Branko Zebec – Saufen gegen den Schmerz. Bis zum bitteren Ende

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Branko Zebec – Saufen gegen den Schmerz. Bis zum bitteren Ende

Branko Zebec – Saufen gegen den Schmerz. Bis zum bitteren Ende. Diese Fußball-Ikonen endetetn tragisch


Branko Zebec hat seine Mannschaften autoritär geführt. Er gilt in der Trainerbranche bis heute als „harter Hund“ und feiert vor allem im Norden der Republik mit dem Hamburger SV und Eintracht Braunschweig Erfolge. Seine Alkoholkrankheit wird der jugoslawische Fußball-Trainer jedoch nie unter Kontrolle haben.

Erst umjubelter Meistertrainer, später alkoholkranker, hilfsbedürftiger Mensch – Branko Zebec erlebt die Höhen und Tiefen im Fußballgeschäft ziemlich drastisch. Sein Ende ist tragisch. Der aus dem ehemaligen Königreich Jugoslawien stammende Ex-Profi von Roter Stern Belgrad hat als Trainer den Ruf, im Umgang mit den Spielern als hart, kompromisslos, fast schon diktatorisch daher zu kommen. Ein Trainer der alten Schule. Taktisch ist er das genaue Gegenteil – ein Fußball-Erneuerer mit einem feinen Händchen für Spieler und den Aufbau einer funktionierenden Mannschaft.

Und so bleiben die Erfolge nicht aus. Zebec wird Meister mit dem FC Bayern München und dem Hamburger SV und verhilft auch kleinen Vereinen wie Eintracht Braunschweig zu sportlichen Höhenflügen. Zu seiner persönlichen Tragödie wird eine schwere Operation an der Bauchspeicheldrüse im Jahr 1970, von der er sich nie mehr erholt. Im Gegenteil: Der Alkohol, den er aufgrund der Erkrankung eigentlich meiden soll, zerstört sein Leben. Es heißt bis heute, er trank gegen den Schmerz. Dabei ruiniert er sein Leben. Die Bundesliga-Karriere von Branko Zebec beginnt 1968 in München. In der vorangegangenen Saison ist der WM-Teilnehmer von 1954 mit seinem Stammklub Dinamo Zagreb Messepokalsieger geworden und der aufstrebende FC Bayern, 1965 in die Bundesliga aufgestiegen, holt Zebec in die Bundesliga. Der Emporkömmling aus München will endlich Titel gewinnen.

Das gelingt auf Anhieb: Der 40 Jahre alte Trainer wird mit der jungen Mannschaft um Sepp Maier, Franz Anton Beckenbauer und Gerhard „Gerd“ Müller Deutscher Meister und krönt die Saison zudem mit dem Pokalsieg – das erste „Double“ der Bundesligahistorie. Nur ein Jahr später ist diese Erfolgsgeschichte für ihn bereits wieder vorbei: Frühes „Aus“ im Europacup, in der Liga nur Platz drei. Zebec erklärt, seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Der Verein reagiert und ersetzt den Meistercoach bereits nach dem 27. Spieltag durch den Liga-Newcomer Udo Lattek ersetzt, der eigentlich erst zur neuen Saison und auf Empfehlung von Beckenbauer kommen sollte.

Erfolgreich in Braunschweig und beim HSV
Nach Zwischenstationen beim VfB Stuttgart und Hajduk Split heuert Zebec 1974 beim damaligen Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig an und bleibt vier volle Spielzeiten bis 1978 bei den Niedersachsen.

Es wird eine erfolgreiche Ära. Schon in den ersten Wochen sorgt seine als Außenseiter gestartete Mannschaft für Aufsehen. Sie entwickelt sich zum Favoritenschreck, besiegt eine Spitzenmannschaft nach der anderen und liegt zeitweise auf Platz zwei. Am Ende der Saison springt ein respektabler neunter Platz heraus. In den beiden folgenden Jahren spielt Braunschweig sogar um die Meisterschaft mit und ist wiederholt Tabellenführer. Die Bilanz: 1976 werden die Blau-Gelben und 1977 sogar Dritter – mit nur einem einzigen Punkt Rückstand auf Meister Borussia Mönchengladbach.

Zum Erfolgsmodell Zebec tragen zwei Landsleute bei: Flügelstürmer Danilo Popivoda, der noch heute Kultstatus bei den Braunschweiger Fans hat, und Mittelfeldspieler Aleksandar Ristic, der ihm später als Assistenztrainer zum Hamburger SV folgen und dort sein Nachfolger als Cheftrainer werden sollte. 1977/78 bringt die Verpflichtung von Weltstar Paul Breitner nicht den erhofften Schub. Nach einem enttäuschenden 13. Platz in der Bundesliga verlässt Zebec die Braunschweiger Eintracht und wechselt zum Hamburger SV.

Anders als zehn Jahre vorher in München hat Zebec mit den HSV-Stars relativ wenige Probleme, allerdings sind diese auch andere Persönlichkeiten. Kevin Keegan, Horst Hrubesch oder Manfred Kaltz sind vergleichsweise ruhige, unkomplizierte Typen, die zunächst gut mit Zebecs taktischen Vorgaben zurechtkommen. 1979 holt der HSV den ersten Meistertitel seit 1960, doch in der darauf folgenden Saison kündigen sich erste Schwierigkeiten an, trotz Platz zwei.

Die Spieler meutern gegen den Coach
Die Spieler rebellieren schließlich auch beim HSV, weil Zebec gegen Saisonende angeblich zu hart trainiert hat. Dadurch, so die Kritiker, seien innerhalb von vier Tagen Meisterschaft (1:2 bei Aufsteiger Leverkusen) und Europacup (0:1 im Endspiel gegen Nottingham) verloren gegangen. „Wir hätten den ein oder anderen Titel mehr holen können“, ist Manfred Kaltz Jahre später in einer DFL-Dokumentation sicher.
Am 16. Dezember 1980 ziehen die Hanseaten dennoch die Reißleine. Zebec ist seit Wochen nur noch bedingt einsatzbereit. So soll er unter anderem beim Auswärtsspiel in Dortmund mit 3,25 Promille auf der Trainerbank gesessen haben.

Zur Halbzeit wird er damals „ausgewechselt“ und in den Mannschaftsbus gesetzt. Die Rede ist auch von Mannschaftssitzungen, bei denen er nicht mehr fähig war, die Taktik zu erklären. „Spielt Fußball“, habe er dann nur noch sagen können. HSV-Manager Günter Netzer gibt später zu, von der Alkoholkrankheit des Meistertrainers schon bei der Verpflichtung gewusst zu haben: „Aber ich wusste nicht, was das bedeutete. Die Sache mit Branko hat mich persönlich so getroffen, wie nichts anderes im Fußball. Weil ich erleben musste, dass ich ihm nicht helfen kann. Er war ein Riesentyp, deshalb hat mir das so wehgetan. Irgendwann ging es nicht mehr. Er war ausgelaugt, am Ende. Das war sehr hart.“

Das sagt Netzer 2008 in einem Interview mit der Zeitung BILD am SONNTAG. Auch bei seiner nächsten Trainerstation steht sich Zebec mit seinen Alkoholproblemen selbst im Weg: Borussia Dortmund wird unter seiner Regie 1981/82 zwar ein taktisch reifes Team und feiert mit dem sechsten Rang nach 16 Jahren Abstinenz die Rückkehr auf die europäische Bühne. Trotz dieses Erfolges muss Zebec nach dem Saisonende gehen, da seine Alkoholprobleme nicht mehr zu kontrollieren sind. Unter anderem ist der Trainer während einer Partie von der Bank gekippt. Auch bei Eintracht Frankfurt (September 1982 bis Oktober 1983) und Dinamo Zagreb (April bis Oktober 1984) scheitert Zebec an seiner Alkoholsucht. Am 26. September 1988 stirbt Branko Zebec in Zagreb im Alter von nur 59 Jahren.

Erfolge
Als Spieler:
FK Partizan Belgrad: Jugoslawischer Pokal 1952, 1954, 1957
Roter Stern Belgrad: Jugoslawischer Meister 1960, 65 Alemannia Aachen

Als Trainer:
Dinamo Zagreb : Messe-Pokalsieger 1967
FC Bayern München: Deutscher Meister und Pokalsieger 1969
Hamburger SV: Deutscher Meister 1979, Europapokalfinalist der Meister 1980

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