Erst Wettskandal, dann Weltmeister: Italiens Fußballstar Paolo Rossi ist tot
Vom Wettskandal zum Weltmeister 1982: Italiens Fußballstar Paolo Rossi ist tot. Der Ex-Juve-Stürmer ist mit 64 Jahren verstorben.
Der Fußballgott hat am Mittwoch wieder einen ganz Großen abberufen. Nach Papa Bouba Diop († 42) ging innerhalb weniger Wochen ein weiterer WM-Held für immer. Paolo Rossi (64) starb am 9. Dezember an einer unheilbaren Krankheit. Der Weltmeister von 1982 war für Italien mehr als nur ein Torjäger.
La Stampa nannte ihn den „Helden von Spanien `82.“ „Der Fußball und Italien beweinen das Symbol der Weltmeisterschaft 1982“, titelte Italiens Fußball-Bibel Gazzetta dello Sport am frühen Donnerstagmorgen. „Eine schreckliche Nachricht aus dem Herzen der Nacht“, so die Zeitung weiter. Rossis Tod wurde in den frühen Morgenstunden publik. Er litt nach Angaben italienischer Medien an einer unheilbaren Krankheit. Nähere Details sind in Italien nicht üblich. Fakt ist aber, dass Rossi sich vom Fußball-Rummel der Serie A und der ,,Squadra Azzurra” lange zurückgezogen hatte. In Deutschland gehörte das Nostalgiespiel Deutschland – Italien, die Neuauflage des WM-Finales 1982, zum 50. Geburtstag von Hansi Müller am 27. Juli 2007 zu seinen letzten Auftritten.
Nach seinem Karriere-Ende im Jahre 1987 betrieb Rossi eine private Fußballschule in der Nähe von Perugia. Er gewann auf Vereins- und Nationalmannschaftsebene alle Titel außer der Europameisterschaft und dem UEFA-Cup. Als Trainer arbeitete „Pablito“ nie. Nun ist Paolo Rossi tot – und die Fußballwelt trauert. ,,Lieber Paolo, wir werden immer an dich denken”, schrieb etwa Ex-Italienprofi Jürgen Klinsmann.
Die Fußball-Laufbahn des Paolo Rossi schien 1979 zu Ende zu sein. Rossi, später Stürmerstar von Juventus Turin war in die bis dahin größte italienische Wettbetrugs-Affäre („Totonero“) verwickelt. Perugia und u. a. die Großklubs Juventus Turin, Lazio Rom, 2 und FC Bologna erhielten Punktabzüge oder mussten zwangsabsteigen. Rossi war einer der prominentesten Spieler, die involviert waren. Neben Europameister Enrico Albertosi (81, Milan). Er wurde für 3 Jahre gesperrt. Rossi soll in der verschobenen Partie AC Perugia gegen US Avellino in den Betrug eingeweiht gewesen sein. Für Perugia war er in der Saison 1979/80 am Ball. Seine Sperre wurde später auf 2 Jahre reduziert. So war für Rossi eine Teilnahme an der WM 1982 in Spanien möglich. 20 Länderspiele verpasste er aufgrund der Sperre.
Quasi ohne Spielpraxis, nahm ihn Nationalcoach Enzo Bearzot in den Kader. Rossi konnte das Vertrauen zunächst nicht rechtfertigen. In der Vorrunde, wo Italien ohne Sieg blieb, gelang ihm kein Treffer. Mit dem Hattrick gegen Brasilien (3:2) am 5. Juli 1982 platzte der Knoten. Es waren Rossis erste Länderspiel-Tore nach mehr als 3 Jahren. Seit Juni 1979, beim 1:4 gegen Jugoslawien.
Mit 6 WM-Treffern schoss Rossi Italien über die 2. Finalrunde zum WM-Titel. Im Finale in Madrid gegen Deutschland (3:1) erzielte er das richtungweisende 1:0 – und räumte auch nach dem Titelgewinn so richtig ab. Der Torjäger der WM 1982 sicherte sich auch den Titel „Bester Spieler des Turniers“- Zudem wurde Rossi „Europas Fußballer des Jahres“. Jetzt ist Paolo Rossi tot.
Erst Wettskandal, dann Weltmeister. Und ein Fabel-Comeback. Nach der WM 1982 erlebte Rossi auch auf Klub-Ebene die größten Erfolge seiner Karriere. Italienischer Pokalsieger 1983 und Europacupsieger der Cup-Gewinner ein Jahr später mit Juventus Turin, Meister in der italienischen Serie A und 1985 Europapokalsieger der Landesmeister mit „Juve“. In einem von unfassbaren Krawallen überschatteten Finale von Brüssel gegen den FC Liverpool (1:0). 1987 zog er sich nach einer letzten Saison bei Hellas Verona (20 Liga-Spiele / 4 Tore) zurück. Ciao, Paolo!