Copa América: Südamerikas zerbeulter Fußball-Gral

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Copa América: Südamerikas zerbeulter Fußball-Gral

Am 14. Juni geht es wieder los. Es ist das Turnier der ewig Zerstrittenen, das ramponierte Fußball-Aushängeschild eines ganzen Kontinents. Die Copa America geht in ihre 45. Auflage.

Zum 5. Mal nach 1919, 1922, 1949 und 1989 ist Brasilien das Gastgeberland eines Wettbewerbs, der sein Schmuddel-Image wohl nie loswird und der die Fans durch seine Neuerungen immer wieder fragend zurücklässt.

So auch in diesem Jahr. Mit Japan und dem kommenden WM-Gastgeber aus Katar spielen zwei Gast-Nationen mit, von denen insbesondere der Golfstaat Katar Werbung in eigener Sache machen will. Als wäre das mit der Weltmeisterschaft in der Wüste 2022 nicht schon genug…

Gastmannschaften gibt es seit 1993, so kommen auch Jamaika und Haiti wieder mal in den Genuss, ein großes Turnier spielen zu dürfen. Das ist doch was! Da die Copa den selben Rhythmus wie ihr europäisches Pendant, die EURO hat, wird sie – wie zuletzt 2015 und 2016 – gleich 2-mal nacheinander statt. Im kommenden Jahr freuen sich dann Kolumbien und Argentinien auf die Gastgeber-Rolle.Die Copa America 2020 ist dann vor allem und zuvor natürlich in diesem Jahr für einen die Chance, mit Argentinien endlich einen großen Titel zu gewinnen.

Lionel Messi (32), Fußball-Idol Argentiniens, ist in der Copa zuletzt 2015 und 2016 jeweils im Elfmeterschießen an Chile gescheitert. Sieht man von der Olympischen Goldmedaille 2008 in Peking ab, wartet Argentinien seit mehr als 25 Jahren auf einen Erfolg mit dem Nationalteam. So lange hielt nicht einmal die deutsche Durststrecke zwischen 1996 und 2014 an.

Brasiliens zerbrechlicher Fußball-Heiland Neymar wird das Turnier vor eigenem Publikum verletzungsbedingt verpassen. Das will irgendwie zur schlechten Stimmung im Land des Rekord-Weltmeisters (zuletzt 2002) passen. ,,Werte gibts auch in Brasilien”, schreibt das Kicker-Sportmagazin am Montag, ,,vor allem negative. Die Selecao ist so unbeliebt und so umstritten wie Neymar. (…) Die Copa? Interessiert wenig, warum auch? Nächstes Jahr gibt es ja die nächste.”

Überhaupt legt die Copa neben verschiedenen anderen wunden Punkten vor allem die Anfälligkeit der beiden südamerikanischen Fußball-Großmächte auf dem eigenen Kontinent offen. Klar, Argentinien holte den riesigen, klugerweise erst bei der 2. Austragung 1917 erstmals vergebenen Pokal bereits 14-mal, aber eben seit 1993 auch nicht mehr. Brasiliens letzter Triumph bei der Copa datiert von 2007. Gerade die ,,Gauchos” dürfte es wurmen, dass ausgerechnet der ungeliebte kleine Nachbar Uruguay mit 15 Copa-Titeln Rekordsieger ist.Während die EURO das durchgestylte Vorzeige-Produkt des europäischen Fußball-Verbandes UEFA ist, lebt die Copa von einem zwielichtigen Image.

Hinterzimmer-Geschäfte gehören in Südamerika zum Programm, bleiben aber nicht immer unentdeckt. Im Zuge der ,,FIFA-Gate-Affäre” 2015 im Visier der Ermittler, bleiben die Hotelzimmer der südamerikanischen Funktionäre in Chile leer – aus Angst vor einer Festnahme durch Interpol!

Auch die TV-Rechtevergabe ist bei der Copa ein Kapitel für sich. Bestechung hat hier System und Tradition und dass der brasilianische Sender TV Globo die brasilianischen Rechte für 13 Mio. Dollar erhält, verwundert nicht wirklich.

Die Preisgelder? Üppig bis very happig! Wird der Gast aus Japan noch mit vergleichsweise läppischen 1,8 Mio. Dollar abgespeist, nimmt der Sieger 7,5 Mio. Dollar mit nach Hause. Diese Prämien gingen 2015 und 2016 in die Taschen der chilenischen Fußballstars um den Ex-Münchner Arturo Vidal. Der fährt während der Copa in Chile alkoholisiert seinen Luxus-Sportwagen zu Schrott und landet in Polizeigewahrsam. Das Turnier spielt er natürlich zu Ende. In Europa undenkbar.


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