BVB-Legende Frei: Derby gegen Schalke abschenken? No way!
Für den FC Schalke 04 ist das Revier-Derby am Samstag bei Borussia Dortmund (15.30 Uhr) die letzte Chance, dieser blamablen Saison noch irgendetwas Positives abzuringen.
,,Dem BVB die Meisterschaft versauen und selbst die Klasse halten”, gibt SPORT BILD in seiner aktuelle Ausgabe am Mittwoch die Losung für die ,,Knappen” aus, die mit 10 Heim-Niederlagen auf Rang 15 stehen und den Nachbarn ärgern könnten. Es ist somit die umgekehrte Konstellation wie vor 12 Jahren, allerdings kann Dortmund 2007 nicht mehr absteigen. Schalke könnte im ungünstigsten Fall noch auf Rang 16 abrutschen.
,,Jedem sollte klar sein, dass man Geschichte schreiben kann”, weiß der Brasilianer Naldo, jetzt AS Monaco, der im November 2017 beim legendären 4:4 nach 0:4-Pausenrückstand für die ,,Knappen” im Einsatz war.
Die Vorzeichen vor dem Derby sind umgekehrt als vor 12 Jahren. Am 33. Spieltag treffen sich Dortmund und Schalke, das im Westfalenstadion die historische Chance hat, mit einem Sieg die deutsche Meisterschaft klar zu machen. Der BVB hat den Liga-Erhalt nach Siegen gegen Eintracht Frankfurt und in Wolfsburg (jeweils 2:0) schon in der Tasche. Ans ,,Abschenken” denken die Borussen vor dem Duell jedoch nicht eine Sekunde. Im Gegenteil. Sie schreiben in 90 Minuten gegen S04 ein Stück Bundesliga-Geschichte.Für den Schweizer Alexander Frei (39) ist es am 12. Mai 2007 das erste Derby für Borussia Dortmund gegen den FC Schalke 04.
Der WM-Teilnehmer von 2006 weiß noch nicht, was auf ihn zukommt. Nie zuvor ist die Stimmung vor dem Spiel angespannter gewesen, nie zuvor hat es so eine einmalige Konstellation gegeben.
,,Ich wusste um die Bedeutung des Spiels”, räumt Alexander Frei in einem Kicker-Interview zu diesem legendären Spiel ein, ,,aber ich konnte die Dimensionen dieses Derbys nicht wirklich abschätzen, weil ich zu Hause noch keines erlebt hatte.”
Dieses Spiel kann niemand wirklich abschätzen. Weder auf dem Platz noch auf den Rngen. Aber vom Anpfiff weg spürt man, dass Borussia Dortmund nicht gewillt ist, mit einer Heim-Niederlage Schalke zur Meisterschaft zu verhelfen.
,,Weil es der vorletzte Spieltag war, war mir bewusst – und es war auch Thema in der Mannschaft – das wir die Saison ideologisch retten können.”
Sportlich ist sie trotz Platz 9 am Ende im Eimer. Dortmund hat mit Bert van Marwijk, Jürgen Röber und Thomas Doll 3 Trainer gebraucht, um die Bundesliga zu halten. Christoph Metzelder wird sich am Saisonende zu Real Madrid verabschieden. In seinem letzten Heimspiel für Borussia Dortmund dreht ,,Metze” noch einmal auf.
Der Vize-Weltmeister von 2002 und WM-Dritte von 2006 leitet mit einem ,,Ich will dieses Spiel entscheiden”-Sprint über die rechte Seite das 1:0 von Alexander Frei ein. Das 16. Saisontor des Schweizer Stürmers wird sein wichtigstes im Dortmunder Dress, auch wenn er das bis heute anders sieht. In diesem Moment hat Dortmund den Schalkern die Schale weg geschossen. ,,Es war natürlich im Bewusstsein jedes Spielers, dass es nicht sein kann, dass der Erzfeind in unserem Stadion Meister wird”, erklärt Frei im Kicker (Dienstag), ,,diese Blamage wollten wir uns ersparen. Wir waren verantwortlich, dass wir 3 Trainer hatten und wollten dieses Jahr wenigstens ordentlich zu Ende bringen.”
Aus Sicht der eigenen Fans: Sehr ordentlich! Der Pole Ebi Smolarek erzielt wieder auf Zuspiel von Metzelder das 2:0 und zerschießt damit Schalkes Meisterträume. Auch, weil Titel-Konkurrent VfB Stuttgart wenige Kilometer entfernt in Bochum in einem hoch emotionalen Spiel 3:2 gewinnt und an die Tabellenspitze springt. Nach dem ,,Jahrhundert-Derby” stellt Alex Frei jedoch eines klar: ,,Eine Prämie, nur, weil wir Schalke geschlagen haben? Nein, das wäre verwerflich und nicht zu verantworten gewesen.” Die Fans sehen das anders. Sie haben wenige Sekunden vor dem Saisonende eine Woche später in Leverkusen noch eine besondere Feinheit im Ärmel. Über der BayArena kreist ein kleines Flugzeug. Es zieht ein Banner hinter sich her, auf dem steht nur: ,,Ein Leben lang keine Schale in der Hand.”