Bundesliga: SO wird der BVB nie wieder Meister…

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Bundesliga: SO wird der BVB nie wieder Meister…

Neue Saison, alte Probleme! Vizemeister Borussia Dortmund verliert am Samstagabend mit 1:3 (1:1) bei Aufsteiger 1. FC Union Berlin – und versinkt vor der Länderspielpause in kollektive Ratlosigkeit.

Es ist wieder mal einer der so genannten ,,kleinen Gegner”, der dem BVB das Leben schwer macht. Sind es im Vorjahr Fortuna Düsseldorf (2:1), die späteren Absteiger 1. FC Nürnberg und Hannover 96 (jeweils 0:0) und der FC Augsburg (2:1), so hat Union Berlin jetzt erstmals in der neuen Saison drastisch aufgezeigt, das die mit der Sommer-Transfer-Offensive vermeintlich behobenen BVB-Defizite immer noch präsent sind. Vielleicht sogar mehr denn je!

Vorab: Der Sieg der ,,Eisernen” ist verdient, es ist der erste Erfolg für die Berliner in der Fußball-Bundesliga – und das wird an der Wuhlheide und überall in den Fan-Kneipen gebührend gefeiert.

Alarmstimmung herrscht dagegen bei Borussia Dortmund. Während Union mit seinen Fans feiert, nutzt BVB-Kapitän Marco Reus (30) den Stadion-Talk mit dem Pay-TV-Sender Sky in der Alten Försterei, um Klartext zu reden.

„Grundsätzlich müssen wir uns komplett hinterfragen, eine andere Einstellung, eine andere Mentalität und einen anderen Willen an den Tag legen“, sagt Reus.

Das wird dauern. Während der Länderspielpause werden zwei Drittel des BVB-Luxuskaders mit ihren Nationalteams unterwegs sein. Zeit, um taktische Änderungen einzustudieren, Abläufe im Training zu verbessern, wird Dortmund-Coach Lucien Favre (61), der nach der Partie in Plattitüden flüchtet, nicht haben.

,,Unsere erste Halbzeit war korrekt”, sagt Favre nach dem verlorenen Schweizer Trainer-Duell gegen Union und Urs Fischer (53), ,,Union hat weiter sehr gut und engagiert gespielt.” Das trifft zu. Angetrieben von Routinier und dem beim BVB immer noch als Publikumsliebling firmierenden Neven Subotic (,,Wir haben gezeigt, dass wir endgültig in der ersten Bundesliga angekommen sind”) und unterstützt vom treuen Publikum an der Alten Försterei, zeigt der billigste Bundesliga-Kader nach dem SC Paderborn dem BVB, wie es mit Einstellung, Mentalität und Siegeswillen auch gegen vermeintlich übermächtige Gegner geht.

Eigentlich eine Blamage für Borussia Dortmund. Bei den Westfalen bleibt der 25 Mio. Euro teure Neuzugang Nico Schulz ebenso 90 Minuten auf der Bank wie Weltmeister Mario Götze, der bei Favre wohl keinen Kredit hat. Ihr Tempospiel hätte dem BVB jedoch wesentlich mehr helfen können, als die getätigten Einwechslungen von Mo Dahoud und Raphael Guerreiro. Auch spricht es Bände, dass Urs Fischer sein Team bei der letzten Trinkpause in Glutofen an der Wuhlheide in der 70. Minute – und vor dem alles entscheidenden 3:1 von Sebastian Andersson – noch einmal motiviert und taktisch instruiert hat, während Favre die BVB-Spieler komplett allein lässt. Aufbäumen, unbedingtes Abwenden wollen einer Niederlage sieht anders aus… ,,Wir haben uns einfach im gesamten Spiel komplett dumm angestellt“, schimpft Reus, für den sich die Ursachen für diese Niederlage schon in der Vorwoche angedeutet haben.

Auch in Köln hat es der BVB zu Beginn und bis zur System-Umstellung von 4-2-3-1 auf ein wesentlich offensiveres 4-3-3 an der nötigen Entschlossenheit sowohl beim Verteidigen als auch beim Angreifen fehlen lassen. Dass Favre mit Achraf Hakimi und Julian Brandt in Köln beim 3:1 (0:1) ausgerechnet die Spieler einwechselt, die die Wende erzwingen, übertüncht die altbekannten Schwächen.

Möglicherweise haben die Berliner Spieler die Donnerstag-Ausgabe des Kicker-Sportmagazin gelesen, um sich auf den Favoriten aus Dortmund optimal einzustellen. Das Fachmagazin  hat die Kardinalfehler des aufgerüsteten Vizemeisters schonungslos offen gelegt. ,,Wichtiger wäre, wenn der BVB gar keine radikale Aufstellungswende nötig hätte”, heißt es dort, ,,wenn er einen anderen Fußball als den zähen, pomadigen, stereotypen der 1. Stunde in Köln spielen – und sich weniger leichte Ballverluste erlauben würde. Wenn er die Lethargie aus den eigenen Reihen vertreiben – und sich nicht in Quer- und Rückpässen verlieren würde. Wenn Manuel Akanji seine Überheblichkeit ablegen würde. (…) Köln spielte so, wie angekündigt: Vorwärts verteidigen, aggressiv anlaufen, Dortmunds Innenverteidiger und Sechser pressen.” Genau diese Schwächen – nebst dem anfängerhaften Verhalten bei Standardsituationen – legt der BVB in Berlin wieder an den Tag. Manuel Akanji leistet sich vor dem 2:1 von Marius Bülter einen haarsträubenden Abspielfehler. Vor dem 1:0 von Bülter schlafen die Dortmunder kollektiv den Schlaf des Gerechten.

Sie laufen dem Rückstand 2-mal hinterher, zeigen im Abschluss zu wenig Biss, ergießen sich in Fehlpassorgien und machen so den Gegner mit jeder Spielminute stärker. Die Fakten belegen es: Union gewinnt dieses Spiel mit nur 26 Prozent Ballbesitz, zeigt aber bei 30 Grad Außentemperatur in Berlin dennoch die höhere Laufleistung (126: 119 Kilometer) und leistet sich weniger Fehlpässe (93, BVB: 95) Alles Kopfsache? Ja, sagt Julian Brandt nach dem Spiel bei Sky, ,,man hat gemerkt, dass die Berliner den größeren Willen hatten.” Reus fordert nach dem Spiel bei Sky ein grundsätzliches Umdenken: ,,Ich glaube, wir denken, dass wir mit der Qualität im Kader die Spiele locker gewinnen können. Wir müssen aufhören, daran zu glauben.” Sonst grüßen am Ende wieder die Bayern oder sogar die starken Leipziger, die Union zum Saisonstart beim 4:0 nicht den Hauch einer Chance gelassen und den Underdog klinisch und im Stile einer Spitzenmannschaft zerlegt haben, am Ende wieder mit der Meisterschale…  


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