Karl-Heinz Schnellinger (Vom 1. FC Köln zu AS Rom) – „Ausgerechnet Schnellinger“… kassiert ab
Karl-Heinz Schnellinger (Vom 1. FC Köln zu AS Rom) – „Ausgerechnet Schnellinger“… kassiert ab. Ins Ausland gehen und Profi sein – das war mal ein No Go in Fußball-Deutschland.
Karl-Heinz Schnellinger – unsterblich geworden in der TV-Reportage von Ernst Huberty beim „Jahrhundertspiel“ Deutschland gegen Italien im WM-Halbfinale 1970 in Mexiko City (3:4 n. V.) am 17. Juni 1970. „Ausgerechnet Schnellinger, es ist nicht zu glauben“, jubelt Huberty, als der Italien-Profi Sekunden vor dem Abpfiff der regulären Spielzeit zum 1:1 gegen sein Gastgeberland eingrätscht.
Ja, ausgerechnet er, der „Fußballer des Jahres“ 1962, bis dahin vom Kicker-Sportmagazin 5-mal in die Kategorie „Weltklasse“ eingestuft, sucht das Glück jenseits der Alpen.
Im Wirtschaftswunder-Deutschland scheinen alle gut zu verdienen – aber eine Profiliga gibt es (noch) nicht. Dass man in Deutschland als einzigem Top-Fußballland in Europa noch mit Meisterschafts-Endrunde spielt und alles noch regional über die Oberligen organisiert ist, wirkt Anfang der 1960er-Jahre irgendwie rückständig. Nostalgiker werden das anders sehen.
Franz Kremer („Der Boss“), Präsident des 1. FC Köln, und Bundestrainer Sepp Herberger („Der Chef“) wollen die deutschen Wirtschaftswunder-Kicker endlich zu Profis machen. Erst 1962 wird der Weg frei für die Bundesliga, zu deren größten Befürwortern Kremer und Herberger gehören.
Wechsel nach Italien bringt Schnellinger ein Vermögen
Die Einführung der neuen deutschen Fußball-Eliteklasse kommt für Schnellinger zu spät. Der Weltklasse-Abwehrspieler entscheidet sich im Sommer 1963, in das Land zu wechseln, wo so richtig gut gezahlt wird: Nach Italien. Es braucht nur die Summen, die über den Tisch gehen – und schon sieht man klar. 300.000 Mark Handgeld, also 150.000 Euro, damals ein Vermögen, bekommt Schnellinger von seinem neuen Klub AS Rom ausgezahlt, als er 1963 wechselt. Der 1. FC Köln darf sich über eine Ablösesumme von 1,1 Mio. Mark (550.000 Euro) freuen. Hübschet Sümmschen.
Dass ihm die Fans in Deutschland diesen Wechsel als „Verrat“ auslegen, kann Schnellinger auch Jahrzehnte nach seinem Transfer in die Serie A nicht nachvollziehen. „Wir haben viel getan für Deutschland – wir, die wir damals ins Ausland gegangen sind. Unser Land wurde mit Krieg identifiziert, mit Hitler, nicht mit Offenheit und gutem Fußball. Aber daran hat keine Sau gedacht. Man hat uns das Geld vorgerechnet und man hat von Verrat gesprochen. Ich bin mir sicher, dass wir Spieler mehr für Deutschland getan haben als alle Konsuln, Botschafter und Politiker zusammengenommen“, kritisiert er 2005 in einem dpa-Interview.
Nach einem Jahr Leihe beim AC Mantua und dem Gewinn der Coppa Italia 1964 wechselt Schnellinger ins Star-Ensemble des AC Mailand, wo mit Kurt „Kurre“ Hamrin, Gianni Rivera, Roberto Rosato und einem gewissen Giovanni Trapattoni einige Klassespieler am Start sind. Mit Milan holt Schnellinger, den sie in Italien respektvoll „Carlo, il Biondo“ (Karl, der Blonde) nennen, 8 Titel, u. a. die Coppa Italia, die italienische Meisterschaft (Scudetto), 1969 Europapokalsieger der Meister. Zuvor 1968 den Europapokal der Pokalsieger im Finale gegen den Hamburger SV und den Mann, der den Verlockungen aus Italien widerstanden hat: Uwe Seeler. Das HSV-Idol hat 1961 ein Mega-Angebot von Inter Mailand in Höhe von 1,2 Mio. Mark ausgeschlagen. Schnellinger eben nicht.
Ein alternativloser Transfer?
„Ich bin nach Italien gegangen, weil man in Deutschland nur 24 Mark verdiente und nichts da war“, sagt er im Kicker-Interview zu seinem 80. Geburtstag am 31. März 2019. Er sei froh darüber, denn er habe viel gesehen, viel gelernt und viel gewonnen und sich auch sehr amüsiert. Schnellinger ist für sich sicher, dass es „keine andere Möglichkeit“ gegeben hat.
Videoinhalte – Der Video-Player oben zeigt zunächst das Video über Karl-Heinz Schnellinger, danach automatisch folgend alle weiteren Videos unseres Dossiers: “Die 30 größten “Verräter-Transfers” der Bundesliga-Geschichte“.
Alternativ kann jedes Video auch direkt aufgerufen werden durch Klicken auf das Bild, die Überschrift oder den Hinweis der weiter unten folgenden Vorschaubilder, Überschriften und Hinweise unter der Überschrift “Es ist so schwer, ein FC Bayern Star zu sein – Einzelvideos”.
Wer die Story mit vielen zusätzlichen Texten, Bildern und allen Videos lesen und schauen will, dem empfehlen wir unser Dossier “Die 30 größten “Verräter-Transfers” der Bundesliga-Geschichte. Auf zum Erzfeind – diese Spieler kannten keine No Go‘s”. Bitte hier entlang.
Wer das Dossier werbefrei und als E-Book, PDF oder PWA kostenpflichtig lesen und schauen will, bitte hier informieren.