Kevin Keegan 70: Er war der King beim HSV

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Kevin Keegan 70: Er war der King beim HSV

Er war der erste Weltstar in der Bundesliga: Kevin Keegan belebte ab 1977 den HSV neu. Der legendäre Stürmer des HSV wird runde 70

Kevin Keegan war der erste Popstar der Fußball-Bundesliga. Beim Hamburger SV wurde der englische Nationalspieler zum Publikumsliebling und absoluten King. Sein Transfer vom FC Liverpool nach Hamburg bleibt bis heute ein unerreichtes Meisterstück eines Bundesliga-Managements. Am 14. Februar 2021 wird Kevin Keegan 70 Jahre alt. 

Jede Dekade in der Bundesliga hatte Transfers, die prägend waren. Aber kein Transfer geht in der Bundesliga mehr als Coup durch als die Verpflichtung von Kevin Keegan im Jahr 1977 durch den Hamburger SV.

Gewiss. Bayern München holte 2009 2 ist ebenfalls eine spektakuläre Story.

Doch kein Transfer mutet bis heute so unglaublich an wie der von Kevin Keegan zum HSV. Es war ein Impus, eine spontane Eingebung. HSV-Präsident Dr. Peter Krohn (88) weilte 1977 in London. Er war in der britischen Hauptstadt, um Stan Bowles von den Queens Park Rangers zu holen. Super Idee. Auch ,,Stan, the Man” war ein Entertainer. Er verstand sich in Nottingham aber mit Trainerlegende Brian Clough nicht. Und  blieb 1980 im Finale gegen den HSV (1:0) in Madrid komplett draußen…

Aber irgendwie war das mit Keegan doch die bessere Idee… In einer BBC-Fernsehsendung sah ,,Krohn, der Große”, wie der legendäre HSV-Präsident in Hamburg genannt wird, Keegan. Der englische Nationalspieler war gerade mit dem FC Liverpool Europapokalsieger der Landesmeister geworden. Keegan wirkte unzufrieden. Er sprach im BBC-Fernsehen offen davon, dass er ,,eine neue Herausforderung” suche. Krohn erkannte sofort, was für eine Gelegenheit sich da für den HSV bot. Er verpflichtete den Engländer tatsächlich. Für die damalige Bundesliga-Rekordsumme von 2,3 Millionen Mark. Umgerechnet sind das 1,15 Mio. Euro. Damit war der Belgier Roger van Gool, den der 1. FC Köln 1976 für 1 Million Mark vom FC Brügge als Rekord-Transfer der Bundesliga abgelöst. ,,Es war damals so, als würden heute Messi oder Ronaldo in die Bundesliga kommen.” So skizziert HSV-Legende Bernd Wehmeyer die Dimension dieses Transfers.

Keegan wollte aber nach einem schwachen ersten Jahr schon wieder weg aus Hamburg. Er ätzte sogar gegen die HSV-Anhänger. ,,Unsere Fans waren fast immer volltrunken. Es war darauf zurückzuführen, dass wir eine fürchterliche Saison hatten.” Bei Rang 10 verständlich…

Im Sommer 1978 tauchte mit Welt- und Europameister Günter Theodor Netzer der nächste Weltstar in Hamburg auf. Netzer wurde neuer Manager des HSV. Er sollte eine Erfolgsära mitprägen. Vor allem aber sollte er Kevin Keegan beim HSV halten. ,,Keegan sagte nur: Damit du Bescheid weißt: Ich will hier weg.”

Keegan blieb – auch dank von Netzer hereingeholter, lukrativer Werbeverträge. Der Superstar führte den Hamburger SV mit 17 Toren 1978/79 zur ersten Deutschen Meisterschaft der Bundesliga-Ära. Die ,,Mighty Mouse”, wie der nur 1,70 m große Stürmer aus der Grafschaft Doncaster genannt wurde, holte sich noch einen Titel. Kevin Keegan wurde zum 2. Mal nacheinander ,,Europas Fußballer des Jahres” 1979. ,,Er war der erste Popstar der Liga”, ist sein Weggefährte Horst Hrubesch sicher. ,,Gäbe es Kevin nicht, man müsste ihn erfinden.”

Mit Keegan kam nicht nur die europäische Spitze nach Hamburg – 1980 erreichte der HSV das Finale der Landesmeister – sondern auch die Show. Der oft als bürgerlich-konservativ beschriebene, hanseatische Vorzeigeklub wurde sexy. Weil Kevin Keegan auch singen konnte. Seine Single ,,Head over Heels in Love”, eingespielt mit Chris Norman von Smokie, wurde ein Hit. In Deutschland erreichte die Scheibe ab Juni 1979 Platz 10 der Verkaufscharts. Bis heute ist es ein Standardwerk auf jeder HSV-Fan-Party. Die Geschichte der Keegan-Single ist übrigens fast so legendär wie die seines Transfers. Chris Norman plante, den Titel mit Suzi Quatro (,,Devil Gate Drive”) zu singen. Doch Suzi lehnte ab. Kevin sprang ein. Aufgenommen wurde der Titel im Rüssl-Studio eines gewissen Otto Gerhard Waalkes (72) in Hamburg.

,,Er kam als Weltstar zum HSV, aber er hat nie einen Autogrammwunsch abgeschlagen”, erzählt Wehmeyer dem Kicker-Sportmagazin. Zum 70. Geburtstag von Kevin Keegan am 14. Februar 2021. Günter Netzer in BILD: ,,Der Mannschaftsbus musste oft warten, bis Kevin das letzte Autogramm geschrieben hatte. Da konnte es schütten wie aus Eimern!”

Nach Karriere-Ende arbeitete Keegan unter anderem als Premier-League-Trainer von Manchester City und Newcastle United. Sein letzter spektakulärer Erfolg. Als Coach der englischen Nationalmannschaft leitete er bei der EURO 2000 das ,,Aus” des DFB-Teams ein. 1:0 hieß es damals in Charleroi. Im Jahr 2002 mit Man. City und später bei Reinhold Beckmanns ,,Tag der Legenden” kehrte Keegan nach seinem HSV-Abschied (1980) häufig nach Hamburg zurück. Aber nie war der Anlass rührender als 2014. Die ,,Mighty Mouse” erfüllte den letzten Wunsch des todkranken HSV-Masseurs Hermann Rieger. ,,Für Hermann komme ich sofort”, soll Keegan Wehmeyer am Telefon gesagt haben. Ganz groß.

Happy Birthday, Kevin Keegan!


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