Bundesliga: Vorsicht, BVB! Das sind die 5 traurigsten „Herbstmeister“ aller Zeiten

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Bundesliga: Vorsicht, BVB! Das sind die 5 traurigsten „Herbstmeister“ aller Zeiten

Borussia Dortmund hat mit dem Titel „Herbstmeister“ wenig bis gar keine Probleme. „Das ist nicht wichtig für uns“, sagt BVB-Coach Lucien Favre (61). „Herbstmeister ist kein Titel“, sieht es Manager Michael Zorc (56). Rein statistisch gesehen bedeutet für Dortmund Platz 1 nach 17 Spielen mehr als die „halbe“ Schale – das gilt aber nicht für alle, die nach der Hinrunde ganz oben standen…

Die Borussia geht zum 4. Mal nach 1994, 1995 und 2010 als „Herbstmeister“ auf die Jagd nach der Deutschen Meisterschaft. Die „Herbstmeisterschaft“ ist für den Revierklub ein 100-prozentiger Meister-Indikator. 3-mal stand man nach 17 Spieltagen oben. Immer holten die Westfalen am Ende dann auch den Titel.

42 Punkte aus 17 Partien sind für die Favre-Elf die zweitbeste BVB-Ausbeute als „Herbstmeister“. Nur 2010 war man unter Jürgen Klopp mit 43 Zählern noch besser. 1994 bzw. 1995 beendet Dortmund die Vorrunde mit 40 Punkten und holt natürlich auch die Meisterschale.

Sollte den Dortmundern der 6-Punkte-Vorsprung auf den Verfolger FC Bayern München nicht ausreichen, stünden sie ab Sommer in einem Kreis, in den wohl kein Bundesliga-Spitzenreiter aufgenommen werden will: Dem der traurigen „Herbstmeister“. Ein Team hat gleich zwei Mal den Blues.1971/72 hätte das ganz große Jahr des FC Schalke 04 werden können. So eine Art „BVB-Double Zwanzigzwölf“ in Königsblau. Schalke hat die Chance auf Meisterschaft und Pokalsieg.

Nach 17 Spieltagen stehen die „Knappen“ ganz oben. Mit 28 Punkten (nach heutiger 3-Punkte-Regel) und 3 Zähler vor dem FC Bayern München, neben Gladbach die bestimmende Mannschaft im deutschen Fußball der Siebzigerjahre. Fast minimalistisch kommen Klaus Fischer, Klaus Fichtel, Reinhard „Stan“ Libuda und Co daher – mit 37 eigenen Toren erzielen sie 10 Treffer weniger als die Münchner Tor-Fabrik mit Gerd Müller und Uli Hoeneß.

Am 28. Juni 1972 sieht die Bundesliga das erste und bis heute einzige „echte“ Endspiel der direkten Titel-Konkurrenten am letzten Spieltag. Die Bayern deklassieren Schalke im gerade fertig gestellten Münchner Olympiastadion mit 5:1 (2:0) und lösen Gladbach als Meister ab. Der Pokalsieg ist für die Schalker – wie auch der bereits feststehende Abstieg des Erzrivalen BVB – nur ein Trostpflaster.In der Saison 2008/2009 ist nur eines beständig in der Liga: Die Unbeständigkeit.

Ein Newcomer verblüfft Fans und Fachwelt: Die TSG 1899 Hoffenheim mit einem gewissen Ralf Rangnick als Coach mischt die Bundesliga auf. Der Aufsteiger gewinnt 11 der ersten 17 Spiele und steht vor dem Duell beim Branchenriesen FC Bayern München sogar 3 Zähler vor dem Rekordmeister und Titelverteidiger.

„Wenn Sie flotte Sprüche hören wollen, müssen sie nach München gehen, wenn sie flotten Fußball sehen wollen, müssen sie zu uns kommen“, wirbt Rangnick vor dem Hit in der Allianz Arena für sein Team mit den überragenden Offensivkräften Vedad Ibisevic, Demba Ba und Chinedu Obasi. Das Trio erzielt 40 der 63 Hoffenheimer Saisontore. Das 1:2 bei den Bayern wirft „Hoffe“ nicht aus der Bahn – die TSG wird als erster Aufsteiger seit Lautern 1997 „Herbstmeister“.

Ein 0:1 beim Hamburger SV stürzt den Überflieger aus dem Kraichgau am 20. Spieltag von der Tabellenspitze. Am Saisonende muss 1899 Hoffenheim mit dem 7. Platz und 15 Zählern weniger als in der Hinrunde den tiefsten Absturz eines „Herbstmeisters“ hinnehmen. Es reicht nicht einmal für die Europa League.„Wir haben den schönsten und attraktivsten Fußball gespielt“, resümiert Leverkusens XXL-Manager Reiner Calmund (70) wenige Tage nach Ende der Wahnsinns-Saison 2001/2002. Wieder hat es für die Bayer-Elf nicht gereicht.

Leverkusen hat dynamisch aufgespielt. „Wir haben die meisten Tore geschossen, die Fans erfreut“, sagt Calmund, „dass uns am Ende die Kraft gefehlt hat, ist nicht zu ändern.“

43 Tore erzielten die Stars unterm Bayer-Kreuz mit Michael Ballack, Oliver Neuville und Zé Roberto, holen aus 17 Spielen 39 Punkte und stehen mit klar besserer Tordifferenz als „Herbstmeister“ und auch zur Winterpause (18 Spieltage) vor Borussia Dortmund.

In der Mammut-Rückrunde, in der die Mannschaft von Trainer Klaus Toppmöller das Champions-League-Finale erreicht und Hochkaräter wie den FC Liverpool, Juventus Turin und Manchester United nach Hause schickt, geht den Leverkusenern allerdings die Luft aus. Nur 3 Punkte aus den letzten 3 Spielen – und Dortmund zieht noch vorbei. Die BayArena wird nach dem letzten Pfiff der Saison zum Tränen-Theater.Als die Mannschaft des FC Schalke 04 am 12. Dezember 2000, einem kalten Dienstagabend, sich nach dem 2:0 im engen Sportpark von Unterhaching bei ihren Fans bedankt, ahnt wohl noch niemand, welch epochales Drama auf die Königsblauen noch zukommen würde.

Schalke ist „Herbstmeister“, holt 33 Punkte und steht mi2 Zählern vor Bayer Leverkusen und gar 3 vor den großen Bayern über Winter auf Rang 1.

Am 29. Spieltag scheint der Schalker Meistertraum endlich Konturen anzunehmen. Mit 3:1 fegt der „Sand-Sturm“ durchs Münchner Olympiastadion – 3 Tore vom überragenden Dänen Ebbe Sand (Torschützenkönig mit 22 Treffern neben Hamburgs Sergej Barbarez) halten S04 an der Spitze.

Dabei bleibt es bis zum 32. Spieltag. Erst das Sekunden-Drama – Schalke verliert in der Schlussminute in Stuttgart, während Bayern gegen Lautern gewinnt – am vorletzten Spieltag bringt die Wende. Die Dramatik steigert sich am letzten Spieltag. In der vierten Minute der Nachspielzeit entreißt ein Freistoßtor des Schweden Patrik Andersson für den FC Bayern München in Hamburg den Schalkern die Meisterschaft. Sie haben ihr letztes Spiel gegen Haching mit 5:3 gewonnen – und sehen das Ende ihres Titel-Traums live auf der Großbildleinwand im Parkstadion. Absoluter Wahnsinn. „Erklären kann man das nicht“, sagt Schalkes deutscher Nationalspieler Gerald Asamoah, „aber die Bayern haben in den letzten Spielen immer ihre Tore sehr spät geschossen.“ Und sie haben Schalke 04 traurig zurückgelassen…Der traurigste „Herbstmeister“ aller Zeiten ist wohl Eintracht Frankfurt. Die Hessen haben 1991/92 historisches Pech.

Keine andere Saison in der 55-jährigen Geschichte der Fußball-Bundesliga hat 38 Spieltage. Nach 17 und nach 34 Spielen steht die Mannschaft von Kult-Trainer Dragoslav „Stepi“ Stepanovic (70) vorn.

Uli Stein, Andy Möller, Uwe Bein und Anthony Yeboah – nie hat die Eintracht einen besseren Kader gehabt, nie hat sie attraktiver gespielt als in dieser ersten, „gesamtdeutschen“ Saison mit den ehemaligen DDR-Klubs FC Hansa Rostock und Dynamo Dresden.

Zur „Halbzeit“, also nach 19 Spielen, liegt die SGE mit 35 Zählern einen Punkt vor dem VfB Stuttgart. Selbst nach 34 Spielen, dem eigentlichen Saisonende, heißt der Tabellenführer Eintracht Frankfurt. Der Favorit aus Frankfurt kann sich aber nie entscheidend absetzen – und verspielt in einem denkwürdigen Dreier-Duell mit dem VfB und Borussia Dortmund alles. 1:2 bei Absteiger Rostock, Stuttgart siegt in Leverkusen mit 2:1 und statt der Meisterschale gibt es die vielleicht größte Enttäuschung der Bundesliga-Geschichte. Im Chaos von Rostock bleibt nur einer cool. Stepi. „Heute war meine Mannschaft zu nervös, sie wollte wie ein Boxer mit einem Schlag alles erledigen. Es tut mir leid für Hansa, es tut mir leid für uns – aber Lebbe gehd weider.“ Das Leben geht auch in Frankfurt weiter…


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