Stürmer-Stars vom Weltmeister: So viel Frankreich steckt in der Bundesliga
23 Profis aus Frankreich, dem Land des aktuellen Weltmeisters, spielen derzeit in der Fußball-Bundesliga. 5 dieser Spieler verzücken die Fans besonders: Die Stürmer um Frankfurts Sebastién Haller, den Gladbacher Alassane Plea und RBL-Angreifer Jean-Kévin Augustin.
Sag mir, wo die Stürmer sind? Diese Frage stellen sich deutsche Fußballfans nicht erst seit dem Abschied von Weltmeister Miroslav Klose (40) im Anschluss an das erfolgreiche WM-Finale 2014 gegen Argentinien.
Hochkarätige Stürmer, die in der Bundesliga ihr Geld verdienen, waren und sind spätestens seit den 1980er-Jahren immer die Ausnahme gewesen. Die Granden im Angriff verdienen seit vielen Jahren im Ausland ihr Geld – frag nach bei Oliver Bierhoff, Jürgen Klinsmann, Rudi Völler oder Mario Gomez!
Gut, es gibt die bodenständigen Vize-Weltmeister von 1982, Klaus Fischer und Horst Hrubesch, den stillen Lauterer Olaf Marschall oder den Leverkusener Einzelkämpfer Ulf Kirsten. Heute ist es der Wahl-Leipziger Timo Werner, der in der im Sommer entthronten „Weltmeister-Liga“ einsam seine Kreise zieht. Mit 65 Mio. Euro Marktwert ist Werner derzeit der wertvollste deutsche Spieler der Bundesliga. Aber wer kommt danach?
Die Stürmerstars der Liga kommen aus dem Land des aktuellen Weltmeisters, aus Frankreich. „Vive la France“, das dürfen die Anhänger von Eintracht Frankfurt, Borussia Mönchengladbach, RB Leipzig, Bayern München und Mainz 05 genussvoll flüstern, wenn es im gegnerischen Kasten einschlägt, denn französische Angreifer beleben das Spiel ihrer Teams. „Stürmer auszubilden, hat in Frankreich eine lange Tradition“, sagt Frankreich-Experte Gernot Rohr der Zeitschrift SPORT BILD (Ausgabe 51/52, 2018), „die meisten Teams der Ligue 1 haben dafür speziell ausgebildete Stürmertrainer. Dieser Formateur kümmert sich in der Regel 2-mal pro Woche um alle Angreifer der Profis und des Nachwuchsbereiches.“ Das wäre eine Erklärung für die neue Sturm-Power aus Frankreich, die sich auch auf höchster europäischer Ebene mit den Weltmeistern Antoine Griezmann von Atético Madrid, Olivier Giroud (FC Chelsea) und Kylian Mbappé vom französischen Hauptstadtklub Paris St.-Germain manifestiert.Wir wissen nicht, was die Scouts der englischen oder italienischen Großklubs gemacht haben, wenn sie in Utrecht waren und Spiele von Sebastién Haller (24) angeschaut haben.
Einen entscheidenden Hinweis an ihre Trainer, den Franzosen zu verpflichten, hat jedenfalls keiner dieser Beobachter gegeben. Ganz anders die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt um den Kicker-„Mann des Jahres“ Fredi Bobic (47). Sie schlagen im Sommer 2017 zu und holen den baumlangen Angreifer in die Bundesliga.
Obwohl Haller in der niederländischen Eredivisie praktisch im Vorhof der Premier League vorspielt, schlagen die „Adler“ zu. Haller wird mit einer Ablöse von 7 Millionen Euro teuerster Neuzugang aller Zeiten bei Eintracht Frankfurt. Der 1,90 m-Riese zahlt jeden Euro zurück: Allein in dieser erfolgreichen Saison mit Rang 5 nach der Vorrunde und dem Rekord mit 6 gewonnenen Europa-League-Gruppenspielen trifft Haller in 25 Pflichtspielen 12-mal und legt 11-mal vor.
Ausgebildet wird Haller bei AJ Auxerre, einer der großen Talentschmieden Frankreichs. „Französische Stürmer“, sagt Gernot Rohr, „sind häufig körperlich stark und schnell.“ Das gilt auch für Haller, der in seinem 2. Jahr in eine klare Marktwertsteigerung von 23 Mio. Euro erzielt. Wer ihn den Hessen im nächsten Sommer (Vertrag bis 30. Juni 2021) wegschnappen will, muss mindestens 35 Mio. Euro bieten.
Der Mittelstürmer gehört zu den 3 wertvollsten Franzosen in der Bundesliga.
Plea liegt bei einem Marktwert von 38 Mio. Euro und hat sich mit 9 Saisontoren und 3 Vorlagen in der Fußball-Bundesliga auch ins Notizbuch von Frankreichs Weltmeister-Trainer Didier Deschamps (50) gespielt.
Am 20. November 2018 gibt der Wahl-Mönchengladbacher gegen Uruguay (1:0) sein Länderspiel-Debüt für die „Equipe tricolore“. Plea durchläuft zuvor alle französischen Junioren-Nationalmannschaften und genießt bei Olympique Lyon – noch so eine Kaderschmiede des französischen Fußballs – eine exzellente Ausbildung.
Alle seine 36 Tore in der Ligue 1 erzielt er allerdings ab 2014/2015 in Diensten des OGC Nizza. Bis 2023 ist Plea noch vertraglich an Borussia Mönchengladbach gebunden.Jean-Kévin Augustin (21) ist ein Lust-Fußballer. Einer, auf den man in Frankreichs Verband auf keinen Fall verzichten will.
Der Mittelstürmer von RB Leipzig wird im September 2018 zum Streitfall. Er sagt ein Länderspiel von Frankreichs U21-Nationalmannschaft ab, läuft stattdessen für RBL in einem Testspiel auf.
Der französische Nationalverband (F. F. F.) wendet sich in einer Protestnote an die FIFA – und sucht den Dialog mit den Leipzigern.
Augustin ist nicht immer pflegeleicht – bevor er das Länderspiel wegen „muskulärer Ermüdungserscheinungen“ absagt, wird auch ein Streit mit U21-Nationalcoach Sylvain Ripoll öffentlich.
Wie lange Jean-Kévin Augustin, der in der Vorrunde in 11 Liga-Einsätzen 3-mal für Leipzig getroffen hat, noch in der Bachstadt spielt, ist unklar. Angeblich hat der FC Everton Interesse am Franzosen, der beim Serienmeister PSG ausgebildet wurde. Der erst 21-jährige Franzose gehört zu den Entdeckungen bei der Mannschaft aus Rheinhessen.
Dass die Mainzer auf Rang 12 überwintern, ist auch ein Verdienst von Jean-Philippe Mateta.
Der 1,92 m-Funkturm netzt in 17 Bundesliga-Spielen 5-mal ein und steuert 2 Vorlagen bei. AC Le Havre und Olympique Lyon bzw. ab 2014 LB Chateauroux sind die bisherigen Stationen von Mateta. Im Leistungszentrum des französischen Zweitligisten hat er sich seine Offensivstärke antrainiert.
„Ich habe auf meine Trainer gehört“, sagt Mateta, „erlernt habe ich das alles einfach dadurch, dass ich in den Trainingseinheiten einfach so oft wie möglich Torabschlüsse trainiert habe.“ Wertvollster französischer Spieler in der Bundesliga ist beinahe selbstredend ein Profi des FC Bayern München. Es ist Außenstürmer Kinglsley Coman.
Der Transferwert des 22-jährigen Coman wird auf 50 Mio. Euro geschätzt. Der Linksaußen ist Vize-Europameister 2016, gehört aber anders als sein Münchner Teamkollege Corentin Tolisso verletzungsbedingt nicht zum Weltmeisterkader 2018.
Nach Fußverletzung und Syndesmose-Band-Riss kommt Coman beim FC Bayern schwer in die Saison. „Auf Kingsley halten wir große Stücke“, sagt Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge (63) über den torgefährlichen Linksaußen, der sich nach Aussagen in der französischen TV-Sendung Telefoot über das angebliche Karriere-Ende „falsch interpretiert“ sieht.
Kingsley Coman gehört noch zu den von Pep Guardiola in München getätigten Neuzugängen. Er kommt im August 2015 zunächst auf Leihbasis von Juventus Turin nach München, hat zuvor die Ausbildung bei Paris St.-Germain durchlaufen. Comans Marktwert liegt bei 50 Mio. Euro, trotz seiner Verletzungsserie in dieser Spielzeit ist seine Ausbeute mit einem Tor im letzten Champions-League-Gruppenspiel bei Ajax Amsterdam (3:3) bemerkenswert…