Der BVB und seine Argentinier: Schwer wie ein Tango
Seit Montag steht fest: Leonardo Balerdi (19) wird der 6. Argentinier in Diensten von Borussia Dortmund. Der argentinische Innenverteidiger wechselt von Maradona-Klub Boca Juniors direkt und nicht erst, wie ursprünglich geplant, im Sommer zum BVB. Beim Bundesliga-Tabellenführer könnte der Abwehrspieler endlich der lange gesuchte Superstar aus Argentinien werden.
Argentinische Profis und Borussia Dortmund – das ist schwer wie ein Tango! Nur 6 Spieler aus Argentinien trauten sich den Tanz beim Revierklub zu. Die Profis aus dem Land des südamerikanischen Erzrivalen Brasilien waren zahlreicher vertreten – und wesentlich erfolgreicher. 11 Spieler aus Brasilien spielen für Borussia Dortmund.
Allein im Meisterjahr 2001/2002 jubeln 4 brasilianische Profis mit dem BVB, Marcio Amoroso wird Bundesliga-Torschützenkönig und Ewerthon erzielt das Meister-Tor zum 2:1 gegen Werder Bremen am 34. Spieltag. Dede wird in mehr als 10 Jahren bei Borussia Dortmund zur Klublegende. Er geht unter Tränen – und mit 2 Meistertiteln.
Aber was ist mit den Argentiniern beim BVB?Den Anfang macht ein Spieler, den in Dortmund heute kaum noch jemand auf der Rechnung hat.
Es sei denn, man ist Klub-Statistiker oder schaut sich in einer freien Minute mal die BVB-Pokalsiegermannschaft von 1989 an! Dort findet sich der inzwischen 58 Jahre alte Patricio Gérman Margetic. Meint man es gut mit ihm, sieht man ihn als den ersten erfolgreichen BVB-Import aus der US-amerikanischen Liga. Von Chicago Sting geholt, macht „Pato“ jedoch nur 2 Bundesliga-Spiele für den BVB – beim 4:0 gegen Hannover 96 und beim 0:0 in Uerdingen. Er darf sich aber trotz des Abschieds am Saisonende 1988/89 DFB-Pokalsieger nennen, weil er im Zweitrundenspiel gegen den FC Homburg (2:1) auf 25 Einsatzminuten kommt. Seine Karriere beendet er 1999 bei den Detroit Rockers.
Nicht wirklich gerockt hat beim BVB auch der heute 44-jährige Diego Fernando Klimowicz. 6 Tore in 39 Partien in der Bundesliga sind nicht ansatzweise die Leistungsdaten, die der 1,5 Mio. Euro teure Stürmer zuvor beim VfL Wolfsburg vorweisen konnte. Bei den „Wölfen“ kommt Diego Klimowicz auf 57 Tore in 149 Spielen. Nur HSV-Legende Rodolfo Esteban Cardoso (50) macht unter allen argentinischen Bundesliga-Spielen mehr Partien (220) als Klimowicz. Im DFB-Pokal 2007/2008 hat „Klimo“ schon eher einen Lauf. 4 „Klimo“-Tore in 6 Spielen sorgen für den Finaleinzug des BVB und die damit verbundene Teilnahme am internationalen Geschäft. Unter dem neuen Dortmunder Coach Jürgen Klopp hat Klimowicz keine Chance mehr, er wechselt zum 1. Januar 2009 zum Revier-Nachbarn VfL Bochum.
Echte personelle Irrtümer sind auch Leonardo Rodriguez (52) und Juán Fernandez (38) durch. „Leo“ macht im offensiven Mittelfeld nur 7 Spiele und ist beim späteren Meistercoach Ottmar Hitzfeld ab April 1994 nicht mehr gefragt. Juán Fernandez kommt im Nach-Meisterjahr 2002/2003 zum BVB. Eine solche Situation ist für einen Neuzugang nie einfach. Er bleibt wie „Leo“ Rodriguez ohne Bundesliga-Torerfolg und geht nach nur 14 Liga-Einsätzen zu San Lorenzo nach Argentinien zurück.Also nur BVB-Flops aus Argentinien? Nein! Einen müssen wir rausnehmen. Es ist der in San Fernando in der Provinz Buenos Aires geborene Lucas Barrios (34), der später für die Nationalmannschaft Paraguays u. a. bei der WM 2010 spielt.
Nach Dortmund kommt „El Pantera“ im Sommer 2009 vom chilenischen Vorzeigeklub Colo Colo. Er ist der erste Spieler, der unter Jürgen Klopp die Einzelkämpfer-Rolle im Sturmzentrum bekommt – und zahlt zurück, erzielt in den beiden Meisterjahren 2011 und 2012 insgesamt 20 Tore.
Mit 39 Toren und 12 Vorlagen hat Barrios beim BVB als einziger „Gaucho“ seine Spuren hinterlassen. Die Dienste von Leonardo Balerdi (19) von den Boca Juniors lassen sich die Dortmunder nun 15,5 Mio. Euro kosten. Das argentinische Abwehr-Juwel erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2024.
„Leonardo ist ein intelligenter, zweikampf- und kopfballstarker Innenverteidiger. Er verfügt zudem über ein gutes Aufbau- und Passspiel. Wir sind sehr froh, dass er sich für uns entschieden hat und sind überzeugt, dass er uns mit seinem Talent in Zukunft weiterhelfen wird“, sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc (56) bei seiner Verpflichtung Mitte Januar 2019.