Ex-Nationalspieler Marcell Jansen: Neuer HSV-Präsident?
Sportlich steht es gut um Bundesliga-Absteiger Hamburger SV, finanziell bleibt die Situation angespannt. Bis zum 30. November können sich die Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen beim HSV e. V. in Position bringen. Überraschend am Start: Ex-HSV-Profi Marcell Jansen (33). Das berichtet der NDR.
Selten hat sich Rudi Völler (58) über das Karriere-Ende eines Bundesligaprofis so geärgert wie 2015 bei Marcell Jansen. Den überraschenden Rückzug des HSV-Profis mit gerade mal 29 Jahren nach der dramatischen Relegation kommentiert der Bayer-Sportdirektor gewohnt klar: „Wer so etwas macht, hat den Fußball nie geliebt.“
Harte Worte von Rudi Riese, doch jetzt meldet sich „Cello“ Jansen auf der großen Fußball-Bühne zurück. Wie der NDR am Donnerstag berichtet, wird der 35-fache deutsche Nationalspieler für das Amt des HSV-Präsidenten kandidieren.
Ein Fußball-Millionär im Ehrenamt – da kann man sicher nicht von fehlender Liebe für den Sport sprechen…Die Kandidatur von „Cello“ Jansen, der sich in Hamburg und in der angrenzenden Stadt Wedel (Schleswig-Holstein) eine Existenz mit der Sanitätshaus-Kette „S’tatics“ und mit einem Restaurant am Kölner Flughafen eine Existenz nach dem Fußball aufgebaut hat, kommt überraschend. Es ist ein mutiger Schritt für den Ex-Profi, der sich seinem Verein gegenüber immer loyal verhalten hat.152 Bundesliga-Spiele hat Marcell Jansen für den Hamburger SV gemacht. 2014 und ein Jahr zuvor hat er mit dem „Bundesliga-Dino“ jeweils in der Relegation den Abstieg verhindert. Seit Februar 2018 sitzt Jansen im HSV-Aufsichtsrat. Fußball spielt er immer noch: In der 3. Mannschaft des Hamburger Traditionsklubs.
Jansen engagiert sich auch für das HSV-Charity-Projekt „Hamburger Weg“ und steht seit seinem Einzug in den Aufsichtsrat im regen Austausch mit Klubchef Bernd Hoffmann und Sportdirektor Ralf Becker.
Der gebürtige Mönchengladbacher könnte eine ebenso überraschende wie viel versprechende Besetzung für das Amt des HSV-Vereinspräsidenten sein.
Konkurrenten hat Jansen jedenfalls genügend. 12 Kandidaten wollen im Januar zur Präsidentschaftswahl antreten. Bis zum 30. November könnten noch einige Bewerber hinzukommen.
Noch einmal wissen will es Jürgen Hunke. Der 75-jährige Ex-Präsident des HSV gehört zu den schillerndsten Figuren im HSV-Präsidentenamt. Er lenkt die Geschicke des hanseatischen Nobelklubs von 1990 bis 1993 – und rettet den HSV durch den Transfer von Nationalspieler Thomas Doll 1991 zu Lazio Rom vermutlich vor der Pleite. Hunke gilt – anders als Jansen – als erklärter Gegner von Bernd Hoffmann.
Sollte Jansen mit seiner Kandidatur am 19. Januar 2019 erfolgreich sein, wartet eine Menge Arbeit auf ihn. Den im Sommer erstmals in die 2. Liga abgestürzten HSV drücken Schulden in Höhe von 85 Mio. Euro.
Die Hanseaten haben das Geschäftsjahr 2017/2018 mit einem Minus von 5,8 Mio. Euro abgeschlossen. Es gelang, die Gesamtsumme der Verbindlichkeiten von 105 auf 85 Mio. zu senken. Rosig sieht dennoch anders aus.
„Ich sehe die wirtschaftliche Entwicklung des HSV seit der 2014 erfolgten Ausgliederung äußerst negativ. Die Verantwortlichen sind damals angetreten, um für professionelle Strukturen zu sorgen. Leider muss man feststellen, dass das überhaupt nicht geklappt hat“, sagt der frühere HSV-Boss Carl-Edgar Jarchow der Tageszeitung DIE WELT (Donnerstag). Jarchow hat den Verein von 2011 bis 2015 als Nachfolger von Bernd Hoffmann geführt.
Marcell Jansen kümmert sich im Aufsichtsrat um die Belange der vor 4 Jahren ausgegliederten HSV Fußball AG. Er hat schon vor seiner Kandidatur klargestellt, dass er „für ein Miteinander in den Gremien“ steht. Gelingt Jansen ein Wahlerfolg, könnte er als Präsident des Gesamtvereins den Vorstand der Fußball AG um den umstrittenen Bernd Hoffmann kontrollieren.