Rune Bratseth wird 60: In der Bundesliga bei Werder Bremen so populär wie Haaland
Rune Bratseth wird 60: Der Norweger war bei Werder Bremen in der Bundesliga in den 1990er-Jahren so populär wie nun Erling Haaland.
57 Spieler aus Norwegen haben seit der Gründung 1963 in der Bundesliga gespielt. Rune Bratseth, der am Freitag seinen 60. Geburtstag feiert, ist mit 230 Spielen der berühmteste One-Club-Player aus Norwegen in der 3 war ,,Der Elch”, Rune Bratseth, so populär wie heute Erling Haaland (20) beim BVB.
Bei Rudi Völler klingelte das Telefon. Es war früher Sonntagmorgen. Trainingsfrei. Eigentlich. Am anderen Ende der Leitung war sein Trainer bei Werder Bremen, Otto Rehhagel.
Ottos knappes Kommando: ,,Rudi, Sie müssen sofort kommen.” Völler dachte zuerst an einen Notfall. Er erkundigte sich beim Coach. ,,Hier ist ein Spieler, wenn der schneller ist als Sie, dann nehmen wir den!” So erklärte es ihm Rehhagel beinahe hektisch. Beinahe, als würde der Wunder-Profi im Falle eines Nicht-Erscheinens von Rudi Völler sofort wieder abreisen. In Zeiten, in denen Scouting noch keine eigene Abteilung bei den Bundesliga-Vereinen war, war die ,,Entdeckung” des damals 25-Jährigen nicht hoch genug einzuschätzen. Die englischen Klubs hatten nämlich schon lange vor der Einführung der Premier League (1992) ein Auge auf skandinavische Profis.
Was also machte Rudi Völler? Er zog sich an, fuhr mit der Trainingstasche zum Weserstadion. Ein bitterkalter Wintersonntag in Bremen. Dort erwartete ihn im vereisten, weiten Rund neben Rehhagel und Werder-Manager Willi Lemke ein 1,93 m großer, hünenhaft wirkender Spieler. Es war ein gewisser Rune Bratseth. Von Rosenborg Trondheim.
Rehhagel machte die Probe aufs Exempel. Er ließ Völler gegen Bratseth 10 Sprints über 100 Meter auf der Laufbahn des Weserstadions absolvieren. Von diesen 10 Sprints gewann Bratseth 9… Rudi Völler erzählt diese Anekdote von der ersten Begegnung mit dem ,,Elch”, Rune Bratseth gern und in seiner unnachahmlichen Art.
Was weder Völler noch Rehhagel in diesem Moment wussten. Mit Rune Bratseth holten die Bremer einen echten Volltreffer aus dem hohen Norden. Der Abwehr-Recke wurde zum Chef in der Bremer Defensive. Mit Bratseth in der Abwehr gewann Werder Bremen 2-mal, 1988 und 1993, die Deutsche Meisterschaft. Dazu 2-mal (1991 und 1994) den DFB-Pokal. Die Krönung: Europapokalsieger der Cupgewinner 1992 in Lissabon gegen die AS Monaco (2:0).
Am Freitag feiert Rune Bratseth in seiner Geburtsstadt Trondheim seinen 60. Geburtstag. Der Norweger, für den Cleverle Willi Lemke 1987 gerade mal umgerechnet 200.000 Euro (!) an Rosenborg Trondheim zahlte, ist bis heute eine Legende. Nicht nur an der Weser. In der Bundesliga war er bis zum Aufschlag von Erling Haaland (20) beim BVB der populärste Norweger. Auch, wenn sein Landsmann Jörn Andersen 1990 bei 3 als erster ausländischer Spieler Bundesliga-Torschützenkönig wurde. Und 13 Spiele mehr machte. Andersen spielte allerdings auch für 5 Klubs.
Rune Bratseth wirkte nur bei Werder Bremen und das dokumentiert seine Bodenständigkeit. Höhepunkt und Abschluss von Bratseths Karriere als Nationalspieler war nach insgesamt 60 Länderspielen die WM-Endrunde 1994 in den USA. Drei Mal wurde der klassische Libero zu Norwegens ,,Fußballer des Jahres” gewählt. Genau so oft stufte ihn das Kicker-Sportmagazin in die Kategorie ,,Weltklasse” ein. Zuletzt im Sommer 1993.
Aktuell gehört er bei seinem Stammverein Rosenborg Trondheim dem Aufsichtsrat an. Von 1995 bis 2007 war Bratseth auch Sportdirektor des Klubs.