Mo Dahoud – Vom syrischen Flüchtling zum Bundesliga-Star
Mahmoud „Mo“ Dahoud mischte die Bundesliga 2015/16 ordentlich auf. Es ist einiges passiert im Leben des Jungstars. Von der Flucht aus Syrien bis zur Ankunft im Rheinland, den ersten Erfolgen in den U18 und U19 Nationalteams bis hin zum Bundesligadebüt und dem Siegtor im Derby von Bor. Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln im Jahr 2016
Wir haben uns seine noch junge Karriere mal angeschaut und zeigen die einzelnen Stationen mit Kommentar und Bildern.
Steckbrief: Mahmoud Dahoud
Name: Mahmoud Dahoud; Nationalität: Deutschland; Geburtsdatum: 01.01.1996; Geburtsort: Amude (Syrien); Alter: 20; Position: Mittelfeld; Größe: 177 cm; Fuß: Rechts; Verein: Borussia Mönchengladbach (bis 2017), danach Borussia DortmundMahmoud Dahoud wurde am 1. Januar 1996 im syrischen Amude geboren. Dahoud war noch ein Baby, genauer gesagt neun Monate alt, als seine Eltern aus Amude flohen, einer Stadt nahe der syrisch-türkischen Grenze, um sich den Repressalien des Assad-Regimes zu entziehen. Die Familie wurde im Rheinland heimisch. Und „Mo“ wurde ein Straßenfußballer.
„Wo wir wohnten, gab es einen Parkplatz, aber niemand hatte ein Auto, also haben wir dort immer Fußball gespielt. Ich war in jeder freien Minute draußen und habe gekickt“, sagt Dahoud, in einem seiner seltenen Interviews. Über Germania Reusrath und Fortuna Düsseldorf wechselt der damals 15-Jährige 2010 in die Jugend von Borussia Mönchengladbach. Dass Dahoud ein besonderes Talent ist, erkannten die Verantwortlichen direkt.
Mit 17 Jahren galt er bereits als potentieller Kandidat für die Bundesliga-Mannschaft. Die ersten Auftritte im Profikader zu Beginn der Saison 2013/14 brachten ihm schnell den Ruf als „Wunderkind“ oder „Gladbacher Gündogan“ ein.
Doch dann bremsten mehrere Verletzungen den Mittelfeldspieler immer wieder aus und sorgten für den ersten richtigen Karriereknick. Spielpraxis musste sich Dahoud vorwiegend über die U19 und U23 Mannschaften der Fohlen zurückholen. Nur selten schaffte er es in den Profikader, dennoch fiel er dem damaligen Trainer Favre auf. „Er hat das gewisse Etwas. Mo spielt intelligent und hat Übersicht, er ist einfach gut. Er zeigt Sachen, oh la la…“ schwärmte Lucien Favre damals vom Deutsch-Syrer.
Borussia Mönchengladbach II (2014 – 2015)
In der Rückrunde der Saison 2014/15 hatte sich Dahoud dann soweit herangearbeitet, dass er regelmäßig zu Einsätzen in der zweiten Mannschaft von Borussia Mönchengladbach in der Regionalliga kam.
Mit extrem guten Leistungen machte er sofort wieder auf sich aufmerksam und galt als große Hoffnung für die Saison 2015/16, vor allem da Christoph Kramer einen Platz im defensiven Mittelfeld ja frei machen würde. Und im April 2015 war es soweit. Am 28.Spieltag gegen Borussia Dortmund feierte Mo Dahoud sein Debüt im Fohlen-Trikot in der Bundesliga. Zum Einstand gab es einen 3:1-Sieg im Borussia-Park. Die Saison 2014/15 spielte Mo aber noch bei der zweiten Mannschaft zu Ende. Letztlich standen für den 19-Jährigen 14 Spiele mit zwei Toren und zwei Vorlagen zu Buche.
Borussia Mönchengladbach (2014 – 2017)
Zur Spielzeit 2015/16 rückte Dahoud in den Bundesligakader von Gladbach auf. Dass er ein ganz besonderer Charakter im Fußballzirkus ist, gab Manager Max Eberl an: „Er ist ein klassischer Straßenfußballer, der nur Fußball spielen möchte. Er möchte das ganze Ballyhoo drumherum nicht.” Zu Beginn der Saison 2015/16 lief es bei Dahoud, wie auch bei der Borussia Mönchengladbach, nicht rund.
Die ersten fünf Spiele gingen verloren und der Mittelfeldakteur kam unter Lucien Favre wieder nur sporadisch zum Einsatz. Das änderte sich schlagartig, als mit Andre Schubert ein neuer Trainer das Kommando in Gladbach übernahm. Beim ersten Saisonsieg über Augsburg explodierte Dahoud förmlich und erzielte sein erstes Bundesligator.
Seit diesem Spiel blühte Dahoud im Mittelfeld an der Seite von Granit Xhaka auf. Der ehemalige Kapitän war begeistert: „Mo hat ein riesiges Potential. Wir verstehen uns gut. Ich hoffe für ihn, dass er so weiter macht.“ Nicht nur in der Bundesliga war der 20-Jährige gesetzt. Auch in der Champions League etablierte er sich seit seinem Debüt im September 2015 in allen Spielen der Gladbacher als feste Größe. Der junge Mittelfeldmotor hatte einen großen Anteil am Aufstieg der Borussia in der Hinrunde 2015/16.
Mit drei Toren und fünf Vorlagen gehört er zu den Topscorern bei Gladbach. Sein bestes Spiel absolvierte er beim 5:1 am 9. Spieltag über Eintracht Frankfurt. Die Stärken von Dahoud sind breitgefächert. Der gebürtige Syrer ist gleichermaßen laufstark wie kreativ. Im Gladbacher Defensiv-Mittelfeld übernimmt er im Vergleich zu anderen Spielern wie Ex-Kapitän Granit Xhaka häufig die etwas offensivere Rolle und gibt den Takt in der Spieleröffnung vor.
Für viele spielt er in der Anlage ähnlich zu Ilkay Gündogan. Kurioserweise wurde Dahoud bereits als dessen Nachfolger beim BVB ins Gespräch gebracht. Auch Jürgen Klopp wollte ihn gerne nach Liverpool holen. Am 22. Spieltag der Saison 2015/16 schoss sich Dahoud endgültig in die Herzen der Fans. Er markierte den entscheidenden Treffer zum 1:0 Derbysieg gegen den 1.FC Köln.
Deutsche Jugend-Nationalmannschaften (2014 – heute)
Trotz seiner syrischen Wurzeln besitzt Dahoud die deutsche Staatsbürgerschaft und schnürt die Schuhe für den DFB. Seine ersten Erfahrungen sammelte er bei der deutschen U18. In der U19-Nationalmannschaft kam Dahoud insgesamt sieben Mal zum Einsatz, wobei ihm eine Torvorlage gelang. Seit September 2015 gehört Dahoud zum Kader der deutschen U20. Das Ziel für die Zukunft ist für den medienscheuen Borussen klar: „Ich konzentriere mich nur auf Borussia. Alles andere lasse ich auf mich zukommen.
Aber wenn Sie mich schon so konkret fragen: Jeder Fußballer träumt davon, für die Nationalmannschaft aufzulaufen. Ich auch. Natürlich träume ich auch davon, mal für Deutschland spielen zu dürfen.“
Das mit dem Konzentrieren auf Borussia Mönchengladbach hatte im Jahr 2017 ein Ende. Seitdem spielt Mo Dahoud für Borussia Dortmund. Dort ist er ein Ergänzungsspieler. Den Durchbruch hat er nicht geschafft. Obwohl Lucien favre Trainer in Dortmund ist.