Bundesliga: Die Rückkehr der Bayern-Autogrammjäger

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Bundesliga: Die Rückkehr der Bayern-Autogrammjäger

Der SC Paderborn ist zurück in der Bundesliga! Eine 1:3 (1:2)-Niederlage bei Dynamo Dresden reicht den Ostwestfalen am Sonntag, um nach 2014 in die deutsche Fußball-Eliteliga einzuziehen. Mit dem SCP meldet sich ein Klub der Extreme wieder im ,,Oberhaus” an.

Ein Riesen-Jubellauf in die Gäste-Ecke des Dresdner Rudolf-Harbig-Stadions, betende Spieler auf dem Rasen – die Emotionen schlugen beim SC Paderborn am Sonntagnachmittag über. Der kleine Klub aus Ostwestfalen ist nach 2014 zum 2. Mal in die Bundesliga aufgestiegen.

Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart (47) profitiert auch von einem 2:2 des Konkurrenten 1. FC Union Berlin beim VfL Bochum und ist am Ende bei jeweils 57 Punkten um gerade mal 5 Tore besser als die ,,Eisernen”.

,,Es waren extreme Momente und man kann es nicht hoch genug hängen”, jubelt SCP-Manager Markus Krösche (38) anschließend bei Sky, ,,vor 2 Jahren waren wir fast auf den Tag genau praktisch in die Regionalliga abgestiegen.” Nur der Lizenzentzug von 1860 München, das nach der verlorenen Relegation gegen Jahn Regensburg (1:1 / 0:2) von der 2. Liga in die Regionalliga stürzt, rettet die Paderborner damals. Nun schaffen sie als 8. Team den Durchmarsch von der 3. in die 1. Liga.

76 Tore bedeuten einen neuen Zweitliga-Rekord für einen Aufsteiger, der aus der 3. Liga kommt.

Diese grandiose Offensivleistung rettet Paderborn letztlich den Aufstieg – eine Wiederholung des Abstiegs-Endspiels von 2015 am 34. Spieltag gegen den VfB Stuttgart (1:2) und Huub Stevens wird es somit nicht geben. Im Ländle warten am Donnerstag ,,die Eisernen” auf den VfB, die Entscheidung, wer 18. Bundesligist 2019/2020 wird, fällt dann am darauffolgenden Montag in Berlin.

,,Ich hatte die Information, dass Union 3:2 in Bochum gewonnen hat”, verrät SCP-Mittelfeldspieler Philipp Klement (16 Saisontore) hinterher bei Sky, ,,hatte mich mental schon auf die Relegation vorbereitet.” So kann es gehen…

Paderborn zurück in der Bundesliga – Die gegnerischen Fans können seit Sonntag wieder die Katholiken-Witze übe das Team aus der Bischofsstadt ins Repertoire nehmen.

An manchen Tagen braucht es im ersten Bundesliga-Jahr der Paderborner 2014/2015 aber keine Spötter, um eine derbe Realsatire zu liefern. Am 5. Spieltag fährt der SC Paderborn als Tabellenführer zum FC Bayern München – und kommt mit 0:4 unter die Räder.

Das Rückspiel in der engen Benteler Arena schreibt eine noch kuriosere Geschichte. Die Münchner gewinnen mit 6:0 durch Tore von Robert Lewandowski (2), Arjen Robben (2), Mitchell Weiser und Franck Ribéry – und SCP-Trainer André Breitenreiter bedankt sich anschließend in der Pressekonferenz für ,,dieses tolle Erlebnis.” Damit bringt er sogar den neben ihm sitzenden Bayern-Coach Pep Guardiola zum Schmunzeln. Mancher in Paderborn soll die Bayern-Stars sogar um Autogramme gebeten haben. ,,Dieses Spiel muss man isoliert betrachten”, will SCP-Manager Michael Born schnell zur Normalität zurückkehren. Geht leider nicht. Ein Bayern-Spiel als eine Art Pop-Event als Zirkusnummer für die ganze Stadt, das stößt vielen Kritikern sauer auf.

Fluch und Segen erlebt auch Moritz Stoppelkamp. Mit einem Jahrhunderttreffer zum 2:0 gegen Hannover 96 findet der Paderborner aus 82,3 Metern das gegnerische Netz – ein Rekord in der Bundesliga! ,,Ich wusste gar nicht, dass ich so weit schießen kann”, lacht der Rekord-Schütze nach dem Spiel gegen ,,Die Roten.”

Wer glaubt, es geht nach dem Paderborner Bundesliga-Abstieg 2015 wieder gesittet zu in Ostwesfalen, der irrt. Am 15. Oktober 2015 haut Möbel-Zar Wilfried Finke einen raus. Der Paderborner Mäzen, im Januar 2019 verstorben, verblüfft mit der Verpflichtung von Stefan Effenberg als SCP-Trainer ganz Fußball-Deutschland. ,,Ich bin es wirklich”, begrüßt Effenberg die Journalisten. Das an Realsatire grenzende Engagement des CL-Siegers von 2001 dauert nur 15 Spiele. Im März 2016 ist ,,The New One”, wie sich Effenberg bei Amtsantritt nennt, schon wieder weg. Der Grund: Beinahe täglich hat seine mondäne Gattin Claudia aus München die Boulevardmedien mit Details aus Paderborn versorgt. Das geht nun wirklich nicht. ,,Die Begleitmusik aus München hat mich gestört”, gibt Finke anschließend zu. Bisschen extrem alles in Paderborn…


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