Premier League: Die englische Fußball-Eliteliga und der Brexit

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Premier League: Die englische Fußball-Eliteliga und der Brexit

In der Champions League ist der Brexit allenfalls bedingt ein Thema. Zumindest sportlich. Die Klubs aus der englischen Premier League fuhren in der europäischen Königsklasse am Mittwoch 2 Siege ein. Manchester City deklassierte in der Hoffenheim-Gruppe F Schachtjor Donezk mit 6:0. Stadtrivale Manchester United gewann in Gruppe H bei Juventus Turin mit 2:1 – nach 0:1-Rückstand. Alles okay also? Von wegen! Die Frage, wie es mit dem englischen Fußball nach dem Brexit, dem EU-Austritt Großbritanniens, im nächsten Jahr weitergeht, hängt wie ein Damoklesschwert über den Champions-League-Teilnehmern von der Insel.

Die englischen Klubs fürchten vor allem schärfere Regeln für die Verpflichtung ausländischer Profis. Auch für deutsche Spieler könnte der Sprung nach England schwerer werden. Gut fünf Monate vor dem geplanten EU-Austritt Großbritanniens herrscht Unruhe im englischen Fußball – und Unklarheit, wie es nach dem 29. März 2019 weitergeht.

„Nach zweieinhalb Jahren weiß ich immer noch nicht, ob es gut oder schlecht wird“, rätselte Tottenhams argentinischer  Trainer Mauricio Pochettino vor dem Champions-League-Spiel am Dienstag gegen die PSV Eindhoven (2:1) in Gruppe B.So wie Pochettino denken viele Klubverantwortliche in diesen Tagen. Die Folgen für die Premier League sind schwer bzw. noch überhaupt nicht abzusehen. Aber Pochettino und andere Verantwortliche befürchten, dass es nach dem Brexit schwieriger wird, Spieler aus dem Ausland zu verpflichten – vor allem, wenn sich Großbritannien und die EU nicht auf ein Abkommen einigen.

Gelingt dies nicht, gerät die internationale Wettbewerbsfähigkeit des englischen Fußballs in Gefahr. Die Insel könnte dann ähnlich isoliert werden wie während der Europapokal-Aussperrung zwischen 1985 und 1990. Die Regelung derzeit: Jeder Fußballer aus einem EU-Land kann uneingeschränkt für jeden Premier-League-Klub spielen. Für die Verpflichtung von Spielern, die aus Ländern außerhalb der Europäischen Union stammen, gelten hingegen strenge Auflagen. Für eine Arbeitserlaubnis braucht der Spieler die Zustimmung des englischen Fußballverbands (FA).

Voraussetzung dafür ist, dass der Profi sozusagen ein gestandener Nationalspieler ist! Die FA orientiert sich bezüglich der Einsatzzeiten an der FIFA-Rangliste der Nationalteams. Von einem Profi Venezuelas, das Platz 29 belegt, werden danach mehr Einsätze verlangt als von einem Spieler Brasiliens, das derzeit Dritter der FIFA-Weltrangliste ist. Die gleichen Regeln könnten in Zukunft für alle nicht-britischen Profis gelten – sehr zum Missfallen der Liga. Die Angst vor dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit hat die britischen Klubbesitzer schon im letzten Jahr zu einem Treffen mit der britischen Regierung veranlasst. Ihr Credo: Es müsse nach dem Brexit Ausnahmen geben, damit Spitzenfußballer auch in Zukunft nach England wechseln. „Es muss eine vernünftige Basis geben, auf der Weltklasse-Spieler in die Premier League kommen, aber nicht Legionäre, die junge englische Talente verdrängen“, sagte FA-Präsident Greg Clarke im vergangenen Jahr.Finanziell schwächer gestellte Vereine wie etwa Huddersfield Town mit dem deutschen Trainer David Wagner müssten sich umstellen. Den Terriers war 2017 mit mehreren früheren deutschen Zweitliga-Profis der Aufstieg und im ersten Jahr Premier League der Klassenerhalt gelungen. Dass Leistungsträger wie Christopher Schindler oder Chris Löwe nach den in Zukunft drohenden Regelungen eine Arbeitserlaubnis bekommen hätten, darf bezweifelt werden.

Gilt auch für einige der Spieler, die 2016 mit Leicester City die sensationelle Meisterschaft feiern, darunter der heutige französische Weltmeister N'Golo Kanté, der mit dem FC Chelsea am Donnerstag in der Europa League bei BATE Borissow spielt. „Das Ende der Bewegungsfreiheit macht es sehr viel schwieriger, talentierte Spieler zu holen“, fürchtet Mike Garlick, Präsident des Außenseiters FC Burnley, „es droht, die wachsende Ungleichheit in unserer höchsten Spielklasse noch zu verschlimmern.“ Glaubt man der britischen Zeitung Manchester Evening News, so sollen Profis beim englischen Fußball-Rekordmeister Manchester United sogar gefordert haben, ihr Gehalt in Euro statt in Pfund zu bekommen.

Trainer Jürgen Klopp vom letztjährigen Champions-League-Finalisten FC Liverpool hat Anfang 2018 im noblen Guardian seine Hoffnung auf ein zweites Brexit-Referendum geäußert. „Lasst und das noch mal durchdenken“, so der 51-Jährige, dessen Team-Achse mit Mo Salah, Sadio Mané und Roberto Firmino ausschließlich aus Nicht-EU-Ausländern besteht. Tottenhams Trainer Pochettino wählte jetzt vor dem Spiel gegen Eindhoven ähnlich mahnende Worte: „Wenn die Politiker merken, dass es hart und schlecht für England wird, warum drehen wir nicht um? Ansonsten ist es so, als würde man nicht bremsen, obwohl man kurz davor ist, einen Autounfall zu verursachen.“ Ein harter Vergleich, der jedoch durchaus zutreffend ist. Der Brexit kann dem englischen Fußball einen Kollateralschaden bringen, mit dem er über Jahre hinweg beschäftigt sein kann. Champions-League-Erfolge wie die Triumphe von Manchester United (1999, 2008), dem FC Liverpool (2005) und dem FC Chelsea (2012) könnten dann in weite Ferne rücken…


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