,,Wir haben uns einfach im gesamten Spiel komplett dumm angestellt“, schimpft Reus, für den sich die Ursachen für diese Niederlage schon in der Vorwoche angedeutet haben.
Auch in Köln hat es der BVB zu Beginn und bis zur System-Umstellung von 4-2-3-1 auf ein wesentlich offensiveres 4-3-3 an der nötigen Entschlossenheit sowohl beim Verteidigen als auch beim Angreifen fehlen lassen. Dass Favre mit Achraf Hakimi und Julian Brandt in Köln beim 3:1 (0:1) ausgerechnet die Spieler einwechselt, die die Wende erzwingen, übertüncht die altbekannten Schwächen.
Möglicherweise haben die Berliner Spieler die Donnerstag-Ausgabe des Kicker-Sportmagazin gelesen, um sich auf den Favoriten aus Dortmund optimal einzustellen. Das Fachmagazin hat die Kardinalfehler des aufgerüsteten Vizemeisters schonungslos offen gelegt. ,,Wichtiger wäre, wenn der BVB gar keine radikale Aufstellungswende nötig hätte”, heißt es dort, ,,wenn er einen anderen Fußball als den zähen, pomadigen, stereotypen der 1. Stunde in Köln spielen – und sich weniger leichte Ballverluste erlauben würde. Wenn er die Lethargie aus den eigenen Reihen vertreiben – und sich nicht in Quer- und Rückpässen verlieren würde. Wenn Manuel Akanji seine Überheblichkeit ablegen würde. (…) Köln spielte so, wie angekündigt: Vorwärts verteidigen, aggressiv anlaufen, Dortmunds Innenverteidiger und Sechser pressen.” Genau diese Schwächen – nebst dem anfängerhaften Verhalten bei Standardsituationen – legt der BVB in Berlin wieder an den Tag. Manuel Akanji leistet sich vor dem 2:1 von Marius Bülter einen haarsträubenden Abspielfehler. Vor dem 1:0 von Bülter schlafen die Dortmunder kollektiv den Schlaf des Gerechten.
Sie laufen dem Rückstand 2-mal hinterher, zeigen im Abschluss zu wenig Biss, ergießen sich in Fehlpassorgien und machen so den Gegner mit jeder Spielminute stärker. Die Fakten belegen es: Union gewinnt dieses Spiel mit nur 26 Prozent Ballbesitz, zeigt aber bei 30 Grad Außentemperatur in Berlin dennoch die höhere Laufleistung (126: 119 Kilometer) und leistet sich weniger Fehlpässe (93, BVB: 95) Alles Kopfsache? Ja, sagt Julian Brandt nach dem Spiel bei Sky, ,,man hat gemerkt, dass die Berliner den größeren Willen hatten.” Reus fordert nach dem Spiel bei Sky ein grundsätzliches Umdenken: ,,Ich glaube, wir denken, dass wir mit der Qualität im Kader die Spiele locker gewinnen können. Wir müssen aufhören, daran zu glauben.” Sonst grüßen am Ende wieder die Bayern oder sogar die starken Leipziger, die Union zum Saisonstart beim 4:0 nicht den Hauch einer Chance gelassen und den Underdog klinisch und im Stile einer Spitzenmannschaft zerlegt haben, am Ende wieder mit der Meisterschale…