Nach EL-Halbfinale: Kann Eintracht Frankfurt die ,,Loan Army” halten?
Der Final-Traum von Eintracht Frankfurt lebt nach dem 1:1 (1:1) im Halbfinal-Hinspiel in der Europa League gegen den FC Chelsea weiter. Das Remis sichern 3 Spieler, die aktuell (noch) auf Leihbasis bei der SGE beschäftigt sind.
Exakt dieses Trio will man – ebenso wie die gegen die ,,Blues” arg dezimierte ,,Büffelherde” mit Sebastién Haller, Luka Jovic und Ante Rebic – in Frankfurt halten. Konkret geht es um Torhüter Kevin Trapp, Leihgabe von Paris St.-Germain und mit einer Ablöse von 9,5 Mio. Euro im Jahr 2015 bis heute teuerster Abgang der Eintracht, ,,Mein-Feind-der-Baum”-Martin Hinteregger (26), Leihspieler vom FC Augsburg und Sebastian Rode (28), Winter-Neuzugang auf Leihbasis von Borussia Dortmund.
Diese 3-Mann-Loan-Army – analog zu Chelseas Modell mit zahlreichen ausgeliehenen Spielern – gehört schon jetzt zu den absoluten Helden der Frankfurter Europacup-Nächte.
Alle 3 sorgen gegen Chelsea in einem packenden Kampfspiel mit unbändigem Einsatz und Siegeswillen dafür, dass die Eintracht am nächsten Donnerstag (21 Uhr) an der Stamford Bridge um den ersten Europacup-Finaleinzug seit 39 Jahren spielt. Damals ist es das deutsche UEFA-Cup-Finale gegen Borussia Mönchengladbach (2:3 / 1:0), welches durch einen fulminanten 5:1-Erfolg nach Verlängerung im Bundesliga-internen Halbfinale gegen den FC Bayern München möglich wird. Gute, alte Zeit. In dieser Saison gibt Eintracht Frankfurt nach dem kollektiven Achtelfinal-Aus der Bayern, des BVB und von Schalke 04 in der Champions League international den Einzelkämpfer…Möglich ist bei der Frankfurter Eintracht in dieser Saison vieles.
Von Platz 4 und der ersten Champions-League-Qualifikation der Klubgeschichte, die erneute Europa-League-Teilnahme über die Ränge 5 bis 7 oder gar der 2. Titel innerhalb von 2 Spielzeiten, wenn denn eben in London und dann in Baku gegen den Sieger aus FC Arsenal gegen Valencia der ganz große Wurf gelänge.
Denkbar ist aber auch ein Worst-Case-Szenario ohne europäischen Fußball, nämlich dann, wenn – das hat das Chelsea-Spiel gezeigt – die derzeit am absoluten Limit spielende Mannschaft von Trainer Adi Hütter (49) in den verbleibenden 3 Bundesliga-Spielen in Leverkusen (Sonntag), gegen den rheinhessischen Rivalen FSV Mainz 05 und beim FC Bayern nicht noch genügend Punkte holt.
Die beste ,,Versicherung” für die Eintracht-Verantwortlichen um Sportvorstand Fredi Bobic und Manager Bruno Hübner wäre die historische Erstteilnahme an der Champions League. Dann, so hofft man in der Main-Metropole, würde wohl auf jeden Fall Top-Torjäger Luka Jovic (21), der mit einem sensationellen Kopfalltor zum 1:0 gegen Chelsea alle Hoffnungen am Leben hält, bleiben. Geht der Serbe, der auf einen geschätzten Marktwert von 55 Mio. Euro kommt und der durch das Tor gegen die Londoner nicht günstiger wird, am Ende doch, wäre eine neue, vereinsinterne Rekord-Ablöse fällig. Dann könnten die Frankfurter bis zu 70 Mio. Euro abrufen, Jovic hat nach der gegenüber Benfica Lissabon gezogenen Kaufoption noch einen Vertrag bis 2023 bei den ,,Adlern.” Leichte Aufgaben sehen sicher anders aus, aber solche hartnäckigen Verhandlungen ist man in Frankfurt gewohnt.
Die ,,Büffelherde” mit dem überragenden Luka Jovic ist im Saison-Endspurt aber nur eine Baustelle für Bobic und Hübner.
Das Trio Trapp, Hinteregger und Rode – letztere kamen erst im Winter zum Eintracht-Kader – soll unbedingt gehalten werden. Trapp rettet gegen den FC Chelsea mit guten Paraden das Remis, Hinteregger gibt einen robusten Zweikämpfer und Rode – beim BVB und bei Bayern durchgefallen – ackert im zentralen Mittelfeld für 2, erinnert mit seinem Kampfgeist und seiner hohen Laufbereitschaft an den legendären Bastian Schweinsteiger.
,,Wir wollen diese 3 Spieler auf jeden Fall halten”, erklärt Bruno Hübner schon vor dem Spiel gegen Chelsea im Kicker-Sportmagazin (Donnerstag-Ausgabe), ,,sie haben schon gesagt, dass sie in Frankfurt bleiben wollen. Dementsprechend laufen die Gespräche.” So liegen die Dinge bei Sebastian Rode: 2016 hat der BVB für den gebürtigen Hessen, damals in Diensten des FC Bayern, 14 Mio. Euro locker gemacht. Rodes derzeitiger Marktwert liegt jedoch nur bei 3 Mio. Euro, dieser Transfer wäre also machbar.
Hinteregger, in Augsburg durch Aussagen gegen den inzwischen entlassenen Coach Manuel Baum in Ungnade gefallen (,,Mein Feind, der Baum”), wird bei den bayerischen Schwaben sicher nicht ohne eine hohe Ablöse gehen. Im Gespräch ist ein 2-stelliger Millionenbetrag. ,,Für mich ist das gerade eine blöde Situation”, sagt der Österreicher in einem Kicker-Interview vor dem Spiel am Donnerstag, ,,ich will und brauche eigentlich schon ein bisschen Sicherheit, im Urlaub möchte ich keine Entscheidung treffen müssen. Mir wäre es schon recht, wenn bei diesem Thema so schnell wie möglich Klarheit herrscht.” Gleiches gilt für Bei Kevin Trapp, der bereits betont hat, nicht mehr nach Paris zurückgehen zu wollen, liegt der Fall nicht weniger kompliziert. Der Keeper, der 2013 schon einmal mit den Frankfurtern in der Europa League spielt, muss wohl Gehaltsabstriche hinnehmen. Holen ihn Bobic und Hübner im Sommer endgültig zurück an den Main, dürfte der bisherige Rekord-Ablösebetrag für einen SGE-Neuzugang – 7 Mio. Euro für Sebastién Haller vom FC Utrecht sind zu schlagen – wohl fallen. Trapps Marktwert liegt bei 10 Mio. Euro.