FC Bayern in der Kritik – Altherren-Fußball reloaded?

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FC Bayern in der Kritik – Altherren-Fußball reloaded?

Es ist still gewesen um Franz Beckenbauer (73). Nach gesundheitlichen Problemen und der Affäre ums ,,Sommermärchen” von 2006 hat man den ,,Kaiser” selten in der Münchner Allianz Arena gesehen.

Doch, zuletzt war er da. Im März. Gegen Liverpool. Mit Hut, weil's a bisserl kalt war. Und ,,Jürgen Klopp als Bayern-Trainer” hat er sich im Interview gewünscht.

Nun ist der Chefkritiker des FC Bayern wieder da und grantelt los – vor dem Spiel gegen Abstiegskandidat Hannover 96 (3:1) stielt eine kaiserliche Attacke den Bayern-Stars die Show.

Eine Kritik, die an einen der mit Sicherheit legendärsten Auftritte von Franz Beckenbauer als Funktionär beim FC Bayern erinnert – und die am Ende sogar begrüßt wird.Das Champions-League-Bankett des FC Bayern – Für Fans, die daran teilnehmen dürfen, sicher mit das höchste der Gefühle! Für Kritiker und Gegner des deutschen Rekordmeisters gehört es zu den ,,10 nervigsten Dingen” rund um den FC Bayern.

Nicht ganz zu Unrecht. Hier gilt das uralte Motto von Günther Sigl und der Spider Murphy Gang: ,,Aber Hauptsach', mia san in, in d' Schickeria.” Hier wird, im exklusiven Kreis und oftmals vom Rotwein beseelt, gefeiert, dicke Zigarren geraucht, schwadroniert – oder eben so richtig auf den Putz gehauen.

So geschehen auch am späten Abend des 6. März 2001 in Lyon. Die Bayern-Stars um Stefan Effenberg und Giovane Elber sitzen mit leerem Blick am Tisch im Hotel-Festsaal. Mit ,,Um Himmels Willen, um Himmels Willen” hat TV-Kommentator Marcel Reif ihr 0:3-Debakel bei Olympique Lyon in der 2. Gruppenphase der Champions League im Stade Gérland noch milde umschrieben. Klub-Präsident Franz Beckenbauer, schon auf der Ehrentribüne sichtlich genervt von den Darbietungen der Bayern-Kicker, denkt gar nicht daran, derart moderate Töne anzuschlagen.

,,Man kann jedes Spiel verlieren”, fängt er in fast bedächtigem Ton an, ,,die Frage ist nur wie?” Was dann folgt, geht als die ,,Wut-Rede von Lyon” in die deutsche Fußballgeschichte ein. Der ,,Kaiser” teilt aus. Die Zornesröte im Gesicht, muss Beckenbauer mehrfach inne halten, um seinen Frust zu kontrollieren. ,,Das hat mit Fußball nichts zu tun, das ist eine andere Sportart, die wir betreiben”, wird er konkreter, ,,Lyon hat super gespielt, wir haben nur zugeschaut und körperlos gespielt. Das ist nicht Fußball, das ist Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft, Altherren-Fußball.” Während die Spieler um Michael Tarnat wie entgeistert dreinschauen, bietet der Weltmeister von 1974 und 1990 an: ,,Wenn einer Nachhilfe braucht, ich stehe mit Rat und Tat jederzeit zur Verfügung.” Rumms, das ist deutlich! Am Saisonende holen die Bayern tatsächlich im Finale von Mailand gegen den FC Valencia noch die Champions League und in Hamburg die Meisterschaft.Nun, 18 Jahre und eine Bayern-Erfolgsgeneration später, scheint sich die Geschichte zu wiederholen.

Wieder ist es eine Gala, wieder muss die bei den Fans beliebte, gutmütige ,,Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft” herhalten. Beckenbauer nutzt das 50-jährige Jubiläum des ersten Bayern-Doubles von 1969 zur Kritik. ,,Wenn ich sehe, wie in der Champions League gekämpft wird, da meint man bei den Bayern manchmal, die Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft zu sehen. Die Kritik müssen sie sich gefallen lassen.”

Nach dem 3:1 gegen Abstiegskandidat Hannover geben die Bayern die Antworten auf die kaiserliche Attacke. ,,Der Herr Beckenbauer”, ist sich Joshua Kimmich (24, BILD am SONNTAG-Note: 1) sicher, ,,war ein Riesen-Spieler und ein Riesen-Trainer. Wenn der das so sieht ist das eindeutig. In sehr, sehr vielen Spielen war das zu wenig von uns, gemessen an den eigenen Ansprüchen.” Sein Nationalmannchaftskollege Leon Goretzka (24) sieht klar: ,,Ich weiß nicht, ob ich da widersprechen sollte. Das Wort von ihm ist hier ja Gesetzt. Ich weiß nicht, wie die Traditionself aussieht, ich habe da noch nicht so viele Spiele gesehen.”

Ein Anderer, 2001 in Lyon Augen- und Ohrenzeuge von Beckenbauers Wut-Rede, widerspricht. Es ist Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic (42). ,,Wir können in dieser Saison noch 2 Titel gewinnen”, sagt Salihamidzic der BILD am SONNTAG, ,,ich glaube nicht, dass der Franz die richtigen Worte gewählt hat.”


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