Wie vergrault man eine Fußball-Legende? Bei AS Rom ist nichts mehr Totti!
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Fußball-Idol Francesco Totti (42) verlässt AS Rom nach 30 Jahren
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Bewegende Worte in Pressekonferenz
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,,Ich würde Roma niemals schaden”
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Tür für Rückkehr offen?
Francesco Totti (42) hat die wahrscheinlich schwerste Entscheidung eines professionellen Fußballerlebens getroffen. Der Weltmeister von 2006 hat am Montag nach 30 Jahren seinen Abschied von der AS Rom bekannt gegeben. Eine legendäre Erfolgsstory des italienischen Fußballs geht (vorerst) ohne Happy End vorbei…
Es fällt Francesco Totti sichtlich schwer, über das eigentlich Undenkbare, das Unaussprechliche, zu reden. Immer wieder muss der Ur-Römer bei seinem Statement um Fassung ringen. „Es ist der Tag, von dem ich gehofft habe dass er niemals kommen würde“, sagt Totti am Montag mit leerem Blick auf einer Pressekonferenz am Sitz des Nationalen Olympischen Komitees CONI in Rom, „das ist schlimmer als mein Abschied als Spieler. Die Roma zu verlassen ist, als würde ich sterben.“
,,Die Roma”, das ist nicht nur sein Herzensverein. Das ist ein Teil seines Lebens. Seit seinem 13. Lebensjahr trägt Francesco Totti das gelb-rote Dress des italienischen Hauptstadtklubs.
Trainer-Legende Vujadin Boskov († 2014) hat ihn 1993, mit 16, schon ins Profi-Team des Serie-A-Klubs geholt. 24 Jahre später, bei Tottis spektakulärem Spieler-Abschied, sind es sagenhafte 786 Pflichtspiele, davon 619 in der Serie A (250 Liga-Tore), die italienische Meisterschaft 2001, 2-mal die Coppa Italia und – die Krönung – der WM-Titel 2006 in Deutschland.
Totti ist ein ,,Romano di Roma”, ein gebürtiger Römer und nicht etwa ein Zugezogener, der die ,,Giallirosso” führt und mit ,,Il Capitano” ist in Italien natürlich er gemeint – und nicht Michael Ballack…
Dass damit nun Schluss sein soll, ist schwer zu verstehen – nicht nur für Totti selbst.
Mit „Problemen innerhalb des Vereins“ und damit, dass seine „Ideen als Manager des Serie-A-Klubs nicht angenommen wurden“, begründet der Rekordspieler der Roma diesen harten Schritt.
Das will man beim italienischen Hauptstadtklub so nicht stehen lassen. „Auch wenn wir verstehen, wie schwierig es für ihn war zu entscheiden, die AS Roma nach 30 Jahren zu verlassen, können wir nur feststellen, dass seine Wahrnehmung der Tatsachen und der vom Club getroffenen Entscheidungen fantasievoll und weit entfernt von der Wirklichkeit ist“, heißt es am Montag in einer Mitteilung des Vereins.In Rom ist Totti Teil der Fan-Folklore. Selfies vor der vor Jubel überbordenden AS-Kurve nach einem Derby-Tor gegen Lazio oder an der Seite eines Wagenlenkers in einem altrömischen Streitwagen anlässlich des Abschieds von Vincent Candela 2009 – solche Nummern gehören bei ,,Il Capitano” zwingend dazu.
Der Volksheld hat schon als Spieler ein eigenes Büro – so viel Kult muss verwaltet werden – und einen eigenen Klopp. Die Verpflichtung von Trainer Eusebio di Francesco (49) geht 2017 auf das Konto des neuen Managers Francesco Totti. Mit dem Coach, der Jürgen Klopp zum Verwechseln ähnlich sieht, erreicht die AS Rom 2018 erstmals das Champions-League-Halbfinale.
Solche Erfolge wird es mit Totti künftig nicht mehr geben. Der „ewige Kapitän“, wie Totti in Rom genannt wird, erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die Klubführung aus den USA um Präsident James J. Pallotta. „Ich werde niemals Namen nennen, aber es gibt Leute, die mich hier nicht haben wollen. Diese Leute tun nicht das Beste für den Klub, sie schaden ihm.“
Roma ohne Totti – das ist eigentlich in der ewigen Stadt undenkbar. Ist wirklich „finito“? Totti will eine Rückkehr (noch) nicht ausschließen. „Es müssen definitiv neue Eigentümer her, damit ich zurückkehre“, erklärte Totti am Montag in Rom, „Eigentümer, die an meine Fähigkeiten glauben und die mir glauben, dass ich Roma etwas Gutes tun kann. Ich würde Roma niemals schaden.“