Ernst Willimowski – 554 Tore: Der Wunderstürmer mit den zwei Nationalitäten
Ernst Willimowski erzielte in seiner Karriere 554 offizielle Pflichtspieltore. Inoffiziell sollen es 1175 oder sogar noch mehr Tore sein. Damit wäre Willimowski der erfolgreichste deutsche Stürmer.
Ernst Otto Willimowski, auch Ernst Wilimowski bzw. auf Polnisch Ernest Wilimowski wurde am 23. Juni 1916 als Ernst Otto Prandella in Kattowitz, Oberschlesien, damals noch dem Deutschen Reich zugehörig, geboren. Er starb am 30. August 1997 in Karlsruhe) und gehörte zu den besten Spielern aus Oberschlesien.
Er erzielte 554 offizielle Tore in seiner Karriere, spielte 22-mal für die polnische Fußballnationalmannschaft und acht Mal für die deutsche Nationalmannschaft. Ernst Willimowski ist der einzige Spieler, der als Torschütze sowohl gegen Deutschland, so geschehen am 9. September 1934 beim 2:5 in Warschau, als auch für Deutschland erfolgreich war, mit 13 Toren in acht Spielen.
Vier dieser Länderspiele im DFB-Trikot bestritt er dabei in Diensten des PSV Chemnitz und vier für 1860 München. Seine letzten Auftritte gab es gegen Rumänien, die Schweiz, Kroatien und die Slowakei im Kriegsjahr 1942.
Begonnen hatte seine Fußballlaufbahn 1927 mit elf Jahren beim 1. FC Kattowitz, dem Fußballverein der deutschen Minderheit der seit 1922 zu Polen gehörenden Stadt Kattowitz. Nach dem Wechsel zu Ruch Wielkie Hajduki wurde Ernst Willimowski 1934 als 18-Jähriger polnischer Fußballmeister. Diesen Titel konnte er 1935, 1936 und 1938 ebenfalls gewinnen. In 86 Spielen für Ruch Chorzów schoss Willimowski 112 Tore und wurde 1934 und 1936 polnischer Torschützenkönig.Am 21. Mai 1934 debütierte er in der polnischen Nationalmannschaft in Kopenhagen gegen Dänemark. Vor dem Zweiten Weltkrieg spielte er 22-mal für die polnische Nationalmannschaft.
Das Highlight Willimowskis war die WM 1938, die nur den K.-o.-Modus und keine Gruppenphase. kannte. Im Achtelfinale gingen fünf Begegnungen in die Verlängerung oder brauchten sogar Wiederholungsspiele. Besonders dramatisch: die Partie zwischen Polen und Brasilien am 5. Juni in Straßburg. Hier trafen zwei Ausnahmespieler aufeiander – der Brasilianer Leônidas da Silva, angeblicher Erfinder des Fallrückziehers und auf polnischen Seite Starstürmer Ernest Wilimowski, Spitzname “Ezi”.
Zur Halbzeit führte Brasilien 3:1, aber dann schlug Wilimowski in der 53. und 59. Minute zu. In der 89. Minute glich er nach erneutem Führungstreffer der Brasilianer zum 4:4 aus. Die Verlängerung brachte die Entscheidung. Leônidas, der inzwischen barfuß spielte, erhöhte binnen elf Minuten auf 6:4 für die Brasilianer. In der 118. Minute erzielte Wilimowski sein viertes Tor und brachte die Polen noch mal auf 5:6 heran. Doch es reichte nicht. Polen war raus, aber Wilimowski hatte WM-Geschichte geschrieben: vier Tore in einem WM-Spiel. Der Rekord hielt über ein halbes Jahrhundert.
Die polnische Karriere des Ernest Wilimowski endet jäh, als am 1. September 1939 die Wehrmacht in Polen einmarschierte. Nach wenigen Tagen war Oberschlesien besetzt und Wilimowski tauchte unter. Er verließ Schlesien, ging nach Deutschland und heuerte bei 1860 München an. Er zog mit den „Löwen“ in das Finale des Tschammer-Pokals ein, dem Vorgänger des heutigen DFB-Pokals. In der 80. Minute erzielte er dabei die 1:0-Führung gegen den FC Schalke 04. Am Ende stand es 2:0 für die Münchner, die damit ihre erste nationale Trophäe errangen. Insgesamt gelangen ihm 14 Treffer in diesem Wettbewerb.
Willimowski geriet schnell ins Blickfeld von Sepp Herberger und debütierte 1941 in der deutschen Nationalmannschaft. Gegner war Rumänien. Beim 5:3-Erfolg am 18. Oktober 1942 gegen die Schweiz erzielte Willimowski vier Tore. “Er hatte keine Nerven, war eiskalt”, schrieb Mitspieler Fritz Walter in seiner Autobiografie, “für mich der größte aller Torjäger, ein Wunder im Ausnutzen von Chancen. Er erzielte mehr Tore, als er Chancen hatte.” Fritz Walter erinnert sich ebenso an den “Willimowski der dritten Halbzeit” und widmete ihm ein ganzes Kapitel unter dem Titel “Schlitzohrs lustige Streiche”.
Ernst Willimowski spielte nie für Deutschland bei einer Weltmeisterschaft, da sein Wechsel erst 1941 erfolgte und die für 1942 nach Deutschland vergebene WM-Endrunde dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel. Im Jahr 1942 musste Willimowski zur Wehrmacht einrücken. 1943 wurde seine Einheit ins “Generalgouvernement” verlegt, im folgenden Jahr wurde er nach Karlsruhe versetzt. Nach 1945 blieb Willimowski in Deutschland. Eine Rückkehr in die oberschlesische Heimat war unmöglich, auch weil er aufgrund seines Einsatzes als ehemaliger polnischer Nationalspieler für die deutsche Nationalmannschaft in Polen als Verräter galt und Oberschlesien nun zu Polen gehörte.
Hat er wirklich 1175 Tore geschossen?
Der mittlerweile 32-jährige Stürmer verließ 1948 die damalige Ostzone, gastierte kurz beim TSV Detmold und wurde mit Beginn der neuen Saison Vertragsspieler beim BC Augsburg. Nach einer monatelangen Sperre wechselte er im Sommer 1949 zu Racing Straßburg nach Frankreich, doch nach einem Freundschaftsspiel gab es Probleme im außersportlichen Bereich und Willimowski wurde entlassen. Ab 1949/50 beruhigte sich das Leben von Willimowski. Er wurde Spielertrainer beim Offenburger FV und wirkte in der Oberliga, am erfolgreichsten beim VfR Kaiserslautern, der Mannschaft vom Erbsenberg.
Der Fußball-Wanderer gehört dem europaweit kleinen Kreis von Fußballern an, die im Laufe ihrer Karriere insgesamt mehr als 200 Erstligatore erzielt haben (in Polen und Deutschland, ohne Gauliga). Insgesamt soll Willimowski im Laufe seiner Karriere mindestens 1.175 Tore erzielt haben, was aber in den offiziellen Statistiken nicht zählt bzw. umstritten ist. 554 Tore sind es nach der Zählweise, die nur die Pflichtspieltreffer berücksichtigt.
Der große Athlet und Entertainer hätte in anderen Zeiten mit Fußball ein Vermögen verdienen können, zu seiner Zeit und danach wurde er vergessen. Auch der Deutsche Fußball-Bund kannte in seiner Jubiläumsbroschüre zum hundertjährigen Bestehen seinen erfolgreichsten Stürmer nicht mehr – dabei hat Willimowski bis heute die beste Torquote von 13 Toren in acht Länderspielen, deutlich treffsicherer als Gerd Müller, der allerdings 62 Mal für Deutschland spielte.
Ernst “Ezi” Willimowski starb 1997 in Karlsruhe. Seinen Grabstein schmücken bis heute die Fans seines polnischen Klubs Ruch Chorzów. Der Name des Schlesiers ist dort polnisch mit nur einem “l” notiert: Wilimowski.[svc_carousel_layout car_pagination=”yes” car_pagination_num=”yes” car_autoplay=”yes” loadmore=”yes” grid_link_target=”nw” dexcerpt=”yes” dmeta_data=”yes” dsocial=”yes” query_loop=”size:16|order_by:date|order:DESC|post_type:post” grid_thumb_size=”200X172″ svc_class=”bigger-slider” title=”EINE ANDERE LIGALIVENET STORY?”]
Rang | Name | Tore | Spiele |
---|---|---|---|
1 | Josef Bican | 948 | 621 |
2 | Ferenc Puskas | 808 | 794 |
3 | Ferenc Deak | 794 | 510 |
4 | Romario | 784 | 1000 |
5 | Pele | 775 | 840 |
6 | Cristiano Ronaldo | 743 | 1038 |
7 | Lionel Messi | 741 | 917 |
8 | Gerd Müller | 735 | 793 |
9 | Uwe Seeler | 575 | |
9 | Tulio Maravilha | 575 | |
11 | Arthur Friedenreich | 557 | |
12 | Ernst Willimowski | 554 | |
13 | Eusebio | 552 | |
14 | Jimmy McGrory | 550 | |
15 | Zlatan Ibrahimović | 548 | 924 |
16 | Franz Binder | 546 | |
17 | Fernando Peyroteo | 544 | |
18 | Hugo Sánchez | 541 | |
19 | Fritz Walter | 539 | |
20 | József Takács | 523 | |
21 | Gyula Zsengeller | 522 | |
21 | Zico | 522 | |
23 | Alfredo Di Stéfano | 514 | |
23 | Hans Krankl | 514 | |
25 | Gunnar Nordahl | 513 | |
26 | Roberto Dinamite | 512 | |
27 | Jimmy Greaves | 511 | |
28 | Ferenc Bene | 508 |