So verkauft sich Rekord-Weltmeister Brasilien
Brasiliens Fußball-Nationalmannschaft tourt nach der enttäuschenden WM weiter im Stil der Harlem Globetrotters durch die Lande. Die Copa América 2019 im eigenen Land? Kein Thema! Die Selecao um Superstar Neymar sucht sich stattdessen für viel Geld sportlich fragwürdige Gegner und an umstrittenen Spielorten.Vor dem Abflug nach Saudi-Arabien sah man Brasiliens Fußball-Nationalmannschat in dieser Woche auf dem Trainingsgelände von Tottenham Hotspur im Londoner Norden.
Irgendwie passend. In der britischen Hauptstadt sitzt auch Pitch International, der Vermarkter der „Brasil Global Tour“, Brasiliens großer Freundschaftsspiel-Tournee.
Der in Dschidda in Saudi-Arabien ansässige Mischkonzern Dallah al-Baraka und sein Ableger International Sports Events Company (ISE) riefen diese Tournee 2006 ins Leben – und verkaufen die Länderspiele der Seleção exklusiv. Will heißen: Für viel Geld. Fragwürdig ist die Nummer deshalb, weil mangels Kompetenz die vermeintlich lukrativen Rechte u.a. an der Vermarktung der internationalen TV-Übertragungen sowie Bandenwerbung, aber auch den Ticketverkauf sofort weiter verkauft wurden.
Erst an die Schweizer Sportrechteagentur Kentaro, nun an Pitch International mit Sitz in London. 1,05 Millionen US-Dollar kassiert die Selecao angeblich pro Spiel.Briefkastenfirmen und wenig transparentes Geschäftsgebaren sind nur ein Teil der Brasilien-Misere. Fans und Experten regen die Freundschaftsspiele mit sportlichem Null-Wert fast noch mehr auf als das gnadenlose Verramschen von Neymar und Co.
Es mutet da schon bizarr an, wenn Brasilien – Marktwert: 1,06 Milliarden Euro – gegen einen No-Name-Gegner wie El Salvador antritt.
Während Europas Top-Teams nach der WM erstmals in der neu geschaffenen Nations League an den Start gingen, schossen sich die Brasilianer am 12. September in Washington D. C. beim 5:0 gegen El Salvador den WM-Frust von der Seele.
Vier Tage zuvor waren die 2018 nicht für die WM qualifizierten USA der Gegner – mit einem fast vorhersehbaren 2:0 für den Rekord-Weltmeister.Die Sparringspartner der Brasilianer werden nicht besser – und eine langfristige Vorbereitung auf die Copa América 2019 im eigenen Land sieht sicher anders aus.
Mit Saudi-Arabien wartet am Freitag die Nummer 71 der FIFA-Rangliste. Der Länderspiel-Klassiker gegen Argentinien wird ebenfalls in Dschidda am Roten Meer steigen – und droht, zur Show-Nummer zu werden. „Welche Bedeutung hat ein solches Spiel, außer Geld in die Tasche von irgendeinem“, sprach die Sport-TV-Kultfigur Galvão Bueno das aus, was viele im fußballverrückten Brasilien denken.
Die provokative Frage ging im Fußball-Talk „Bem, amigos“ direkt an Edu Gaspar. Die rechte Hand von Nationaltrainer Tite ist als Seleção-Koordinator verantwortlich für die Freundschaftsspiel-Gegner. Der ehemalige Topspieler des FC Arsenal antwortete: „Wer zur Verfügung steht, wird angefragt. Aber viele wollen zu dem Zeitpunkt nicht gerade gegen Brasilien spielen.“
Wirklich nicht? Die Regeln dieses Spiels diktiert offenbar längst nicht mehr der brasilianische Fußball-Verband (CBF), sondern die Vermarkter von Pitch. Wie die Tageszeitung „Estadão“ schon 2015 enthüllte, kann Pitch angeblich u. a. Gegner und Spielort auswählen. Der Verband CBF bekäme im Gegenzug 1,05 Millionen US-Dollar dafür. Vorausgesetzt, man tritt in Bestbesetzung an…