Vor 10 Jahren: FC Barcelona – Guardiolas legendäre Fehde mit Ibrahimovic

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Vor 10 Jahren: FC Barcelona – Guardiolas legendäre Fehde mit Ibrahimovic

Pep Guardiola und Zlatan Ibrahimovic beim FC Barcelona – Das konnte nicht gut gehen. Der perfektionistische Katalane, Freund seiner Spieler, und der exzentrische Einzelgänger und erklärte Stinkstiefel aus Schweden, das ist im Januar 2010 der Stoff, aus dem eine der legendärsten Spieler-Trainer-Fehden der Neuzeit ist.

Wenn Pep Guardiola (48) als Trainer des FC Barcelona einen Spieler zum Essen eingeladen hat, wird in der Regel nicht über erlesene Speisen und feine Weine gesprochen.

Bittet der Pep bei ,,Barca” zu Tisch, geht es um die Zukunft des eingeladenen Spielers bei ,,El Gigante”. Vielleicht hätte das der am Montag trotz Tabellenführung entlassene Ernesto Valverde (55) auch so praktizieren sollen.

Zu den Spielern, die mit Pep zum letzten Mahl gehen, gehört 2009 der Kameruner Samuel Eto'o bzw. der Stürmer schlägt die Einladung gekränkt ab. Für Guardiola ist damit Schluss mit lustig.

Der in Barcelona geborene Autor Guillem Balagué schreibt dazu 2012 in seiner viel beachteten Pep-Guardiola-Biografie Another Way of Winning: ,,Er ist loyal, hingebungsvoll, wenn die Wellenlänge stimmt und der abweisendste, distanzierteste Mensch, wenn der Zauber verschwindet, wenn jemand den ,Aus'-Schalter betätigt. Das war bei Eto'o der Fall, später auch bei anderen Spielern.”Das berühmteste Beispiel für ein solches Zerwürfnis mit Guardiola folgt 2010. Zum erklärten Erzfeind des späteren Bayern-Trainers (2013 – 2016) wird der exzentrische Schwede Zlatan Ibrahimovic (38, jetzt wieder AC Mailand).

Die Idee, den bei Guardiola in Ungnade gefallenen Eto'o im Sommer für Ibrahimovic zu tauschen und für ,,Ibra” obendrein die damalige, vereinsinterne Rekordsumme von 69,5 Mio. Euro zu zahlen, erweist sich nicht wirklich als gut. Aber wer weiß das vorher schon?

Ibrahimovic kommt mit ähnlichem Theaterdonner in der katalanischen Metropole an, wie er ihn zuvor bei Inter Mailand schon inszeniert hat. Für Guardiola zählen zunächst nur sportliche Argumente. ,,Er ist körperlich stark, löst sich rasch von den Verteidigern und hält den Ball mit dem Rücken zur Verteidigung. Das ermöglicht es uns, neben ihm einen zweiten Stürmer aufzubieten”, erklärt Guardiola in seiner ersten Pressekonferenz der Saison 2009/2010. Ibrahimovic gelingt mit einem Tor am ersten Spieltag in La Liga beim 3:0 gegen Sporting Gijon ein Top-Einstand. In den ersten 5 Liga-Spielen trifft die Schweden-Kante 5-mal in Folge.

Eine Muskelverletzung von Ibrahimovic, die seinen Einsatz vor dem ,,Clasico” gegen Real Madrid (1:) Ende November 2009 gefährdet, bringt den Stein ins Rollen. ,,Spiel keine Spielchen mit mir, oder ich reiß dir den Kopf ab”, brüllt Ibrahimovic Fitnesstrainer Lorenzo Buenaventura an. Der Assistenzcoach und Pep Guardiola waren sich über eine Einsatzfähigkeit des Angreifers nicht einig. Dumm nur, dass ,,Ibra” das mitbekommt…Was macht man in so einem Fall in Barcelona? Man trifft sich zum Essen!

Ibrahimovic verlangt noch vor Weihnachten 2009 eine Aussprache mit dem Pep und mit dessen Kumpel, Sportdirektor Tixi Beguiristain. Der Sturm-Hüne ist mit der Taktik nicht einverstanden. ,,Ich brauche mehr Zuspiele von Xavi und Iniesta”, poltert er, ,,sie sehen nur Messi, dabei bin ich doppelt so groß wie er.” Pep Guardiola hat noch Geduld mit Ibrahimovic.

Damit ist es am 1. Januar 2010 vorbei. Ibrahimovic kommt verspätet und mit Hautverletzungen im Gesicht aus dem Winterurlaub zurück, verursacht durch Fahrten mit einem Motorschlitten und durch unzureichenden Schutz. Das stellt beim FC Barcelona einen Verstoß gegen die Verhaltensregeln dar. Ibrahimovic zettelt im Training immer häufiger Taktik-Diskussionen an, ignoriert Guardiolas Anweisungen und droht ihm offen: ,,Er sollte vorsichtig mit mir sein, vielleicht verliere ich im Training die Kontrolle über meinen Arm und haute ihm eine runter.” Zlatan in seinem mit dem Autor David Lagercrantz verfassten Buch Jag är Zlatan (Dt.: ,,Ich bin Zlatan”): ,,Ich fühlte mich beschissen, wenn ich in der Umkleidekabine saß und Guardiola mich anstarrte, als wäre ich eine ärgerliche Ablenkung.”

Balagué dazu: ,,Es folgte ein Krieg, der Trainer und der Spieler sprachen nicht mehr miteinander und Ibrahimovic fehlte jegliche Motivation.” Absoluter Tiefpunkt dieser legendären Fehde ist Ibrahimovics Einwechslung im Halbfinal-Rückspiel der Champions League 2010 gegen Inter Mailand (1:0). Als Pep ihn für Bojan Krkic ins Spiel bringt – ,,Barca” braucht nach 1:3 in San Siro einen 2:0-Sieg zum Finale gegen Bayern München in Madrid – lästert Guardiolas Erzfeind José Mourinho. ,,Es ist egal, wen du einwechselst, du wirst mich nicht schlagen”, so könnte der Wortlaut in dieser denkwürdigen Szene gewesen sein. Ibrahimovic schießt kein Tor, Titelverteidiger Barcelona ist draußen. Die Fehde geht weiter. ,,Dann begann Guardiola mit seiner Philosophen-Nummer”, geißelt Ibrahimovic seinen neuen Intimfeind später in seiner Autobiografie von Lagercrantz, ,,ich hörte kaum zu, warum sollte ich? Das war fortgeschrittener Bockmist über Blut, Schweiß und Tränen.” Am 28. August 2010 ist die Quälerei vorbei: Ibrahimovic wechselt auf Leihbasis zum AC Mailand. Guardiola und ,,Barca” holen 2011 in Wembley noch einmal die Champions League…


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