Neun Deutsche, zwei Österreicher und zwei Schweizer schafften es zum FC Barcelona
Nur diese 9 Deutschen spielten für Barca. Drei werden kultisch verehrt. Und ohne einen Schweizer gäbe es Barca gar nicht. Sein Ende war tragisch
Kein Zufall, wie der Autor Dietrich Schulze-Marmeling 2011 in seinem viel beachteten Buch Barca oder: Die Kunst des schönen Spiels (Verlag: DIE WERKSTATT) findet: „Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich das Land zur Drehscheibe bei der Verbreitung des modernen Fußballs in Europa entwickelt. (…) Bald gründeten auch Schweizer Bürger Fußballklubs. Nicht nur im eigenen Land, sondern auch jenseits ihrer Landesgrenzen und hier insbesondere in Norditalien, Südfrankreich und Katalonien.“
Neun Deutsche, ein Österreicher und zwei Schweizer spielten seit der Klubgründung am 29. November 1899 für den Verein, der im spanischen Bürgerkrieg vor dem „Aus“ steht. Ab 1936 und mit der Einstellung der spanischen Fußballmeisterschaft fliehen viele „Barca“-Spieler vor der Franco-Diktatur nach Mexiko und in die USA. Fußball-Touren durch Nordamerika retten den FCB vor dem finanziellen Ruin.
Die Ankunft eines Holländers leitete ab 1973 und nach einer zwölf Jahre währenden sportlichen Krise eine neue Ära ein. Johan Cruyff, Synonym für den „totalen Fußball“, wurde zum stilprägenden Spieler des FC Barcelona. Ein katalanischer Volksheld für mehr als eine Generation. Einer, dessen Ruhm auch nach seinem Tod 2016 weiter wirkt. Schwer, sich in Barcelona mit ihm zu messen! Er wird „von der katalanischen Gesellschaft mit offenen Armen empfangen“, wie der in Barcelona geborene Journalist Guillem Balagué 2012 in Pep Guardiola – Another Way of Winning (Verlag: btb) schrieb, „und wollte sich für diesen Zuspruch erkenntlich zeigen, indem er vor der europäischen Presse seine Meinung kundtat: Er habe sich für Barca und gegen Real Madrid entschieden, „weil ich nicht für einen Klub spielen könnte, der mit dem spanischen Diktator Francisco Franco verbunden ist.“ Cruyff führte den FC Barcelona in eine neue Ära und wird 1988 auch Trainer. Ab Ende der 1970er-Jahre und bis zum Abschied 1996 setzte sich die Klub-Legende vor allem für die Förderung von Nachwuchsspielern ein. In La Masia, heute mit Ciutat Esportiva Joan Gamper dem Klubgründer Hans Gamper Tribut zollend, bildet „Barca“ seitdem seine Stars von morgen aus. Allein unter Cruyff schafften 29 Nachwuchsspieler den Sprung in die Profimannschaft. Unter anderem seien Pep Guardiola, Jordi Cruyff, Guillermo Amor oder Ivan de la Penya genannt.
Das ist ein Teil der „Barca“-Philosophie. Gesucht wurden immer Spieler, die neben der Bereitschaft zum ständigen Ballbesitz eine sehr gute Technik und die Fähigkeit zur schnellen Ballkontrolle mitbringen. Dazu kam, dass Barcelona sich immer um die besten Spieler der Welt bemüht hat. Von den großen Ungarn Zoltán Czibor, Sándor Kocsis und László Kubala über Cruyff, Argentiniens Ausnahmespieler Diego Maradona, Englands Tor-Maschine Gary Lineker, den Brasilianer Ronaldo, Portugals Idol Luis Figo, die französischen Weltmeister wie Thierry Henry und Antoine Griezmann, Afrika-Weltstar Samuel Eto‘o oder die allgegenwärtige Holland-Fraktion um Frank de Boer, Ronald Koeman, Frank Rijkaard und Frenkie de Jong.Der erste Deutsche stieg in der Gründerzeit bei „Barca“ ein. Ihm folgten (Stand: April 2020) acht weitere Deutsche, dazu kamen zwei Österreicher, von denen einer zündete. Dem anderen blieb nur ein Probetraining. Last but not least: Zwei Schweizer. Einer endete tragisch, der andere griff nach der WM-Krone. Mehr Fußballer aus diesen drei Ländern schaffen es nicht zu „Barca“.
Ihre Karrieren sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Einige wurden bei „Barca“ zu absoluten Stars. Andere waren zwar „Stars“ zu ihrer Zeit, gerieten aber bald in Vergessenheit. Für die meisten von ihnen war Barcelona ein Desaster. Drei Spieler sind heute noch Kult. Und ohne den Einen, einen Schweizer Kosmopoliten, gäbe es „Barca“ gar nicht.
Heute Volksheld, war das Ende der ersten überragenden Figur des Vereins mehr als tragisch und endete tödlich. Und niemand von „Barca“, das muss sich „Mes que un Club“ ankreiden, war in der schwersten Stunde da, um dem wichtigsten Mann der ersten 30 Jahre zu helfen. Ein Deutscher schoss ganz spezielle Tore gegen Real Madrid. Das ist bis heute unvergessen in Katalonien.
Ohne den zweiten Deutschen und seine Freunde gäbe es „Barca“ – wie es heute aufgestellt ist – wohl nicht. Der dritte Deutsche war an einer ganz entscheidenden Meisterschaft der „Blaugrana“ maßgeblich beteiligt. Ein anderer deutscher Profi hat die Philosophie von „Mes que un Club“ (Mehr als ein Klub“) bestens verinnerlicht: „Wir Spieler sind alle ein Teil des Klubs. Wir tun unser Bestes, um erfolgreich zu sein. Wir haben nun mal viele Persönlichkeiten, und auf diesem Niveau brauchst du auch viele Persönlichkeiten. Denn das sind auch die Spieler, die Verantwortung übernehmen. Der Fokus liegt immer auf dem Fußball, darauf müssen wir uns konzentrieren. Der FC Barcelona ist eine Riesenmarke, und der FC Barcelona weiß, dass wir den Auftrag haben, guten Fußball zu spielen. Das dürfen sie auch verlangen.“ Dürfen sie! Aber nicht jeder gute Spieler und nicht jeder Top-Trainer passt zu jedem Top-Verein. Die beiden deutschen Trainer-Ikonen kamen in Barcelona gar nicht zurecht. Zu viel deutsche Disziplin und teutonische Ordnung. Gegen die beiden damaligen Superstars, einer von ihnen ein innovativer Feingeist mit großer Hausmacht, der andere ebenfalls mit Standleitung zum Präsidium, kamen sie nicht an. Keine Chance.
Ein deutscher Superstar, der schon mit 20 ausgezogen war, die Fußballwelt zu erobern, der in seiner Heimat als begnadet galt, machte sich viele Feinde in Katalonien. Denn erst war er mega-erfolgreich und dann tat er das, was man in Barcelona nicht darf, auf keinen Fall. Jetzt gilt er als „Verräter“ – in fußballerischer Hinsicht natürlich.Wir erzählen die Geschichten der Deutschen, Österreicher und Schweizer, die beim FC Barcelona „auf dem Platz waren“, nach Nationalität getrennt und (fast) in chronologischer Reihenfolge. Warum sie zu „Barca“ gingen, wie es ihnen erging, warum einige scheiterten oder gar scheitern mussten. Dazu blicken wir auf weitere Punkte ihrer Barcelona-Zeit: Welche Rekorde und Bestmarken schafften sie? Wie ging es danach für sie weiter? War das „Leben nach Barca“ besser oder schlechter für sie?
„Barca“ und die Deutschen – Das ist schon speziell. Das ist anders als die Beziehung der deutschen Fraktion bei Real Madrid. Im Deutsch der sozialen Netzwerke würde man sagen: „Beziehungsstatus: Es ist kompliziert.“ Wir sehen, wie eine einzige Entscheidung die Zukunft eines Vereins auf Jahre bestimmen kann. Dabei war der Deutsche, der gehen musste, einer der Besten seiner Zeit. Aber am falschen Platz. Denn kaum ging es nach Deutschland zurück, war der Erfolg wieder da. Und zwar mit seinem eigentlichen Heimatverein. Und er setzte sich durch gegen den Verein, mit dem er die größten Erfolge bis dato gefeiert hatte.
Nach den Deutschen blicken wir auf unsere Nachbarn und wollen die Geschichte von zwei Österreichern beim FC Barcelona erzählen. Ziemlich unterschiedliche Stories. Der eine reifte bei „Barca“ zum Superstar und spielte erfolgreich, galt sogar als legitimer Nachfolger des Mannes, den sie in Barcelona bis heute den „Erlöser“ nennen. Alles ging gut, bis der Deutsche kam, der später zum „Verräter“ wurde. Der andere schaffte es dann doch nicht. Kurz geträumt, aber dann unsanft aufgewacht. Und eine eher mittelmäßige Karriere hingelegt. Doch für einige Wochen und Monate konnte er von der großen Karriere bei dem Verein, dessen bloße Aussprache schon magisch klingt – F – C – B – A – R – C – E – L – O – N – A – träumen. Klappte dann halt nicht. Aber träumt nicht jeder Fußballprofi, nicht fast jeder Jugendspieler diesen Traum?
Träumen ist erlaubt. Nach dem Werdegang der beiden Österreicher bei „Barca“ erzählen wir die Geschichte von zwei Schweizern, die den Klub geprägt haben. Nachhaltig geprägt haben, denn ohne einen von ihnen gäbe es „Barca“ gar nicht. Somit ist unser Schweizer Nummer eins bis heute immer noch ein katalanischer Volksheld. Eine der überragenden Sportpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Auch wenn sein Ende in Barcelona tragisch war – Selbstmord, zuvor verarmt, verbittert und verlassen. Aber: Dieser Mann hat Sportgeschichte geschrieben.
Und dann gibt es noch einen anderen Schweizer, der bei „Barca“ zur Ikone reifte. Als man ihn Jahre zuvor im Ruhrpott kopfschüttelnd weg schickte, hätte man sich diese Entwicklung sicher nicht träumen lassen. Im „Pott“ sah man den späteren Mega-Star, der 2018 um den größten Fußballtitel der Welt spielte, meist auf der Ersatzbank. Kurios: Auf seiner Position spielte beim Revierklub dann ein teuer verpflichteter Spanier – nicht besonders gut.Marc-André ter Stegen ist der zweite Ex-Gladbach Goalie, der beim FC Barcelona unter Vertrag steht.
„MAtS“, so die in die Zeit passende Abkürzung für den gebürtigen Mönchengladbacher ist aber der erste Torhüter, der sich im Tor der Katalanen positioniert – und zur Nummer eins avanciert. Auch, wenn der Start etwas holprig war.
Marc-André ter Stegen spielte seit Juli 1996 bei Borussia Mönchengladbach und durchlief dort alle Jugendmannschaften. Sein Bundesligadebüt gab er am 10. April 2011 im Spiel gegen den 1. FC Köln. Er überzeugte, hatte Glück bei einem großen Patzer und spielte auch in den restlichen sechs Bundesligaspielen der Saison 2010/2011 sowie den beiden Relegationsspielen gegen den VfL Bochum (1:0 / 1:1).
Am Saisonende hielt die rheinische Borussia die Klasse und erreichte in der darauffolgenden Bundesligasaison 2011/2012 den vierten Platz. Mit ausschlaggebend für Gladbachs Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation und für ter Stegens spätere Verpflichtung durch die Katalanen dürften wohl die 15 Spiele ohne Gegentor gewesen sein, die er in dieser Saison ablieferte. Auf bessere Werte kam ter Stegen später in Barcelona (Stand: April 2020) nur in zwei Spielzeiten, 2017/2018 und 2018/2019, jeweils in La Liga.Zur Saison 2014/2015 wechselte ter Stegen zum FC Barcelona. Er unterschrieb im Mai 2014 einen FünfJahres-Vertrag bis zum 30. Juni 2019 und kostete Barcelona 12 Mio. Euro Ablöse; die Ausstiegsklausel lag zunächst bei kolportierten 80 Mio. Euro. Im Mai 2017 verlängerte der Ex-Gladbacher seinen Vertrag vorzeitig bis zum 30. Juni 2022. Laut „Barca“ beinhaltet der neue Kontrakt eine Ausstiegsklausel in Höhe von 180 Millionen Euro. In seiner ersten Saison bei den Katalanen war ter Stegen in der Primera Division zweiter Torhüter hinter dem neun Jahre älteren Chilenen Claudio Bravo. In der UEFA Champions League sowie in der Copa del Rey war er hingegen gesetzt und spielte durch.
Nachdem ihm zu Anfang seiner Karriere bei „Barca“ einige durchaus auch schwerwiegende Patzer unterliefen, und er im Verein und bei der spanischen Presse umstritten war, ist sein Status als Nummer eins mittlerweile unumstritten. Das dürfte ab 2016 der Fall gewesen sein. Er profitierte von der Abwerbung von Claudio Bravo durch Manchester City und seinen neuen Trainer Pep Guardiola. Seitdem machte es ter Stegen bis 2020 keine La-Liga-Saison mehr unter 35 von 38 möglichen Spielen.
Sein erstes Pflichtspiel für den FC Barcelona und gleichzeitig sein Champions-League-Debüt absolvierte er am 17. September 2014 am ersten Spieltag der Vorrunde der „Königsklasse“ beim 1:0-Sieg gegen APOEL Nikosia. Am Saisonende durfte „MAtS“ jubeln – Champions-League-Sieger 2015 mit dem FC Barcelona nach einem 3:1-Finalerfolg gegen Juventus Turin in Berlin. Er reihte sich damit in die Phalanx deutscher Spieler ein, denen mit einem ausländischen Klub der Triumph in der „Königsklasse“ gelungen war, u. a. Rudi Völler mit Olympique Marseille (1993), Bodo Illgner von Real Madrid (1998 und 2000), Dietmar Hamann mit dem FC Liverpool 2005 oder Sami Khedira (2014) mit Real Madrid. Die Zeit des Dreifach-Siegers Toni Kroos (2016 bis 2018) sollte bei den „Königlichen“ noch kommen…
In der Champions League absolvierte ter Stegen auf dem Weg zum Titelgewinn alle 13 Spiele. Hinzu kamen acht Einsätze in der Copa del Rey. Am Ende der Saison gewann er mit seinem Team das Triple, bestehend aus Meisterschaft, Pokal- und Champions-League-Sieg. Nach dem 0:0-Unentschieden in der Champions League im Herbst 2017 bei Juventus wurde der deutsche Nationalkeeper mit Lob überschüttet. In der Nachspielzeit rettete er sein Team mit „magischer Hand“ („AS“) vor einer Niederlage. „Barca“-Coach Ernesto Valverde nach dem Spiel: „Zum Glück haben wir einen großartigen Torwart. Er ist immer da, um entscheidende Paraden zu machen, wie er sie heute in einem Schlüssel-Moment gezeigt hat. Er ist immer da.“ Und die Zeitung El Pais formulierte wenig bescheiden: „Mit oder ohne Messi, der Beste ist ter Stegen.“ Zum „Messi mit Handschuhen“ stilisierte ihn nach dem Spiel in Turin, das für ter Stegen zum Meilenstein in seiner „Barca“-Karriere wurde, allerdings die Sportzeitung Marca. Er habe sich „definitiv als einer der besten Spieler auf seiner Position etabliert, wenn nicht sogar als der beste“, so das Blatt. Seine Aktion, als er in der Nachspielzeit trotz Sichtbehinderung durch drei seiner Mitspieler einen Ball von Juve-Stürmer Paulo Dybala – der Argentinier hatte bereits zum Jubeln angesetzt – mit einem Blitzreflex abwehrte, festigte diesen Nimbus.Seinen ersten Auslandswechsel vollzog der damals 21-jährige Torhüter Robert Enke 1999 und nach dem historisch-ersten Abstieg von Borussia Mönchengladbach aus der Bundesliga.
Enke ging nach Portugal – zu Benfica Lissabon. Unter Trainer Jupp Heynckes wurde er zum Leistungsträger und Mannschaftskapitän. Lissabons Traditionsclub erzielt allerdings in den folgenden drei Spielzeiten nur mittelmäßige Ergebnisse.
Insgesamt kam Enke in Diensten von Benfica auf 28 Einsätze. In diesen Spielen blieb er acht Mal ohne Gegentor.
2002 wechselte Enke in die Primera División zum FC Barcelona. Beim eigenwilligen niederländischen Trainer Louis van Gaal war er jedoch von Anfang an nicht gefragt. Enke wurde nur in einem Pokalspiel, in zwei Champions-League-Spielen und lediglich ein Mal in einem Ligaspiel eingesetzt. Im riesigen Estadio Camp Nou sahen die „Barca“-Fans den deutschen Torhüter nur ein einziges Mal: Im Champions-League-Heimspiel am 13. November 2002 (3:1).Für den in Barcelona unglücklichen Keeper wurde ein Ausleihgeschäft im Sommer 2003 mit dem türkischen Verein Fenerbahçe Istanbul und seinem deutschen Trainer Christoph Daum zum absoluten Desaster. Das erste Spiel mit Enke ging verloren, worauf ihn die eigenen Fans mit Gegenständen bewarfen und ausbuhten. Daraufhin löste Enke entnervt seinen Vertrag auf und stand mit 25 Jahren in der Vereinslosigkeit.
Obwohl er formal noch bei Barcelona unter Vertrag stand, ließ er sich im Januar 2004 in die spanische Zweite Liga ausleihen. Im Sommer 2004 kehrt Enke in die Bundesliga zurück, er wechselte zu Hannover 96. Von Beginn an gehörte er zu den Eckpfeilern in der Mannschaft.
2006 und 2009 wurde er von den Bundesligaspielern in Umfragen des Fachmagazins Kicker zum „Torhüter des Jahres“ gewählt. Ab 2007 ist Enke Kapitän der Mannschaft von Hannover 96. Dort verlängerte er erstmals in seiner Karriere einen Profivertrag. Der Gladbach-Abstieg, die Leidenszeit bei „Barca“ und in Istanbul, Schatten auf der Seele des Menschen Robert Enke, alles das scheint überwunden zu sein.In Diensten von Hannover 96 wurde Enke 2006 vom neuen Bundestrainer Jürgen Klinsmann in die deutsche Nationalmannschaft zurückgeholt, für die er zuvor zwar häufiger ohne Einsatz nominiert war. Für die Heim-WM berief ihn Klinsmann trotzdem nicht. Er setzte auf die Rivalen Oliver Kahn und Jens Lehmann sowie auf Timo Hildebrand als dritten Torhüter.
Nach der WM kehrte Enke zunächst wieder in den Kader der Nationalmannschaft zurück, er blieb jedoch nur Ersatztorwart. Erst im März 2007 gab er sein Länderspieldebüt in einem Freundschaftsspiel gegen Dänemark (0:1) unter Bundestrainer Joachim Löw. Sein erstes Pflichtspiel für Deutschland machte er am 6. September 2008 in der WM-Qualifikation gegen Liechtenstein. Das Qualifikationsspiel gegen die russische Fußballnationalmannschaft im Oktober 2008 musste er jedoch wegen einer Handverletzung absagen.
Erst Ende März 2009 kehrte er für das Rückspiel gegen Liechtenstein – nunmehr nach einer Verletzung seines Konkurrenten René Adler – zur Nationalmannschaft zurück. Insgesamt hütete er in fünf von elf Spielen der Nationalmannschaft in der Saison 2008/2009 das Tor. Sein letztes Länderspiel war das WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan am 12. August 2009 (2:0). Die Rückspiele gegen Aserbaidschan (9. September 2009) sowie gegen Russland und Finnland (10. und 14. Oktober 2009) sollte Enke nicht bestreiten. Sein Ausfall wurde damals mit einer bakteriellen Infektion begründet. Im Nachhinein gab Enkes Vater jedoch bekannt, dass der tatsächliche Grund Depressionen gewesen seien.
Am 10. November 2009 nahm sich Enke an einem Bahnübergang im niedersächsischen Neustadt am Rübenberge-Eilvese, unweit seines Wohnorts Himmelreich, durch Schienensuizid das Leben.
Dennis Otto: Talent allein reicht nicht
Deutsche Torhüter bei „Barca“ – Viel unterschiedlicher geht es wirklich nicht. Neben dem erfolgreichen Marc-André ter Stegen und dem glücklosen Robert Enke versuchte auch Dennis Otto 2013 bei den Katalanen sein Keeper-Glück.
Als 15-Jähriger aus Mallorca in die Jugend von „Barca“ gewechselt, kam er dort bei den Profis allerdings nie zum Zug. Aber: Barcelona blockierte Anfragen für ihn aus der Bundesliga und so wechselte der inzwischen 17-jährige Goalie von der A-Jugend des FC Barcelona zum FC Málaga, wo er im März 2016 einen Dreijahres-Vertrag unterschrieb.
Doch auch dort kam der 1,96 Meter lange Torhüter nicht zurecht. Seit Dezember 2017 weist die Spielerdatenbank Transfermarkt.de ihn als vereinslos aus.
Am 21. Januar 2019 wechselt Kevin-Prince Boateng auf Leihbasis und bis zum Saisonende vom italienischen Klub US Sassuolo zum FC Barcelona.
Unter uns, wir haben damals bei Ligalive die Meldung drei Mal lesen müssen, doch geglaubt haben wir sie danach immer noch nicht! Kein anderer Transfer eines deutschen Spielers zu „Barca“ kam überraschender, wirkte bizarrer, war sportlich so fragwürdig, als der des 15-fachen ghanaischen Nationalspielers.
Aus Sicht von Boateng war es eine unglaubliche Wendung in der bereits im Zenit stehenden, stets bewegten Karriere des gebürtigen Berliners, der am 22. Januar 2019 um 12.26 Uhr in Camp Nou aufschlug. Er erfüllte sich nach eigener Aussage einen Jugendtraum: „Ich wäre auch zu Fuß hergekommen, ich wollte unbedingt mit Lionel Messi zusammenspielen.“
Als neunter deutscher Profi, als Spieler oder Trainer bei „Barca“, unterschrieb Boateng unmittelbar vor seiner Vorstellung im Stadion unter großem Medieninteresse einen Leih-Vertrag bis zum Saisonende. Sein bisheriger Klub, Serie-A-Vertreter US Sassuolo, erhielt zunächst zwei Millionen Euro Leihgebühr. Wäre Boateng über den 30. Juni 2019 hinaus bei den Katalanen geblieben, wären noch einmal 8 Mio. Euro für die Italiener drin gewesen. Es blieb beim Konjunktiv. Boateng machte für „Barca“ nur vier Pflichtspiele, alle als Einwechselspieler. Drei Mal lief er in La Liga auf, ein Mal in der Copa del Rey. In der Champions League stand er in allen sechs Spielen 2019 nicht im Kader, auch im geschichtsträchtigen Halbfinal-Duell in Anfield beim FC Liverpool und Boatengs ehemaligem Dortmunder Mentor Jürgen Klopp – 0:4 nach 3:0 im Hinspiel – nicht. Im Kalenderjahr 2019 spielte nach „Barca“ noch für zwei weitere Klubs, AC Florenz und Besiktas Istanbul und dort ebenfalls als Leih-Profi.Bernd Schuster ist eine deutsche Fußball-Legende. Der „blonde Engel“ war der erste und einzige Superstar aus der Bundesliga, der es in Spanien schaffte.
Und das in absolut jungen Jahren. Schuster genügten zwei Spielzeiten, er unterschrieb 1978 beim amtierenden Deutschen Meister 1. FC Köln, um sich ins Blickfeld der Katalanen zu spielen. Der offensive Mittelfeldspieler wechselte 1980 zum FC Barcelona und blieb dort acht Jahre. Das inspirierte den Koralle-Verlag in Hamburg, eine Springer-Tochter übrigens, zur Comic-Reihe „Kai Falke“. Der darin agierende Fußballstar konnte seine Ähnlichkeit zu Bernd Schuster schon allein deshalb nicht verleugnen, weil er im Trikot des FC Barcelona auftrat. Welche Diskussion dies heute um die Vermarktungs- und Verwertungsrechte auslösen würde, mag man sich ausmalen. Viel Spaß mit den Anwälten von Bernd Schuster…
Insgesamt 14 Jahre verbrachte Schuster bei den drei spanischen Spitzenklubs „Barca“, Real und Atlético Madrid, ehe ihn Bayer Leverkusen unter dem Motto „A Country for Old Men“ 1994 zusammen mit Rudolf Völler in die Bundesliga zurückholte. Ähnlich wie in Barcelona verlief Schusters Abschied aber auch unterm Bayer-Kreuz: Kontrovers und würdelos. Vom später entlassenen Coach „Sir“ Erich Ribbeck aus dem Kader gestrichen, klagte Schuster seinen Platz einfach ein. In Barcelona leistete er sich neben einer Klage gegen „Mes que un Club“ ein Sakrileg. Einen Tabubruch.
Schuster wechselte 1988 auf direktem Weg und ohne Zwischenstation zu „Barca“-Erzrivale Real Madrid. Mit seinem Transfer zu Atlético Madrid gelang ihm 1990 etwas, was bisher nur der Spanier Miguel Solér vorweisen konnte. Der Augsburger wurde zum erst zweiten Profi, der jemals für alle drei Großen in Spanien spielte.
Die größten Erfolge Schusters fielen in seine Zeit beim FC Barcelona, wo er mit gerade mal 20 Jahren auftauchte. Bei nur 61 absolvierten Bundesliga-Spielen und zehn Treffern in der deutschen Fußball-Eliteliga. So was konnte eben auch nur ein Bernd Schuster. In Barcelona wurde er Spanischer Meister und drei Mal Pokalsieger (Copa del Rey). Zudem errang er 1982 mit den Katalanen im Pokalsieger-Wettbewerb (2:1 gegen Standard Lüttich im eigenen Stadion Camp Nou) seinen größten Erfolg auf Vereinsebene. Mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, für die Schuster nie bei einer WM spielte, war er 1980 in Italien Europameister geworden. In Wettbewerb übergreifend 295 Spielen für „Barca“ traf Schuster 106-mal. Was Schuster zugutekam, war die Verpflichtung des englischen Trainers Terry Venables. Der später auch als englischer Nationalcoach erfolgreiche Venables machte den deutschen Spielmacher in einem britisch wirkenden 4-4-2-System zur zentralen Figur. Die Folge: „Barca“ wurde direkt spanischer Meister und erreichte 1986 das Europapokalfinale der Landesmeister. Dieses wurde trotz „Heimvorteil“ im spanischen Sevilla gegen den rumänischen Außenseiter Steaua Bukarest zum Langweiler (0:0 nach Verlängerung). Und zur Blamage für die Katalanen, die im Elfmeterschießen gegen den deutschstämmigen Torhüter Helmuth Duckadam den Kürzeren zogen.Auch 1988 scheiterte der FC Barcelona auf europäischen Parkett an einem Underdog: 0:0 und 0:1 im UEFA-Cup-Viertelfinale gegen Bayer 04 Leverkusen. Das Hinspiel fand in Köln, Schusters ehemaliger Wirkungsstätte, statt – und wurde für den Rückkehrer nicht angenehm. Bei jedem Ballkontakt wurde der ehemalige FC-Regisseur ausgepfiffen. „Ich glaube, dass es für die Leverkusener Spieler eine Riesen-Umstellung ist, vor 100.000 Zuschauern zu spielen“, glaubte Schuster im anschließenden Interview, „das müssen wir ausnutzen.“ Eine Fehleinschätzung. Nur 20.000 Fans verloren sich gegen den Werksklub im riesigen Estadio Camp Nou – und „Barca“ flog raus.
Wenig später wurde Schuster für viele in Katalonien zum Verräter. Zum Judas. Und das, obwohl er zuerst geschmäht wurde. Nach dem 30. April 1988, nach dem 2:0 im „Clasico“ gegen Real Madrid, stand er nicht mehr im „Barca“-Kader. Er schlug pikiert zurück. So viel Ignoranz veranlasste den schweigsamen Mittelfeldspieler 1988, ausgerechnet zum Erzrivalen Real Madrid zu wechseln. Wie? Er klagte gegen den Verein auf Vertragsauflösung.
Viel schlimmer als der Wechsel des „blonden Engels“ nach Madrid war jedoch die Tatsache, dass im Verlauf des Prozesses herauskam, dass viele „Barca“-Spieler zwei Verträge besaßen: Einen offiziellen für die Steuerbehörde und den „eigentlichen“ Arbeitsvertrag. Schuster erlebte indes bei Real Madrid zwei erfolgreiche Spielzeiten, wurde spanischer Meister und Pokalsieger und schloss sich 1990 Atlético Madrid an. Der nächste Tabubruch.
Bernd Schuster und Barcelona konnten auch Jahre später keine Versöhnung mehr feiern. Der gebürtige Augsburger wechselte 2007 noch einmal, als Trainer, zu Real Madrid und holte mit „Los Blanco“ 2008 die spanische Meisterschaft. Trotz seiner Entlassung in Madrid am 9. Dezember 2008. Chuzpe hatte Schuster im Laufe seiner schillernden Karriere immer und die Meinung der Öffentlichkeit hat ihn selten interessiert. Doch Kult bei „Barca“? Das hat er sich durch seine Wechsel selbst verdorben.Udo Lattek – Der Erfolgstrainer durchlebte vor dem Wechsel zu „Barca“ 1981 die schlimmste Zeit seines Lebens.
Sein Sohn Dirk starb mit 15 Jahren an Leukämie. Am 10. Mai 1981 bat Lattek, zu diesem Zeitpunkt bei Borussia Dortmund unter Vertrag und mit 33 Siegen aus 73 Pflichtspielen bei weitem nicht so erfolgreich wie zuvor in Gladbach oder in München, BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball um die vorzeitige Vertragsauflösung.
„Ich musste was anderes erleben, ich musste raus aus der Enge in Deutschland, ich musst eine neue Herausforderung haben, bekanntermaßen sagt man, Barcelona wäre der schwierigste Klub auf der Welt, das hat mich gereizt“, erklärte Udo Lattek (1935 – 2015) Jahre später in einer SPORT1-Dokumentation über sein Lebenswerk. Für den als Deutsches Sport-Fernsehen 1993 an den Start gegangenen Münchner Sender hatte Lattek nach seiner Trainerlaufbahn und bis 2010 insgesamt 16 Jahre lang als Experte gearbeitet.
Als Trainer gewann Udo Lattek zuvor mit dem FC Bayern München und Borussia Mönchengladbach insgesamt acht deutsche Meistertitel. Mit dieser Bilanz ist er der erfolgreichste Vereins-Fußballtrainer Deutschlands. Außerdem gewann er mit diesen beiden deutschen Topklubs und dem FC Barcelona alle drei Wettbewerbe im Europapokal. Mit den Bayern holte er 1974 den Landesmeisterpokal, mit „Barca“ gewann er 1982, am Ende seiner ersten Saison, den Pokalsieger-Cup, mit Gladbach triumphierte er 1979 im UEFA-Pokal.
Udo Lattek war bei „Barca“ in zwei Jahren Trainertätigkeit durchaus erfolgreich, aber richtig glücklich wurde er nicht. Nach Streitigkeiten mit dem 1982 für umgerechnet acht Millionen Euro verpflichteten argentinischen Superstar Diego Maradona – dem zu diesem Zeitpunkt teuersten Spieler der Fußballgeschichte – wurde Lattek aber entlassen. Zu einer Meisterschaft reichte es für Barcelona in der Ägide Lattek nicht.Deutsche Disziplin und eine eher teutonische taktische Ausrichtung waren schon damals mit der Einstellung bei „Barca“ und der spielerischen Ausrichtung von „Mes que un Club“ nur schwer vereinbar. Dabei war der Start richtig verheißungsvoll. Bernd Schuster erinnerte sich: „Gleich bei seinem ersten Auftritt eroberte Udo Barcelona im Sturm. Vor 45.000 Fans in Nou Camp hielt er seine Antrittsrede beim Training auf Spanisch. Die Spieler hatten sofort Respekt vor ihm. Das war eine Riesen-Geschichte! Er punktete bei allen Spaniern, so wie Pep Guardiola, als er seine erste Pressekonferenz bei Bayern auf Deutsch hielt. Dabei hatte Udo nicht sechs Monate Zeit, die Sprache zu lernen, sondern nur drei…“
„Ich habe die Mannschafssitzungen und die Pressekonferenzen immer selbst geleitet, habe nie einen Dolmetscher gebraucht“, sagte Lattek bei der „Doppelpass“-Sendung zu seinem 75. Geburtstag im DSF im Januar 2010, „die Spieler haben mit mir Spanisch gesprochen, auch wenn sie Katalanen waren.“
Udo Lattek arbeitete in Barcelona mit Stars wie Allan Simonsen und Bernd Schuster zusammen. Doch mit der Ankunft von Diego Armando Maradona wurde es für ihn schwierig bis unmöglich.
„Noch ein Mal – und ich bringe Sie um!“
„Wir haben ein Trainingslager in Holland gemacht und dabei habe ich Medizinbälle eingesetzt“, erzählte Lattek einmal über den Start mit Barcelona in die Saison 1982/83, „nach dem ersten Training kam Maradona zu mir: Trainer, noch ein Mal – und ich bringe Sie um!“
Ein Alpha-Männchen und ein Welttrainer in einem Team – dass dies nicht lange gutgehen konnte, zeichnete sich also schon relativ früh ab.
„Die Mentalität der beiden war so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Lattek, der immer geradeaus war und sein Ding durchzog und Maradona, der alles sehr, sehr locker nahm. Diego konnte fünf Stunden mit Ball trainieren, aber ohne hatte er nach fünf Minuten keine Lust mehr“, schildete Bernd Schuster diese ungleiche Zusammenarbeit, „schon in der Saison-Vorbereitung war das Laufen nicht Diegos Sache, er war oft erst fünf Minuten vor Trainingsbeginn in der Kabine. Und während ich abends um 21 Uhr im Bett lag, genoss Diego das Nachtleben.“
Lattek und Maradona – Zwei Welten!
Schuster 2010 über Lattek und Maradona: „Dass Lattek von Maradona raus gemobbt wurde, kann man im Nachhinein so sehen. Das war so, da trafen natürlich zwei Welten aufeinander. Udo, so deutsch wie ein Profi sein konnte, und Diego, der bei allem, was ohne Ball war und länger als zehn Minuten gedauert hat, am liebsten nach Hause gegangen wäre.“
Maradona intrigierte gegen Lattek bei der Klubführung. „Ich möchte Menotti haben“, soll Maradona bei der „Barca“-Führung gefordert haben – und er wurde erhört. „El Flaco“, der Dürre, Argentiniens Weltmeistercoach von 1978, wurde 1983 Latteks Nachfolger. Der Maradona-Förderer der ersten Jahre und passionierte Kettenraucher hielt es in Barcelona allerdings auch nur eine Saison aus.
Lattek kehrte 1983 zu Bayern München zurück und prägte dort eine zweite, erfolgreiche Ära – mit drei Meistertiteln in Folge, zwei DFB-Pokal-Siegen und dem Erreichen des Europapokalfinales der Landesmeister 1987. Im „Barca“-Museum im Estadio Camp Nou ist bis heute eine eigene Ausstellung über Udo Lattek zu finden.[svc_carousel_layout car_autoplay=”yes” dexcerpt=”yes” dmeta_data=”yes” dsocial=”yes” query_loop=”size:16|order_by:date|order:DESC|post_type:post|categories:17077″ grid_thumb_size=”200X172″ svc_class=”bigger-slider” title=”MEHR LIGALIVE – DIE GEHEMINISSE DER BUNDESLIGA-VEREINE” pbgcolor=”#eaeaea” car_navigation_color=”#107000″]Als Hennes Weisweiler 1975 den Mönchengladbacher Bökelberg verließ und nach prägenden, erfolgreichen Jahren mit der Borussia eine neue Herausforderung im Ausland suchte, konnte man sicher sein, dass die Bundesliga einen ihrer profiliertesten Trainer verloren hatte.
Wenn auch nur vorübergehend. Denn das Gastspiel des „Don“ beim FC Barcelona war nur ein Intermezzo.
Auch und trotz der Vorgabe, die sich der Gladbacher Meistertrainer der Jahre 1970, 1971 und 1975 selbst gegeben hatte. „Ich habe meinen Stil in einer Mannschaft geprägt. Nun will ich versuchen, ihn in Spanien durchzusetzen“, erklärte Weisweiler vor seinem Wechsel nach Barcelona.
Der „Don“ gegen den „König“ – Epischer Machtkampf in Barcelona
Daraus wurde nichts. In der katalanischen Metropole war für einen „Don“ und einen „König“, also zwei Alpha-Tiere, zu gleicher Zeit am gleichen Ort kein Platz. Denn in Barcelona „residierte“ seit 1973 der geniale niederländische Spielmacher Johan Cruyff (1947 – 2016). „El Salvador“, der Erlöser, wie die heißblütigen katalanischen Fans den Kettenraucher aus Amsterdam auch nannten, hatte den FC Barcelona im Februar 1974 zu einem epischen Triumph geführt. An vier der fünf Tore des FCB war Cruyff beteiligt. Eine 5:0-Demütigung für den Erzrivalen Real Madrid im heimischen Estadio Santiago Bernabeu. In der politisch hochbrisanten Zeit der Franco-Diktatur geriet diese Partie zu einem Politikum. Ein Spiel, das die „Cruyff-Mania“ in Barcelona auslöste und die bis heute ungebrochene Popularität des Niederländers begründete.
Der knorrige Rheinländer und der Fußball-Revoluzzer aus Holland – das konnte von Anfang an nichts werden. Cruyff war bereits damals das, was er auch noch nach seiner Trainer-Tätigkeit in Barcelona war: Ein Meinungsmacher. Sein Wort hatte bei den „Barca“-Oberen immer Gewicht und so war es keine Überraschung, dass Cruyff vom Start weg einen Kleinkrieg gegen Weisweiler führte.
„Weisweiler ist nicht der Trainer meiner Wahl“, sagte Cruyff – und damit hatte er dem deutschen Coach bereits den Federhandschuh hingeworfen. Cryuffs Befürchtung: Der eigenwillige Weisweiler wollte ihm seiner Meinung nach die spielerischen Freiheiten, die er zuvor unter seinem Landsmann und Ex-Bondscoach Rinus Michels genossen hatte, entziehen.Ob Weisweiler dies wirklich vorhatte, darüber lässt sich trefflich spekulieren. Dass Cruyff als Spieler nicht einfach zu führen war, hätte er wissen müssen. 1973 erpresste Cruyff den niederländischen Fußballverband (KNVB), in dem er offen mit seinem Karriereende drohte, würde man ihn nicht nach Spanien ziehen lassen.
Weisweilers Biograf Hermann Josef Weskamp war in einem WELT-Interview (2014) allerdings sicher: „In Mönchengladbach war er ein kleiner König, der auf alles geachtet hat, sogar auf die Anschaffung von Schnürsenkeln. Er war ein Kontroll-Freak. Und dann kommt er nach Barcelona, zu einem Unternehmen mit einem unglaublichen Netzwerk und einem Potenzial an Intrigen.“ Dies, so Weskamp über Weisweiler, habe der Erfolgstrainer aus Deutschland „völlig falsch eingeschätzt und die Konfrontation mit Johan Cruyff einfach nicht auf die Reihe bekommen.“ Ihm sei nicht klar gewesen, „welche Möglichkeiten der Cruyff hatte, um gegen Weisweiler zu intrigieren.“ Aus der erst später entwickelten, sehr erfolgreichen schwedischen Reihe „Entdecke die Möglichkeiten“ machte Cruyff in den zehn Monaten der Dauer-Fehde mit Weisweiler vor allem von seinem guten Kontakten Gebrauch. Agostin Montal, der Präsident von Barcelona stellte sich schließlich auf seine Seite – und damit war der Machtkampf entschieden.
Sportlich spätestens am 8. Februar 1976. In Sevilla hatte Cruyff ein Gegentor der Katalanen verschuldet – und kassierte die Höchststrafe. Weisweiler holte den unumstrittenen Star vom Platz. „Auswärts ist er nie über die Mittellinie gekommen“, verteidigte der deutsche Coach diese Maßnahme auch Jahre später noch. „Ich mag es nicht, wenn man mich autoritär behandelt“, giftete hingegen der gekränkte Niederländer – und lehnte sich offen gegen Weisweiler auf, der mittlerweile auch die „Barca“-Fans gegen sich hatte.
Die „Barca“-Führung setzte mit der Vertragsverlängerung von Johan Cruyff bis 1978 ein klares Zeichen in diesem Streit, der die spanischen Sportmedien in Atem hielt. Weisweiler bat wenig später um die vorzeitige Auflösung seines Zwei-Jahres-Vertrages. Der „Don“ kehrte im Sommer 1976 nach Köln zurück und konnte beim FC mit dem „Double“ 1978 und einem weiteren DFB-Pokalsieg 1977 an die Erfolge vor dem Spanien-Exil anknüpfen. Er starb am 5. Juli 1983 an den Folgen eines Herzinfarkts.
„Unser Freund und Partner, Hr. Hans Gamper, von der Fußballsektion der Sociedad Los Deportes und früherer Schweizer Meister, sich wünschend in Barcelona einige Spiele zu organisieren, erbittet jeden, der diesen Sport mag, ihn zu kontaktieren, dienstags oder freitags von 9 bis 11 Uhr abends in sein Büro zu kommen“.
Was hier so seltsam und verschwurbelt daherkommt, ist der eigentliche Beginn. Es war die Initialzündung zur Gründung des FC Barcelona. Der Schweizer Hans Gamper, 22-jähriger Buchhalter bei der Bank Credit Lyonnais, wollte eigentlich einfach nur kicken.
Ein Unterfangen, das im Barcelona des Jahres 1899 für Ausländer ein Ding der Unmöglichkeit war. Denn die katalanischen Vereine verweigerten Ausländern schlichtweg die Aufnahme. So kickte Gamper bei der in einem Team der evangelischen Kirche zusammengeschlossenen Schweizer im Stadtbezirk Sarria-Sant-Gervasi. Auch beim 1900 gegründeten Klub Espanyol Barcelona spielten anfangs nur Spanier und Katalanen. So gründete sich auf Gampers Initiative hin ein Verein, der allen offen stehen sollte, ohne Ansehen von Nationalität und Religion. Und ein Verein, der den in Barcelona wohnenden Ausländern eine sportliche Heimat bieten sollte, der Football Club Barcelona.
Sturmtank der ersten drei Jahre
Herausragende Figuren in der Gründungszeit des Clubs waren der Präsident Walter Wild und die deutschen Spieler Otto Maier und Udo Steinberg.
Maier, ein etatmäßiger Mittelstürmer, gehörte zum illustren Kreis der zwölf Gründungsmitglieder, die 29. November 1899, im Gimnnas Soler, im Carrer Pintor Fortuny 17-19, den FC Barcelona formal ins Leben riefen. Zwischen 1899 und 1901 ging Otto Maier für die Katalanen auf Tor-Jagd. Beim ersten Spiel der Vereinsgeschichte gegen eine Auswahl englischer Auswanderer, das „Team Angles“ mit dem wenig später für „Barca“ auflaufenden John Parsons Alexander, ging er allerdings wie seine Kollegen leer aus. Man verlor 0:1.Wann und wo sich die Wege von Maier, Gamper und den übrigen „Barca“-Gründervätern kreuzten, ist nicht bekannt. Fest steht: Die Leidenschaft, die sie für den Fußball empfanden, sowie ihre religiösen Überzeugungen verbanden sie – und es entwickelte sich eine langjährige Freundschaft, die über die Anfangsjahre beim FC Barcelona hinaus Bestand hatte.
Maier, der dem berühmten Reichskanzler Otto von Bismarck seinen Vornamen verdanken soll, kam als Unternehmensvertreter der Firma Hartmann nach Barcelona, um eine neue Fabrik zu gründen. Der Sohn eines des Kaufmanns war seit 1891 Hartmann-Arbeiter und wurde vom Eigentümer ausgewählt, um das Geschäft in Spanien in Barcelona vor Ort auszubauen. Ein Auftrag, der sein Leben verändern sollte.
Der junge Maier, geboren 1877, lernte Gamper aller Wahrscheinlichkeit nach bei einer Veranstaltung der protestantischen Gemeinde in Barcelona kennen. Er hatte zuvor schon in Berlin, wo er an der Universität studierte, beim FC Britannia (heute Berliner SV 1892) Fußball gespielt. Dort lernte er auch den Abwehrspieler Udo Steinberg kennen.
Otto Maier baute die Fabrik Ende des 19. Jahrhunderts in der Calle Cortes auf und zeigte sich in den folgenden Jahren höchst innovativ. Es eröffneten sich für ihn neue Märkte wie die Herstellung von chirurgischen Möbeln und orthopädischen Artikeln. Das Unternehmen wurde führend in seinem Ressort Medizin- und Pflegeprodukte. Das ist nur ein Teil der Erfolgsstory des Otto Maier in Barcelona.
„Barca“-Wappen: Ein ewiges Geheimnis?
Sein fußballerischer Weg: Mit „Barca“ bestritt er zwischen 1900 und 1902 insgesamt 18 Spiele und erzielte dabei sieben Tore. 1902 gewann der FCB erstmals die nach dem Präsidenten von Hispania AC, Alfons Macaya, benannte „Copa Macaya“. Alle fünf teilnehmenden Teams, FC Barcelona, Hispania AC, Espanyol, Universitary SC und Català, kamen aus der katalanischen Metropole. Maier debütierte eben gegen Català am 28. Januar 1900 in einem Freundschaftsspiel (6:0). Zudem war er stellvertretender Kapitän des ersten Teams. Am 27. Dezember 1900 gab er dem in der Anfangszeit – so erging es fast jedem europäischen Verein in diesen Jahren – schlecht aufgestellten FC Barcelona eine Notfallausrüstung, dazu Bälle und Tore.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland heiratete er 1907 Anna Elisabeth Müller, die er in Barcelona kennengelernt hatte, wo sie als Gouvernante gearbeitet hatte. Das Paar kehrte später nach Katalonien zurück. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 wechselte Otto vom Vertreter zum Eigentümer der spanischen Hartmann-Delegation. Vor und nach dem Spanischen Bürgerkrieg beschäftigte er zudem „Joan“ Gampers ältesten Sohn Marcel.
Otto Maier starb am 6. Oktober 1965 im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in Barcelona an einer Herzinsuffizienz. Bis zu seinem Tod behauptete der als großzügig und verantwortungsbewusst charakterisierte Unternehmer und Fußball-Pionier, dass die „Barca“-Farben dem blau-burgundfarbenen Logo der Firma Hartmann zu verdanken seien. Dies berichtete sein Sohn Enrique („Bubi“) in einem Interview mit dem Journalisten und Filmfan Alfonso Sánchez, wirklich belegen lässt sich dies jedoch nicht. „Andere Theorien besagen, dass er (Gamper) die Farben seines ehemaligen Vereins FC Excelsior Zürich übernommen habe“, schrieb das Portal barcawelt.de, dazu im März 2018, „oder dass er sie in Liebe zum Schweizer Kanton Tessin wählte. Die Wahrheit wird allerdings weiterhin ein Geheimnis bleiben.“Bis heute bleibt er für „Barca“-Fans unsterblich: Der gebürtige Berliner Udo Steinberg, der neun Jahre den Dress der „Blaugrana“ trug und sich in die Geschichtsbücher brachte.
Denn: Steinberg schoss die ersten beiden Tore für „Barca“ im allerersten „Clasico“, dem bis heute mystischen Duell gegen Real Madrid. Eine Geschichte, die unglaublich anmutet. Wie die gesamte Fußballer und Funktionärslaufbahn im kurzen Leben des Udo Steinberg.
Auch, weil es „El Clasico“ beinahe gar nicht gegeben hätte. Die Teilnahme am „Clasico“ am 13. Mai 1902 stand für die Katalanen lange auf der Kippe, weil der Vorstand aufgrund „inakzeptabler Reisebedingungen“ die Einladung ablehnen wollte. Damit hätte man möglicherweise die Madrilenen brüskiert. Steinberg übernahm persönlich die Kosten für die Anreise. Er war beim FC Barcelona und im katalanischen Fußball vieles – Spieler, Trainer, Funktionär und Mäzen.
Ab 1902 und bis 1916 hieß der Leiter der Fußballschule des FC Barcelona Udo Steinberg. Die Institution galt als Vorläufer der legendären Jugend-Akademie des Vereins, La Masia, die ab 1979 auf Initiative von Johan Cruyff neu belebt wurde. Als Präsident des späteren katalanischen Fußballverbandes Federació Catalana de Futbol, der über Jahrzehnte eine eigene, inoffizielle Nationalmannschaft, die Selecció Catalana de Futbol, unterhält, wirkte Steinberg ab 1906.
Steinberg war der erste „Fußball-Macher“ in Barcelona
Keine schlechte Bilanz für einen, der erst 1901, als fünf Jahre vor seiner Berufung zum Fußballfunktionär, nach Barcelona übergesiedelt war. Steinberg war eigentlich gar nicht zum Fußballspielen in die katalanische Metropole gezogen, sondern um Geld zu machen.
Nach dem Studium der Elektrotechnik, das er von 1895 bis 1900 am Technikum Mittweida – die Hochschule Mittweida hat ihn 2016 mit einer sehr anschaulichen biografischen Dokumentation gewürdigt, absolviert hatte, war er Repräsentant deutscher Unternehmen. Seinen ersten Fußballverein in Berlin gründete er bereits als Student. Weitere Vereine, in denen Udo Steinberg ab 1869 Gründungsmitglied war, waren der Mittweidaer Ballspiel Club am Technikum Mittweida und 1899 Britannia Chemnitz. Zudem war Udo Steinberg praktisch Pate bei der Geburtsstunde des DFV. Als Delegierter von Britannia Chemnitz nah er am 28. Januar 1900 an der historischen Gründungsversammlung des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) im Restaurant „Zum Mariengarten“ in Leipzig teil. Zudem machte er sich als Sportjournalist mit Artikeln für Publikationen wie „Spiel und Sport“, „Sport im Bild“ und „Sport im Wort“ einen Namen.
1904 gründete er ein Ingenieurbüro in Barcelona, ab 1910 wirkte er am Straßenbahnbau mit. Zusammen mit „Barca“-Erfinder Hans Gamper, Ernesto Witty, Arthur Witty, John Parsons, Arturo Leask, Kendall Park und Tomas Morrison gründete Steinberg darüber hinaus den Lawn-Tennis Club Barcelona, aus dem später der Real Club de Tenis Barcelona hervorging. Steinberg konnte zwar an der Gründungsversammlung des FC Barcelona im Gimnnás Soler, im Carrer Pintor Fortuny 17-19, noch nicht teilnehmen, spielte danach aber zwischen 1901 und 1911 für den Klub und war einer der frühen Leistungsträger. Es gilt als wahrscheinlich, dass Otto Maier Steinberg auf den Verein hingewiesen hat. Beide hatten seit 1896 im „Berliner Thor- und Fußball-Club Britannia“ an diversen Aktivitäten teilgenommen. „Auch in den Jahren ihres Aufenthaltes in Barcelona hielten beide von Spanien aus als „Auswärtige Mitglieder“ Kontakte zum Berliner Verein“, heißt es dazu in der biografischen Dokumentation der Hochschule Mittweida Zum Leben und Wirken von Udo Steinberg, aus dem Jahr 2016, „Udo Steinberg etablierte sich durch sein spielerisches Können sehr schnell beim FC Barcelona. In spätere Veröffentlichungen wurde seine „Etablierung“ anschaulich beschrieben. Er wurde zum erfolgreichen Stammspieler der Mannschaft. Sein Elan wird später wie folgt beschrieben: Udo Steinberg, deutscher Maschinenbauer, bemerkenswerter Spieler, gesegnet mit einem formidablen Schuss, war ein großartiger Torjäger. Ein kompletter Athlet, hatte keine Gegner über einhundert Meter, ein Rennen, das er viele Male vor einem Spiel lief; danach spielte er, ohne das kleinste Anzeichen von Erschöpfung zu zeigen.“„Als Fußballspieler schlägt Udo Steinberg ein wie eine Granate“, schrieb die Leipziger Volkszeitung (LVZ) am 29. Dezember 2019 über den ersten „Clasico“-Helden des FCB. Seine Bilanz (die Zahlen in den verschiedenen Quellen divergieren mitunter stark), vornehmlich als Mittelstürmer: Mehr als 60 Tore in den Jahren 1901 bis 1911. Auf dem Weg zu „Barcas“ erster Copa Macaya gelangen ihm 1901/02 insgesamt 16 Tore, nur Hans Gamper war mit 19 Treffern noch erfolgreicher.
Kurios: In der Saison 1903/04 kamen alle fünf Top-Torschützen des Klassements der Copa Macaya vom FC Barcelona. Steinberg traf dabei vier Mal, doch am Ende musste sich der Favorit nur mit Rang vier zufrieden geben. In der Saison 1906/07 blieb Steinberg, soweit diese Zahlen erhalten blieben, in der Copa Macaya erstmals ohne Torerfolg.
Sein Lieblingsgegner war offensichtlich (Quelle: Zum Leben und Wirken von Udo Steinberg – Biografische Dokumentation des Hochschularchives Mittweida) der Verein Catalonia FC, gegen den er am 4. Januar 1902, beim 16:0 von „Barca“, insgesamt fünf Mal traf. Seinen letzten Treffer für den FC Barcelona markierte er am 12. September 1909 beim 7:0-Auswärtserfolg bei Espana. „Ein Zeitungsartikel beschreibt ihn als einen Akteur mit einem robusten Körperbau, eher leicht beleibt und mit normaler Statur“, so die LVZ, „der Träger eines gut gepflegten Kinnbartes lasse nicht den hervorragenden Spieler vermuten.“ Das soll es wohl schon öfter im Fußball gegeben haben…
1911: Der „Antreiber der Mannschaft in allen Momenten“ macht Schluss
Als letztes Spiel des Udo Steinberg für die „Blaugrana“ wird die Partie Veteranos gegen FC Barcelona (2:7) am 10. September 1911 gelistet.
Beim FC Barcelona schrieb man über seinen Rücktritt: „Auch Almasque […] und Steinberg, der sichtlich gerührt bekanntgab, dass jene Partien definitiv die letzten waren, die er in seinem Sportlerleben gespielt hat, sprachen einige Worte aus. Diese Entscheidung rief allgemeines Bedauern hervor, aber Steinberg stützte sie nicht auf das Alter – er erklärte, dass er sich so jung wie nie fühlte –, sondern auf die Unmöglichkeit, [dem F. C.] Barcelona seine Aufmerksamkeit zu schenken, da er den Auftrag, eine Linie der Straßenbahn der Rabassada erhalten hatte und dieser seine volle Aufmerksamkeit erforderte. Steinberg hielt sein Wort. Es verschwand der vornehme Spieler, Antreiber der Mannschaft in allen Momenten. Aber er lieh dem Verein weiterhin, bis der Tod ihn unerwartet aus dieser Welt riss, all seine Kooperation und seine Zuneigung.“
Der Erfolg im ersten „Clasico“ gegen Real Madrid gilt als erster Meilenstein in der „Barca“-Historie. Er ist untrennbar mit dem Namen Udo Steinberg verbunden, nicht nur wegen der gesponserten Anreise. Nein. Udo Steinberg machte sich unsterblich! Und zwar am 13. Mai 1902, als der FC Barcelona zum ersten Mal auf Real Madrid traf – bei einem Show-Turnier zu Ehren des spanischen Königs Alfonso XIII., das später als die erste echte (wenn auch nicht anerkannte) Copa del Rey in die Geschichte eingehen sollte.Das Spiel, der erste „Clasico“, wurde auf der Madrider Pferderennbahn ausgetragen und neben Steinberg liefen unter anderen Gamper, Parsons und Witty auf. „Schon damals stößt das bis heute für beide Seiten emotionale Aufeinandertreffen auf ein großes mediales Echo“, berichtete die LVZ 2019 anlässlich von Steinbergs 100. Todestag. Steinberg schoss die ersten beiden Tore für die Katalanen, Gamper das dritte, Real konnte zwischenzeitlich den Anschlusstreffer zum 2:1 erzielen.
Doch das 3:1 hielt und damit war der erste Sieg von „Barca“ im ersten Spiel gegen Real Madrid perfekt. Durch den Sieg zog der FC Barcelona ins Finale ein, in dem man allerdings Vizcaya de Bilbao mit 1:2 (Tor für „Barca“: Steinberg) unterlagen. Steinberg wurde damit der erste Torschütze in dem als „El Clásico“ bekannten Fußball-Dauerkampf dieser beiden Fußballklubs.
Nach diesem Turnier holte sich der FC Barcelona den Wettbewerb der Copa Macaya. Diesen seit 1900 und ab 1902 erst als „Copa Barcelona“, dann ab 1903 unter dem Namen „Campionat de Catalunya“ ausgetragenen Wettbewerb gewann die „Blaugrana“ bis zur Einstellung 1940 insgesamt 23-mal. Die längste Siegesserie gab es zwischen 1923 und 1928. Da hatte Udo Steinberg seine Karriere längst beendet. 1910 verließ der Stammspieler den FCB aus beruflichen Gründen.
Barcelonas Tor-Held fand ausgerechnet in Madrid die letzte Ruhestätte
Kein Wunder. Der Berliner Kaufmannssohn Steinberg war in vielen Branchen erfolgreich. Er meldete mehrere Patente an, unter anderem für spezielle Kugellager, Elektrolysen, elektrische Anschlüsse, Pressen und Mühlen. Zudem entstand 1916 unter seiner Leitung die El Mundo Deportivo, die bis heute täglich erscheinende, große spanische Sportzeitung. Diese und seine und seine fantastische Karriere als erster Shooting-Star und „Clasico“-Held des jungen FC Barcelona hat erst viele Jahrzehnte später eine Würdigung erfahren. Beim FC Barcelona geriet er in Vergessenheit, in der deutschen Fußball-Öffentlichkeit wurde er nicht wahrgenommen. Dieses Schicksal teilt er mit den anderen deutschen Spielern der „Barca“-Gründerjahre, Otto Maier und Emil Walter. Erst die 300 Seiten umfassende, starke Dokumentation Zum Leben und Wirken von Udo Steinberg aus Mittweida zeigte das ungewöhnliche Leben des Udo S. Auf seine Spur kam die Bildungsstäte aus Sachsen allerdings erst durch Briefe des Hochschulabsolventen Steinberg, der sich zwei Jahre nach der Gründung dem FC Barcelona angeschlossen hatte.
Am ersten Weihnachtsfeiertag 1919 verstarb Udo Steinberg in Madrid im Alter von nur 42 Jahren. Vermutlich erlag er einer Lungenentzündung, die eine Folge der „Spanischen Grippe“ war. Diese Pandemie, die zwischen 1918 und 1920 zwischen 27 und 50 Millionen Menschenleben forderte, wurde vor dem Ausbruch von COVID-19 („Corona“) im Dezember 2019 als „Mutter aller Pandemien“ bezeichnet. An ihren Folgen starben auch Frederick Trump, der Großvater des späteren US-Präsidenten Donald Trump, Prinz Erik Gustaf von Schweden, der US-Automobil-Tycoon Horace Elgin Dodge, sowie an den Spätfolgen (Tuberkulose) der Dichter und Schriftsteller Franz Kafka († 1924).
Und leider auch Udo Steinberg, der frühe „Barca“-Tor-Held. Beerdigt wurde er auf dem Friedhof „Cementerio Civil del Este“ in Madrid, in – so wollte es die Ironie der Geschichte – der Stadt des großen sportlichen Konkurrenten, gegen den er als erster Spieler der „Barca“-Historie genetzt hatte. Über seinen Tod wurde in Deutschland Anfang Januar 1920 in den Berliner Vereinsnachrichten so berichtet: „Eines unserer ältesten Mitglieder […], Herr Fabrikdirektor Otto Maier, ist seit langen Jahren zum ersten Male wieder aus Spanien nach Berlin gekommen und besuchte unseren Vorsitzenden. Außer authentischen Nachrichten über den Tod unseres Mitgliedes Udo Steinberg in Madrid brachte er uns auch eine ansehnliche Geldspende, für welche wir ganz besonders danken!“Emil Walter aus Pforzheim spielte zehn Jahre für den FC Barcelona. Moment mal! Emil wer? Emil Walter! Er war Kapitän von „Barca“, gewann dreimal die Copa del Rey und die erste Meisterschaft des Klubs.
Erfolge, die auch Jahre nach seinem Abschied aus der katalanischen Metropole noch nachwirkten. Man könnte sogar sagen: Emil Walter wird von den „Penyas“ kultisch verehrt.
Als er am 26. März 1950 zum Stadtderby gegen Espanyol anreiste, hatte die Polizei in Barcelona Mühe, die begeisterten Menschenmassen im Zaum zu halten. Nur unter massivem Personenschutz konnte Emil Walter überhaupt ins Stadion gelangen, wo 40.000 Zuschauer versammelt sind. Das „Ehrenspiel“ für Emil Walter hatte die Massen mobilisiert – wie zu Walters aktiver Zeit beim FC Barcelona zwischen 1924 und 1933, mit 242 Pflichtspielen.
Emil Walter, inzwischen 50 Jahre alt, durfte den Anstoß ausführen – unter dem tosenden Jubel der Fans. Einen Tag später sah eine spanische Regionalzeitung ein spätes Heldenstück: „Spanien hat einen Mann empfangen, wie noch kein Fußballer der alten Generation jemals von einer Stadt, einem Verein, einem ganzen Land empfangen wurde.“ – „Schon an der Grenzstation jubelten ihm Tausende zu, die von überall herbeigeströmt waren“, schrieb eine deutsche Sportzeitschrift damals, „Auf jedem Bahnhof standen die Menschen, um auch nur für einen Augenblick den Mann zu sehen, dem ganz Fußball-Katalonien einst zu Füßen lag.“Mehr Huldigung geht eigentlich gar nicht! Aber woher kam diese überbordende Begeisterung für „Emilio“, wie die katalanischen Fans den deutschen Fußballer aus Pforzheim nannten? Nun, Emil Walter setzte die vielleicht wichtigsten Meilensteine in der frühen Geschichte des spanischen Fußballs. Er gewann fünf katalanische Meisterschaften, er war dabei, als in Spanien 1926 der Profifußball eingeführt wurde, als 1928 die Primera Division startete, und als der FC Barcelona 1929 die erste Meisterschaft gewann. Die Siegermedaille gab es für die stolzen Katalanen übrigens aus der Hand des spanischen Königs Alfons XIII.
Zwischenzeitlich gewann Walter mit dem FCB drei Mal die Copa del Rey – 1925, 1926 und 1928 – und nahm an Länderspielen der eigenständigen katalanischen Nationalelf teil. Allerdings sind die Quellen dazu widersprüchlich. Einige sprachen Walter Wettbewerb übergreifend 242 Spiele zu, andere bezifferten die Zahl seiner Spiele auf 600. „Ein Autor schreibt sogar, dass Walter 1940 als Soldat in den Pyrenäen stationiert gewesen und eines Tages mit einem Motorrad der Wehrmacht zum Camp de Les Corts gefahren sei, um sich mit einem Freund zu treffen“, schreibt das Fußballmagazin 11 FREUNDE am 25. Juni 2017 über den „Barca-Star, den keiner kannte“, „in seinem Wehrpass ist allerdings vermerkt, er sei nach seiner Rückkehr nach Deutschland nur bedingt tauglich gewesen.“ Das Camp de Les Corts ist Barcelonas erstes Stadion, hier residiert „Mes que un Club“ von 1922 bis 1957. Aus Walters Arbeitspapieren geht hervor, dass er während des Zweiten Weltkriegs bei Daimler in Gaggenau beschäftigt war. Es mischen sich also Dichtung und Wahrheit.
Vom Einwanderer zur „Barca“-Legende
Das gilt auch für Walters Karriere-Ende. 1930 oder 1933 – auch hierzu gibt es unterschiedliche bzw. widersprüchliche Aussagen und Quellen – beendete Walter seine Spielerlaufbahn – wohl wegen eines Knieschadens. Er starb am 1. März 1952 in seiner Heimatstadt Pforzheim.
Dort wird bis heute mit dem Jugendturnier „Emilio-Walter-Cup“ an den „Barca“-Pionier erinnert. Ansonsten blieb Walter in Deutschland ist er nahezu unbekannt. Ein Jugendspieler des örtlichen Fußballklubs Germania Brötzingen aus der fußballerisch nur wenig beschlagenen Stadt im Nordwesten Baden-Württembergs, der auszog, um zur Barcelona-Legende zu werden!
Er war Verteidiger und hatte einen ordentlichen Bums, so dass er bereits im Alter von 16 Jahren in der ersten Mannschaft mitspielen durfte. „Walter war groß, hatte blonde Haare, die Nase etwas eingequetscht, eine massige Brust. Er war sicher im Antritt, hatte einen starken Abwehrschuss, war korrekt im Spiel, schnell und unermüdlich“, charakterisierte ihn eine Vereinschronik. Nach seiner Schullaufbahn arbeitete er zunächst als Kaufmann, doch weil es im Deutschland der frühen 1920er-Jahre wenig bis nichts zu verdienen gab, nahm er das Jobangebot einer Firma in Katalonien an.
Walter sagte „Barca“ zuerst ab…
Das Fußballspielen wollte er dort nicht aufgeben, also spielte er beim Amateurklub Unió Esportiva Figueres vor. Und er überzeugte. In einer Vereinschronik ist ein Zitat des damaligen Managers Josep Jou zu lesen: „Wenn Emilio abzog, erzitterte die Luft.“ In einem Spiel soll er sogar mal das Tornetz durchlöchert haben – ein Schuss, der ihn über Nacht zumindest in Katalonien bekannt machte. Am nächsten Tag stand nämlich der FC Barcelona vor der Tür und lotste den Deutschen in die 150 Kilometer südlich gelegene Metropole. „Barca“ hat, wie das Beispiel Walter belegt, noch nie lange gefackelt, wenn es darum ging, spektakulär auftretende Spieler zu verpflichten.
„Barca“-Coach Jack Greenwell –nur Johan Cruyff war später als Trainer des FC Barcelona im Amt als der 1942 verstorbene Engländer – soll Walter angeblich gefragt haben, ob er sich einen Wechsel vorstellen könne. Mehr als 20 Jahre nach dieser Anfrage berichtete der Pforzheimer Kurier: „Der biedere Kaufmann hielt den Verpflichtungswünschen zunächst stand. Er fühlte sich seinem Figueresschen Chef verpflichtet.“ Aber so ganz wollte Walter den Verein, der schon zu diesem vergleichsweise frühen Zeitpunkt seiner Klubhistorie 10.000 Mitglieder zählte, nicht abblitzen lassen. Er stellte dem FC Barcelona „Verhandlungen nach Ablauf seines Vertrages“ bei UE Figueres in Aussicht. Zwei Jahre später wurde der Wechsel dann doch noch vollzogen.
Auf der Verteidiger-Position setzte sich Emil Walter gegen acht Mitbewerber durch und wurde in den Gründerzeiten der spanischen Primera Division neben Ricardo Zamora („Der Göttliche“ / † 1978), dem legendären Torhüter, der für „Barca“, Espanyol Barcelona und Real Madrid und sowohl für die katalanische als auch für die spanische Nationalmannschaft spielte, zum ersten Star der jungen Liga.
Mehr als ein Club: Nach dem Krieg: „Barca“ vergisst den Helden nicht…
Beim FC Barcelona blieb die Erinnerung an „Emilio“ lebendig. Die Fans der „Blaugrana“ glauben bis heute, dass er, Messi hin, Suárez her, Walter einer der besten Spieler gewesen sei, die je das Trikot von „El Gigante“ getragen hätten.
„Er war ein Idol der 1920er-Jahre“, so Klubhistoriker Carles Santacana in 11 FREUNDE, „nach dem Krieg haben wir für ihn einen Hilfsfond eingerichtet. Der Verband schickte ihm Essen.“ Würdigungen seiner Leistung gab und gibt es viele. Im Vereinsmuseum des FC Barcelona findet sich Emil Walter in der „Hall of Fame“ wieder. Zu seiner aktiven Zeit wurde er in Katalonien auf Sammelbildern verewigt, die spanische Post brachte angeblich eine Sondermarke mit seinem Konterfei heraus, die bis heute bei Sammlern heiß begehrt ist, und 1949 wurde er auch zum 50-jährigen Vereinsjubliäum als Ehrengast eingeladen. Walter durfte jedoch aufgrund eines „Veto“ der alliierten Besatzungsmächte nicht aus Deutschland ausreisen. Diese Ehre wurde ihm erst 1950, zum besagten Stadtderby gegen Espanyol, zuteil.
„Er wirkt wie eine Märchenfigur“
Es mutet schon eigenartig an, dass dieser Werdegang – anders als beispielsweise die Lebensläufe der beiden in England zu Berühmtheit gekommenen Torhüter Bernd Trautmann oder Lars Leese – kaum beachtet wurde. Dabei ist die Geschichte von Emil Walter beim FC Barcelona nicht minder reif für ein Buch oder gar einen Kinofilm.
Die oft fragmentarischen Quelltexte, Daten und Bilder von Emil Walter zusammenzufügen, war und ist für seinen Enkel Andreas Walter, Jahrgang 1968, Architekt in Pforzheim, „wie eine Schatzsuche“, wie er 11 FREUNDE verriet.
„Mein Opa wirkt darin wie eine Märchenfigur“, sagte Walter der Zeitschrift, „es ist ein märchenhaftes Bild, das entsteht, wenn man von den Reisen mit der Mannschaft nach Südamerika liest, sich die Stadt in den Zwanzigern vorstellt, mit der Weltausstellung 1929, und die ziemlich bunte Mannschaft“ Andreas Walter weiter: „Ich glaube, mein Opa hatte in Barcelona die beste Zeit seines Lebens und sicher wäre er dort geblieben, wenn nicht der Spanische Bürgerkrieg, der Zweite Weltkrieg und die Krankheit alles zunichte gemacht hätten.“
Mit Barcelona auf großer Schiffsreise nach Argentinien…
Zuvor erlebt „Emilio“ Walter in der Tat Dinge, von denen ein Fußballspieler im wirtschaftlich arg gebeutelten Deutschland der 1920er-Jahre nur träumen kann. Zwischen dem 4. August und dem 1. September 1928 absolvierte Walter mit dem neuen Star-Klub aus Europa insgesamt acht Spiele in Argentinien und Uruguay Emil Walter stand dabei in allen acht Partien auf dem Platz. (Quelle: La Nácion). Ein Tor gelang ihm allerdings nicht.
„Seine abenteuerlichste Reise“, heißt es 2017 bei 11 FREUNDE, „unternimmt der Pforzheimer 1928. Über mehrere Wochen war die Mannschaft mit dem Schiff nach Südamerika unterwegs. Buenos Aires schlägt sie unter anderem die Boca Juniors und den amtierenden Olympiasieger Uruguay. Auch die dortigen Fußballanhänger sind begeistert von dem Deutschen.“ Scheinbar war „Barca“ einer der ersten Global Player des Fußballs – und mittendrin der in Deutschland fast gänzlich unbekannte Deutsche. Die Zeitung El Diario de Buenos Aires tat sich in einer Kritik schwer mit Walter: „Er ist ein Spieler mit wechselhaften Leistungen, in einigen Spielen vollkommen, in anderen wiederum eher schwach.“ Seiner Popularität in Südamerika schadete dies jedoch nicht. Mehrere Tage lang grüßte Walter mit einem jungen uruguayischen Fan von den Titelseiten der großen Zeitungen in Montevideo.
Zu Walters Vermächtnis, das sein Enkel Andreas in Pforzheim nach Jahren verwaltete und Stück für Stück zusammentrug, gehören Postkarten und Fotos von dieser in der Fußballwelt als legendär geltenden Südamerika-Reise des FC Barcelona. Auf die Rückseite der Bilder notierte der „Barca“-Spieler die Mannschaftsaufstellungen und schloss meist mit „Grüße, Euer Schlemihl“.
Ein Länderspiel für Deutschland blieb Walter verwehrt
Dass der deutsche Fußballpionier und Journalist Walther Bensemann 1929 erfreut war, „bei diesem Spiel einen Landsmann in so angenehmer Rolle wirken zu sehen“, konnte Emil Walter, der an diesem Tag beim 4:0 der Auswahl Kataloniens gegen die Bolton Wanderers geglänzt hatte, jedoch nicht in die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bringen. Auslandsprofis stand man – bis lange nach dem Zweiten Weltkrieg – beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ablehnend gegenüber.
Wie Walter, so machte auch der in englische Kriegsgefangenschaft geratene, später bei Manchester City zur Legende gewordene Torhüter Bernd „Bert“ Trautmann nie ein Länderspiel für Deutschland.
Die kurze „Ära“ der Deutschen in Barcelona war mit Walters Rückkehr nach Deutschland beendet. Bis nach Emil Walter wieder ein deutscher Spieler im Dress des FC Barcelona auflief, dauerte es fast 50 Jahre. Erst 1980 wechselte ein gewisser Bernd Schuster zu den Katalanen…
Roland Linz galt mal als eines der größten österreichischen Fußball-Talente und schaffte es tatsächlich zum FC Barcelona.
Der 19-jährige U21-Teamstürmer der Österreicher erzielte in der Saison 2000/2001 für den DSV Leoben 21 Treffer und absolvierte im Mai 2001 ein mehrtägiges Test-Training in Spanien.
Linz, der vor seinem Engagement bei Leoben schon zwei Jahre bei 1860 München gespielt hatte, wurde auch bei einem Testspiel im B-Team (ein Tor) eingesetzt und lernte dort die damaligen „Barca“-Granden wie Patrick Kluivert und Marc Overmars persönlich kennen.
„Die Chancen für den Transfer zum FC Barcelona liegen bei 90 Prozent“, dachte Onkel Hans Linz, damals seit zweieinhalb Jahren auch Leoben-Präsident. Als Kaufpreis wurden 3,5 Millionen DM (umgerechnet 1,79 Mio. Euro/24,6 Mio. Schilling) fixiert. Doch über den Sommer 2001 änderte sich die Gemengelage bei „Barca“.
Probetraining nur ein PR-Schachzug?
Der 19-Jährige mache die Saisonvorbereitung bei den Steirern und sollte dann auch zu Beginn der Meisterschaft für den Erstdivisionär spielen. Erst im Herbst oder Winter 2001 sollte ein Wechsel zu den Katalanen vollzogen werden. Doch auch das zerschlug sich. Denn der Youngster durfte im Endeffekt bei „Barca“ nur mit trainieren. In das A-Team schaffte er es nicht.
Abgesehen davon, dass Barcelona möglicherweise eine Nummer zu groß für Linz war, hält sich in Österreich bis heute das Gerücht, dass Linz‘ Probetraining bei der „Blaugrana“ eine PR-Nummer war, um seine Ablöse in die Höhe zu treiben. Diese These stellte etwa die Wiener Zeitung bereits im August 2005 in den Raum. „Vor vier Jahren war Linz trotz seiner erst 19 Jahre Frank Stronach 15 Millionen Schilling wert gewesen“, so das Blatt, „21 Tore in der zweiten Division für Leoben sowie ein (aus PR-Zwecken eingefädeltes?) Probetraining beim FC Barcelona ließen den Preis für das Talent kräftig in die Höhe schießen. Her schenken, wie so manch anderen Erwerb, wollte die Austria Linz deshalb nie.“ Frank Stronach, das war zwischen 2001 und 2005 der milliardenschwere, aber nie unumstrittene Boss von Austria Wien. Für die „Violetten“ aus dem Wiener Bezirk Favoriten und eben nicht für „Barca“ spielte Roland Linz dann ab 2001 – für die gleiche Ablöse übrigens, die für Barcelona abgerufen worden war. Die Wiener verliehen ihn aber ab 2003 für eine Leihgebühr von 750.000 Euro an Admira.
Auslandsstationen konnte Linz in der Folgezeit viele verbuchen, aber die Tür zum FC Barcelona blieb für ihn zu. Boavista Porto, SC Braga oder Grasshopper Zürich waren u. a. seine Klubs außerhalb Österreichs. Mit 38 beendete Linz 2014 schließlich seine Profi-Karriere.Dieser Mann machte auch die Fans des FC Barcelona „narrisch“, um dem legendären Ausruf von Reporter Edi Finger nach seinem 3:2 im WM-Spiel Österreich gegen Deutschland 1978 in Argentinien zu folgen.
Denn: Hans Krankl ist der einzige Österreicher, der für „Barca“ gespielt hat und dem es gelang Meilensteine zu setzen. 41 Treffer für Rapid Wien in der Saison 1977/78 und zwei Tore beim „Wunder von Cordoba“, wie das 3:2 der Österreicher gegen den großen Nachbarn aus Deutschland in der Alpenrepublik genannt wird, dazu als erster österreichischer Spieler mit dem „Goldenen Schuh“ 1978 ausgezeichnet – Das war genau der richtige Mann für „Barca“.
Für 700.000 US-Dollar oder umgerechnet 1,5 Millionen Mark bzw. 10,5 Mio. österreichische Schilling wechselte Krankl im Sommer 1978 von Rapid Wien zum FC Barcelona.
Ärger gab es für den ersten Österreicher bei „Mes que un Club“ schon vorab. Der FC Valencia intervenierte und sprach seinerseits von einem gültigen Vertrag mit dem Torjäger. Die Wiener entgegneten, dass dieser Vertrag – ein am 3. Juli ablaufender Vorvertrag – vorbehaltlich der Zustimmung von Krankl erstellt wurde. Valencia argumentierte zwar, dass Barcelona die Regeln des Verbandes und der UEFA nicht eingehalten habe, blieb aber am Ende außen vor. Die „Fledermäuse“ verpflichteten stattdessen den deutschen Weltmeister Rainer Bonhof.[svc_carousel_layout car_autoplay=”yes” dexcerpt=”yes” dmeta_data=”yes” dsocial=”yes” query_loop=”size:16|order_by:date|order:DESC|post_type:post|categories:17077″ grid_thumb_size=”200X172″ svc_class=”bigger-slider” title=”MEHR LIGALIVE – DIE GEHEMINISSE DER BUNDESLIGA-VEREINE” pbgcolor=”#eaeaea” car_navigation_color=”#107000″]Krankl kam in der Offensive auch als Nachfolger des legendären Johan Cruyff, der den FC Barcelona wie kaum ein anderer Spieler geprägt hatte – und rechtfertigte das in ihn gesetzte Vertrauen gleich in der ersten Saison.
Mit 29 Treffern wurde er Torschützenkönig der spanischen Liga und die „Barca“-Fans, die „Penyas“, gaben ihm den Beinamen „Goleador“. Sechs Treffer aus neun Spielen steuerte Krankl auf dem Weg ins Europapokalfinale der Cupsieger 1979 bei. Im Finale von Basel gegen Fortuna Düsseldorf (4:3 n. V.) avancierte der „Held von Cordoba“ nur ein Jahr später erneut zum Deutschland-Schreck.
Mit dem 4:2 in der 111. Minute der Verlängerung stellte Krankl die Weichen endgültig die Weichen auf Sieg für „Barca“, das in der Nach-Cruyff-Ära nicht mit großen Namen gesegnet war. Bis 1980 blieb Krankl in Barcelona. Ein Streit mit Trainer Joaquim Rifé, der dem neu verpflichteten Deutschen Bernd Schuster den Vorzug gab, leitete das Ende seines Engagements ein. „Ich bereue es bis heute, nicht länger für den FC Barcelona gespielt zu haben“, sagte Krankl Jahre später.
Um ihn nach Wien zurück zu holen, benötigte Rapid eine Finanzierungsgruppe, zusätzliche Mäzene und eine Eintrittskarten-Aktion mit dem so genannten „Krankl-Schilling“, um die Ablösesumme von 8,5 Mio. Schilling zu stemmen.Was blieb von Krankls Zeit beim FC Barcelona? Anders als Cruyff, der Spielgestalter, Führungsspieler und Torschütze in Personalunion war, galt Krankl als klassischer Mittelstürmer.
Cruyff und Krankl waren die ersten ausländischen Spieler, die die spanische Liga in den politisch bewegten 1970er-Jahren prägten. Mit 64 Treffern in 88 Spielen für „Barca“ kam Krankl auf eine formidable Tor-Quote von 0,73 pro Partie.
„Krankl selbst betonte in einem seiner ersten Interviews in Spanien, dass die einzige Gemeinsamkeit mit Cruyff der Vorname sei und versprach gleichzeitig, mehr Tore als der Niederländer zu schießen“, schrieb das Portal abseits.at über ihn.
Das gelang. Außerdem schaffte Krankl das Kunststück, fünf Tore in einem Spiel im Camp Nou zu erzielen (im Spiel gegen Rayo Vallecano, 9:0) – diese Leistung wurde erst etwa dreißig Jahre später wiederholt, von einem weniger bekannten Spieler namens Lionel Messi…
Ivan Rakitić wurde als Sohn kroatischer Eltern in Rheinfelden im Kanton Aargau geboren. Aufgewachsen ist er in Möhlin, ebenfalls im Aargau gelegen.
Er wechselte 1995 vom FC Möhlin-Riburg zum FC Basel in dessen U-15-Juniorenmannschaft. Dort erlitt er eine schwere Verletzung, die er sieben Monate lang auskurierte. Ein Jahr später, als er in die U-16 des FC Basel vorgestoßen war, wurde er in die Schweizer U-16-Nationalmannschaft berufen. Als er dann die U-17-Fußball-Europameisterschaft in Italien im Mai 2005 als Mannschaftskapitän erfolgreich absolviert hatte, bekam er nach seiner Rückkehr in die Schweiz einen Profivertrag bis Juli 2008.
Zuvor hatte Rakitić´ allerdings einen für Spieler mit mehreren Staatsangehörigkeiten nicht unüblichen Wechsel vollzogen. Nachdem er bis zur U21 alle Schweizer Junioren-Nationalteams durchlaufen hatte, debütierte er am 8. September 2007 im Dress der kroatischen A-Nationalmannschaft. Ein Schritt, der sich für Rakitić auszahlen sollte. 2018 führte er „Die Feurigen“ zum bis heute (Stand: Juni 2020) besten Ergebnis bei einer Weltmeisterschaft. Am 15. Juli 2018 standen Rakitić und Kroatien im WM-Finale von Moskau, welches mit 2:4 gegen Frankreich verloren wurde. Dennoch: Der hoch dramatische Weg der Mannschaft mit den charakteristischen, rot-weißen Schachbrett-Trikots ins Endspiel, mit der 3:0-Demütigung Argentinien (ein Tor von Rakitić) zwei Elfmeterdramen gegen Dänemark und Gastgeber Russland sowie Verlängerung gegen England im Halbfinale (2:1) brachten den Kroaten weltweit viele Sympathien ein.
Rakitić absolvierte am 29. September 2005 seinen ersten Pflichtspieleinsatz mit der ersten. Mannschaft im UEFA-Cup-Spiel gegen den NK Široki Brijeg. Sein 29-minütiges Debüt in der Schweizer Super League gab er am 15. April 2006 im Meisterschaftsspiel gegen Neuchâtel Xamax. Am 22. Oktober 2006 erzielte er im Meisterschaftsspiel gegen den FC St. Gallen sein erstes Tor für den FC Basel. Dieser Treffer wurde zum „Tor der Vorrunde“ gekürt. Zur Saison 2007/2008 wechselte Rakitić zum FC Schalke 04 und unterschrieb dort einen Vier-Jahres-Vertrag. Sein mit Spannung erwartetes Debüt für „Königsblau“ gab er im Bundesliga-Eröffnungsspiel am 10. August 2007 gegen den Vorjahresmeister VfB Stuttgart. Er erzielte dabei einen Treffer. Nach dem 16. Spieltag der Saison machte Rakitić durch einen nicht genehmigten Discobesuch auf sich aufmerksam.Er wurde daraufhin am Tag des über den Verbleib im europäischen Wettbewerb entscheidenden Spiels in der UEFA Champions League gegen Rosenborg Trondheim aus dem Kader gestrichen. In der Bundesliga erkämpfte er sich aber einen Stammplatz und bestritt alle 17 Vorrundenspiele für die „Knappen.“ Rakitićs Ausbeute im ersten Jahr auf Schalke: 29 BL-Spiele und 13 Tor-Beteiligungen, davon 10 Assists.
In der folgenden Saison spielte er 23-mal in der Liga. Schalke beendete die Saison auf dem achten Platz. Für die neue Saison 2009/2010 wurde als Trainer und Manager Felix Magath unter Vertrag genommen. Rakitić konnte sich zunächst unter ihm durchsetzen und spielte 2009/2010 seine beste Saison für Schalke, mit 7 Toren und drei Vorlagen in 29 Einsätzen.
Die nächste Spielzeit begann für Rakitić mit Außenbandproblemen und er verpasste den Saisonstart beim 1:2 der Schalker beim Hamburger SV. Zudem verlor er seinen Platz im offensiven Mittelfeld als klassische Nummer 10 an den im Sommer neu verpflichteten José Manuel Jurado (genau, an den Jurado…) und kam nicht mehr über die Rolle eines Ersatzspielers hinaus. Das Kapitel „Schalke“ war für Ivan Rakitić im Januar 2011 beendet und er wechselte für 2,5 Mio. Euro zum FC Sevilla.
Schalke gab Rakitić weit unter Wert ab
Ein reines Verlustgeschäft für Schalke, das unter der Regie des unnahbaren Gottkaisers und Schach-Großmeisters Felix Magath zur Drehscheibe für Transfers wurde.
In Sevilla erhielt Rakitić einen Fünfjahresvertrag und übernahm das Trikot mit der Rückennummer 4 von Weltmeister Cesc Fabregas, der zum FC Chelsea gegangen war. Jurado spielte da übrigens schon ohne nennenswerte Erfolge bei Spartak Moskau. Wie wertvoll Rakitić tatsächlich war, davon konnten sich die Schalker Fans und vor allem die Verantwortlichen nun ein Bild machen. Für den FC Sevilla gelangen Rakitić in Wettbewerb übergreifend 149 Spielen insgesamt 32 Tore. 41-mal legte er einen Treffer vor. Die Titel blieben für Sevilla mit Regisseur Rakitić nicht aus: 2014 gewann er mit dem Klub in Turin die Europa League, ehe er für 15 Mio. Euro zum FC Barcelona ging.
Alles Weitere ist bekannt. Ivan Rakitić führte „Barca“ in der Saison 2014/2015 mit 18 Tor-Beteiligungen zum historischen „Triple“ mit spanischer Meisterschaft, Copa del Rey und Champions League. Beim CL-Finale gegen Juventus Turin (3:1) in Berlin gab Rakitić mit dem frühen 1:0 für „Barca“ den Dosenöffner. Dumm gelaufen, Schalke.
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Jedenfalls eine Zeit lang. Denn als er sich am 30. Juli 1930 im Alter von 52 Jahren in Barcelona erschoss, hatte er nichts mehr. Kein Geld, keine Freunde, Depressionen. Hans Gamper war zerbrochen. Verarmt war er während der Weltwirtschaftskrise 1929, als er sein gesamtes Vermögen verlor.
Barcelona stand nach dem Tod des Gründers von „Mes que un Club“ unter Schock. Tausende Fans („Penya“) säumten bei seinem Trauerzug die Straßen der katalanischen Metropole.
Hans Gamper bleibt der wichtigste Mann der Klubgeschichte
Zwischen Gampers Weggang aus der Schweiz und seinem tragischen Tod lag eine bewundernswerte Karriere als Sportler, Funktionär und Vereinsgründer. Denn Hans Gamper war Mitgründer des FC Zürich und Gründer und Präsident des FC Barcelona.
Mehr noch: „Joan“ Gamper ist ein katalanischer Volksheld. Laut der offiziellen Homepage des FC Barcelona war er „Barça’s first real important figure“. Das sehen viele Portale, die sich mit dem Verein beschäftigen, so. „Ungeachtet seines tragischen Endes ist der Name Gamper bis heute in Barcelona präsent“, schreibt Sam Cooper 2015 bei barcablaugranes.com, „auch wegen der jährlich ausgespielten Joan Gamper Trophy. Nach Gamper ist auch eine Straße benannt und obwohl seitdem viele einflussreiche Männer im Verein waren, kann es keine Zweifel darüber geben, dass der Klub ohne ihn nicht das wäre, was er heute ist.“ Das Portal sieht Gamper sogar noch als einflussreicher an als „El Salvador“, Johan Cruyff, der den Verein als Spieler und als Trainer prägte.
Neben vielen sportlichen Leidenschaften war Fußball der Sport von Hans Gamper. Er trat 1894 dem FC Excelsior bei. Zwei Jahre später gründete er den FC Zürich mit, bei dem er von 1896 bis 1897 spielte und erster Kapitän der Klubgeschichte war. Gamper spielte übrigens auch beim Rivalen FC Basel.Im Oktober 1898 zog er auf Bitten seines Onkels Emili Gaissert, der in der katalanischen Hauptstadt seinen Wohnsitz hatte, nach Barcelona. Gamper schloss sich in Barcelona der lokalen Schweizer evangelischen Kirche an.
Er begann, im Bezirk von Sarrià-Sant Gervasi mit anderen Protestanten aus der Gemeinde, Fußball zu spielen. Als Buchhalter fand er Arbeit bei der Bank Credit Lyonnais, bei der Sarria-Eisenbahngesellschaft als Chefbuchhalter und als Sportkolumnist.
Ferner arbeitete er für zwei schweizerische Zeitungen und half, die Zeitschrift Los Deportes zu veröffentlichen. Er war aber auch im Zucker- und Kaffeehandel tätig – ein exzellenter Zocker mit Sinn für Spekulationen und Erfolg an der Börse. Jedenfalls ein paar Jahrzehnte lang.
Die Gründung von „Barca“
Nach etwa einem Jahr hatte er die Idee, einen eigenen Fußballklub zu gründen und suchte über eine Zeitungsanzeige in Los Deportes nach Interessierten.
Das klappte nach einigen Mühen. Und schließlich wurde der Verein am 29. November 1899 von 36 – ausschließlich protestantischen – Mitgliedern im erzkatholischen Spanien gegründet. Das war die Geburtsstunde des FC Barcelona.
Hans Gamper führte auch die Vereinsfarben Blau und Rot ein. Jedoch ist umstritten, ob er die Farbgebung von seinem Stammverein FC Excelsior Zürich übernahm, bei dem er selbst gespielt hatte, oder ob er von den Farben des FC Basel inspiriert wurde.
Erster Kapitän des FC Barcelona
Hans Gamper wurde in der Folgezeit erster Kapitän des FC Barcelona, für den er zwischen 1899 und 1903 insgesamt 120 Tore in 51 Spielen schoss.
Er war einer der besten Fußballspieler seiner Zeit und mit großem Abstand der beste Stürmer, den für den FC Barcelona während der ersten 30 Jahre spielte. Nicht der famose Leo Messi, sondern Gamper hält bei Barcelona immer noch den Rekord für die meiste Tore in einem Spiel. Gleich in drei Spielen zwischen 1901 und 1903 erzielte er jeweils neun Tore.
Es waren dies: Franco-Español – FC Barcelona (0:13) in der Copa Macaya – bis zur Gründung von La Liga 1929 die höchste spanische Spielklasse, am 10. Februar 1901, Tarragona gegen den FC Barcelona (0:18), ebenfalls in der Copa Macaya Cup am 17. März gleichen Jahres und FC Barcelona gegen Club X (13:0) im Barcelona-Cup am 1. Februar 1903.
Karriere als Spieler im Steckbrief
Spielzeiten: 1899-1903
Spiele: 51
Tore: 120
Titel
Macaya Cup 1901-02
Barcelona Cup 1902-03Da die damalige spanische Verfassung nur den Katholizismus als Religion erlaubte, mussten nach 1903 viele Spieler den Verein verlassen, darunter auch Hans Gamper.
Gamper war Protestant und fühlte sich darüberhinaus auch den Freimaurern verbunden. Erst 1908 konnte er zum FC Barcelona zurückkehren und wurde zum Präsidenten gewählt. Insgesamt war er zwischen 1908 und 1925 5 Mal Präsident des FC Barcelona. Einer der Gründe war wohl die Heirat mit einer streng katholischen Schweizerin. Gamper nahm den Ruf als Vereinsvorstand an. Von 1908 bis 1913 (mit Ausnahme des Zeitraums vom 14. Oktober 1909 bis 17. November 1910) war er nun Präsident des Vereins.
Barca erging es in der Zeit zwischen 1908 und 1925 finanziell nicht immer gut. Eigentlich ging es Barca immer dann schlecht, wenn Gamper nicht Präsident war.Und so rief man ihn immer dann, wenn Barca in Schwierigkeiten steckte. Von 1909 bis 1913 wurde Hans Gamper, der sich inzwischen – ganz Katalanisch – Joan Gamper nannte, Präsident des FC Barcelona. In diese Amtsperiode fiel neben einer berufsbedingten Auszeit auch die Grundsteinlegung des ersten eigenen Stadions, Camp del Carrer Indústria. Hier spielte der Verein bis 1922. Weitaus wichtiger war aber die finanzielle Rettung des Vereins durch Gampers Initiative. „Barca“ stand vor dem Bankrott! Seit 1905 hatte der FCB keinen Titel mehr gewonnen und viele (finanzkräftige) Mitglieder hatten den Verein verlassen hatten. Gamper konsolidierte den Verein in seiner ersten Amtsperiode und kehrte 1911 zurück.
Im Jahr 1912 gelang unter seiner Ägide das, was man heute einen Top-Transfer nennen würde. Barcelona verpflichtete den schussstarken, erst 15 Jahre alten philippinischen Stürmer Paulino Alcántara, dessen 369 Tore bis 2014 (Ablösung durch Lionel Messi) einen Vereinsrekord bedeuteten. Alcántara spielte von 1912 bis 1916 und zwischen 1918 und 1927 für „Barca“ und wechselte später in den Aufsichtsrat des Vereins.
Zwischen 1908 und 1925 war Joan Gamper 5 Mal Präsident des FC Barcelona. Gamper hatte ein gutes Händchen für Geld und erreichte regelmäßig die finanzielle Rettung des Clubs. Er steckte dabei auch eigenes Geld in den Verein. Gamper, der mit seinen Börsengeschäften gut verdiente, trug in den folgenden Jahren noch mehr zur Professionalisierung des Klubs bei. So verpflichtete er u. a. den englischen Trainer John Barrow (1917) und dessen Landsmann Jack Greenwell als Nachfolger. Mit Greenwell, der bis zum Engagement von Johan Cruyffs der Trainer mit der längsten Amtszeit beim FC Barcelona war, gelangen bis 1924 insgesamt 5 katalanische Meisterschaften. 1919 vollzog sich unter Gamper auch die Umwandlung des FC Barcelona in einen Profiklub. Es folgten 2 bedeutende Verpflichtungen der frühen Barca-Jahre: Der Offensivspieler Josep Samitier, genannt „El Mag“ (Dt.: Der Magier) und der legendäre Torhüter Ricardo „Der Hexer“ Zamora schlossen sich „Barca“ an. Sie prägten Barcelonas „goldenes Jahrzehnt“ mit dem Gewinn der ersten Meisterschaft in der neu gegründeten Primera Division entscheidend mit. Samitier († 1972) war an 12 katalanischen Meisterschaften beteiligt, der 1978 verstorbene Zamora an 3 regionalen Titeln.Joan Gamper zeigte sich dem FC Barcelona gegenüber höchst spendierfreudig. Im Jahr 1921 gab er eine Million Peseten für den Bau des neuen Stadions Camp de les Corts, wo Barcelona bis zur Eröffnung des gigantischen Estadio Camp Nou im Jahr 1957 spielte. Während seiner 5. und letzten Amtszeit stieg die Mitgliederzahl auf über 12.000 Personen an. Der FC Barcelona wurde zur regionalen Institution. Das gefiel nicht allen in Spanien. In den politisch bewegten 1920er-Jahren geriet Gamper schnell zwischen die Fronten.
Unter seiner Führung wurde der Club das Aushängeschild der Katalanen, die nichts so sehr wollten, wie die Unabhängigkeit von Spanien. Der Club hatte ein Motto: «Mehr als ein Club.» Das ist bis heute ein politisches Statement. Barça ist die katalanische Nationalmannschaft der Herzen. Dann kommt das Jahr 1925: Und ab hier wird alles anders. Das Schicksal wendet sich gegen den erfolgreichen Schweizer. Denn es sind nur noch fünf Jahre bis zu seinem Tod durch Selbstmord. In diesen 5 Jahren geht es von ganz oben nach unten.
Vom umjubelten Volksheld Kataloniens zum vereinsamten und depressiven Ehemann und Familienvater mit horrenden Geldproblemen. Und es sind fünf Jahre, über die es wenig Detailinformationen gibt. Und wenn, dann widersprüchliche Informationen.
Das Schicksal beginnt sich gegen Joan Gamper zu wenden im Juni 1925, genauer am 14. Juni 1925. Und „Schuld“ ist ein englisches Schiff und ein paar Seeleute mit einer Kapelle, die wenig über Spanien und Katalonien wissen.
Und in guter Absicht kamen aber ein Desaster verursachten – zumindest für Joan Gamper.Am 14. Juni 1925 organisierte Barca ein Freundschaftsspiel zu Ehren des katalanischen Volkschores Orfeó Català – eigentlich eine harmlose Sache. Ein englisches Schiff legte im Hafen von Barcelona an.
Und Hans Gamper lud die Mannschaft ein, ins Stadion zu kommen. Das taten sie und brachten ihre Musikkapelle mit, die die spanische Nationalhymne spielte – in guter Absicht. Aber 14.000 Katalanen pfiffen die Hymne aus und jubelten beim Abspielen der englischen Hymne. Das wurde von der spanischen Obrigkeit als politische Demonstration und Opposition gewertet.
Hans Gamper war der Präsident des FC Barcelona und wurde hierfür verantwortlich gemacht. Gamper wurde genötigt zurückzutreten und wegen Unterstützung des „Katalanismus“ vom spanischen Diktator Primo de Rivera für drei Monate des Landes verwiesen. Das Stadion wurde für ein halbes Jahr geschlossen.
Darüber hinaus wurde Gamper jeglicher Kontakt mit dem FC Barcelona verboten. Das traf ihn schwer, da er sein Lebenswerk als zerstört ansah.Er durfte auf Lebenszeit keine Ämter mehr beim FC Barcelona bekleiden. Seine Enkelin, Emma Gamper, bemerkte in der im Jahr 2008 erschienenen Biographie über ihren Großvater: «Er ging in dieser Zeit zurück nach Zürich, eine traurige Zeit. Er war enttäuscht und musste sich sehr einsam fühlen.»
Barça wurde während sechs Monaten geschlossen, Büros, Spiele, alles. Irgendwann durfte Hans Gamper wieder nach Barcelona zurückkehren. Aber er musste dem Club fern bleiben. Und plötzlich ging auch sonst alles schief im Leben des bisher so Erfolgreichen. Hans Gamper investierte nach 1925 weiter an der Börse und spekulierte in Amerika. Aber die Börse war im Jahr 1929 nicht mehr wie früher.
Er dachte, dass die Zuckeraktien steigen würden. Das taten sie aber nicht. Und dann im Oktober 1929 – der Börsencrash, die Weltwirtschaftskrise. Hans Gamper verlor alles, sein ganzes Vermögen. Geholfen hat ihm danach niemand.
Sicher hat er in diesen Jahren Hilfe gesucht. Aber kein Katalane und kein FC Barcelona waren bei ihm. Seine Liebe zum Fußball und zum Verein waren zwar noch da. Aber seine Freunde eben nicht mehr.Hans Gamper erschoss sich am 30. Juli 1930 in seiner Wohnung in Barcelona.
Die Familie, seine Frau Emma und sein Sohn Juan waren zu Hause. Marcel, der ältere Sohn war verheiratet und wohnte nicht mehr zu Hause. Was ihn letztlich zum finalen Schritt bewogen hat, bleibt unklar.
Der Tod Hans Gampers führt in Barcelona zu Bestürzung und Trauer. Zur Beerdigung kommen Tausende. Aber da war es schon zu spät mit der Anteilnahme.
Hans Gamper starb verzweifelt und vereinsamt. Einige Jahre vorher war er noch ein großer Volksheld. Der Abstieg vollzog sich noch schneller als der rasante Aufstieg vom Schweizer Einwanderer zum Präsidenten des FC Barcelona.1957 soll das neue Stadion nach Hans Gamper benannt werden. Der spanische Diktator Franco verbietet es.
Gamper bleibt regionaler katalanischer Volksheld. Die Zentralregierung in Madrid findet das suspekt. Und heute? Im Museum des FC Barcelona heißt es: «Er war Katalane im Herzen.»
Zu Ehren Gampers organisiert der FC Barcelona jedes Jahr seit 1966 ein Turnier um die Joan-Gamper-Trophäe. Dort erinnert man sich an den strahlenden Gründer.
An das letzte Kapitel in seinem Leben aber nicht, als er jahrelang allein in Barcelona, ohne Club, Freunde und ohne Geld und Auskommen war.