Top-Zuschlag für nichts: HSV spielt das Volksparkstadion leer!
,,Jeder blamiert sich so gut, wie er kann”, dieser Satz von Spaßmacher Louis de Funes (1914 – 1983) könnte derzeit das Klub-Motto des Hamburger SV sein.
Der französische Star-Komiker hat den Spruch 1970 in seinem Film Louis in geheimer Mission gebracht. In welcher geheimen Mission der HSV derzeit unterwegs ist, wissen wir nicht.
Aber wir wissen seit Dienstag: Immer dann, wenn in der Fußball-Bundesliga respektive 2. Liga keine Steigerung in Sachen Peinlichkeit mehr möglich zu sein scheint, setzen die Hanseaten noch einen drauf.
Halten wir uns zunächst an die Fakten. Mit unfassbaren Heimpleiten gegen Jahn Regensburg (0:5), Darmstadt 98 (2:3), 1. FC Magdeburg (1:2) und FC Ingolstadt (0:3) hat der HSV die Bundesliga-Rückkehr auch im heimischen Volksparkstadion verspielt. Um doch noch ins ,,Oberhaus” zurückzukommen, wären am letzten Spieltag gegen den abgestiegenen MSV Duisburg und im Parallelspiel VfL Bochum gegen Union Berlin 2 Ergebnisse notwendig, die eine Tordifferenz von plus 21 zu Gunsten der ,,Eisernen” auf Null bringen müssten. Das können wir zu den Akten legen.
Vielleicht hat man sich ja beim Hamburger SV gedacht, dass das Heimspiel gegen Duisburg – ebenfalls frei nach Louis de Funes – ,,Die große Sause” wird, also die Aufstiegsparty, auf die man lange hingearbeitet hatte.
Diese Party wird es nun mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht geben, da sich der HSV mit 8 sieglosen Spielen in Folge beharrlich geweigert hat, weder die Kurzzeit-Krise des 1. FC Köln, dessen Ergebnis in der Aufstiegsparty gegen Regensburg (3:5) sicher auch nicht auf T-Shirts gedruckt wird, noch die Patzer der übrigen Konkurrenten aus Berlin und Paderborn nachhaltig zu nutzen. Stattdessen geht es nächstes Jahr in der 2. Liga heiter weiter.
Was macht man in so einem Fall? Man verlangt Topzuschlag. Das durch die 1:4-Pleite im direkten Duell in Paderborn zum bedeutungslosen Kick verkommene Heimspiel gegen den MSV Duisburg wird ein teurer Spaß für die leidgeprüften Fans. Selbst, wenn die Preise nicht gestern festgelegt worden sind, allein das Wort ,,Topzuschlag” gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten mutet bizarr an und kommt für die Peinlich-Hamburger mal wieder zur Unzeit!
Wie ist die Preislage? Am Sonntag kostet ein Stehplatz auf der Nordtribüne, wo die treuesten Anhänger ihren Stammplatz haben, im Unterrang 49 Euro. Für eine Eintrittskarte auf der Haupttribüne im Mittelring verlangt der ,,Dino” 85 Euro. So viel mussten die Fans nur beim Derby gegen den FC St. Pauli (0:0) und im DFB-Pokal-Halbfinale gegen RB Leipzig (1:3) zahlen. Nur zur Erinnerung: Vor nicht allzu langer Zeit waren HSV-Tickets für Spiele gegen den FC Bayern, Borussia Dortmund oder Schalke 04 in der Hansestadt in seligen Bundesliga-Zeiten so eine Art Zweitwährung. Und die Duisburg-Karten hätten diesen Wert auch haben können, wenn der HSV den Aufstieg nicht im wahrsten Sinne des Wortes weg geworfen hätte!Die Verzweiflung treibt die HSV-Fans in den entsprechenden Online-Kleinanzeigenmärkten zur Kreativität.
„Falls irgendjemand das Elend noch ansehen möchte oder gern mal 90 Minuten pfeifen oder schimpfen will oder doch noch jemand an ein Wunder glaubt, kann er eine Karte für das Spiel von mir bekommen. Bin auch bereit, sie zu verschenken, wenn jemand Erbarmen hat, tausche ich sie gegen eine Flasche Schnaps, um meinen Kummer zu ertränken“, schreibt ein völlig frustrierter HSV-Anhänger.
Die Aussicht, dass in der neuen Saison im letzten Heimspiel gefeiert wird, ist derweil noch etwas trübe. ,,Ziemlich neblig”, wie Louis de Funes an dieser Stelle sagen würde. Denn noch lange vor dem Anpfiff des bedeutungslosen Duisburg-Spiels tobt in Hamburg schon die Trainerdiskussion, verfällt der Klub in altbekannte, auch in der 2. Liga nie überwundene Muster.
Die Diskussion um (Noch)-Trainer Hannes Wolf (38) wird natürlich wie immer öffentlich geführt. Man müsse jetzt ,,die notwendigen Schritte unternehmen, um auf ein anderes Niveau zu kommen”, verklausuliert Klubchef Bernd Hoffmann (56) den nächsten Schritt (,,Der Trainer muss gehen”) gewohnt blumig, ,,wir können es uns nicht leisten, dass der HSV zur Wohlfühloase verkommt.” Das hat auch keiner behauptet! Im Gegenteil: Solche nassforschen Sprüche passen besser zur unseligen New-Economy-Zeit als zur aktuellen Lage beim HSV! Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, ist die Ablösung des ehemaligen VfB-Aufstiegstrainers ,,intern beschlossene Sache.” Damit wäre das mit der Wohlfühloase geklärt und Wolf ist dann bei Demission der 22. Trainer in den letzten 23 Jahren. Gut, dass wir drüber gesprochen haben. Immerhin will man sich auch externe Hilfe holen. ,,Wir holen aber keinen Paar-Therapeuten”, verspricht Hoffmann, ,,der Blick von außen nach dem überflüssigsten Nicht-Aufstieg der Fußballgeschichte ist notwendig.”