Lothar Matthäus wird 60, Weltmeister, Rekord-Nationalspieler – und als Krönung Bundestrainer?
Weltmeister und Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus wird 60. Folgt jetzt als Krönung seines Lebenswerkes die Ernennung zum Bundestrainer?
Happy Birthday! Lothar Herbert Matthäus wird am 21. März 2021 runde 60 Jahre alt. Glückwunsch, Lothar – gibt es für den Weltmeister und Rekord-Nationalspieler, Idol beim FC Bayern, 7-mal Meister in der Bundesliga und ein Mal in der Serie A, nun die Krönung seines Lebenswerkes als Bundestrainer?
Eine Jugendsünde wars nicht. Eher eine späte Schnapsidee. Je oller, je doller. Lothar Herbert Matthäus, der am 21. März 2021 60 Jahre alt wird, hat sich im Zenit seiner Karriere locken lassen. Mit 39. Von Velibor Milutinovic, genannt Bora, da Weltkarriere unter bürgerlichem Namen nicht möglich Und den New York Metro Stars.
Bora, der Trainer-Weltenbummler, der u. a. die USA und Nigeria bei den Weltmeisterschaften seit 1994 betreut hatte, überredete Lothar Matthäus (60), zu ihm nach New York zu kommen. Dort sollte er dem reichlich künstlichen Fußball-Franchise New York Metro Stars Glanz verleihen. Keine gute Idee. Auch, weil Bora 2000 nach China abschwirrte…
Es wurde ein glückloses Engagement in New York. Mit einer legendären Denglisch-Antrittsrede begann die vielleicht schwierigste Phase für Lothar Matthäus. Zuvor hatte Fußball-Deutschland ihn im März 2000 gebührend verabschiedet. ,,Der letzte Cowboy geht von Bord”. So schrieb das Kicker-Sportmagazin bei Matthäus letztem Bundesliga-Spiel am 4. März 2000 beim VfB Stuttgart (0:2). Die pragmatischen Schwaben schenkten Matthäus zum Abschied einen Cowboy-Hut. Wie passend. Mit Sätzen wie ,,I'm a German record-player” oder ,,We look in front and not behind” wurde der Rekord-Nationalspieler (Most capped International) Lothar Matthäus in New York zur Lachnummer. Ein Fest für das Kabarett. ,,Englisch lernen mit einem Lothar Matthäus”, der Spötter-Sport Anfang 2000. Auf dem Höhepunkt der Spaßgesellschaft.
,,Es wäre eine super Zeit gewesen, wenn alles gelaufen wäre, wie ich es mir vorgestellt habe.” So schildert Lothar Matthäus das Gastspiel in New York im großen Kicker-Interview zu seinem 60. Geburtstag. Danach wechselte er beinahe rastlos seine Engagements. Das ließ den verdienten Nationalspieler, Welt- und Europameister plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen. Auf einmal galt einer, der sich um den deutschen Fußball verdient gemacht hatte wie zuvor nur Friedrich (Unser Fritz) Walter, Franz Anton Beckenbauer und ,,Uns Uwe” Seeler, als unbeholfener Job-Hopper. Trainer-Engagements bei Rapid Wien, Partizan Belgrad, Ungarns Nationalmannschaft oder dem israelischen Klub Maccabi Netanja ließen Matthäus – völlig zu Unrecht – als ,,nicht mehr vermittelbar” dastehen.
Der WM-Titel 1990, die EM 1980, 2-mal Weltfußballer des Jahres, 2 UEFA-Cup-Siege mit Inter Mailand und Bayern München, 7 Meistertitel mit Bayern und ein Scudetto mit Inter. Dazu bis heute unerreichte 150 Länderspiele für Deutschland. Alles irgendwie vergessen!
Wie auch der Transfercoup im Juli 1992. Nach Kreuzbrandriss holte Bayern Lothar Matthäus von Inter Mailand zurück. Für gerade mal 2 Millionen Euro. Und dann kam der 21. November 1992. Der Tag, an dem Lothar Matthäus wieder einmal ein Bundesliga-Tor erzielte. Bei Bayer Leverkusen jagte er den Ball mit einem unglaublichen Hammer per Direktabnahme ins Kreuzeck. Das ,,Tor des Jahres” 1992. BILD machte Matthäus zum ,,Torminator”. Ob wirklich eine optische Ähnlichkeit mit dem österreichischen Schauspieler Arnold Alois Schwarzenegger, der zeitgleich im Kino zum ,,Tag der Abrechnung” blies, bestand, muss jeder selbst wissen…
Egal. Lothar Matthäus und die Transfers bewegten Fußball-Deutschland auch 1984. Sein Wechsel von Borussia Mönchengladbach zum FC Bayern. Bis heute ein legendäres Transfer-Stück der Liga-Geschichte. Ende 1983 kontaktierte in Bayern-Macher Uli Hoeneß. Er traf Matthäus im Interconti-Hotel in Düsseldorf, wo später Götz George über die Fassaden kletterte. Hoeneß wusste: Liga-Konkurrent 1. FC Köln hatte Interesse an dem Dauerrenner aus Franken. Matthäus ließ sein Gefühl entscheiden. ,,Ich kann in München mehr erreichen, zudem habe ich dadurch mehr Fürsprecher in der Nationalmannschaft”. So erzählt Lothar Matthäus in SPORT BILD (aktuelle Ausgabe). Eine Entscheidung, die ihn in Gladbach zum ,,Judas” machte. Dass Matthäus im Pokalfinale 1984 in Frankfurt, seinem letzten Spiel für Gladbach, einen Elfmeter verschoss, war der dramatische Schlusspunkt. ,,Hätte ich nicht geschossen, würden mich die Gladbacher Fans heute noch lieben.” So Matthäus' Erkenntnis im Kicker-Interview.
Eine Jugendsünde war der von Lothar Matthäus zu Bayern dennoch nicht. Schon eher ein flapsiger Spruch an die Adresse von Jürgen Grabowski. ,,Grabi”, der Weltmeister von Eintracht Frankfurt, musste 1980 seine Karriere nach einem Foul von Lothar Matthäus beenden. Darüber schmollt Grabowski bis heute: ,,Mich hat geärgert, dass Matthäus sagte, ich wäre nur scharf auf die Invaliditätsauszahlung. Eine Frechheit!”
Dass ausgerechnet Frankfurt oder auch der 1. FC Nürnberg Anfang der 2000er-Jahre laut darüber nachdachten, Lothar Matthäus zum Trainer oder Sportdirektor zu machen, brachte die Fans auf die Barrikaden.
Das alles wird dem Fußballer und dem Trainer Matthäus nicht gerecht. Denn: Newcastle United in der Champions-League-Quali mit Partizan Belgrad auszuschalten, ist kein Selbstgänger. Auch kam Lothar an der Seite von Giovanni Trapattoni als Trainer von RB Salzburg 2007 in Österreich zu Meisterehren. Den Meistertitel gewann er zuvor 2003 mit Partizan Belgrad. Das wollen wir mal nicht unterschlagen. ,,Ich bin nicht nachtragend und habe als Trainer dennoch Meisterschaften gewonnen.” Sagt Matthäus. Sagt auch Guardiola: ,,Ein Titel ist ein Titel.”
Nach dem letzten Trainer-Job als Nationaltrainer von Bulgarien wechselte Lothar Matthäus in eine andere Sparte. Er wurde Experte beim Münchner Pay-TV-Sender Sky. Mit seinen Expertisen, anfangs etwas wackelig vorgetragen (,,Wäre, wäre, Fahrradkette” / ,,Das Bass-Spiel der Frankfurter”), avancierte der Mann mit dem unverwechselbaren fränkischen Idiom zum Elder Statesman des deutschen Fußballs. Matthäus erfand sich praktisch neu.
Am 21. März 2021 feierte Lothar Matthäus, den unser Redakteur seit 2013 kennt, seinen 60. Geburtstag. ,,Man muss ihn einfach mögen”, so Franz Anton Beckenbauer am Sonntag bei Sky. ,,Ich habe ihn als DFB-Teamchef zum Kapitän gemacht und früh in meine Entscheidungen eingebunden”, sagt der Weltmeister-Coach von 1990. Gut so!
Den in diesen Tagen sucht der DFB einen neuen Bundestrainer. Für die Zeit nach der EURO 2021 und die Ära nach Jogi Löw. Lothar Matthäus wurde als Kandidat für das Amt des Bundestrainers genannt. ,,Käme der DFB auf mich zu, würde ich mir das anhören.” So Matthäus. ,,Ob ich bereit wäre, ist eine ganz andere Frage.” Wir glauben ja! Die Jahre mit Mentor Franz Beckenbauer und Berti Vogts haben Lothar Matthäus geprägt. Erfahrung hat er. Autorität auch (wieder). Warum nicht also auch Lothar Matthäus als Bundestrainer? Lothar Matthäus mit 60 über das Amt als Bundestrainer: ,,Ich habe ein super Leben, bin nah dran am Fußball und habe trotzdem viel Zeit für mich selbst.”