Akte Serge Gnabry – Er galt in England schon als gescheitert
Akte Serge Gnabry – das Dossier. Der neue Superstar des FC Bayern München, der die Bundesliga aufmischt und in England nicht zum Zuge kam.
Der Offensivspieler hat das Spiel der ,,Mannschaft”, aber auch des FC Bayern entscheidende belebt und ist zu einem Faktor bei beiden Teams geworden.
Doch welche Geschichte steht hinter Serge Gnabry und seinem charakteristischen Torjubel? Wer ist der Fußballstar, der seine komplette Ausbildung in England verbracht hat und dort beinahe gescheitert wäre?
Das Ligalive-Profil liefert Antworten, Daten, Fakten zu Serge Gnabry.Serge David Gnabry wurde am 14. Juli 1995 in Stuttgart geboren. Seine Mutter ist Deutsche, sein Vater stammt von der Elfenbeinküste. Gnabry besitzt neben der deutschen auch die ivorische Staatsangehörigkeit.
Gnabry ist 1,75 m groß, bei 73 Kilo. Er wuchs in der schwäbischen Provinz auf, wechselte aber schon als B-Jugendlicher vom VfB Stuttgart zum FC Arsenal. Bei den Londonern unterschrieb er am 31. Juli 2012 seinen ersten Profi-Vertrag.
Weitere Profi-Stationen des sowohl als Außenstürmer denn auch als hängende Spitze einsetzbaren Offensivspielers waren danach West Bromwich Albion (Leihe), Werder Bremen, 1899 Hoffenheim (ebenfalls auf Leihbasis) und nach Leih-Ende ab 2018 der FC Bayern München.
Bei den Münchnern erhielt Gnabry bereits vor der Leih-Saison bei 1899 Hoffenheim 2017 einen zunächst Drei-Jahres-Vertrag, der allerdings schon im März 2019 bis zum 30. Juni 2023 verlängert wurde. Serge Gnabry trägt beim FC Bayern das Trikot mit der Rückennummer 22.Serge Gnabry spielte bis zu seinem Wechsel zum FC Arsenal für die beiden großen Stuttgarter Klubs Kickers und VfB.
Damit steht er in einer Reihe mit vielen prominenten Spielern. Für den oft als Ausbildungsverein für den ,,großen” VfB bezeichneten Verein aus Stuttgart-Degerloch und die Roten aus Bad Cannstatt spielten u. a. auch Karl Allgöwer, Jonathan Akpoborie, Fredi Bobic, Guido Buchwald und Jürgen Klinsmann. Ein Profi-Spiel machte Gnabry jedoch für keinen der beiden Stuttgarter Großklubs.
Bis 2016 schien es gar so zu sein, dass Gnabry in den Kreis der Spieler einzieht, die Nationalmannschaft spielen, ohne in der Bundesliga gewirkt zu haben. Shkodran Mustafi oder Robert Huth seien genannt. Beim FC Arsenal kam Gnabry als 15-Jähriger an, bis zu seinem Abschied im Januar 2016 bestritt er aber nur 10 Premier-League-Spiele. Selbst bei der Leihgabe zu West Bromwich konnte er nicht glänzen. ,,Serge Gnabry ist nicht gut genug für West Brom”, soll der damalige WBA-Coach Tony Pulis gesagt haben…
Für England-Legende Dietmar Hamann (u. a. CL-Sieger 2005 mit dem FC Liverpool) liegt der Grund in Gnabrys Beinahe-Scheitern auf der Insel im System. ,,Ich ziehe meinen Hut vor ihm”, sagte Hamann im Oktober 2019 und unmittelbar nach Gnabrys Gala-Vorstellung beim 7:2 mit den Bayern bei Tottenham Hotspur in der Champions League, ,,im Leben darf man niemals aufgeben. Es geht immer weiter. Das hat Gnabry bewiesen.”
Hamann weiter: ,,In England werden die jungen Spieler einfach weiter verliehen. 25 Männer schaffen es in den Kader, der Rest wird sich selbst überlassen und kann schauen, wo er bleibt. Das ist für junge Spieler teilweise sehr hart.” Der Wechsel zu Werder Bremen im Januar 2016 war für den Halbstürmer dann der erste Schritt in die richtige Richtung.
Was nur wenige wissen
- Serge Gnabry hat ivorische Wurzeln. Ein Gerücht, dass sich aber jahrelang um den jungen Bayern-Spieler hielt, war, dass sein Vater Jean-Hermann Gnabry Nationalspieler der Elfenbeinküste gewesen sein soll. Dass dem nicht so ist, erklärte Gnabry im September 2016. Sein Vater sei ,,nicht einmal als Fußballer aktiv gewesen.” Es lebe die stille Post!
- Gnabry gehört zu den Unterstützern der Initiative Common Goal, bei der Fußballprofis ein Prozent ihres Gehalts spenden.
- Mit dem FC Arsenal hat Gnabry 2-mal den FA Cup gewonnen, ohne in einem der beiden Finals gegen Hull City (3:2 n. V., 2014) und ein Jahr später gegen Aston Villa (4:0) im Kader gestanden zu haben. Einmal war Gnabry verletzt, ein Mal wurde er von Trainerlegende Arsene Wenger nicht nominiert.
Serge Gnabrys fußballerische Stärken kamen erst in der Fußball-Bundesliga, dann in der deutschen Nationalmannschaft voll zur Geltung. Er hat aber ungeachtet aller Lobeshymnen auch eine fußballerische Schwäche.
Schwächen/Schwachstellen
Serge Gnabry ist, obwohl auf beiden Außenstürmerpositionen gleichermaßen einsetzbar, kein klassischer Flankengeber. Hereingaben, aber auch Kopfbälle gehören nicht zu den Stärken des Wuschelkopfs. Als Bundesligaprofi erzielte er (Stand: August 2020) nur 3 Kopfballtreffer, den letzten am 28. Spieltag der Saison 2018/2019, beim vorentscheidenden 5:0 gegen Titel-Konkurrent Borussia Dortmund.
Stärken
Serge Gnabry kann in der Offensive auf allen Positionen zur Geltung kommen – selbst als Mittelstürmer oder in der 10er-Rolle. Dieses variables Spiel schätzt Bundestrainer Joachim Löw so sehr, dass er ihm praktisch eine Stammplatzgarantie gab.
Schlüssel-Pässe in die Spitze, Tor-Vorbereitung und Abschluss gehören zu den fußballerischen Tugenden, die Gnabry in der schwäbischen Talentschmiede, aber auch beim FC Arsenal verinnerlicht hat. Dribbelstark, immer anspielbar, ist er im Offensivspiel des DFB-Teams und des FC Bayern ein absoluter Zugewinn.
Und: Anders als sein Nationalmannschafts-Konkurrent Marco Reus von Borussia Dortmund ist Gnabry kein ,,Scomo”, keiner, der sich damit zufrieden gibt, das letzte oder vorletzte Tor in einem wichtigen Spiel zu erzielen und sich dann feiern zu lassen. Gnabry hat bei den Bayern allein in der Bundesliga-Saison 2019/2020 den so wichtigen ,,Dosenöffner” gegeben, also entweder das erste Tor erzielt oder in der Anfangs-Viertelstunde getroffen.
Erfolge (u.a.)
U21-Europameister 2017, Olympische Silbermedaille 2016 (mit Deutschland)
FA Cup-Sieger 2014 und 2015, Englischer Supercup-Sieger 2014 und 2015 (mit Arsenal)
Champions-League-Sieger 2020 (mit dem FC Bayern München)
Deutscher Meister 2019, 2020, DFB-Pokal-Sieger 2019, 2020, DFL-Supercup-Sieger 2018 (mit dem FC Bayern)
Platz 3 und Qualifikation zur UEFA Champions League 2017 (mit 1899 Hoffenheim)
Misserfolge
Die größten Misserfolge sind Niederlagen des FC Bayern München, 1899 Hoffenheim, Werder Bremen und der deutschen Nationalmannschaft in wichtigen Turnieren oder entscheidenden Spielen. Insbesondere sind dies:
- Das verlorene Champions-League-Qualifikations-Duell 2017 mit 1899 Hoffenheim gegen den FC Liverpool – 1:2 und 2:4.
- Erneutes ,,Aus” gegen den FC Liverpool mit dem FC Bayern München im CL-Achtelfinale 2019 (0:0 / 1:3).
- Das Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2018 in der Vorrunde
- Blamage mit der deutschen Nationalmannschaft bei der Premiere der UEFA Nations League 2018 (kein Sieg)
Ein unnachahmlicher Torjubel, wehe, wenn Cookin' Gnabry kommt... Gnabry packt nach jedem Tor die für ihn inzwischen charakteristische ,,Kochlöffel”-Jubelgeste aus. Wie kam es dazu?
„Der (Torjubel) kommt aus der NBA, James Harden hat das so gemacht”, erklärte Gnabry im Februar 2019 dem Portal Sportbuzzer, ,,das ist auch ein Tribut an Steph Curry, der der Chefkoch ist.“ Wenn der Star der Golden State Warriors heiß läuft, sprechen die NBA-Fans auch von ,,Cookin' Curry”.
In der Bundesliga wissen seither die gegnerischen Spieler und Anhänger, dass Cookin Gnabry unterwegs ist…Serge Gnabry hat auf dem Weg zum Shootingstar des deutschen Fußballs einige kuriose Fakten zusammengetragen.
,,Angstgegner” BVB – Gegen keinen Klub verlor Gnabry mehr Pflichtspiele als gegen Borussia Dortmund (5) – aber nur eines davon, 2:3 im November 2018 im Signal Iduna Park, in Diensten des FC Bayern München.
Fidschi – Ein Tor in einem offiziellen Länderspiel gegen die Fidschi-Inseln können nicht viele deutsche Nationalkicker vorweisen. Serge Gnabry schon. Im Olympia-Vorrundenduell gegen das Team aus Ozeanien, einem 10:0-Kanterwieg am 10. August 2016 in Belo Horizonte traf Gnabry 2-mal.
Derbysieger mit der Zweiten – Dass auf dem Dorf selbst verdientes Spieler auch mal in der ,,Zweiten” auflaufen müssen, erfuhr Serge Gnabry in Diensten der TSG 1899 Hoffenheim in der Saison 2017/2018. Mit 1899 Hoffenheim II gewann er das Derby bei VfB Stuttgart II in der Regionalliga Südwest mit 3:1. Es blieb sein einziger Auftritt in der Zweitvertretung der Kraichgauer.
Sportliche Auszeichnungen
Torschütze des Monats (ARD) September 2016, Dezember 2017, März 2019
Spieler der Saison beim FC Bayern München: 2018/19
Wikipedia-Eintrag Serge Gnabry