Der tiefe Fall von Fußballstar Arda Turan
Arda Turan (31) gehört zu den besten Fußballern der Türkei. Sein extremes Ego scheint dem vom FC Barcelona an Basaksehir Istanbul ausgeliehenen Linksaußen nun zum Verhängnis zu werden. Es geht um sexuelle Belästigung, Körperverletzung und Waffenbesitz.
Die Skandal-Nacht des Arda Turan begann in einem Klub, der schon vom Namen her für pure Diskretion steht. „Gizli Kalsin“, deutsch „Es soll geheim bleiben“, heißt der Nobel-Schuppen im Istanbuler Stadtteil Emirgan. Hier ist die Prominenz vom Bosporus am liebsten unter sich. Ganz gemäß dem Motto: Du kommst hier nicht rein!
Ausraster wie die Aktion von Arda Turan passen da so gar nicht zum Image. Anfang vergangener Woche sorgte der türkische Fußballstar im „Gizli Kalsin“ für einen handfesten Skandal.
Der mit seiner kompletten Entourage vertretene Profi des FC Barcelona, seit Januar 2018 an den türkischen Erstligisten Basaksehir SK ausgeliehen, legt sich mit dem populären Sänger Berkay Sahin (36) an. Nachdem er dessen Frau sexuell belästigt hat, fliegen die Fäuste. Turan bricht Berkay das Nasenbein.Damit nicht genug. Arda Turan folgt dem verletzten Sänger ins Krankenhaus und bittet auf seine Art um Vergebung. „Ich wusste nicht, dass das deine Frau war“, soll der verzweifelte Stürmer mit vorgehaltener Pistole gesagt haben, „töte mich!“ Berkay Sahin tut das zum Glück nicht – aber das nächste Skandal-Kapitel um Arda Turan ist perfekt.Der tiefe Fall des ehemaligen Sturm-Partners von Lionel Messi und dem nicht minder skandalerprobten Luis Suarez scheint ungebremst weiterzugehen.
Die türkische Staatsanwaltschaft will Arda für 12 Jahre hinter Gitter bringen – wegen sexueller Belästigung, Körperverletzung und Waffenbesitz. Eine Staatsaffäre. Selbst Präsident Erdogan hat sich von Arda Turan distanziert.
Es ist einsam geworden um Arda Turan. Aus der türkischen Nationalmannschaft ist der Exzentriker, dem Beobachter ein hohes Maß an Selbstüberschätzung bescheinigen, nach 100 Länderspielen im Oktober 2017 und nach der verpassten WM-Qualifikation für Russland zurückgetreten.
Bei den Fans des WM-Dritten von 2002 ist Turan, Ziehsohn von Trainerlegende und „Imperator“ Fatih Terim (65, jetzt Galatasaray Istanbul) schon länger untendurch. Die heißblütigen Anhänger machen vor allem den Superstar vom FC Barcelona für das EM-Vorrundenaus 2016 in Frankreich verantwortlich. Die türkischen Medien tun ihr übriges und stempeln Arda öffentlich zum Sündenbock ab. Es gibt Pfiffe für den Linksaußen, der in dieser Saison in der Süper Lig noch gar nicht zum Einsatz gekommen ist.Ein Freund der Schiedsrichter ist Arda Turan nie gewesen. In Barcelona wirft er einen Fußballschuh nach einem Linienrichter, in der Süper Lig bedroht er den Referee körperlich.
Kein Empfehlungsschreiben für einen, der in der Türkei das Klischeebild des exzentrischen und verhätschelten Fußballstars wie kaum ein anderer verkörpert.
Immer wieder ist Turan in Schlägereien und Affären verwickelt. Sollte er für seinen neuerlichen Ausraster mit einer Gefängnisstrafe büßen müssten, ist seine Karriere oder das, was noch davon übrig ist, vollends ruiniert.
„Viele Experten halten eine Rückkehr des trickreichen Linksaußen auf den Rasen für unwahrscheinlich“, mutmaßt die Tageszeitung RHEINPFALZ am SONNTAG am 21. Oktober 2018.Der rasante Abstieg des Arda Turan lässt sich auch an seinem kontinuierlichen Marktwertverfall festmachen.
Bei seinem Wechsel von Atlético Madrid zum FC Barcelona im Juli 2015 liegt Turans Marktwert laut Transfermarkt.de noch bei 35 Millionen Euro. Barca zahlt 34 Mio. Euro Ablöse für ihn.
Heute, gut dreieinhalb Jahre später, wird Turans Wert nur noch auf 4 Mio. Euro geschätzt. Für Basaksehir hat Arda Turan seit Januar nur 11 Spiele gemacht. Bis Anfang Oktober musste er eine 10-Spiele-Rotsperre absitzen.
Ende offen für eine der schillerndsten Figuren des türkischen Fußballs.