Gone too soon – Diese 10 Fußballstars verstarben während ihrer Karriere
Gone too soon – Diese 10 Fußballstars verstarben während ihrer Karriere. Autounfälle, Attentate, Mysteriöses und ein Mord. Banach. Nowak, Fortunato, Moll, Eigendorf, Alves, Enke, Malanda, Foe, Escobar
Diese 10 Fußballstars verstarben während ihrer Karriere. Der Tod hat schon viele Fußballstars zu schnell aus unserer Mitte gerissen. Einige wurden das Opfer heimtückischer Krankheiten oder verunglückten tödlich, andere wählten den Freitod oder gerieten ins Visier von Auftragsmördern.
Eines haben alle tragischen Todesfälle gemein: Sie einen die Fußballfangemeinde und zeigen die Kraft, die von diesem Sport ausgeht. Aufrichtige Beileidsbekundungen, emotionale Aktionen und ein Gedenken, das über das Tagesgeschäft hinausgeht.
Dass ein Spieler bei seinem Verein auch Jahre nach seinem Tod unvergessen ist, ist in unserer schnelllebigen Zeit keine Selbstverständlichkeit.
Doch noch heute gedenken die Fans den zu früh gegangenen Ikonen regelmäßig, wenn der eine Tag wieder kommt.Unsere Reise ins Reich der Schatten beginnt im Jahr 1991 auf der Autobahn irgendwo zwischen dem Bergischen Land und Köln. Es trifft einen Spieler, der auf dem Sprung zur Nationalmannschaft stand.
Es folgt ein Nationalspieler, der von einer der tückischsten weil immer noch unheilbaren Krankheiten heimgesucht wird. Die Krankheit brach aus, da war er noch keine 30 Jahre alt.
Danach gehen wir zurück ins Jahr 1969 und beleuchten, warum die längst im Herbst ihrer Fußballerkarriere stehenden „Helden von Bern“ nach dem Tod eines anderen Fußballhelden noch einmal auf den Platz zurückkehrten. Um zu helfen. In einem Länderspiel hat man die Weltmeister von 1954 nach ihrem Triumph nie wieder in der ursprünglichen Formation gesehen. Der Anlass war traurig. Der Unfalltod eines hoch angesehenen Bundesligaspielers zur Weihnachtszeit. Ein schrecklicher Unfall.
Zum Ende beschäftigen wir uns mit dem Autounfall eines aufstrebenden Bundesligaspielers und zwei tödlichen Attentaten. Auf einen südamerikanischen Nationalspieler, dessen einziges Verbrechen in einem Eigentor bestand und einen deutschen Nationalspieler, der wohl von Auftragsmördern eines Geheimdienstes umgebracht wurde.
Wir schließen mit dem tragischen Selbstmord des Nationalspielers, der sich für seine Tat entschuldigte. Hier sind zehn Spieler, die im Laufe ihrer Karriere verstarben und viel zu früh von uns gingen. Die Erinnerung an sie ist bis heute unauslöschlich und Teil der Fußballkultur in Europa, Afrika und Südamerika.Nein, Maurice Banach hat es nie leicht gehabt. Als Sohn eines afro-amerikanischen GI und einer deutschen Mutter musste sich der talentierte Stürmer schon in der Jugend stärker behaupten als andere.
Ein Lautsprecher wie Jimmy Hartwig, ebenfalls Sohn eines farbigen amerikanischen Soldaten, war Banach nie. „Durch seine besonnene, zurückhaltende, aber zugleich fröhliche Art genoss er besondere Wertschätzung“, würdigte ihn der 1. FC Köln in einem Nachruf. Von der B-Jugend bei Borussia Dortmund stieß „Mucki“, wie der 1,85 m große Stürmer auch genannt wurde, mit 17 zum Profikader des BVB, machte in 14 Bundesliga-Einsätzen zwei Tore. Nach seinem Wechsel zur SG Wattenscheid 09 schoss er den Bochumer Stadtteilklub mit 21 Saisontoren 1989/90 fast im Alleingang in die Bundesliga. Sein Durchbruch, denn der 1. FC Köln verpflichtete den hoffnungsvollen Stürmer im Sommer 1990.
24 Banach-Tore in 49 BL-Spielen für den FC ließen aufhorchen. Bundestrainer Berti Vogts hatte den dreimaligen U21-Nationalspieler bereits auf dem Zettel, sah ihn als „ehrgeizigen, aber nie verkrampften Goalgetter“.
Dass die beiden Tore zum 4:1-Erfolg gegen Fortuna Düsseldorf am 9. November 1991 die letzten im Leben des Maurice Banach werden sollten, wusste zu diesem Zeitpunkt in Müngersdorf niemand. Eine Woche später blieb Banach im Anschluss an das Auswärtsspiel beim FC Schalke 04 in seiner Heimatstadt Münster. Ein Aufenthalt, der später Raum für Spekulationen lässt.Banach will am 17. November 1991 zum FC-Mannschaftstraining hinzukommen. Sein Ziel wird er nie erreichen.
Denn am Morgen des gleichen Tages prallt Maurice Banach bei überhöhter Geschwindigkeit auf der A 1 bei Remscheid an einen Brückenpfeiler. Sein Wagen geht in Höhe der Anschlussstelle Remscheid-Lüttringhausen in Flammen auf, Banach verbrennt in seinem Fahrzeug, den Rettungskräften bietet sich ein Bild des Grauens.
Die Schock-Meldung erreicht die Domstadt schnell. „Wenn man eine solche Nachricht erhält, erkennt man schnell die Dimension des Sports“, sagt ein trauernder Weltmeister Pierre Littbarski. Das BL-Spiel der Kölner gegen Dynamo Dresden wird abgesagt. Beim Länderspiel Belgien – Deutschland (0:1) wenige Tage später gibt es eine Schweigeminute für Banach.
„Nur wer vergessen ist, ist tot. Wir werden dich, Mucki, NIE vergessen“, geloben die FC-Fans später auf einem Spruchband. Die treuen Anhänger halten Wort. Auch zum 25. Todestag 2016 sieht man im RheinEnergie-Stadion ein Banner für Banach. „Mucki: Unvergessen“, lautet die simple Botschaft.Wolfgang Wolf kämpfte mit den Tränen. Der hartgesottene Pfälzer, in 248 Bundesliga-Spielen für den 1. FC Kaiserslautern als Abwehrspieler ein unangenehmer Gegner, konnte seine Emotionen nur schwerlich zurückhalten.
Im November 2002, beim letzten Heimspiel im alten VfL-Stadion am Elsterweg und vor dem Umzug in die neue Volkswagen Arena, schob der Trainer der Wolfsburger seinen schwer erkrankten Spieler Krzysztof Nowak im Rollstuhl über den Rasen.
Seinen Stammplatz hatte der seit 2000 an Amyotropher Lateralsklerose (ALS), einer unheilbaren Erkrankung des motorischen Nervensystems leidende Pole bei den Heimspielen der „Wölfe“ neben der Trainerbank.
Zu dem Zeitpunkt, als Wolfgang Wolf mit Nowak noch eine Ehrenrunde im künftig nicht mehr genutzten VfL-Stadion dreht, ist der zehnmalige Nationalspieler Polens bereits schwer von der Nervenkrankheit gezeichnet.Die Muskeln in seinen Armen können ihren Dienst nicht mehr tun, Autogramme schreibt seine Frau Beata für ihn. An Hilfe für Nowak mangelt es nicht.
Schon nach seinem letzten Heimspiel für den VfL am 27. April 2002 gegen den FC Bayern (0:1) sagen die Münchner Klubverantwortlichen um Manager Uli Hoeneß ihre Unterstützung zu – in Form eines Benefizspiels. Nowaks Alltag ist da schon längst von einem Arztbesuch-Marathon geprägt. 400.000 Euro erspielen die Bayern und die Wolfsburger später zugunsten der im Mai 2002 gegründeten „Krzysztof Nowak-Stiftung“.
Wichtigster Vertrauter von Nowak neben der Familie ist sein Berater Martin Wiesner. „Ohne unsere Freunde würden wir es nicht schaffen“, sagt Beata Nowak.
„Taub und schlapp“, so beschreibt Nowak die ersten Symptome seiner Krankheit. Ein Taubheitsgefühl in den Armen stellt sich ein, das Trainieren fällt ihm immer schwerer. Am 10. Februar 2001 macht er sein letztes von 83 Bundesliga-Spielen (10 Tore) gegen Hertha BSC. Wenig später ist die Diagnose endgültig. Die Anteilnahme der Kollegen, die Gespräche mit ihnen in der Kabine, das gebe ihm „viel Kraft, wie die Familie und die Fans“, sagt Nowak nach seinem erzwungenen Abschied. Er besucht Schulmediziner in Deutschland, den Niederlanden in den USA und Malaysia. Die Anzahl der konsultierten Ärzte soll bei 100 liegen. Helfen können sie ihm nicht.
Krzysztof Damian Nowak stirbt am 26. Mai 2005 in Wolfsburg. Verdammtes ALS!
Die Erinnerung an Andrea Fortunato ist bei Juventus Turin auch nach mehr als 20 Jahren allgegenwärtig.
Das ist auch gut so. Denn Andrea Fortunato trug Juventus Turin im Herzen. Der italienische Rekordmeister ist der Verein, den er seit seiner frühen Kindheit in Salerno in der italienischen Provinz Kampanien unterstützte.
„Andrea hat immer noch seinen Platz in den Herzen der Juventus-Anhänger, deren Gedanken, gemeinsam mit denen des Klubs, bis heute bei seinen Hinterbliebenen sind und die seitdem eine schwere Zeit zu bewältigen hatten“, heißt es auf der Homepage des Vereins, „Andrea ist zu jung gestorben, aber die Erinnerung an ihn wird für immer weiterleben.“
Como Calcio war von 1989 bis 1991 seine erste Profistation in Italien. Über den FC Genua kam er 1993 zu Juventus Turin, dem Verein seiner Träume. Der ruhige, stets kühl wirkende Abwehrspieler galt zu diesem frühen Zeitpunkt seiner Karriere nicht nur als größte Defensivhoffnung im Calcio-Land, sondern er passte irgendwie in die Zeit.Neben seinen Teamkollegen Roberto und Dino Baggio gehörte er zu den am meisten vom weiblichen Publikum umschwärmten Profis in Italien.
Am 22. September 1993 bestritt die personifizierte Abwehr-Hoffnung unter Nationalcoach Arrigo Sacchi ihr einziges Länderspiel für Italien – in Talinn gegen Estland. Im Mai 1994 wurde bei Fortunato akute Leukämie diagnostiziert. Der Abwehrspieler stellte sich dem Kampf gegen die heimtückische Krebsform und unterzog sich mehreren Operationen. Er schien den Kampf gegen die Leukämie zu gewinnen. Aber an Leistungssport war nicht mehr zu denken.
„Ich konnte mir nicht vorstellen, wie wunderbar ein einfacher Spaziergang ist“, sieht Fortunato in den letzten Monaten seines kurzen Lebens die Dinge mit anderen Augen. Sein Körper ist allerdings so geschwächt, dass er Infektionen nicht mehr standhält. Nach einer Virusinfektion starb Andrea Fortunato am 25. April 1995 an den Folgen einer Lungenentzündung. Mit gerade mal 23 Jahren – und nur ein Jahr nach seinem letzten Spiel für die Turiner.
Sein bester Freund im Team von Juventus, Fabrizio Ravanelli, erfuhr von Fortunatos Tod auf einer Länderspielreise, die er prompt abbrach. „Andrea war eine außergewöhnliche Persönlichkeit“, schreibt sein Freund Ravanelli am 25. April 2017, dem 22. Todestag von Fortunato, bei dem Portal ilbianconeri.com, „und so ungewöhnlich war auch seine Familie, alle hatten einen fantastischen Charakter. Es wurde ihm eine großartige Zukunft vorausgesagt – bei Juventus und auch im Nationalteam. Sein Tod war schmerzhaft für uns alle – ich habe einen Freund verloren.“Jürgen Moll und seine Ehefrau Sigrid Mollwitz haben den Urlaub auf Sylt genossen. Acht Tage vor Weihnachten sind sie am 16. Dezember 1968 schon auf dem Rückweg nach Braunschweig, als ihr Wagen in der Nähe von Evendorf in Niedersachsen bei Schneeglätte von der Autobahn abkommt. Moll und seine Frau sterben, zurück bleiben zwei Kinder.
Zu ihren Gunsten entscheiden Eintracht Braunschweig und der DFB sich für zwei Benefizspiele. Eine Auswahl der Braunschweiger und des ärgsten Rivalen Hannover 96 trifft auf eine Art Bundesliga-Allstar-Team.
Viel prominenter ist die erste Partie an diesem 14. April 1969 – mit dem Deutschen Meister von 1967 und der Weltmeistermannschaft von 1954.
Die „Helden von Bern“, die seit ihrem 3:2-Coup gegen Ungarn am 4. Juli 1954 nie mehr in einem offiziellen Spiel gemeinsam antraten, geben ein Comeback.Angegraut, fülliger geworden, mit buschigen Koteletten wie der zweifache Final-Torschütze Helmut „Boss“ Rahn und mit dem bereits 50 Jahre alten „Fußballgott“ Toni Turek zwischen den Pfosten, geben sich die WM-Helden die Ehre.
21.000 Zuschauer – Braunschweigs Zuschauerschnitt liegt in der Saison 1968/69 bei 13.000 Fans pro Spiel – sorgen für eine Einnahme von 120.000 Mark – und für eine Menge Wehmut. Der Name Jürgen Moll steht für die ersten Erfolge von Eintracht Braunschweig in der Bundesliga. 1945 als Kriegsflüchtling von Karlsbad im Sudentenland nach Niedersachsen gekommen, hat er über den Verein Leu Braunschweig den Weg zu den „Löwen“ gefunden.
Ab 1961/62 spielte der Stürmer für Eintracht Braunschweig. Der zu diesem Zeitpunkt 23-Jährige ist am 24. August 1963 mit dabei, als die Braunschweiger als Gründungsmitglied mit einem 1:1 bei 1860 in die neue deutsche Fußball-Ära namens „Bundesliga“ starten. Braunschweigs Berufs-Außenseiter 1967 gegen Ajax Amsterdam.
Nur eine Woche später trägt sich Moll ins Geschichtsbuch von Eintracht Braunschweig. Im ersten Bundesliga-Heimspiel gegen Preußen Münster (1:0) erzielt Jürgen Moll nach 15 Minuten das erste Heimtor im Eintracht-Stadion an der Hamburger Straße. Acht Tore im Bundesliga-Premierenjahr 1963/64 bedeuten für Moll einen persönlichen Rekord in der deutschen Fußball-Eliteliga. Sieben Treffer steuert er 1966/67 zum bis heute größten Husarenstück der Braunschweiger bei. Mit einer Mannschaft ohne Stars landet Trainer Helmuth Johanssen die für lange Zeit größte Überraschung in der Liga-Geschichte.
Moll, Stammspieler und Führungspersönlichkeit bei den Braunschweigern, machte in der darauffolgenden Saison auch international von sich reden. Im Europapokal der Landesmeister erreichte er mit dem krassen Außenseiter Braunschweig das Viertelfinale gegen das große Juventus Turin.Es ist nur eine Stunde, die fehlt. Am 7. März 1983 wird der Braunschweiger Fußballprofi Lutz Eigendorf gegen 22 Uhr in seiner Stammkneipe „Cockpit“ in Begleitung seines Fluglehrers Manfred Müller zum letzten Mal lebend gesehen.
Um kurz nach 23 Uhr geht ein Notruf bei der Polizei Braunschweig ein, wonach der 26-jährige Mittelfeldspieler mit seinem Alfa Romeo GTV6 auf der Forststraße, unweit des Flugplatzes, von der Fahrbahn abgekommen und an einen Baum geprallt sei. Wenige Minuten vor Mitternacht klingelt bei Eigendorfs Ehefrau Josephine das Telefon. Ihr Mann, so erklärt ein Notarzt, habe einen schweren Autounfall gehabt.
„Er wird wahrscheinlich sterben“, so der Unfallmediziner. Zwei Tage später ist Eigendorf, der bei dem Aufprall schwere Kopfverletzungen davontrug tot. Die Ereignisse in den letzten Stunden vor Eigendorfs Unfall bieten Anlass für viele Spekulationen. Und für eine nie vollständig bewiesene These.
Wurde Eigendorf, wegen seiner spielerischen Klasse als „Beckenbauer der DDR“ gefeiert, beim Stasi-Klub BFC Dynamo hofiert und nach seiner „Republikflucht“ 1979 als „Verräter“ verfemt, vom Staatssicherheitsdienst ermordet?Ein Vertreter dieser Mord-Theorie ist der Historiker Heribert Schwan, der mit seinem Dokumentarfilm Tod dem Verräter im Jahr 2000 – lange nach dem Mauerfall und der deutschen Wiedervereinigung – großes Aufsehen erregte. Sein Film: Eine Agentenstory im damals noch biederen Umfeld der Fußball-Bundesliga.
Seine Argumentation: Der bei Eigendorf – der Bundesligaprofi wollte nach Aussage seiner Frau „nur auf ein Bier rausgehen“ – ermittelte Blutalkoholgehalt von 2,2 Promille dürfte tatsächlich wesentlich höher gelegen haben. Für Schwan ein Indiz dafür, dass Eigendorf zunächst entführt und dann mit Alkoholspritzen behandelt wurde, ehe er auf kurvenreicher Strecke geblendet worden sei.
Für die Staatanwaltschaft jedoch kein entscheidender Beweis. Der für den „Fall Eigendorf“ zuständige Staatsanwalt Hans-Jürgen Grasemann verwies in diesem Zusammenhang auf Aussagen ehemaliger Mitspieler, wonach Eigendorf – 53 Bundesliga-Spiele für den 1. FC Kaiserslautern und acht Einsätze für Eintracht Braunschweig – zuvor wiederholt wegen übermäßigen Alkoholgenusses aufgefallen sei. Seinen Frust über seine Nicht-Nominierung für Braunschweigs BL-Auftritt beim VfL Bochum wollte Eigendorf an diesem Tag schließlich wohl mit einem Bier herunterspülen.
Ein Fakt, der den „Fall Eigendorf“ zu einem ewigen Mysterium in der Bundesliga-Historie macht – und einen düsteren Schatten auf die fußballerischen Qualitäten des sechsmaligen DDR-Nationalspielers (3 Tore) wirft.Von einem DDR-Gericht im März 1979 wegen „ungesetzlichen Grenzübertritts“ per Haftbefehl gesucht und von der FIFA auf Antrag des DDR-Fußballverbandes (DFV) für ein Jahr gesperrt, hielt sich Eigendorf in Lautern fit, arbeitete auf der FCK-Geschäftsstelle und trainierte die B-Jugend der Pfälzer. Sein Bundesliga-Debüt gab er am 11. April 1980 beim 4:1-Erfolg des FCK gegen den VfL Bochum, mit Lautern erreichte er 1982 das UEFA-Pokal-Halbfinale. Die Auswärtsspiele bei Akademik Sofia im damals sozialistischen Bulgarien und bei Spartak Moskau machte er aus Sicherheitsgründen nicht mit.
In der fußballverrückten Pfalz steht Eigendorf im Zusammenhang mit dem größten Spiel, das je in Kaiserslautern stattfand: Am 17. März 1982 brachte ihn Trainer Karl-Heinz Feldkamp beim 5:0-Triumph über die Königlichen von Real Madrid (Viertelfinal-Rückspiel) nach 75 Minuten für den zweifachen Torschützen Friedhelm Funkel in die Partie. Zwar finden sich in den Unterlagen der MfS-Hauptabteilung XXII durchaus belastende Notizen zu „Personengefährdungen“, in denen Eigendorf im Zusammenhang mit „Verblitzen“ (Blenden), „Unfallstatistiken“, „Ohnmacht“ und „Narkosemitteln“ erwähnt wurden.
Dass Eigendorf, der sich nach seiner Absetzung in den Westen am Rande eines Freundschaftsspiels von Dynamo Berlin beim 1. FC Kaiserslautern 1979 während eines Stadtbummels in Gießen öffentlich kritisch über das DDR-Regime äußerte, einem Anschlag zum Opfer fiel, lässt sich umgekehrt jedoch nicht mit 100-prozentiger Sicherheit ausschließen.
Auch weil, der ehemalige Stasi-Mitarbeiter IM „Klaus Schlosser“, bürgerlich Karl-Heinz Felgner, am 9. Februar 2010 aussagte, zwar einen Mordauftrag für Lutz Eigendorf erhalten, diesen jedoch nicht ausgeführt zu haben. Zweifel an der Glaubwürdigkeit dieser Aussage blieben. Die MfS-Akten der Jahre 1980 bis 1983 zu Felgners Person gelten als verschwunden – und Anfang 2011 wurde die Wiederaufnahme des Verfahrens wegen eines Auftragsmordes seitens der Staatsanwaltschaft abgelehnt.
Berlin, Olympiastadion, 30. September 2000. Unmittelbar nach dem 0:2 von Hertha BSC gegen den 1. FC Köln durch Dirk Lottner nutzt der Brasilianer Alex Alves die Euphorie bei FC-Keeper Markus Pröll und zielt vom Anstoßkreis auf das Tor.
Der Ball findet aus 52 Metern Torentfernung den Weg ins Netz, Pröll ist blamiert, die Hertha dreht die Partie noch in ein 4:2 um, Alves‘ Treffer wird das Tor des Jahres. „Wer so ein Tor schießt, der muss ein bisschen verrückt sein“, mutmaßt die Berliner Zeitung. Oder: Er muss einfach nur aus Brasilien kommen und Alex Alves heißen. Mehr als sieben Millionen Euro hat sich die Hertha im Januar 2000 die Dienste des Mittelstürmers von EC Cruzeiro kosten lassen. 81 BL-Spiele und 25 Tore deuten jedoch nicht auf eine komplette Amortisierung dieses Betrags hin.
Nein. Alves kann in Berlin nie richtig Fuß fassen. Wiederholt gerät der bis dahin teuerste Hertha-Transfer mit dem Gesetz in Konflikt, wird beim Fahren ohne Führerschein erwischt, erscheint zur Weihnachtsfeier im Frauenpelz oder tanzt in den Nachtklubs der Hauptstadt durch. Mehr als 130.000 Euro kosten ihn allein diese Eskapaden.
Im Sommer 2003 hat man in Berlin genug. Alves` noch bis 2004 gültiger Vertrag wird aufgelöst. América FC, Vasco da Gama, CS Ginde in China oder Kavala in Griechenland gehören zu seinen späteren Stationen. Zum 1. Februar 2008 ist er sogar vereinslos, ehe er nach dreimonatiger Pause zu Fortaleza in Brasilien wechselt. Seine Engagements dauern nach dem Aus in Berlin selten länger als eine Saison. Schon 2008 wird eine vermeintliche Leukämieerkrankung bei Alves diagnostiziert.Was er im Mai 2012 auf seiner Facebook-Seite schreibt, klingt schon verdammt nach Abschied: „Gott soll auf meine Tochter, meine Mutter, meine liebe Oma, meine Brüder und meinen Vater gut aufpassen. Ohne meine Freunde und meine Ex-Frau bin ich ein Unfähiger. Ihr alle sollt sehr glücklich sein. Ich vermisse euch.“
Alexandro Alves do Nascimento beendet seine Karriere krankheitsbedingt zunächst 2009, kehrt 2010 noch einmal beim brasilianischen No-Name-Klub Uniao Rondonopolis auf den Rasen zurück.
Für die aufgrund seiner Krankheit inzwischen notwendig gewordene Stammzellenoperation fehlt Alves schon jetzt das nötige Kleingeld. Die Erträge aus seinem lediglich in Berlin hoch dotierten Vertrag – ein finanziell ähnlich lukratives Engagement erreicht er danach nie wieder – sind für teure Markenklamotten und für die Scheidung von seiner Ehefrau Nadya draufgegangen.
Als er im Oktober 2012 aufgrund der diagnostizierten paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie endlich eine Knochenmarkstransplantation durchführen kann, ist es zu spät. Alex Alves stirbt am 14. November 2012 in Jau im brasilianischen Bundesstaat Sao Paulo. Mit nur 37 Jahren.In den letzten Tagen seines Lebens dürfte Andrés Escobar wohl an nichts anderes gedacht haben, als an diese verfluchte 35. Minute von Pasadena.
Dieser Moment im Glutofen des Rose Bowl-Stadions, wo am 22. Juni 1994 im zweiten Vorrundenspiel der Weltmeisterschaft zwischen Kolumbien und Gastgeber USA mehr als 93.000 Menschen für eine ohrenbetäubende Kulisse sorgen. Hier, wo bei brütender Hitze jeder Schritt zur Qual wird. Eigentlich sieht alles ganz harmlos aus. Der US-amerikanische Mittelfeldspieler John Harkes vom englischen Klub Derby County schlägt eine Flanke von der linken Seite in die Mitte, in Richtung Strafraum. Fatales Eigentor: Andres Escobar düpiert seinen eigenen Torhüter Oscar Cordoba.
In Höhe des Elfmeterpunkts landet der Ball beim kolumbianischen Abwehrchef Andrés Escobar. Der in der Mitte mitgelaufene US-Stürmer Ernie Stewart, später Torschütze zum 2:0, müsste schon Siebenmeilenstiefel tragen, um die Kugel zu erreichen. Escobar lenkt den Ball mit dem linken Fuß zum Entsetzen seines Torhüters Oscar Cordoba ins eigene Netz. Während der Rose Bowl vor Jubel förmlich explodiert, wirkt Escobar wie paralysiert. Er vergräbt sein Gesicht unter seinem Trikot mit der Rückennummer 2.
Bis 1997, bis zum Ende der Trauerzeit um Escobar, wird der kolumbianische Fußballverband dieses Trikot nicht mehr vergeben. Zehn Tage später ist Andrés Escobar tot. Erschossen. Hingerichtet – mit zwölf Kugeln. Am 2. Juli 1994 feuert Humberto Munoz Castro mit einem lang gezogenen „Gooool“ auf den Lippen vor der Bar „El Indio“ in Kolumbiens Hauptstadt Medellin auf den in Ungnade gefallenen Nationalspieler.
Andrés Escobar stirbt noch vor Ort. Das gelbe Trikot der Cafeteros trug er in 50 Länderspielen (1 Tor). Dass er nach seinem folgenschweren Eigentor – das zum Geheimfavoriten aufgeschwungene Team aus Kolumbien verliert mit 1:2 und fliegt in der Vorrunde raus – Opfer eines Verbrechens wird, gehört zu den tragischsten Episoden der WM-Geschichte.Wer ist der Mann, der Andrés Escobars Leben beendet? Munoz Castro, wenig später geständig, ist im Drogenmilieu von Medellin kein Unbekannter. Als Bodyguard und Fahrer hat er für die mächtigen Drogenbarone gearbeitet – im Milieu von Medellin, das zu Beginn der 1990er-Jahre zu den gefährlichsten Plätzen der Welt gerechnet wird.
Die Drogenbosse haben durch Escobars Eigentor viel Geld verloren, munkelt man wenig später. Immerhin war die Qualifikation der Mannschaft von Trainer Francisco Maturana fest eingeplant. „Der Abwehrspieler muss für die Spielleidenschaft einiger Unterweltbosse büßen“, heißt es in dazu im WM-Buch Der Fußball erobert die neue Welt (Weltbild, 2006).
Der Tod von Escobar schockt die Fußballwelt. Vor dem Hintergrund, dass einige Unterweltgrößen auf Kolumbien gewettet und dann einen missliebigen Spielverderber aus dem Weg räumen ließen, verliert der Sport an diesem Sommertag 1994 seine Unschuld. 120.000 Menschen säumen bei seiner Beisetzung die Straßen von Medellin. Hier, bei Atlético Nacional, begann 1985 die Profikarriere des Andrés Escobar, eines Bankierssohns. Nach nur einer Saison bei den Young Boys Bern in der Schweiz (1989/90) zog es Escobar in seine Heimatstadt Medellin zurück, wo er bis zu seiner Ermordung erneut bei Atlético Nacional unter Vertrag stand. Absoluter Höhepunkt seiner Karriere war der Gewinn der Copa Libertadores 1989 mit Atlético Nacional.
Der Täter Munoz Castro wird von den Gerichten in Medellin zwar mit einer 43-jährigen Haftstrafe belegt, ist aber schon 2005, nur elf Jahre nach dem Mord, wieder auf freiem Fuß. „Gute Führung“, so heißt es.
Der ermordete Escobar wird in Kolumbien zur Legende – und auch vier Jahre nach seinem Tod ist er in der Fankurve der Cafeteros allgegenwärtig. Bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich ziert ein Konterfei Escobars die Zuschauerränge in Lyon. Der US-amerikanische Fernsehsender ESPN, am 22. Juni 1994 auch übertragender Sender von Escobars letztem Länderspiel, bringt den ermordeten Defensivspieler in einer Dokumentation später mit dem ein Jahr zuvor bei einer Schießerei ums Leben gekommenen Drogenboss Pablo Escobar. Die These: Der Pate, ein begeisterter Fußballfan, hätte einer Ermordung des gleichnamigen, jedoch nicht mit ihm verwandten Profis niemals geduldet…[svc_carousel_layout car_autoplay=”yes” dexcerpt=”yes” dmeta_data=”yes” dsocial=”yes” query_loop=”size:16|order_by:date|order:DESC|post_type:post|categories:17077″ grid_thumb_size=”200X172″ svc_class=”bigger-slider” title=”MEHR LIGALIVE – DIE GEHEIMNISSE DER BUNDESLIGA-KLUBS” pbgcolor=”#ededed” car_navigation_color=”#27c11f”]Mit versteinerter Miene tritt Winfried Schäfer die Zugfahrt von Lyon nach Paris an. Der Blick des deutschen Trainers ist leer. Dass „Wild Winnie“ Kameruns Nationalmannschaft 2002 nach nur einem Jahr Amtszeit zur WM in Asien geführt und im Mali zum Afrikameister gemacht hat, das alles ist in diesen traurigen Sommertagen irgendwie ganz weit weg.
Im riesigen Stade de France von Paris-St. Denis, dem Reiseziel der „unbezähmbaren Löwen“ herrscht an diesem 29. Juni 2003 ebenfalls eine bedrückende Stimmung. Viele Plätze bleiben leer, im WM-Finalstadion von 1998 verlieren sich nur 51.000 Fans. Die Fußballwelt steht unter Schock – und trauert um einen Löwen. Marc-Vivien Foé ist tot. Der 62-fache Nationalspieler Kameruns, mit acht Treffern im Nationaltrikot und dekoriert mit zwei Afrika-Meisterschaften (2000, 2002) und zwei WM-Teilnahmen (1994, 2002) starb auf dem Platz.
Im Halbfinale zwischen den „unbezähmbaren Löwen“ und Kolumbien (1:0) bricht Foé in der 73. Minute ohne Fremdeinwirkung zusammen, erleidet einen Herzstillstand und stirbt rund eine Stunde, nachdem Ärzte und medizinisches Personal noch auf dem Rasen um sein Leben gekämpft haben, an Herzversagen.
Im medizinischen Zentrum von Lyon kann nur noch der Tod festgestellt werden. „Er fühlte sich trotz einer vorangegangenen Blutanalyse in der Klinik von St. Etienne nicht fit, wollte aber das Spiel trotzdem machen und wollte auch nicht vom Platz, als Winfried Schäfer ihn auswechseln wollte“, berichtet der ehemalige Frankreich-Profi Gernot Rohr am Finaltag bei Eurosport, „einige Spieler der französischen Mannschaft kennen Foé auch aus Lens und Lyon, stehen noch unter Schock.“Es ist tragische Ironie, dass Foé im Stadt Gérland von Lyon stirbt. Hier, im Hexenkessel der „Lyonnais“ ist der stämmige Afrikaner zum Held und zur Identifikationsfigur geworden. In Diensten von Olympique Lyon holte er 2001 den Coupe de France und 2002 die Meisterschaft in der Ligue 1.
Begonnen hatte alles 1994. Foé unterschrieb seinen ersten Profivertrag – und auf seiner ersten Station in Frankreich wurde er 1998 mit dem Racing Club Lens sensationell Meister. Für Lens machte der 1,88 m-Hüne in 85 Liga-Spielen bis 1999 elf Tore. „Als er in Lens ankam, war er ein harter, ein ungeschliffener Spieler aus Afrika“, erinnert sich sein damaliger Teamkollege Guillaume Warmuz im Sommer 2003 in einem TV-Interview, „er wurde aber aufgrund seiner Tore und seiner physischen Stärke schnell zum Führungsspieler – und ich habe die Furcht in den Augen seiner Gegenspieler regelrecht sehen können.“
Nach einem Intermezzo bei West Ham United (38 Spiele, ein Tor) kehrte er 2000 nach Frankreich zurück und wurde bei Olympique Lyon schnell zu einem Führungsspieler. Auf Leihbasis wechselte er in der Saison 2002/2003 zu Manchester City in die Premier League, wo er neun Tore in 35 Spielen markierte. Foé galt als Marathon-Mann, als unermüdlicher Kämpfer und akribischer Fußballarbeiter auf dem Platz, introvertiert, ein Musterprofi, der nicht viele Worte brauchte, dem aber im Team jeder zuhörte und bei seinen Ansprachen förmlich an seinen Lippen hing. Sein Kollegen nannten ihn respektvoll „Mister 100 Prozent.“ Selten, aber eindrucksvoll waren Foés Interviews.
„Wir sind hier, um das Turnier zu gewinnen“, hatte Foé etwa zum Confed-Cup-Auftakt gesagt, „wir wollen die Herzen der Kameruner zurückgewinnen, weil wir sie zuletzt ein paar Mal enttäuscht haben. Dieses Turnier muss ein Weckruf sein, dass wir trotz des schlechten Abschneidens bei der WM 2002 noch da sind. Wir wollen hier niemanden enttäuschen, wir sind hier, um Afrika zu repräsentieren.“ In Asien 2002 waren Foé und Kameruns Löwen schon in der Vorrunde in einer Gruppe mit Deutschland und Irland sang- und klanglos ausgeschieden.Was Foé so besonders machte, war seine authentische und aufrichtige Art. Einfache, aber klare Worte, die die Herzen der Fans in Westafrika immer erreichten.
So sagte Foé etwa 2001 in einem Interview: ,,Es ist eine Ehre für mich, die Farben Kameruns tragen zu dürfen, Fußball ist meine Leidenschaft und ich möchte alle Menschen daran teilhaben lassen.“ Sein Credo: „Man muss immer sein Bestes geben, man darf die Fans einfach nicht enttäuschen. Wenn man verliert, wollen die Fans sehen, dass du alles gegeben hast – das sind die Qualitäten der unbezähmbaren Löwen.“ Sein Nationalmannschaftskollege Geremi: „Er hat uns immer sehr motiviert, weil er es verstand, die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen. Er hat unseren Fans und der Öffentlichkeit sehr viel Zeit geschenkt, jetzt ist er auf dem Rasen gestorben – Kamerun wird ihn nie vergessen.“
Nein. Kamerun vergisst den toten Löwen nicht. Schon bei den Nationalhymnen vor dem Finale gegen Confederations-Cup-Gastgeber Frankreich stehen die Spieler Kameruns mit ihren französischen Gegenspielern Arm in Arm, tragen ein großes Konterfei ihres verstorbenen Kollegen mit auf den Rasen von St. Denis. Weltmeister Robert Pires weiß um die immense Bedeutung dieser Augenblicke: „Er hat uns auf dem Feld verlassen, deshalb müssen wir jetzt jede Sekunde des Lebens genießen.“
Dass Frankreich per Golden Goal mit 1:0 gewinnt, interessiert an diesem Tag nur die wenigsten. Bei der Siegerehrung tragen alle Spieler Kameruns – ebenso wie Trainer Schäfer – Foés Trikot mit der Rückennummer 17. Es sind Sekunden, die wehtun. Auf den Rängen applaudieren die Fans mit Tränen in den Augen, weiter oben kämpft Kameruns Fußballlegende Roger Milla auf der Ehrentribüne mit seinen Emotionen. Frankreichs Kapitän Marcel Desailly und Kameruns Mannschafsführer Rigobert Song nehmen die Trophäe gemeinsam in Empfang. Zu Ehren von Foé wurde das Shirt mit der 17 vom kamerunischen Fußballverband – ebenso wie die Nummer 23 bei seinem Ex-Klub Manchester City – nie mehr vergeben.
Junior Malanda ist spät dran. Der Wolfsburger, 2013 für eine Ablöse von 1,7 Mio. Euro von Zulte Waregem zum VfL Wolfsburg gewechselt, hat die Abreise der „Wölfe“ ins Trainingslager nach Kapstadt in Südafrika verpasst, weil er unbedingt noch seine Playstation holen will. Der Versuch, auf dem Weg zum Flughafen Braunschweig die verlorene Zeit mit dem Auto wieder herauszuholen, endet für ihn tödlich. Bei Regen und starkem Wind kommt der VW von der Fahrbahn ab, Malanda, der auf der Rückbank sitzt, wird aus dem Wagen geschleudert, ist sofort tot.
Die Nachricht vom Tod des Fußballprofis verbreitet sich im beschaulichen Wolfsburg wie ein Lauffeuer. Spontan treffen sich mehr als 1.000 VfL-Fans an der Volkswagen Arena zu einem spontanen Trauermarsch. Die Bundesliga ist in der Winterpause, doch der Schock sitzt tief. Junior Malanda – er steht für die personifizierte Tragik eines Profis. So lesen sich seine Leistungsdaten, so liest sich das Protokoll seines Unfalls. Sein Bundesliga-Debüt gibt er am 8. Februar 2014 beim 3:0-Erfolg beim 1. FSV Mainz 05. In den folgenden Wochen bleibt Junior Malanda jedoch ohne Einsatz im Kader des Teams von Trainer Dieter Hecking, ehe ihn eine Kreuzbandzerrung im April 2014 fünf weitere Wochen zum Zuschauen zwingt. Die vergebene Riesen-Chance beim FC Bayern ließ Junior Malanda nicht mehr los.
Die letzten Sekunden im Leben von Bernard Malanda-Adje, genannt Junior, kann die Polizei erst neun Monate nach dem tragischen Unfalltod des belgisch-kongolesischen Fußballprofis auf der A2 bei Porta Westfalica exakt rekonstruieren. Den am 10. Januar 2015 auf dem Weg ins Trainingslager des VfL Wolfsburg tödlich verunglückten Mittelfeldspieler kostete die Tatsache, nicht angeschnallt zu sein und das Bücken nach einem in den Fußraum eines VW-Geländewagens gefallenen Handy-Ladekabels wohl das Leben.
Malandas belgischer Kollege Anthony D‘ Alberto, zu diesem Zeitpunkt Profi in Venlo in den Niederlanden, hatte den Unglückswagen, einen VW Touareg, an diesem rabenschwarzen 10. Januar 2015 gesteuert. Der mittlerweile beim SC Braga in Portugal unter Vertrag stehende Verteidiger überlebt schwer verletzt.Im Bundesliga-Eröffnungsspiel der Saison 2014/2015 beim FC Bayern München (1:2) wird ganz Fußball-Deutschland Zeuge, wie Malanda aus weniger als einem Meter den Ball neben das leere Tor stolpert. Den beißenden Spott in den sozialen Netzwerken bekommt der Belgier umsonst.
Eine weitere vergebene Großchance eine Woche später gegen Eintracht Frankfurt (2:2) lässt in das Seelenleben des Nachwuchsspielers, der alle belgischen Junioren-Nationalteams durchlief, blicken. „Junior sieht man die Enttäuschung förmlich an“, erklärt Hecking in der Pressekonferenz nach dem Spiel, „ich hätte es ihm gewünscht, dass er seinen Fehlschuss von München wieder gutmachen kann.“ Daraus wird nichts.
Junior Malanda wird sich nie wieder in die Torschützenliste des VfL Wolfsburg eintragen. Seinen letzten Einsatz für den Deutschen Meister von 2009 bestreitet er am 20. Dezember 2014, beim 2:1 gegen den 1. FC Köln.
Fünf Wochen später spielt der VfL Wolfsburg wieder gegen den FC Bayern. Es ist Spiel eins nach dem tragischen Unfalltod Malandas.Die Partie zwischen Verfolger Wolfsburg und dem souveränen Spitzenreiter aus München wird zu einer der emotionalsten Trauerfeiern in der Bundesliga-Geschichte. „Gemeinsam haben wir uns entschieden, heute nicht in Stille zu gedenken“, so die Ansage via Stadion-Mikrofon unmittelbar vor der Gedenkminute, „sondern leidenschaftlich, farbenfroh, mit der positiven Energie, die Junior eigen war.
Dieser Moment und dieser Beifall sind für Junior Malanda.“ Was folgt, ist tosender Applaus von den Rängen. Eine beeindruckende Choreographie in der Wolfsburger Fankurve („Junior Malanda – Für immer in unseren Herzen“) tut ihr Übriges, verstärkt diesen emotionalen Eindruck. Die Liga vergisst keinen.
Im DFB-Pokalfinale 2015 tritt Wolfsburg am 30. Mai 2015 mit einem grünen Herz und Malandas Trikotnummer 19 auf den Shirts an. „Wir haben alle Spiele auch für ihn gespielt. Jetzt ist er nicht nur in unseren Köpfen, sondern auch auf den Trikots“, sagt VfL-Sportdirektor Klaus Allofs. Wolfsburg setzt sich mit 3:1 gegen Borussia Dortmund durch, das seinem scheidenden Erfolgstrainer Jürgen Klopp zum Abschied den Pokal schenken will.
Aber die Wölfe, die die Saison als Vizemeister beendeten und damit die beste Bilanz seit ihrem Meisterjahr 2008/2009 einfuhren, haben an diesem Finaltag einfach die emotionalere Geschichte – und widmen ihrem verstorbenen Kollegen Malanda diesen Pokaltitel.[svc_carousel_layout car_autoplay=”yes” dexcerpt=”yes” dmeta_data=”yes” dsocial=”yes” query_loop=”size:16|order_by:date|order:DESC|post_type:post|categories:17077″ grid_thumb_size=”200X172″ svc_class=”bigger-slider” title=”MEHR LIGALIVE – DIE GEHEIMNISSE DER BUNDESLIGA-KLUBS” pbgcolor=”#ededed” car_navigation_color=”#27c11f”]Kurz vor dem Rückrundenstart der Fußball-Bundesliga im Januar 2010 greift man bei Hannover 96 zu einer ungewöhnlichen Maßnahme. Das 6,5 x 6,5 Meter große Riesen-Trikot von Robert Enke unter dem Dach der Westtribüne der AWD-Arena wird nach nur zwei Monaten wieder entfernt.
Es ist der Tag, an dem Robert Enke freiwillig in den Tod ging. Am Bahnübergang von Eilvese, in der Nachbarschaft seines Wohnorts Empede, wurde der Torhüter von Hannover 96 von einem Regionalzug erfasst. Robert Enke hat sich das Leben genommen – und die Bundesliga in eine bis dahin nie gekannte Schockstarre versetzt. Beim Trauer-Gottesdienst mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und bei der Trauerfeier in der AWD Arena spielen sich ergreifende Szenen ab. Gestandene Männer wie Michael Ballack oder Europameister Oliver Bierhoff müssen sich ihrer Tränen nicht schämen.
„Wir dachten, es würde der Mannschaft helfen“, sagt 96-Manager Jörg Schmadtke kleinlaut, „aber das war nicht der Fall.“ An Fußball ist bei den Roten seit dem 10. November 2009 nur schwerlich zu denken.
Enkes Witwe Teresa, die schon einen Tag nach dem Tod ihres Mannes mit bewundernswertem Mut und Offenheit über die Depressionserkrankung des achtmaligen Nationaltorhüters spricht, muss von Freunden gestützt werden. In der Arena ist es so still, dass nur das Geräusch der flatternden 96-Flaggen die gespenstische Ruhe durchbricht.„Wir dachten, mit Liebe geht das“, dieser programmatische Satz von Teresa Enke bringt es auf den Punkt. In Hannover hatte der sensible Torhüter, 1996 von seinem Stammverein FC Carl Zeiss Jena zu Borussia Mönchengladbach in die Bundesliga gewechselt, den Kampf gegen seine Krankheit angenommen – und er schien gesiegt zu haben.
Doch die Depression ließ Robert Enke, der sich auf einem kleinen Bauernhof in Empede wohl nichts mehr gewünscht hat, als endlich zur Ruhe zu kommen, nicht mehr los. Zu schwer wog der Verlust seiner schwer kranken, erst zwei Jahre alten Tochter Lara im Jahr 2006.
Zu hart waren Robert Enkes Erlebnisse im Bundesliga-Abstiegskampf und im Ausland. In der Saison 1998/99 konnte der Keeper den ersten Abstieg des fünffachen Deutschen Meisters Borussia Mönchengladbach bei 79 Gegentoren nicht verhindern. Die Flucht ins Ausland, zu Benfica Lissabon mit dem deutschen Trainer Jupp Heynckes (199) und 2002 zum FC Barcelona mit dem niederländischen Trainer-General Louis van Gaal waren für Robert Enke nie der erhoffte Karriere-Schub – und erst recht nicht der ersehnte Befreiungsschlag.
In Barcelona absolvierte Enke nur ein einziges Ligaspiel, sein Wechsel zu Fenerbahce Istanbul geriet im Sommer 2003 zum Desaster. Die Fener-Fans wollten ihm nach einer Niederlage an den Kragen, bewarfen ihn mit Gegenständen. Enke löste seinen Vertrag mit sofortiger Wirkung auf und kehrte nach einem Leih-Geschäft bei CD Teneriffa im Sommer 2004 nach Deutschland zurück. Für Hannover 96 stand er in 164 Liga-Spielen zwischen den Pfosten.Die hartnäckige Verletzung seines Nationalmannschaftskonkurrenten René Adler – im Oktober 2008 nach grandiosen Paraden im entscheidenden WM-Qualifikationsspiel in Russland (1:0) noch als WM-Keeper für Südafrika gehandelt – konnte Robert Enke nicht nutzen.
Sein Traum von der WM-Teilnahme platzte, nachdem er – bedingt durch seine Depression – die Länderspiele im Herbst 2009 gegen Aserbaidschan, in Russland und gegen Finnland nicht bestreiten konnte. Der Auftritt mit dem DFB-Team am 12. August 2009 in Baku gegen Aserbaidschan (2:0) wurde zu Enkes letztem Länderspiel.
Nur wenige Insider wussten zu diesem Zeitpunkt, wie es tatsächlich um die Seele des stillen, stets professionell und höflich auftretenden Keepers bestellt war. „Sein Stil war unspektakulär und prägend, souverän und unaufgeregt“, schreibt der Autor Michael Richter 2013 im Kicker-Special 50 Jahre Bundesliga über Enke, „das alles machte ihn zu einem Vorbild vieler junger Torhüter und erklärt die Erschütterung nach seinem Tod.“ 96-Boss Martin Kind lobte vor allem Enkes „Spagat zwischen Profisport und Menschlichkeit“. Enke und seine Frau Teresa engagierten sich u. a. für die Tierschutzorganisation PETA.
Hannover 96 traf Enkes Tod hart. Nach dem Suizid des Torhüters blieb man in zwölf aufeinanderfolgenden Liga-Spielen ohne Sieg, erst ein 6:1 gegen Gladbach und ein 3:0 beim VfL Bochum am 34. Spieltag retteten das Team von Trainer Mirko Slomka vor dem Abstieg.
Das Enke-Trikot ist in der AWD-Arena nicht mehr zu sehen. Dennoch ist der verstorbene Torhüter in Hannover allgegenwärtig. Nur 14 Monate nach seinem Tod benannte die Stadt das Arthur-Menge-Ufer in Robert-Enke-Straße um.