CL: Hoffenheim gegen Donezk – Wer hat die besseren Brasilianer?
Samba im Kraichgau! Am Dienstag treffen in der Gruppe F der Champions League mit 1899 Hoffenheim und Schachtjor Donezk 2 Mannschaften aufeinander, die seit mehr als einem Jahrzehnt auf brasilianische Spieler setzen. Auf beiden Seiten wurden Spieler aus dem Land des Rekord-Weltmeisters zu absoluten Top-Exporten.
Es gibt nicht viel, was die beiden Gagner am Dienstag in der Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim verbindet. Oder?
Doch! 1899 Hoffenheims sportlicher Höhenflug geht ebenso auf einen starken Mäzen zurück wie die jahrelange Vormachtstellung von Schachtjor Donezk im ukrainischen Fußball. Der SAP-Milliardär Dietmar Hopp (78) führt 1899 Hoffenheim 2008 in die Bundesliga, ein Jahrzehnt später spielt der Klub aus dem kleinsten Bundesliga-Spielort aller Zeiten erstmals in der Champions League. Donezk wird schon seit 1996 von dem in der Stadt in der Ostukraine geborenen Milliardär Rinat Achmetow (52) geführt. Er ist der reichste Mensch der Ukraine und hat eine Vorliebe für den Fußballklub Schachtjor Donezk.
Dank Achmetovs Investitionen steigt Schachtjor 2009 zum UEFA-Pokal-Sieger auf, hat Stars wie den späteren Bayern-Profi Douglas Costa, mittlerweile bei Juventus Turin, oder Dortmunds früheren Regisseur Henrikh Mkhitaryan (jetzt FC Arsenal) unter Vertrag.
Beide Klubs verbindet aber noch was. Das offenbar ideale Umfeld, welches sie gerade Fußballspielern aus Brasilien bieten. Das verwundert: Denn weder das beschauliche Sinsheim im Kraichgau noch die Stadt in der Donbass-Region, seit Jahren im Mittelpunkt der politischen Unruhen in der Ukraine, gehen als Samba-Paradies durch.
29 Spieler aus Brasilien stehen seit 2002 bei Schachtjor Donezk unter Vertrag. Kein anderes Land stellt mehr Profis in der Vereinsgeschichte. Die Samba-Kicker absolvieren mehr als 3.000 Einsätze und sorgen für 684 Tore.
Den Anfang macht ein gewisser Brandao. Donezk holt den Mittelstürmer 2002 vom brasilianischen Iraty SC – und gibt ihn 2009 für 6 Mio. Euro Ablöse an Olympique Marseille ab.
Unter den 10 teuersten Abgängen in Donezk‘ Klubhistorie finden wir 8 Brasilianer. Absoluter Rekord-Verkauf ist der Wechsel von Nationalstürmer Fred für 59 Mio. Euro zu Manchester United im Sommer 2018. Alex Teixeira zieht es 2015 /2016 für 50 Mio. Euro in die chinesische Super League. Manchester City sichert sich 2013 die Dienste von Fernandinho, während der FC Bayern München 2015 fast 30 Mio. Euro für den Rechtsaußen Douglas Costa ausgibt.
Aber auch die Brasilien-Importe lässt sich der Klub, der seit Jahren aufgrund der politisch angespannten Lage in der West-Ukraine spielen muss, einiges kosten. Bernard von Atlético Mineiro schnappt man sich 2013 für die bis heute stehende Rekord-Ablöse für einen Zugang – 25 Millionen Euro.Als die TSG 1899 Hoffenheim 2008 die Bundesliga verblüfft und „Herbstmeister“ wird, haben auch 2 Brasilianer ihren Anteil: Carlos Eduardo und Luiz Gustavo.
Die beiden Mittelfeldspieler sind die ersten „Kraichgau-Brasilianer“. Beide werden bei ihren Wechseln 2010 zu Rubin Kazan und zum FC Bayern München Rekord-Summen einspielen – insgesamt 37 Mio. zahlen die Russen und die Münchner für Eduardo und Gustavo.
Ein anderer Brasilianer wird aber in Hoffenheim zum absoluten Superstar – und zum Rekord-Abgänger: Roberto Firmino. Der 27-jährige Halbstürmer kommt 2011 in den Kraichgau und liefert 67 Tor-Beteiligungen in 140 Bundesliga-Spielen. 2015 gibt Hoffenheim ihn für die vereinsinterne Rekordablöse von 41 Millionen Euro an den FC Liverpool ab. Bei den „Reds“ ist „Robby“ seitdem Teil des Traum-Sturms mit Mo Salah und Sadio Mané, stand mit der Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp 2016 im Europa-League- und 2018 im Champions-League-Finale.
Von einer solchen Karriere träumt auch der jüngste Brasilien-Import in Hoffenheim: Joelinton (22). Der robuste Mittelstürmer, der eher an ein Kraftpaket wie Fred denn an einen Filigrantechniker wie Firmino erinnert, gilt als kampfstark und diszipliniert. In 16 Spielen trifft er 8-mal. 2 Tor-Beteiligungen in 4 Champions-League-Spielen halten Hoffenheims Traum vom Achtelfinale in jedem Fall bis vor dem Spiel gegen Donezk am Leben. Joelinton holt man 2015 für 2 Mio. von Recife, bis 2018 ist er an Rapid Wien verliehen.
„Ich weiß, dass ich extrem hart an mir arbeiten muss“, sagt Joelinton der Zeitschrift SPORT BILD (Ausgabe 45 / 2018), „ich will ein großer Spieler werden, aber ich muss mich zunächst einmal in der Bundesliga behaupten. Roberto Firmino ist ein Vorbild für mich. Er spielt in England und in der Nationalmannschaft, die Premier League ist für mich die beste Liga der Welt, dort will ich einmal spielen.“