,,Aus” in der Gruppenphase hinter den Slowaken aus Bratislava und dem späteren Sieger FC Sevilla begnügen.
In der Bundesliga gelingt den Freiburgern mit dem 5:1 gegen den FC Bayern München am 2. Spieltag der Saison 1994/95 einer der höchsten Erfolge ihrer Bundesliga-Zugehörigkeit. Am Ende dieser Spielzeit stehen Rang 3 und die erste Teilnahme am UEFA-Pokal.
Die größten fußballerischen Peinlichkeiten leistet sich der SC Freiburg ebenfalls gegen den Branchenriesen aus München: 2-mal 0:7 im DFB-Pokal (2005) und in der Bundesliga (2011), höher hat der Sport-Club gegen keinen anderen Verein verloren.
Bei aller mystischen, malerischen Gestaltung des Gesamt-Kunstwerks SC Freiburg kommt der Klub nicht umhin, die berühmt-berüchtigten ,,Mechanismen des Geschäfts” anzuerkennen. Ob er will oder nicht, aber: Wer verliert schon gern die Unschuld? Wenn wir schon bei den Breisgau-Philosophen sind: Für einen legendären Freiburger Spieler gilt die Weisheit ,,Wenn man nur weit genug reist, trifft man irgendwann sich selbst”…
Der SC Freiburg ist der ,,etwas andere Bundesligaklub”, das wissen alle. Weniger bekannt sind diese 10 Fakten über die Breisgauer.
Der Rekord-Finke. 16 Dienstjahre beim SC Freiburg von 1991 bis 2007 machen Volker Finke zum Trainer-Rekordhalter des deutschen Fußballs. 2006 überholt Finke den Essener Coach Otto Rehhagel, der von 1981 bis 1995 insgesamt 14 Jahre, 2 Monate und 30 Tage für den SV Werder Bremen gearbeitet hat.
Das Patenkind von Fritz Walter. Fritz Keller, Präsident des SC Freiburg und Winzer aus dem Badischen, ist auf besondere Weise mit dem deutschen Fußballidol Fritz Walter (1920 – 2002) verbunden. Er ist das Patenkind des ,,alten Fritz”, der zusammen mit anderen Helden von Bern gern in Kellers Restaurant Schwarzer Adler in Oberbergen am Kaiserstuhl absteigt. Die Krönung von Kellers Funktionärs-Laufbahn: Im September 2019 wird er der 13. Präsident des Deutschen Fußball-Bundes.
In der Freiburg-Falle. Spiele gegen den hoffnungslos abgeschlagenen Tabellenletzten SC Freiburg sind 2004/2005 sozusagen das ,,Streich-Ergebnis” für die 17 Gegner. Dumm nur, dass der VfL Wolfsburg gleich 2-mal gegen die Breisgauer verliert und sich damit zur Lachnummer macht…
Die ersten TV-Bilder des Sport-Club stammen aus dem Jahr 1976! Das 2:8 im DFB-Pokal beim 1. FC Köln im Müngersdorfer Stadion, Freiburgs höchste Auswärts-Niederlage in diesem Wettbewerb, flimmert als erste Partie des SCF in deutsche Wohnstuben. Als Werbefilm ist das Spiel untauglich. Wolfgang Overath, Hannes Löhr, Jürgen Glowacz und Co. schießen die Breisgauer gnadenlos ab, schon zur Pause steht es 4:1.
Fan-Freundschaft. Zwischen dem idyllischen Freiburg und dem knorrigen Ruhrpott entsteht ein Band der Fußball-Fan-Freundschaft. Borussia Dortmund hilft Freiburg am letzten Spieltag der Saison 1993/94 im Abstiegs-Fernduell gegen den 1. FC Nürnberg. Ein Jahr später wird erneut gejubelt. Freiburg sichert sich beim BVB-Erzrivalen FC Schalke 04 Platz 3 und damit den UEFA-Cup-Platz, Dortmund wird nach 32 Jahren wieder Deutscher Fußballmeister. Man feiert zusammen in der Bierstadt. Auch die ,,Meister-Spiele” 1996 (3:2) und 2012 (4:0) macht der BVB gegen die Breisgauer und auch das Jubiläumsspiel 100 Jahre BVB am 19. Dezember 2009 steigt gegen den von Robin Dutt betreuten SC (1:0) – bei Minus 20 Grad Außentemperatur!
Torjäger aus Senegal. Papiss Demba Cissé ist einer von vielen namhaften Spielern aus Afrika, die das Trikot des SC Freiburg tragen. Der Stürmer aus dem Senegal erzielt in 65 Bundesliga-Spielen 37 Tore für die Freiburger und ist damit bester afrikanischer Torschütze der Klubgeschichte vor dem Tunesier Adel Sellimi (27 Tore) und Soumaila Coulibaly aus dem Mali (17 Treffer).
Der Rekord-Transfer Die Spieler des SC Freiburg haben immer wieder hohe Ablösesummen eingespielt. Keinen Spieler aber gibt man für mehr Geld ab als Caglar Söyüncü. Der türkische Abwehrspieler wechselt im August 2018 für die Freiburger Rekordsumme von 21,1 Mio. Euro zum englischen Premier-League-Klub Leicester City.
Meister? Nur im ,,Unterhaus”. Der SC Freiburg gehört zu den aktuellen Bundesligisten, die keinen Titel in der höchsten deutschen Spielklasse oder in einem Europapokal-Wettbewerb auf dem Briefkopf haben. Lediglich 4 Zweitliga-Meisterschaften (1993, 2003, 2009, 2016) kann man verbuchen.
Das Tor-Fabrikle. Nie hat der SC Freiburg in einer Pflichtspiel-Saison mehr Tore erzielt als 1992/93. In der Aufstiegs-Saison in der 2. Bundesliga trifft die Mannschaft von Trainer Volker Finke 102-mal. Bester Torschütze ist der Albaner Altin Rraklli mit 16 Treffern aus 37 Zweitliga-Spielen.
Der Rekordspieler. Andreas Zeyer hat mit dem SC Freiburg so ziemlich alles mitgemacht. Von 1989 bis 1997 in Diensten der Freiburger, steigt Zeyer in die Bundesliga auf, stürmt mit dem Team in den UEFA-Cup und wechselt nach dem ersten Abstieg (1997) zum Hamburger SV. 1999 bis 2004 spielt Zeyer noch einmal für Freiburg und kommt auf die Rekord-Zahl von 236 Spielen in der Bundesliga.
Infos umfassen: Alter der Spieler, Einsätze, Gespielte Minuten, Gegentore, Zu Null gespielt, Einwechselungen, Auswechselungen, Gelbe Karten, Rote Karten, Ampelkarten.
https://de.wikipedia.org/wiki/SC_Freiburg