Holland gegen Deutschland: Fußball-Klassiker in 5 Akten

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Holland gegen Deutschland: Fußball-Klassiker in 5 Akten

Die Qualifikation zur Europameisterschaft 2020 bringt die Neu-Auflage eines Fußball-Klassikers: Holland gegen Deutschland, die „Elftal“ gegen „Die Mannschaft“ Wohl keinen Fan lässt diese Partie in der nach Johan Cruyff benannten Arena von Amsterdam kalt. 5 Spiele definieren diese Fußball-Rivalität.

Holland gegen Deutschland – verglichen mit den Duellen Deutschlands gegen England, Italien oder Österreich ist das ein noch junger Fußball-Klassiker.

Nach Kriegsende gibt es zunächst nur vier Länderspiele zwischen den beiden rivalisierenden Nachbarn. Lange ist die „Elftal“ für die DFB-Auswahl nur ein Sparringspartner.

Wie am 21. Oktober 1959 in Köln, als die BR Deutschland die Niederländer mit 7:0 aus dem Sportpark Müngersdorf fegt. Hamburgs Fußball-Idol Uwe Seeler (81) steuert einen Dreierpack zum bis heute höchsten deutschen Erfolg über die Niederlande bei.Die „goldenen Siebziger“ werden in Europa von zwei National- und Vereinsteams eingeleitet: Niederlande und Deutschland bzw. Ajax Amsterdam und FC Bayern München.

Von 1971 bis 1976 lassen die beiden Spitzenclubs aus Holland und Deutschland keinen anderen Vereinsnamen auf den Europapokal der Landesmeister kommen. Die BR Deutschland ist bei der WM 1974 Gastgeber, Holland mit seinen Ajax-Stars Johan Cruyff und Johan Neeskens und dem revolutionären „totalen Fußball“ (Voetbal totaal) ist aber Top-Favorit. Es kommt, wie es kommen muss. Das WM-Finale am 7. Juli 1974 in München ist auch der Showdown der beiden Fußball-Großmächte.

Los geht es mit einem Paukenschlag. Nach 53 Sekunden foult Uli Hoeneß im Strafraum Johan Cruyff – und Schiedsrichter Jack Taylor aus England gibt Elfmeter! Johan Neeskens wuchtet das Leder in die Tor-Mitte, Holland auf Weltmeister-Kurs. „Nach dem Tor für die Holländer“, erzählt Paul Breitner Jahre später, „wollten wir alle nur noch heim zu Mutti.“ Breitner übernimmt nach 23 Minuten die Verantwortung.

Nach einer „Schwalben“-verdächtigen Aktion von Wim Jansen gegen Bernd Hölzenbein gibt Taylor wieder Strafstoß – und Breitner vollstreckt zum 1:1. Gerd Müller dreht noch vor der Pause die Partie auf 2:1 für die Deutschen. Am Ende bleibt für Holland nur die Vize-Weltmeisterschaft. „Johan war der König, aber ich bin Weltmeister“, unkt DFB-Kapitän und Führungsspieler Franz Beckenbauer später.Mailand, 24. Juni 1990. Im WM-Achtelfinale und in der völlig überhitzten Atmosphäre des Giuseppe-Meazza-Stadions geht es vogelwild zu. Schiedsrichter Juan Loustau aus Argentinien schätzt die Situation in der 22. Minute völlig falsch ein.

Der Referee schickt Frank Rijkaard, der den DFB-Stürmer Rudi Völler vorher angespuckt hat, mit Rot vom Platz. Aber auch der Deutsche muss gehen, obwohl Völler, der gegen Holland-Keeper Hans van Breukelen einen Schritt zu spät kam, eindeutig sein Bein zurückgezogen hatte, um den Gegenspieler nicht zu verletzen.

„Was der Schiedsrichter jetzt macht, kann nicht sein, das kann nicht sein“, tobt Fußball-Idol Karl-Heinz Rummenigge als ARD-Co-Kommentator auf der Pressetribüne. Auf dem Weg in die weit verzweigten Katakomben des Stadions müssen Völler und Rijkaard angeblich davon abgehalten werden, aufeinander los zu gehen.

In Unterzahl dreht die Mannschaft von Teamchef Franz Beckenbauer auf. Jürgen Klinsmann – wie aufgedreht in einem seiner besten Länderspiele – und Andreas Brehme treffen für Deutschland zum 2:1. Der Witz-Elfmeter von Ronald Koeman (89.) kommt für Holland zu spät.Rache ist süß. Im EM-Halbfinale von Hamburg 1988 triumphiert „Oranje“ mit 2:1 – mit 14 Jahren Anlaufzeit.

Wieder gibt es zwei Mal Elfmeter und viel Zoff. In der 88. Minute spießt Hollands Superstar Marco van Basten – einen Schritt schneller als sein Bewacher Jürgen Köhler – die Gastgeber mit dem Siegtreffer auf.

Die Szene, die die Fußball-Rivalität Niederlande gegen Deutschland wohl auf ewig zementiert, spielt sich allerdings nach der Partie im Hamburger Volksparkstadion ab. Während die niederländischen Fans auf den Tribünen der tristen Arena tanzen, wischt sich Abwehrchef Ronald Koeman nach dem Trikot-Tausch mit dem Shirt von Olaf Thon über den Hintern. Ein Affront.

Eine Sperre gibt es nicht, obwohl diese üble Szene genauso im Bild festgehalten ist, wie Rijkaards Spuck-Attacke gegen Völler zwei Jahre später. Immerhin: Die Niederlande gewinnen am 25. Juni 1988 – auf den Tag zehn Jahre nach dem verlorenen WM-Finale von Buenos Aires – mit dem 2:0 gegen die letztmals bei einer Europameisterschaft unter diesem Namen firmierende UdSSR ihren bis heute einzigen Titel.

Argentinien 1978 ist Hollands gefühlte letzte Chance auf den WM-Titel. Superstar Johan Cruyff ist nicht mit in das von den Militärs regierte südamerikanische Land gereist. Andere holländische Spieler wie Johnny Rep, Rob Rensenbrink oder Johan Neeskens wollen endlich den Pokal – sie haben allerdings nicht die Strahlkraft von „König“ Johan Cruyff.

Am 18. Juni 1978 hoffen die Niederlande in Cordoba auf die Revanche für das bittere 1:2 von München vier Jahre zuvor. Diese gelingt nur halb. 2:2 steht es in der Schlussphase durch Tore von Rüdiger Abramczik (3.) und Dieter Müller (70.) auf deutscher sowie durch Arie Haan (27.) und René van de Kerkhof (84.).

Zwei Minuten vor Spielende brennen bei Dirk „Dick“ Nanninga die Sicherungen durch. Der Mittelstürmer von Roda Kerkrade hat sich den „Schwalbenkönig“ von 1974 vorgenommen, Bernd Hölzenbein. Nanninga boxt dem Frankfurter in den Bauch – und sieht dafür vom uruguayischen Schiedsrichter Ramón Barreto die Rote Karte. Unfein! Nanninga war erst neun Minuten zuvor für Piet Wildschut ins Spiel gekommen. Der Faustschlag gegen Hölzenbein und eine deftige Beleidigung an die Adresse des Referees bringen Nanninga ein Spiel Sperre.

Mit dem österreichischen Coach Ernst Happel schafft es „Oranje“ wie 1974 bis ins Finale. In Buenos Aires erzwingt Nanninga mit seinem Tor zum 1:1 die Verlängerung gegen Gastgeber Argentinien. Dass es durch Treffer von Mario Kempes und Bertoni wieder nur Platz zwei wird, ist ein Menetekel für die Tragödie des Dick Nanninga. 2015 stirbt er – beidseitig beinamputiert – mit nur 66 Jahren.

Das letzte Duell der beiden Fußball-Rivalen Niederlande und Deutschland bei einem großen Turnier gibt es am 13. Juni 2012 in der ukrainischen Stadt Charkiw. In Gruppe B der EURO 2012 in Polen und der Ukraine treffen sich die beiden Erzfeinde am zweiten Spieltag.

Die „Elftal“ mit ihren Stars Arjen Robben, Klaas-Jan Huntelaar, Mark van Bommel oder Rafael van der Vaart steht bereits mit dem Rücken zur Wand. Mit 0:1 hat die Mannschaft von Bondscoach Bert van Marwijk das erste Spiel gegen Dänemark verloren. Eine Niederlage gegen die Deutschen wäre gleichbedeutend mit dem Vorrunden-Aus.

Mario Gomez, der Deutschland schon beim 1:0 gegen Portugal erlöst hat, lässt sich nicht zwei Mal bitten. Der Stürmer vom FC Bayern München schenkt den Holländern schon vor der Pause zwei Treffer (24. / 38.) ein. Robin van Persie (73.) stellt das Ding mit dem 2:1 noch einmal scharf. Zum Ärger von Bundestrainer Joachim Löw: „Nach einer Stunde waren die Holländer doch tot, da hätten wir das 3:0 machen müssen.“

Es reicht aber auch so gegen Hollands Hochbegabtentruppe. Der Vize-Weltmeister von 2010 ist raus. Das Bild, das den deutschen Abwehrchef Mats Hummels lächelnd an den geknickten Tulpen-Kickern vorbei vom Platz laufen sieht, wird im Internet und auf sämtlichen Social-Media-Plattformen zum Klick-Hit. Ziemlich beste Feinde.

Das Spiel Holland vs Deutschland  im Live-Ticker (genau wie alle andere EURO 2020 Qualifiers) gibt es 2.

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