Europa League: Sein letztes Geisterspiel – FC Arsenal trennt sich von Emery
Ein Geisterspiel zu viel! Der Trainer des FC Arsenal, dem viele in London die Schuld an der fehlenden Attraktivität des Produkts geben, ist seit Freitag weg.
Unai Emery versucht nach dem 1:2 (1:0) des FC Arsenal gegen Eintracht Frankfurt am Donnerstagabend in der Europa League (2), die Lage beim Londoner Premier-League-Klub nach 7 Pflichtspielen in Folge ohne Sieg herunterzuspielen.
,,Wir sind momentan in keiner guten Situation”, erklärt der Spanier, der 2018 als Nachfolger von Trainerlegende Arsene Wenger zu den ,,Gunners” geholt worden war, ,,wir müssen Spiele gewinnen und dadurch Selbstvertrauen aufbauen. Ich denke, wir sind besser, als wir es zeigen.”
Diesen Beweis wird Emery in London nicht mehr liefern können. Die Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Frankfurt ist die letzte für Unai Emery in Diensten des FC Arsenal (Siehe auch Ligalive TV). Am Freitag zieht der Verein aus dem Londoner Norden die Reißleine – und trennt sich von seinem Trainer.
Emery hat Arsenal zwar in seinem ersten Jahr ins Europa-League-Finale gegen Frankfurt-Bezwinger FC Chelsea (1:4 in Baku) führen können, doch den seit 1994 anhaltenden Titelfluch der ,,Kanoniere” im internationalen Wettbewerb hat er nicht brechen können.Emerys kurze Wirkungszeit in London in Zahlen zeigt Werte des Grauens!
Seit der beim FC Sevilla mit 3 Europa-League-Titeln in Serie immens erfolgreiche Baske im August in London eingestiegen ist, hat der FC Arsenal aus 51 Premier-League-Spielen 88 Punkte geholt. Das ist der zweitschlechteste Wert unter den so genannten ,,Top 6″ mit dem FC Liverpool, dem FC Chelsea, Manchester Ciy, Tottenham Hotspur und Manchester United. Nur die ,,Red Devils” holen mit 83 Zählern in diesem Zeitraum noch weniger Punkte als die Londoner. Spitzenreiter in dieser Wertung sind Liverpool und sein deutscher Coach Jürgen Klopp mit 134 Punkten.
Geht man nach den Sieg-Quoten der erfolgreichsten Arsenal-Trainer, die mehr als 20 Pflichtspiele absolvierten, so hat der 48-Jährige zwar mit 55,1 Prozent die drittbeste Quote hinter dem legendären Arsene Wenger, der 57,3 seiner Spiele gewann und Joe Shaw, der den Klub von Januar bis Mai 1934 coachte und 60,9 Prozent der Spiele gewann.
Gegen Frankfurt stimmen die als kritisch, aber auch als verwöhnt geltenden Arsenal-Fans mal wieder mit den Füßen ab. Der Zuschauer-Negativrekord im Emirates Stadium von 44.000 Besuchern im Ligacup gegen Doncaster (2017) datiert zwar noch aus der Wenger-Ära, wird gegen den hessischen Bundesligisten aber beinahe eingestellt: Nur 47.000 Fans verlieren sich im Emirates Stadium. Die Emery-Krise ist vor allem eine Auswärts-Krise. In 7 Premier-League-Heimspielen gelingen trotz eigentlich konstant hohem Zuschauerinteresse von mehr als 60.000 Fans pro Spiel 3 Siege und 4 Remis, Arsenal ist vor heimischem Publikum. In gegnerischen Stadien bleibt man jedoch in 9 von 13 Premier-League-Spielen sieglos.
Am Freitag zeigt der Verein eine Reaktion. Nach dem Vormittagstraining wird Emery von seinen Aufgaben entbunden. Der ehemalige Arsenal-Spieler Freddie Ljungberg (42), bislang Coach der Reservemannschaft, übernimmt interimsmäßig.
Als Nachfolger, so berichtet BBC Sport am Freitag, wird der Portugiese Nuno Espirito Santo (45) vom Liga-Konkurrenten Wolverhampton Wanderers bei den britischen Buchmachern als Favorit gehandelt. Ebenfalls in der Verlosung: Der frühere Bayern-Trainer Carlo Ancelotti (60) vom SSC Neapel. Der Italiener hat in der Premier League bereits den FC Chelsea trainiert.
,,Die Entlassung von Unai Emery war unglücklich, aber unvermeidlich”, kommentiert der Fanklub-Verband Arsenal Supporters Trust am Freitagmittag diesen Schritt, ,,die Leistungen und die Ergebnisse waren weit unter den Erwartungen des Vereins. Aber die Entscheidung gegen Emery ist der einfachere Weg. Es wird eine sehr schwierige Herausforderung sein, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Wir sind weit davon entfernt, zu sagen, dass Arsenal derzeit das richtige Führungspersonal hat, um diesen Schritt zu tätigen. Arsenal braucht eine bessere Führung und muss ein besseres Verhältnis zu seinen Anhängern aufbauen.”
Emerys Verhältnis mit einigen Spielern gilt in London als, sagen wir mal ,,unterkühlt.” Weltmeister Mesut Özil (30) kommt Wettbewerb übergreifend unter Emery in dieser Saison nur in 7 Spielen (507 Minuten) zum Einsatz. Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang (30) soll seinen Verbleib in London über 2021 hinaus von einer Weiterbeschäftigung Emerys abhängig gemacht haben. Keine Rolle mehr bei Emery spielt auch der Ex-Dortmunder Henrikh Mkhitaryan (30), der in der Sommer-Transferperiode an die AS Rom verliehen wird. Auch der für 80 Mio. Euro verpflichtete Neuzugang Nicolas Pepé von OSC Lille lässt Emery im Stich: Der Stürmer kommt in 16 Pflichtspiel-Einsätzen nur auf 3 Tore.